Gustav Haders
Wille wider Wille - aus den Indianerhütten Arizonas - Band 115 in der gelben Buchreihe bei Jürgen Ruszkowski
Band 115 in der gelben Buchreihe
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Inhaltsverzeichnis
Titel Gustav Haders Wille wider Wille - aus den Indianerhütten Arizonas - Band 115 in der gelben Buchreihe bei Jürgen Ruszkowski Band 115 in der gelben Buchreihe Dieses ebook wurde erstellt bei
Vorwort des Herausgebers
Der Indianer Dohaschtida
Van Augustus Sims, der Schulsuperintendent
Ein Zeitungsausschnitt
Die verlassene Missionsstation
Sitten der Väter
Zwei Fehlschläge
Das Indianermädchen Najodikahi
Feuer
Ein Tag auf dem Schulanwesen
Unter den Minenarbeitern des „Wilden Westens“
Ein Selbstmord in der Spielhölle
Ruinen im Wüstensand
Ein erwachendes Gewissen
Er schießt
Wille wider Wille
Ein Brief
Die Macht des Wortes
Hundertfältige Frucht
Der Autor Gustav Harders
Jürgen Brake: Van Kiel nao Arizona – Däi, wecke däi Apatschen kannte
Die maritime gelbe Buchreihe
Weitere Informationen
Impressum neobooks
Von 1970 bis 1997 leitete ich das größte Seemannsheim in Deutschland am Krayenkamp am Fuße der Hamburger Michaeliskirche, ein 140-Betten-Hotel für Fahrensleute.
Im Februar 1992 entschloss ich mich, meine Erlebnisse mit den Seeleuten und deren Berichte aus ihrem Leben in einem Buch zusammenzutragen. Es stieß auf großes Interesse. Mehrfach wurde in Leserreaktionen der Wunsch laut, es mögen noch mehr solcher Bände erscheinen.
Inzwischen erhielt ich unzählige positive Kommentare und Rezensionen, etwa: Ich bin immer wieder begeistert von der „Gelben Buchreihe“. Die Bände reißen einen einfach mit und vermitteln einem das Gefühl, mitten in den Besatzungen der Schiffe zu sein. Inzwischen habe ich ca. 20 Bände erworben und freue mich immer wieder, wenn ein neues Buch erscheint. oder: Sämtliche von Jürgen Ruszkowski aus Hamburg herausgegebene Bücher sind absolute Highlights der Seefahrt-Literatur. Dieser Band macht da keine Ausnahme. Sehr interessante und abwechslungsreiche Themen aus verschiedenen Zeitepochen, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt haben! Man kann nur staunen, was der Mann in seinem Ruhestand schon veröffentlicht hat. Alle Achtung!
Ein treuer Leser meiner maritimen Bände, ein ehemaliger Seemann aus Zwickau, fand dieses Buch auf einem Flohmarkt und schickte es mir mit dem Kommentar: Gelesen habe ich es nicht. Fast einhundert Jahre alt, handelt es sich um ein Zeugnis der damaligen Weltsicht. Auch mir kommen viele Ansichten von damals heute seltsam vor. Die Frömmigkeit und das Gottesbild jener Zeit hat sich gegenüber heute sehr stark verändert. Noch als ich in den frühen 1950er Jahren im Rauhen Haus in Hamburg die Diakonen-Ausbildung durchlief, war ich von dieser pietistisch geprägten Frömmigkeit beeinflusst. Dennoch halte ich das Buch als Zeugnis jener Zeit für sehr interessant und deshalb lesenswert.
Die Portugiesen waren um den Süden Afrikas herum auf östlicher Route nach Indien gelangt. Der um 1451 in der Republik Genua geborene Cristoforo Colombo wollte Indien auf dem westlichen Seeweg erreichen. Als er 1492 in kastilischen Diensten in der Karibik eine Insel der Bahamas erreichte, wähnte er sich am Ziel seiner Sehnsucht und glaubte in Indien gelandet zu sein. Er nannte die dort lebenden Menschen deshalb Indios. Wir nennen sie Indianer. Um diese Indianer Nordamerikas geht es in diesem Buch.
