Enrico und Dissan missfiel dies deutlich und so erkundigten sie sich nach ihren Herrchen. Nach kurzem Suchen fanden sie die beiden in der nahen gelegenen Garage und sie erkannten auch den ‘Truck’. Beide beschnüffelten ihn und befanden: der sieht aber komisch aus und erst noch so runzelig!
Die Farbe stich ihnen in die Nase und auch das verwendete Putzmittel war nicht ihre Sache. Sie kamen darin überein, dass sie in einem solchen Gefährt nicht mitfahren wollten.
Isabelle kam nochmals auf ihre Tochter Danielle zu sprechen und verkündete, dass sie und Bernard vorhätten, Danielle übernächste Woche besuchen zu gehen. Sie betonte nochmals, wie schön es doch wäre, wenn sie, Deborah und Philippe, sie dabei begleiten würden. – Deborah wollte das sogleich mit Philippe besprechen.
Bernard und Philippe gesellten sich in der Zwischenzeit zu ihren Frauen an den Tisch und gönnten sich ein kleines Bier. Kurz darauf liess Deborah die Katze aus dem Sack und sagte: «Du Schatz, was hältst du davon, wenn wir übernächste Woche Isabelle und Bernard nach London begleiten würden und dort mit Danielle zusammenkämen? Ich würde liebend gern einmal nach London fahren und diese Grossstadt kennenlernen. Ich war schliesslich noch nie dort und alle schwärmen von dieser Stadt.»
«Ja, dann kann ich dem ja kaum widersprechen», so die sibyllinische Antwort von Philippe. – «Selbstverständlich sind wir dabei, wenn es für alle stimmt.»
Philippe und Bernard wollten noch ihre ‘Bestellung’ aufgeben und informierten Deborah und Isabelle kurz – Betonung auf kurz – über ihr Vorhaben. Die beiden Frauen nickten dem Ansinnen mit einem leichten Stirnrunzeln zu … und die Herren verschwanden hinter dem Computer. Mit wenigen Griffen war das Ganze erledigt, und es galt zu hoffen, dass der überwiesene Geldbetrag seinen Weg finden würde. Die Ware sollte so in zwei/drei Wochen eintreffen, womit der Umbau noch rechtzeitig auf die Hochsaison hin stattfinden könnte.
Die Details für die Reise wollten die vier noch miteinander absprechen. Allerdings galt es nur den Flug auszuwählen; für die Unterkunft würde Danielle besorgt sein. Auch für Dissan war bereits vorgesorgt, hatte sich doch François, der ebenfalls in Pension stehende Juge d’instruction bereit erklärt, zu ihm zu schauen. – Im Gegenzug stand eine Partie ‘Pétanque’ auf dem Plan. Schliesslich ging es darum, dass François seine Schmach vom letzten Mal ausbügeln konnte.
Sodann war es für Philippe und Deborah bereits wieder an der Zeit Abschied zu nehmen. Gut, dieses Mal war es nicht allzu schlimm, würden sie sich doch schon bald wieder in London treffen. Den genauen Treffpunkt würden sie – wie gesagt – noch ausmachen.
Auf der Heimfahrt, welche erstaunlich flüssig vonstattenging und die in der Wohlfühlgeschwindigkeit von Enrico – zumeist mit zumindest 120 km/h – zurückgelegt werden konnte, erwähnte Philippe, dass sie die Gunst der Stunde allenfalls nutzen könnten, um Sabrina, ihrer ehemaligen Kollegin aus der Schweiz, einen Besuch abzustatten.
Sabrina wohnte seit gut 30 Jahren in Irland und dort in einem kleinen Dorf (oder vielleicht eher einem Weiler) mit dem Namen Ventry. Ventry liegt im County Kerry (also im Bezirk Kerry) und als solches in der Region Ballymore West, ganz im Westen Irlands. Die Gegend gilt als rau, aber unvergleichlich schön mit seinen Eigenheiten. Die Strasse zum Haus von Sabrina führt über den «Wild Atlantic Way» und sie hat damit absolut den richtigen Namen.
Das Haus selber is located 4 miles (6.4 km) from Dingle Town and 1 mile (1.6 km) from Ventry Village , wie der Homepage von Sabrina zu entnehmen ist. – Die Aussicht von der Terrasse des Hauses ist schlichtweg traumhaft.
