Jochen Ruderer - Zwei Sommer

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Tagelang sitzt der Rechtsanwalt Peter Boltenhagen schweigend auf einer Bank an der Nordsee. In einer Klinik versucht er zu erklären, wie es dazu kam. Was er aufschreibt ist die Geschichte seiner Sehnsucht nach dem Teenager, der er einmal war und nach den Plänen, die er hatte. Es ist die Erzählung eines vorgezeichneten Lebensweges und einer unerfüllten Liebe. Am Ende steht Peter vor der Frage, ob er Frieden mit seinem Werdegang macht und das Leben nimmt, wie es ist – oder ob es an der Zeit ist, auszubrechen und seinen Jugendplänen nachzuspüren.

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In seiner Küche versuchte mir der Hase in seiner üblichen pendelnden Sitzhaltung zu erklären, was geschehen war. Er mache seit einigen Monaten eine Therapie. „Doktor ist nicht zufrieden“, erklärte er. „Doktor sagt, muss ich loslassen im Kopf. Aber ich verstehe nicht. Wie kannst du lassen, was ist in dir drin? Wenn du lässt, ist immer noch in dir drin, oder?“

Er blickte mir forschend ins Gesicht und so nickte ich zustimmend. Der Hase lächelte. „Ich wusste, du verstehst, Peter.“

Heute Abend hatte der Hase auf Anweisung seines Arztes versucht, vor dem Schlafengehen eine Stunde lang still im Sessel zu sitzen.

Hab ich probiert, Peter, wirklich. Hab ich gesessen wie Stein für dreißig Minuten. Nicht gedacht. Nicht gefühlt. Hab ich losgelassen. Aber dann hab ich gehört. Da waren die Schritte. Im Treppenhaus. So spät. Hab ich gedacht - ist vielleicht Peter. Aber hab ich nicht gefühlt. Was, wenn ist nicht Peter? Wenn ist jemand Übles? Wenn ausgerechnet jetzt kommt zu mir und ich bin Stein und bin nicht Hase. Verstehst du? Bin ich gesprungen. Zuerst in Ecke. Dann Wohnzimmer. Dann Treppenhaus. Konnte ich nicht loslassen.“ Er blickte mich durchdringend an. Dann schlich sich ein Lächeln in seine Mundwinkel. „Aber bist du wirklich Peter.“ Er grinste.

Ohne weitere Worte sprang er auf, hüpfte den Flur entlang und öffnete die Wohnungstür. Er hatte gesagt, was er sagen wollte und ich war froh, ins Bett zu kommen. Bevor ich ging hielt ich ihn an der Schulter fest.

Alles in Ordnung?“

Er lächelte breit.

Alles in Ordnung Peter. Doktor versteht nicht. Was ist in deinem Kopf, ist in deinem Kopf.“

Wieder blickte er mir genau in die Augen und ich hatte das Gefühl, als spräche er gar nicht über sich, sondern von mir. Wie zur Bestätigung meiner Gedanken tippte er auf den Brief, den ich vor meiner Brust hielt und sagte.

Du kannst nicht loslassen, was ist in deinem Kopf. Du bist Peter. Wenn du gehen musst, du musst gehen.“

Verwirrt trat ich ins Treppenhaus und sagte: „Ja. Vielleicht muss ich das wirklich.“ Aber er hatte die Tür schon zugeklappt. Eine halbe Treppe tiefer blickte jemand zu mir hinauf. Es war Maja, die gerade erst nach Hause kam.

Was musst du?“

Gehen“, sagte ich ganz automatisch.

Gehen? Wohin denn?“

Ich…“, fing ich an, aber mir fiel nicht ein, wie es weitergehen sollte. Ich schüttelte mich kurz und fand meine Fassung wieder.

Nichts. Er hatte Panik, als er mich im Treppenhaus gehört hat. Aber jetzt ist alles wieder gut. Und jetzt muss ich eben gehen.“

Ich lächelte und verdrehte die Augen, um zu unterstreichen, wie absurd die ganze Situation war. Aber Maja lächelte nicht. Und genau in dem Moment hatte ich den Eindruck, sie wüsste ganz genau wohin ich gehen musste.

