Zurück, die sich nichts weniger erwartet,
Als in dem Glanz der Fürstin eingeholt
Und auf erhabnem Fußgestell des Ruhms
Vor ganz Messina ausgestellt zu werden.
Denn anders nicht soll sie mich wiedersehn,
Als in der Größe Schmuck und Staat, und festlich
Von eurem ritterlichen Chor umgeben.
Nicht will ich, daß Don Manuels Verlobte
Als eine Heimatlose, Flüchtige
Der Mutter nahen soll, die ich ihr gebe,
Als eine Fürstin fürstlich will ich sie
Einführen in die Hofburg meiner Väter.
CHOR.
Gebiete, Herr! Wir harren deines Winks.
DON MANUEL.
Ich habe mich aus ihrem Arm gerissen,
Doch nur mit ihr werd ich beschäftigt sein.
Denn nach dem Bazar sollt ihr mich anjetzt
Begleiten, wo die Mohren zum Verkauf
Ausstellen, was das Morgenland erzeugt
An edelm Stoff und feinem Kunstgebild.
Erst wählet aus die zierlichen Sandalen,
Der zartgeformten Füße Schutz und Zier,
Dann zum Gewande wählt das Kunstgewebe
Des Indiers, hellglänzend wie der Schnee
Des Ätna, der der nächste ist dem Licht –
Und leicht umfließt es wie der Morgenduft
Den zarten Bau der jugendlichen Glieder.
Von Purpur sei, mit zarten Fäden Goldes
Durchwirkt der Gürtel, der die Tunika
Unter dem züchtgen Busen reizend knüpft.
Dazu den Mantel wählt, von glänzender
Seide gewebt, in bleichem Purpur schimmernd,
Über der Achsel heft ihn eine goldne
Zikade – Auch die Spangen nicht vergeßt,
Die schönen Arme reizend zu umzirken,
Auch nicht der Perlen und Korallen Schmuck,
Der Meeresgöttin wundersame Gaben.
Um die Locken winde sich ein Diadem,
Gefüget aus dem köstlichsten Gestein,
Worin der feurig glühende Rubin
Mit dem Smaragd die Farbenblitze kreuze,
Oben im Haarschmuck sei der lange Schleier
Befestigt, der die glänzende Gestalt
Gleich einem hellen Lichtgewölk umfließe,
Und mit der Myrte jungfräulichem Kranze
Vollende krönend sich das schöne Ganze.
CHOR.
Es soll geschehen, Herr! wie du gebietest,
Denn fertig und vollendet findet sich
Dies alles auf dem Bazar ausgestellt.
DON MANUEL.
Den schönsten Zelter führet dann hervor
Aus meinen Ställen, seine Farbe sei
Lichtweiß, gleichwie des Sonnengottes Pferde,
Von Purpur sei die Decke, und Geschirr
Und Zügel reich besetzt mit edeln Steinen,
Denn tragen soll er meine Königin.
Ihr selber haltet euch bereit, im Glanz
Des Ritterstaates, unterm freudgen Schall
Der Hörner eure Fürstin heimzuführen.
Dies alles zu besorgen geh ich jetzt,
Zwei unter euch erwähl ich zu Begleitern,
Ihr andern wartet mein – Was ihr vernahmt,
Bewahrts in eures Busens tiefem Grunde,
Bis ich das Band gelöst von eurem Munde.
Er geht ab, von zweien aus dem Chor begleitet.
CHOR.
Sage, was werden wir jetzt beginnen,
Da die Fürsten ruhen vom Streit,
Auszufüllen die Leere der Stunden
Und die lange unendliche Zeit?
Etwas fürchten und hoffen und sorgen
Muß der Mensch für den kommenden Morgen,
Daß er die Schwere des Daseins ertrage,
Und das ermüdende Gleichmaß der Tage,
Und mit erfrischendem Windesweben
Kräuselnd bewege das stockende Leben.
EINER AUS DEM CHOR.
Schön ist der Friede! Ein lieblicher Knabe
Liegt er gelagert am ruhigen Bach,
Und die hüpfenden Lämmer grasen
Lustig um ihn auf dem sonnigten Rasen,
Süßes Tönen entlockt er der Flöte,
Und das Echo des Berges wird wach,
Oder im Schimmer der Abendröte
Wiegt ihn in Schlummer der murmelnde Bach –
Aber der Krieg auch hat seine Ehre,
Der Beweger des Menschengeschicks,
Mir gefällt ein lebendiges Leben,
Mir ein ewiges Schwanken und Schwingen und Schweben
Auf der steigenden, fallenden Welle des Glücks.