Sabrina verdiente sich ein Zubrot mit B&B (Bed and Breakfast), jedoch machte dies bald jeder Zweite im Ort, womit die Einnahmemöglichkeiten eher bescheiden waren. Und trotzdem mochte sie diesen Ort nicht verlassen, hingen doch all ihre Erinnerungen und Erlebnisse damit zusammen.
Kennengelernt hatten sich Philippe und Sabrina während ihrer Schulzeit. Sie waren oft Bank- oder Pultnachbarn und mit dem unerlaubten Schwatzen während des Unterrichts wurden sie sich immer sympathischer. Der Kontakt hielt über lange Zeit, wurde dann aber aufgrund der örtlichen Distanz immer schwieriger.
«Das wäre toll», so die begeisterte Antwort von Deborah. Beide, Deborah und Sabrina, hatten sich ebenfalls immer gut verstanden und sie verbrachten gar einmal ihre Ferien zusammen. Und trotzdem konnte auch bei ihnen der Kontakt aufgrund der örtlichen Distanz nicht aufrechterhalten werden.
«Meinst du, das wäre machbar?», so die Frage von Deborah. «Ich glaube schon, und mit EasyJet und Ryanair sollte dies sogar bei unserem Budget machbar sein.»
«Ich werde mich auf jeden Fall – sobald wir zuhause sind – schlau machen und dann können wir uns definitiv festlegen. Selbstverständlich werde ich versuchen, vorgängig mit Sabrina Kontakt aufzunehmen und sie fragen, ob es ihr recht wäre und ihr passen würde, wenn wir kurz bei ihr reinschauten. Vielleicht könnten wir sogar bei ihr nächtigen, selbstverständlich gegen Entgelt. – Die Mailadresse von Sabrina habe ich. Sie lässt sich ebenfalls ihrer Homepage entnehmen.»
Noch im Verlauf des frühen Nachmittags trafen Philippe, Deborah und Enrico in ihrem trauten Heim ein. Alles schien beim Alten zu sein. Selbst die stürmische Phase, welche die Gegend überstehen musste, schien dem Haus und dem Garten nichts angetan zu haben. Auf jeden Fall stand sogar die alte Birke noch; um sie hatte Philippe sich Sorgen gemacht.
Enrico beschnüffelte als Erstes seinen Garten und hielt Nachschau, ob nicht eine unliebsame Katze sich in seiner Abwesenheit hier häuslich niedergelassen hatte. Gott sei Dank war dem nicht so, womit die Welt für Enrico in Ordnung war.
Philippe bemühte sich zum Briefkasten, um diesen zu leeren. Es ist unglaublich, in welcher kurzen Zeit sich so viel «Mist» ansammelt, dachte er, welcher alsdann im Altpapier landet.
Trotzdem kam er nicht umhin, den Papierstoss kurz zu sichten, um unliebsame Rechnungen von anderem Unrat zu trennen. Ab und zu fand sich trotzdem noch etwas Brauchbares darunter. Und siehe da: ein hübsch aufgemachter Briefumschlag – allerdings adressiert an Deborah – weckte sein Interesse. Leider war kein Absender vermerkt, womit ihn schon die Neugierde packte, wer denn Deborah einen solchen einladenden Brief zukommen liess.
Er beeilte sich, Deborah den Brief auszuhändigen, jedoch stand diese bereits unter der Dusche. Den Brief aufzumachen, hielt er sich nicht dafür, jedoch konnte er es kaum erwarten, bis Deborah dies tun würde. Sie würde ihm sicher verraten, wer der Absender oder die Absenderin war.
Nach unendlich langen Minuten erscheint Deborah doch noch in der Küche, und Philippe macht sie auf den Brief aufmerksam. Diese reagierte allerdings nicht wie von Philippe erwartet, womit sein Interesse noch mehr stieg. Wie kann man nur so lange warten, um einen Brief aufzumachen, ging ihm durch den Kopf, und er versuchte Deborah ein wenig zu forcieren. Diese nahm das Ganze aber sehr gelassen und gönnte sich vorweg einen feinen Tee.
Ok, dachte Philippe, dann gehe ich halt ein wenig in den Garten. Er holte sich ein kleines Bier aus dem Kühlschrank und machte es sich in der Hollywoodschaukel bequem. Enrico gesellte sich zu ihm, und auf diese Weise erholten sie sich von der Heimfahrt.
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