Dicht ineinander flechtend – zwischen beiden
Wuchs eine Lilie empor – Sie ward
Zur Flamme, die der Bäume dicht Gezweig
Und das Gebälk ergreifend prasselnd aufschlug,
Und um sich wütend, schnell, das ganze Haus
In ungeheurer Feuerflut verschlang.
Erschreckt von diesem seltsamen Gesichte
Befragt der Vater einen sternekundigen
Arabier, der sein Orakel war,
An dem sein Herz mehr hing, als mir gefiel,
Um die Bedeutung. Der Arabier
Erklärte: wenn mein Schoß von einer Tochter
Entbunden würde, töten würde sie ihm
Die beiden Söhne und sein ganzer Stamm
Durch sie vergehn – Und ich ward Mutter einer Tochter,
Der Vater aber gab den grausamen
Befehl, die Neugeborene alsbald
Ins Meer zu werfen. Ich vereitelte
Den blutgen Vorsatz und erhielt die Tochter
Durch eines treuen Knechts verschwiegnen Dienst.
DON CESAR.
Gesegnet sei er, der dir hülfreich war,
O nicht an Rat gebrichts der Mutterliebe!
ISABELLA.
Der Mutterliebe mächtge Stimme nicht
Allein trieb mich, das Kindlein zu verschonen.
Auch mir ward eines Traumes seltsames
Orakel, als mein Schoß mit dieser Tochter
Gesegnet war: Ein Kind wie Liebesgötter schön
Sah ich im Grase spielen, und ein Löwe
Kam aus dem Wald, der in dem blutgen Rachen
Die frisch gejagte Beute trug, und ließ
Sie schmeichelnd in den Schoß des Kindes fallen.
Und aus den Lüften schwang ein Adler sich
Herab, ein zitternd Reh in seinen Fängen,
Und legt es schmeichelnd in den Schoß des Kindes,
Und beide, Löw und Adler, legen fromm
Gepaart sich zu des Kindes Füßen nieder.
– Des Traums Verständnis löste mir ein Mönch,
Ein gottgeliebter Mann, bei dem das Herz
Rat fand und Trost in jeder irdschen Not.
Der sprach: »Genesen würd ich einer Tochter,
Die mir der Söhne streitende Gemüter
In heißer Liebesglut vereinen würde.«
– Im Innersten bewahrt ich mir dies Wort,
Dem Gott der Wahrheit mehr als dem der Lüge
Vertrauend, rettet ich die Gottverheißne,
Des Segens Tochter, meiner Hoffnung Pfand,
Die mir des Friedens Werkzeug sollte sein,
Als euer Haß sich wachsend stets vermehrte.
DON MANUEL seinen Bruder umarmend.
Nicht mehr der Schwester brauchts, der Liebe Band
Zu flechten, aber fester soll sies knüpfen.
ISABELLA.
So ließ ich an verborgner Stätte sie,
Von meinen Augen fern, geheimnisvoll,
Durch fremde Hand erziehn – den Anblick selbst
Des lieben Angesichts, den heißerflehten,
Versagt ich mir, den strengen Vater scheuend,
Der von des Argwohns ruheloser Pein
Und finster grübelndem Verdacht genagt,
Auf allen Schritten mir die Späher pflanzte.
DON CESAR.
Drei Monde aber deckt den Vater schon
Das stille Grab – Was wehrte dir, o Mutter,
Die lang Verborgne an das Licht hervor
Zu ziehn und unsre Herzen zu erfreuen?
ISABELLA.
Was sonst als euer unglückselger Streit,
Der, unauslöschlich wütend, auf dem Grab
Des kaum entseelten Vaters sich entflammte,
Nicht Raum noch Stätte der Versöhnung gab?
Konnt ich die Schwester zwischen eure wild
Entblößten Schwerter stellen? Konntet ihr
In diesem Sturm die Mutterstimme hören?