Denn der Mensch verkümmert im Frieden,
Müßige Ruh ist das Grab des Muts.
Das Gesetz ist der Freund des Schwachen,
Alles will es nur eben machen,
Möchte gerne die Welt verflachen,
Aber der Krieg läßt die Kraft erscheinen,
Alles erhebt er zum Ungemeinen,
Selber dem Feigen erzeugt er den Mut.
EIN ZWEITER.
Stehen nicht Amors Tempel offen,
Wallet nicht zu dem Schönen die Welt?
Da ist das Fürchten! Da ist das Hoffen!
König ist hier, wer den Augen gefällt!
Auch die Liebe beweget das Leben,
Daß sich die graulichten Farben erheben,
Reizend betrügt sie die glücklichen Jahre,
Die gefällige Tochter des Schaums,
In das Gemeine und Traurigwahre
Webt sie die Bilder des goldenen Traums.
EIN DRITTER.
Bleibe die Blume dem blühenden Lenze,
Scheine das Schöne! Und flechte sich Kränze,
Wem die Locken noch jugendlich grünen,
Aber dem männlichen Alter ziemts,
Einem ernsteren Gott zu dienen.
ERSTER.
Der strengen Diana, der Freundin der Jagden,
Lasset uns folgen ins wilde Gehölz,
Wo die Wälder am dunkelsten nachten,
Und den Springbock stürzen vom Fels.
Denn die Jagd ist ein Gleichnis der Schlachten,
Des ernsten Kriegsgotts lustige Braut –
Man ist auf mit dem Morgenstrahl,
Wenn die schmetternden Hörner laden
Lustig hinaus in das dampfende Tal,
Über Berge, über Klüfte,
Die ermatteten Glieder zu baden
In den erfrischenden Strömen der Lüfte!
ZWEITER.
Oder wollen wir uns der blauen
Göttin, der ewig bewegten, vertrauen,
Die uns mit freundlicher Spiegelhelle
Ladet in ihren unendlichen Schoß?
Bauen wir auf der tanzenden Welle
Uns ein lustig schwimmendes Schloß?
Wer das grüne, kristallene Feld
Pflügt mit des Schiffes eilendem Kiele,
Der vermählt sich das Glück, dem gehört die Welt,
Ohne die Saat erblüht ihm die Ernte!
Denn das Meer ist der Raum der Hoffnung
Und der Zufälle launisch Reich,
Hier wird der Reiche schnell zum Armen
Und der Ärmste dem Fürsten gleich.
Wie der Wind mit Gedankenschnelle
Läuft um die ganze Windesrose,
Wechseln hier des Geschickes Lose,
Dreht das Glück seine Kugel um,
Auf den Wellen ist alles Welle,
Auf dem Meer ist kein Eigentum.
DRITTER.
Aber nicht bloß im Wellenreiche,
Auf der wogenden Meeresflut,
Auch auf der Erde, so fest sie ruht
Auf den ewigen, alten Säulen,
Wanket das Glück und will nicht weilen.
– Sorge gibt mir dieser neue Frieden,
Und nicht fröhlich mag ich ihm vertrauen,
Auf der Lava, die der Berg geschieden,
Möcht ich nimmer meine Hütte bauen.
Denn zu tief schon hat der Haß gefressen
Und zu schwere Taten sind geschehn,
Die sich nie vergeben und vergessen,
Noch hab ich das Ende nicht gesehn,
Und mich schrecken ahnungsvolle Träume!
Nicht Wahrsagung reden soll mein Mund,
Aber sehr mißfällt mir dies Geheime,
Dieser Ehe segenloser Bund,
Diese lichtscheu krummen Liebespfade,
Dieses Klosterraubs verwegne Tat,
Denn das Gute liebt sich das Gerade,
Böse Früchte trägt die böse Saat.
Auch ein Raub wars, wie wir alle wissen,
Der des alten Fürsten ehliches Gemahl
In ein frevelnd Ehebett gerissen,
Denn sie war des Vaters Wahl.
Und der Ahnherr schüttete im Zorne
Grauenvoller Flüche schrecklichen Samen
Auf das sündige Ehebett aus.
Greueltaten ohne Namen,
Schwarze Verbrechen verbirgt dies Haus.
CHOR.
Ja, es hat nicht gut begonnen,
Glaubt mir, und es endet nicht gut,
Denn gebüßt wird unter der Sonnen
Jede Tat der verblendeten Wut.
Es ist kein Zufall und blindes Los,
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