Wenn ich jetzt darüber nachdenke, haben Sie wohl recht - woher hätte sie das wissen sollen? Ich glaube, es wäre wirklich gut, wenn Maja irgendwann die ganze Geschichte erfährt. Ich weiß nur nicht, ob ich ihr das alles erzählen kann. Aber vielleicht machen Sie das? Sie könnten ihr einfach meine Akte zeigen. Den ganzen Text. Diese Zeilen. Irgendwann. Wenn alles wieder seinen Gang geht.

Welchen Gang alles wieder gehen soll, weiß ich noch nicht. Aber ich tue was ich kann, um das herauszukriegen. Das Schreiben ist mir dabei momentan das Wichtigste. Ich könnte auch damit aufhören und mit Ihnen über alles reden - auch wenn diese Liege in Ihrem Zimmer sehr viel weniger einladend wirkt als die Sofas, die man im Fernsehen bei Therapeuten sieht. Aber das ist nicht dasselbe. Ich kann sprechen, aber ich will es nicht. Noch nicht. Ich fürchte, dann alles auf einmal erklären zu wollen. Dabei habe ich es selbst noch nicht verstanden.

Ich denke, es liegt auch an diesem Zimmer. An der Aussicht. Wenn ich hier sitze, an dem kleinen Tisch vor dem Fenster, dann spüre ich Ruhe in mir. Eine Ruhe, die mir in meinem Alltag abhandengekommen ist. Niemand kommt rein. Niemand will etwas von mir. Dazu liegt mein Schweigen wie eine Schutzglocke über diesen Raum. Ich habe Zeit nachzudenken und auszuwählen, was ich Ihnen erzähle und wie ich es erzähle.

Neues Land

Im Frühjahr 1995 war ich siebzehn Jahre alt, hatte die gleichen Schulprobleme wie im Jahr zuvor und nach wie vor keine Ahnung, wie ich meine quälende Jungfräulichkeit loswerden könnte. Ich war immer noch nicht besonders groß, nicht besonders gut aussehend, nicht besonders schlau und gelangte dennoch mehr und mehr zu der Überzeugung, das Universum könnte vielleicht am Ende doch irgendetwas Gutes mit mir vorhaben.

Neben der Tatsache, dass ich tatsächlich gewachsen war, fühlte ich mich auch größer als im Vorjahr. Ich drückte meine Brust raus beim Laufen und hob meinen Kopf. Die zahllosen Pickel, die mittlerweile auf meiner Stirn und an den Wangen heimisch geworden waren, trug ich mit Stolz, als Zeichen meiner unaufhaltsamen Mannwerdung. Bartstoppeln als Zeichen wären mir lieber gewesen, aber das konnte ja noch kommen. Wie ich mittlerweile wusste, war mein Vater 1,88m groß gewesen. Diese Marke setzte ich mir als Ziel und hoffte insgeheim, sie noch zu übertreffen.

Ein Grund für meine gestiegene Zuversicht lag tatsächlich in der verachtenswerten Streberveranstaltung . Der JuFo- Wettbewerb hatte mir einen Schub gegeben. Oder besser: die Wettbewerbe. Kurz vor Weihnachten hatten wir nämlich am Landesentscheid teilgenommen und trotz der diesmal deutlich größeren Konkurrenz wieder gewonnen. Diesen Sieg konnte ich noch weniger fassen, als den vorherigen. Nicht, dass es für unseren Erfolg keine nachvollziehbaren Gründe gegeben hätte. Durch den Sandkasten lieferten wir einen Beitrag zur aktuellen Hochwasserproblematik, wir hatten tatsächlich ein paar Zusammenhänge zwischen Gefälle, Wasserdruck und Ausbildung der Mäander beweisen können und unsere Arbeit war formal einwandfrei. Was mich verblüffte war: der Grund für unseren Erfolg lag nicht in unserer Forschung, sondern ganz offensichtlich in unserer Show. Und damit zu einem Großteil in meinem Auftritt als niedlich-naiv plapperndes Vorstadt-Kid. Das war es, was die Jury für uns einnahm.

Wie Basti es vorgeschlagen hatte, war die Geschichte noch lebendiger geworden. Die Oma hieß jetzt Hedwig, ein Name, der uns zwar alt, aber nicht so klischeebelastet erschien. Sie hatte seit Wochen ihr Leibgericht, Reibekuchen, nicht mehr essen können, da ihr Kartoffelkeller, der den Zweiten Weltkrieg überstanden hatte, den Fluten unseres Kleinstadtflüsschens zum Opfer gefallen war. Und ihre niedlichen Enkel grübelten bei einer Busfahrt darüber nach, wie sie das Problem ihrer Oma für künftige Generationen lösen könnten. Das mit dem Zweiten Weltkrieg enttarnte ich als scherzhafte Übertreibung und die Jury lachte. Im Gegenzug nahmen sie mir den Rest der Story gerne ab.

