Die „Vruntlike tohopesate“ ist als ein Netzwerk norddeutscher Darsteller und Gruppen spätmittelalterlichen Alltagslebens und Handwerks. Der Name bezieht sich auf die Bündnisse der 2. Hälfte des 15. Jh. die fast alle Städte des Nordens, Nordostens und -westens des ma. Heiligen Römischen Reiches einbezogen. Da die überwiegende Mehrheit der norddeutschen Einzeldarsteller und -gruppen als zeitlichen Rahmen ihrer Darstellung das Spätmittelalter – 14. und 15. Jh. – gewählt haben und schwerpunktmäßig städtisches Leben darstellen, lag die Idee nahe, die alten Bündnisse von 1384, 1407, 1476 und 1482 „wieder zu beleben“. Die Städtebündnisse waren geographisch so weit gefasst, dass sich alle Gruppen und Einzeldarsteller von Schleswig bis Köln und von Holland bis ins Baltikum davon angesprochen fühlen dürfen. Wie es im 14. und 15. Jh. zu diesem weitreichenden zeitlich befristeten Bündnissystem kam, was es bedeutete und welche Städte involviert waren wird im Folgenden beschrieben. Die Tohopesaten waren eine typisch norddeutsche Ausprägung der mittelalterlichen Städtebünde. Das mittelniederdeutsche Tohopesate setzt sich zusammen aus tohope = „Zusammen“ und dem sate = Vergleich, Vertrag und bedeutet „Bündnis“. Immer wieder findet sich auch die Formulierung vruntlike tohopesate. Mit dem Zusatz vruntlike/fruntlike bedeutet es im wörtlichen Sinne „freundliches Bündnis“, sinngemäß auch als „gutes Einvernehmen“ zu verstehen.
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Deren Eifersucht oder Trägheit oder Willkür wirksam zu begegnen, dazu gehörte eine Klugheit und Festigkeit, wie sie keiner Stadt wie Lübeck eigen war. Das Fließende der Lebensformen ist für das Mittelalter überall charakteristisch; doch staunt man immer wieder, dass es möglich war, über siebzig Glieder der Hanse Jahrhunderte hindurch in einer Verbindung und einmütiger Tätigkeit zu erhalten ohne geschworenen Vertrag, ohne Gesetzeszwang, nur durch Freundschaft, welche auf gleichen Lebensbedingungen und gemeinsamer Erinnerung an gemeinsamen Kampf und Ruhm beruht. Die Beziehungen zu so vielen verschiedenen Ländern, von denen mehrere stets geneigt waren, vom friedlichen Handelsverkehr zu mörderischer Feindseligkeit überzuspringen, die Überwachung der verschiedenen Niederlassungen, die Vertretung der Interessen aller, die Aufrechterhaltung zugestandener Vorrechte, der Schutz gebührender Ehre, das brachte eine ungeheure Last von Geschäften mit sich und erforderte stets gespannte Wachsamkeit. Die lübischen Ratsherren und Bürgermeister, die Kastorp, Nybur, Perseval, Warendorp, Pleskow, durften ihre Würde, wie die Kaiser des Mittelalters die Krone, mit dem Bewusstsein tragen, dass sie nicht weniger drückte, als sie leuchtete.
In der Zeit der Handwerkeraufstände gab es auch in Lübeck eine Verschwörung, bei der hauptsächlich die Knochenhauer beteiligt waren, und an deren Spitze ein aus Westfalen eingewanderter verschuldeter Kaufmann, Hinrich Paternostermaker, stand; sie waren im Einverständnis mit den holsteinischen Rittern, die die Gelegenheit zu einem Überfall gern benutzt hätten. Nach rechtzeitiger Entdeckung der Verschwörung fanden 11 Hinrichtungen und 19 Verbannungen statt, was aber das Entstehen neuer Unruhen in späterer Zeit nicht verhinderte. Es waren hauptsächlich vermehrte Steuern, was die Ämter veranlasste, Zutritt der Handwerker zu den Verwaltungsbehörden zu verlangen, was auch gewährt wurde; fest aber blieb der Rat gegen die Aufnahme von Handwerkern in den Rat, wodurch er seine Stellung in der Hanse aufs Spiel gesetzt hätte. Es gehörte nämlich zu den wenigen Grundsätzen, die die Hansestädte aufgestellt hatten, dass Handwerker nicht in den Rat aufgenommen werden dürften, und es war üblich, dass die Hanse diejenigen Städte, wo dieser Grundsatz durchbrochen worden war, vom Verkehr ausschloss, wodurch sie früher oder später zur Wiederherstellung der alten Verhältnisse gezwungen wurden. Als die Handwerker in Lübeck ihren Willen durchgesetzt hatten, wanderten die vier Bürgermeister, Heinrich Westhof, Jordan Pleskow, Goswin Klingenberg und Marquard von Dame, nach verschiedenen Richtungen aus und alter und neuer Rat bestürmten den Kaiser um Bestätigung ihres Rechtes. Das Ende war die Rückberufung des alten Rats, nachdem drei Hinrichtungen vollzogen waren. Auf dem nächsten, sehr besuchten Hansetag zu Lübeck wurde ein Beschluss gefasst, der die Wiederholung solcher Aufstände unmöglich machen sollte. Im Allgemeinen machten die erweiterten Räte die Erfahrung, dass sie, wenn sie die angesehene Stellung ihrer Stadt nach außen aufrechterhalten wollten, Geld brauchten und Steuern auflegen mussten, wodurch sie ihre Sicherheit und das unbedingte Vertrauen der Bürgerschaft verloren, die, wenn sie schon Vorteil von dem Wechsel nicht hatte, das patrizsche Regiment zurückwünschte.
