1 ...8 9 10 12 13 14 ...57 In dieser nächsten Kirche dich entdeckte.
Hier macht Beatrice, welche in dieser ganzen Zeit zitternd und abgewandt gestanden, eine Bewegung des Schreckens.
Ich habe dich wieder, und der Geist verlasse
Eher die Glieder, eh ich von dir scheide!
Und daß ich fest sogleich den Zufall fasse,
Und mich verwahre vor des Dämons Neide,
So red ich dich vor diesen Zeugen allen
Als meine Gattin an und reiche dir
Zum Pfande des die ritterliche Rechte.
Er stellt sie dem Chor dar.
Nicht forschen will ich, wer du bist – Ich will
Nur dich von dir, nichts frag ich nach dem andern.
Daß deine Seele wie dein Ursprung rein,
Hat mir dein erster Blick verbürget und beschworen,
Und wärst du selbst die Niedrigste geboren,
Du müßtest dennoch meine Liebe sein,
Die Freiheit hab ich und die Wahl verloren.
Und daß du wissen mögest, ob ich auch
Herr meiner Taten sei, und hoch genug
Gestellt auf dieser Welt, auch das Geliebte
Mit starkem Arm zu mir emporzuheben,
Bedarfs nur, meinen Namen dir zu nennen.
– Ich bin Don Cesar und in dieser Stadt
Messina ist kein Größrer über mir.
Beatrice schaudert zurück, er bemerkt es und fährt nach einer kleinen Weile fort.
Dein Staunen lob ich und dein sittsam Schweigen,
Schamhafte Demut ist der Reize Krone,
Denn ein Verborgenes ist sich das Schöne,
Und es erschrickt vor seiner eignen Macht.
– Ich geh und überlasse dich dir selbst,
Daß sich dein Geist von seinem Schrecken löse,
Denn jedes Neue, auch das Glück, erschreckt.
Zu dem Chor.
Gebt ihr – sie ists von diesem Augenblick!
Die Ehre meiner Braut und eurer Fürstin,
Belehret sie von ihres Standes Größe.
Bald kehr ich selbst zurück, sie heimzuführen,
Wies meiner würdig ist und ihr gebührt.
Er geht ab.
Beatrice und der Chor.
CHOR.
Heil dir, o Jungfrau,
Liebliche Herrscherin!
Dein ist die Krone,
Dein ist der Sieg!
Als die Erhalterin
Dieses Geschlechtes,
Künftiger Helden
Blühende Mutter begrüß ich dich!
Dreifaches Heil dir!
Mit glücklichen Zeichen,
Glückliche, trittst du
In ein götterbegünstigtes, glückliches Haus,
Wo die Kränze des Ruhmes hängen,
Und das goldene Szepter in stetiger Reihe
Wandert vom Ahnherrn zum Enkel hinab.
Deines lieblichen Eintritts
Werden sich freuen
Die Penaten des Hauses,
Die hohen, die ernsten
Verehrten Alten.
An der Schwelle empfangen
Wird dich die immer blühende Hebe
Und die goldne Viktoria,
Die geflügelte Göttin,
Die auf der Hand schwebt des ewigen Vaters,
Ewig die Schwingen zum Siege gespannt:
Nimmer entweicht
Die Krone der Schönheit
Aus diesem Geschlechte,
Scheidend reicht
Eine Fürstin der andern
Den Gürtel der Anmut
Und den Schleier der züchtigen Scham.
Aber das Schönste
Erlebt mein Auge,
Denn ich sehe die Blume der Tochter,
Ehe die Blume der Mutter verblüht.
BEATRICE aus ihrem Schrecken erwachend.
Wehe mir! In welche Hand
Hat das Unglück mich gegeben!
Unter allen,
Welche leben,
Nicht in diese sollt ich fallen!
Jetzt versteh ich das Entsetzen,
Das geheimnisvolle Grauen,
Das mich schaudernd stets gefaßt,
Wenn man mir den Namen nannte
Dieses furchtbaren Geschlechtes,
Das sich selbst vertilgend haßt,
Gegen seine eignen Glieder
Wütend mit Erbittrung rast!
Schaudernd hört ich oft und wieder
Von dem Schlangenhaß der Brüder,
Und jetzt reißt mein Schreckenschicksal
Mich, die Arme, Rettungslose,
In den Strudel dieses Hasses,
Dieses Unglücks mich hinein!
Sie flieht in den Gartensaal.
CHOR.
Den begünstigten Sohn der Götter beneid ich,
Den beglückten Besitzer der Macht!