Unsere Geschichte wog schwerer als all die Fakten, die unsere Konkurrenten in sachlichen Vorträgen vor der Jury aufstapelten. Die Leichtgläubigkeit der Erwachsenen und ihr offensichtliches Bedürfnis, eine schöne Geschichte erzählt zu bekommen, verblüfften und erfreuten mich. Genauso, wie meine Rolle dabei.

Die Kombination aus geschickt gewähltem Thema, grundsolider Empirie und unserer Performance brachte uns schließlich nach Köln zum Bundeswettbewerb der Jungen Forscher. Auch hier schien unser Zauber zu wirken und wir landeten auf einem, nicht mal von Herrn Böttcher erwarteten, fünften Platz.

Auf dem Foto mit allen Preisträgern, das meine Mutter aus dem Lokalteil der Zeitung ausgeschnitten hatte, lächeln wir ungläubig neben jungen Genies, die komplizierte Geräte wie Gezeitengravimeter entwickelt hatten oder die Erosionsgefahr im Oberweser Bergland bekämpften. Genau neben mir, im Zentrum des Bildes, steht ein riesiger Mann, der damalige Bundeskanzler, dem ich beim Reden gerade so über die Schulter, oder besser gesagt, am Oberarm vorbei, hatte sehen können. Ich erinnere mich, dass er frei formulierte und unterstützt von kleinen Stichpunktzetteln durch einen Text navigierte, der von muffigen Schulräumen zu den Laboren künftiger Einsteins führte. Nach ungefähr zehn Minuten hielt er plötzlich inne, blickte irritiert in seine Hände und ich konnte erkennen, dass er ganz oben wieder das Kärtchen über die muffigen Klassenräume hielt, das erste seiner Rede. Er ließ die Zettel kurz in seinen teigigen Händen vor- und zurückwandern, ohne neue Informationen zu finden, schob die Karten schließlich zusammen und legte die Hände auf seinem enormen Bauch ab. Ich rechnete mit einem entschuldigenden Satz und erwartete jeden Moment einen unglücksseligen Assistenten auf der Bühne, der mit schuldvollem Stammeln die fehlenden Karteikärtchen brächte, doch nichts dergleichen geschah. Noch bevor die Stille in Raum unbehaglich wurde, setzte der große, dicke Mann sein breitestes Lächeln auf, blickte entspannt in die Kameras und begann von der Küche seiner Mutter zu erzählen. Die Verbindung zu den bisherigen Sätzen seiner Rede zimmerte er hölzern über einen jungen Spenglermeister hin. Mit unglaublichem Erfindergeist habe der aus alten Munitionskisten aus dem Krieg , ein Podest für Herd, Schränke und Arbeitsplatten der Mutter gebastelt, denn diese sei, was niemanden überraschen möge, eine ungewöhnlich große Frau gewesen und habe vom ständigen Gebücke , böse unter Rückenschmerzen gelitten. Das Publikum lachte. In meinen Ohren machte die Geschichte wenig Sinn - was auch immer ein Spengler genau war, mit Holz hatte er meiner Meinung nach wenig zu tun. Und nebenbei löste dieser Typ auch noch die orthopädischen Probleme der Mutter eines künftigen Kanzlers? - aber um mich herum sah ich nichts als glückliche Gesichter. Niemand außer mir schien an der Geschichte irgendetwas unglaubwürdig zu finden. Und wenn doch, so war es allen egal. Das Publikum war einfach dankbar für die persönliche Anekdote. Und als der Kanzler seine Rede mit der absurden Aufforderung beendete, wir alle - und ich glaube er meinte mindestens alle Menschen in Deutschland, wenn nicht sogar der ganzen Welt - sollen sein wie der Spengler , gab es begeisterten Applaus. Nach kurzem Zögern fiel ich selbst mit ein. Nur war ich wohl der einzige im Raum, der nicht der Geschichte selbst applaudierte. Ich honorierte die Improvisationsleistung des Kanzlers und war wieder einmal verblüfft, welch starke Wirkung eine meisterhafte Schauspieleinlage erzielen konnte.

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