Das verhängnisvolle sechzehnte Jahrhundert zeigte Lübeck vor dem Sinken noch einmal in vollem Mittagsglanz. Im Bund mit dem schwedischen Reichsrat, an dessen Spitze Sten Sture stand, begann es den Krieg gegen Dänemark. Kaiser Maximilian, hochsinnig für die alte Reichsgewalt eintretend, nahm sich seiner nie säumigen Stadt an und forderte die deutschen Fürsten und Seestädte auf, Dänemark keine Hilfe zu leisten; als Landesherr der Niederlande untersagte er den Holländern die Fahrt durch den Sund. Die getreuen wendischen Städte Wismar, Rostock, Stralsund und Lüneburg unterstützten ihre Führerin mit einer Anzahl von Kriegsschiffen. Unter den lübischen Patriziern tat sich besonders der Kaufmann Cord König hervor, der mit selbstausgerüsteten Kaperschiffen 40 dänische Handelsschiffe wegnahm. Da das große dänische Admiralsschiff, der ENGEL, von der lübischen MARIA wohl zum Weichen gebracht, aber nicht erobert wurde, erboten sich 16 Bürger, in kurzer Frist ein noch größeres Schiff bauen zu lassen, und hielten Wort. Das neue Schiff wurde zu Ehren des schwedischen Reichsvorstehers GUBENATOR genannt. In der Seeschlacht bei Bornholm wurde die überlegene nordische Flotte in die Flucht geschlagen und im Anschluss an die holländische Flotte bei der Halbinsel Hela zerstört. Froh des glänzenden Erfolges ging die vornehme Lübecker Politik den Frieden zu Malmö ein, der die Sieger zur Zahlung von 30.000 rheinischen Gulden verpflichtete, um den friedlichen Handelsverkehr wieder aufzunehmen. Schon im folgenden Jahr aber kam in Dänemark wieder einmal ein ehrgeiziger Fürst zur Regierung, der sein Reich zu einer Macht im Norden machen wollte, indem er alle Widerstände und Hemmungen überwände; im Inneren den unbotmäßigen Adel mit Hilfe der Bürger und die den dänischen Handel niederdrückende Hanse, draußen die aufständischen Schweden.
Christian II. (* 1. Juli 1481 in Nyborg; † 25. Januar 1559 in Kalundborg) war von 1513 bis 1523 König von Dänemark und Norwegen sowie von 1520 bis 1523 König von Schweden.
Der bald ausbrechende Krieg führte zu dem Wunsch nach Verhandlungen, die in Schweden stattfinden sollten; der Reichsrat stellte dem König, es war Christian II., zu seiner Sicherheit mehrere Geiseln, unter denen sich ein junger Mann aus edlem schwedischen Geschlecht, Gustav Wasa, befand. Christian II., der Schwager Kaiser Karls V., ein Mann, der wohl große Entwürfe planen konnte, aber ohne große Gesinnung war, verkündete in plötzlicher, treuloser Wendung die Fortführung des Krieges, die Geiseln als Gefangene auf einem Schiff mit sich fortführend. Es war im Herbst des Jahres 1519, als in Lübeck ein schwedischer Bauer auftauchte und Zuflucht suchte; es war Gustav Wasa, dem es geglückt war, verkleidet zu entfliehen. Er fand freundliche Aufnahme; jener Cord König, der so großartig in den letzten Krieg eingegriffen hatte, lud den edlen Flüchtling in sein Haus ein. Die lübische Regierung hätte sich jetzt den König von Dänemark, der die Auslieferung des Wasa verlangte, verpflichten können; aber wenn sie überhaupt gezweifelt hatte, so währte es nicht lange.
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