Immer das Köstlichste ist sein Anteil,
Und von allem, was hoch und herrlich
Von den Sterblichen wird gepriesen,
Bricht er die Blume sich ab.
Von den Perlen, welche der tauchende Fischer
Auffängt, wählt er die reinsten für sich.
Für den Herrscher legt man zurück das Beste,
Was gewonnen ward mit gemeinsamer Arbeit,
Wenn sich die Diener durchs Los vergleichen,
Ihm ist das Schönste gewiß.
Aber eines doch ist sein köstlichstes Kleinod,
Jeder andre Vorzug sei ihm gegönnt,
Dieses beneid ich ihm unter allem,
Daß er heimführt die Blume der Frauen,
Die das Entzücken ist aller Augen,
Daß er sie eigen besitzt.
Mit dem Schwerte springt der Korsar an die Küste,
In dem nächtlich ergreifenden Überfall,
Männer führt er davon und Frauen,
Und ersättigt die wilde Begierde,
Nur die schönste Gestalt darf er nicht berühren,
Die ist des Königes Gut.
Aber jetzt folgt mir, zu bewachen den Eingang
Und die Schwelle des heiligen Raums,
Daß kein Ungeweihter in dieses Geheimnis
Dringe und der Herrscher uns lobe,
Der das Köstlichste, was er besitzet,
Unsrer Bewahrung vertraut.
Der Chor entfernt sich nach dem Hintergrunde.
Die Szene verwandelt sich in ein Zimmer im Innern des Palastes Donna Isabella steht zwischen Don Manuel und Don Cesar.
ISABELLA.
Nun endlich ist mir der erwünschte Tag,
Der lang ersehnte, festliche erschienen –
Vereint seh ich die Herzen meiner Kinder,
Wie ich die Hände leicht zusammenfüge,
Und im vertrauten Kreis zum erstenmal
Kann sich das Herz der Mutter freudig öffnen.
Fern ist der fremden Zeugen rohe Schar,
Die zwischen uns sich kampfgerüstet stellte –
Der Waffen Klang erschreckt mein Ohr nicht mehr,
Und wie der Eulen nachtgewohnte Brut
Von der zerstörten Brandstatt, wo sie lang
Mit altverjährtem Eigentum genistet,
Auffliegt in düsterm Schwarm, den Tag verdunkelnd,
Wenn sich die lang vertriebenen Bewohner
Heimkehrend nahen mit der Freude Schall,
Den neuen Bau lebendig zu beginnen,
So flieht der alte Haß mit seinem nächtlichen
Gefolge, dem hohläugigten Verdacht,
Der scheelen Mißgunst und dem bleichen Neide,
Aus diesen Toren murrend zu der Hölle,
Und mit dem Frieden zieht geselliges
Vertraun und holde Eintracht lächelnd ein.
Sie hält inne.
– Doch nicht genug, daß dieser heutge Tag
Jedem von beiden einen Bruder schenkt,
Auch eine Schwester hat er euch geboren.
– Ihr staunt? Ihr seht mich mit Verwundrung an?
Ja, meine Söhne! Es ist Zeit, daß ich
Mein Schweigen breche, und das Siegel löse
Von einem lang verschlossenen Geheimnis.
– Auch eine Tochter hab ich eurem Vater
Geboren – eine jüngre Schwester lebt
Euch noch – Ihr sollt noch heute sie umarmen.
DON CESAR.
Was sagst du, Mutter? Eine Schwester lebt uns,
Und nie vernahmen wir von dieser Schwester!
DON MANUEL.
Wohl hörten wir in früher Kinderzeit,
Daß eine Schwester uns geboren worden,
Doch in der Wiege schon, so ging die Sage,
Nahm sie der Tod hinweg.
ISABELLA.
Die Sage lügt!
Sie lebt!
DON CESAR.
Sie lebt und du verschwiegest uns?
ISABELLA.
Von meinem Schweigen geb ich Rechenschaft.
Hört, was gesäet ward in frührer Zeit,
Und jetzt zur frohen Ernte reifen soll.
– Ihr wart noch zarte Knaben, aber schon
Entzweite euch der jammervolle Zwist,
Der ewig nie mehr wiederkehren möge,
Und häufte Gram auf eurer Eltern Herz.
Da wurde eurem Vater eines Tages
Ein seltsam wunderbarer Traum. Ihm deuchte,
Er säh aus seinem hochzeitlichen Bette
Zwei Lorbeerbäume wachsen, ihr Gezweig
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