Hamburg, 2020 Jürgen Ruszkowski
* * *
Der Original-Innentitel von1921
Ich saß bei weit geöffneten Fenstern und Türen in meinem geräumigen Wohnzimmer. Es war an einem Sonntagnachmittag. Die Haupttür des Zimmers führte über eine breite Veranda direkt ins Freie hinaus. Draußen brannte Arizonas Julisonne.
Über den US-Bundesstaat Arizona erfahren Sie mehr unter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Arizona
Es war drücken heiß, auch zwischen den dicken Steinwänden des Hauses, aber doch erträglicher als draußen in der Sonnenglut, und etwas kühler als unter den Schatten spendenden hohen Bäumen, deren sich eine große Anzahl auf dem ausgedehnten Eigentum der Regierungsschule der Indianerreservation befanden. Blickte ich zur Tür hinaus, konnte ich sehen, wie die Hitze aus dem weichen, weißen Sande aufstieg, den die Sonne schon viele Wochen Tag für Tag mit ihren Strahlen durchglüht hatte. Es war so recht eine Stunde zum Träumen und Nichtstun. Ich lehnte mich in meinem bequemen Schaukelstuhl zurück, schloss die Augen und sah den Mann ganz deutlich vor mir, mit dem sich seit Schuss der heutigen Morgenandacht meine Gedanken beschäftigt hatten.
Das war eine auffallende Erscheinung. Er war einer der alten Art, wie man ihrer heute nur noch ganz wenige zu sehen bekommt. Er war der erste, der mir seit meiner Ankunft in Arizona begegnet war. In seiner hohen, kraftstrotzenden, geschmeidigen Gestalt entsprach er so dem Bilde, das ich aus meinen Knabenjahren her von einem Indianer hatte. Freilich trug er elegante Schuhe, sogfältig gebügelte Hosen, ein Faltenhemd, Stehkragen, Krawatte und tadellos geschnittenen Rock; aber das alles saß und hing ihm am Leibe in einer Art und Weise, die den Eindruck machte, dass es dem Träger dieser Kleidungsstücke im höchsten Grade gleichgültig sei, ob er dieselben am Leibe habe oder nicht. Er würde ebenso gern ohne sie gehen und doch genau denselben imponierenden Eindruck machen wie mit ihnen.
Wer mochte er sein? Wo kam er her? Er hatte den Saal vor Schluss der Andachtsübungen verlassen, wie er erst nach Beginn derselben gekommen war, und hatte mir so keine Gelegenheit gegeben mit ihm zu reden.
Wie er eingetreten war, sich nach einem ihm zusagenden Sitz umgeschaut und sich niedergesetzt hatte! Nicht wie einer, dem das ganze Versammlungslokal, nein, wie einer, dem die ganze Welt gehörte. Dazu war es ganz gegen die Schulregeln dieser Regierungsschule, dass außer den Angestellten und den 300 Kindern jemand ungeladen an den Sonntagsandachten teilnahm. Ohne Zweifel kannte der Mann diese Regeln, er kümmerte sich aber nicht um sie, für seine Person existierten sie nicht. Nicht einmal die Eltern der Kinder durften das Schuleigentum betreten. Besuchten sie ihre Kinder, so setzten sie sich jenseits des hohen Drahtgitters. Da machten sie ein Feuer an, kochten und brieten und reichten ihren Lieblingen durch die weiten Maschen des Drahtgeflechtes, was sie für sie bereitet hatten. Mir gab es jedes Mal einen Stich durchs Herz, wenn ich das sah. Mein Freund, der Superintendent dieser Schule, bei dem ich als Gast verweilte, meinte aber, es könne nicht anders sein, es müsse so gehalten werden; die Alten wären zu unsauber, sie hätten viele Läuse. Ließe man die Kinder in die Hände ihre Eltern kommen, so hätte man einen beständigen, nie endenden Kampf mit dem Ungeziefer.
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