Und sollt ich sie, des Friedens teures Pfand,
Den letzten heilgen Anker meiner Hoffnung,
An eures Hasses Wut unzeitig wagen?
– Erst mußtet ihrs ertragen, euch als Brüder
Zu sehn, eh ich die Schwester zwischen euch
Als einen Friedensengel stellen konnte.
Jetzt kann ichs und ich führe sie euch zu.
Den alten Diener hab ich ausgesendet,
Und stündlich harr ich seiner Wiederkehr,
Der ihrer stillen Zuflucht sie entreißend,
Zurück an meine mütterliche Brust
Sie führt und in die brüderlichen Arme.
DON MANUEL.
Und sie ist nicht die einzge, die du heut
In deine Mutterarme schließen wirst.
Es zieht die Freude ein durch alle Pforten,
Es füllt sich der verödete Palast,
Und wird der Sitz der blühnden Anmut werden.
– Vernimm, o Mutter, jetzt auch mein Geheimnis.
Eine Schwester gibst du mir – Ich will dafür
Dir eine zweite liebe Tochter schenken.
Ja, Mutter! Segne deinen Sohn! – Dies Herz,
Es hat gewählt, gefunden hab ich sie,
Die mir durchs Leben soll Gefährtin sein.
Eh dieses Tages Sonne sinkt, führ ich
Die Gattin dir Don Manuels zu Füßen.
ISABELLA.
An meine Brust will ich sie freudig schließen,
Die meinen Erstgebornen mir beglückt,
Auf ihren Pfaden soll die Freude sprießen,
Und jede Blume, die das Leben schmückt,
Und jedes Glück soll mir den Sohn belohnen,
Der mir die schönste reicht der Mutterkronen!
DON CESAR.
Verschwende, Mutter, deines Segens Fülle
Nicht an den einen erstgebornen Sohn!
Wenn Liebe Segen gibt, so bring auch ich
Dir eine Tochter, solcher Mutter wert,
Die mich der Liebe neu Gefühl gelehrt.
Eh dieses Tages Sonne sinkt, führt auch
Don Cesar seine Gattin dir entgegen.
DON MANUEL.
Allmächtge Liebe! Göttliche! Wohl nennt
Man dich mit Recht die Königin der Seelen!
Dir unterwirft sich jedes Element,
Du kannst das feindlich Streitende vermählen,
Nichts lebt, was deine Hoheit nicht erkennt,
Und auch des Bruders wilden Sinn hast du
Besiegt, der unbezwungen stets geblieben.
Don Cesar umarmend.
Jetzt glaub ich an dein Herz und schließe dich
Mit Hoffnung an die brüderliche Brust,
Nicht zweifl ich mehr an dir, denn du kannst lieben.
ISABELLA.
Dreimal gesegnet sei mir dieser Tag,
Der mir auf einmal jede bange Sorge
Vom schwerbeladnen Busen hebt – Gegründet
Auf festen Säulen seh ich mein Geschlecht,
Und in der Zeiten Unermeßlichkeit
Kann ich hinabsehn mit zufriednem Geist.
Noch gestern sah ich mich im Witwenschleier
Gleich einer Abgeschiednen, kinderlos,
In diesen öden Sälen ganz allein,
Und heute werden in der Jugend Glanz
Drei blühnde Töchter mir zur Seite stehen.
Die Mutter zeige sich, die glückliche,
Von allen Weibern, die geboren haben,
Die sich mit mir an Herrlichkeit vergleicht!
– Doch welcher Fürsten königliche Töchter
Erblühen denn an dieses Landes Grenzen,
Davon ich Kunde nie vernahm? – denn nicht
Unwürdig wählen konnten meine Söhne!
DON MANUEL.
Nur heute, Mutter, fodre nicht, den Schleier
Hinwegzuheben, der mein Glück bedeckt.
Es kommt der Tag, der alles lösen wird.
Am besten mag die Braut sich selbst verkünden,
Des sei gewiß, du wirst sie würdig finden.
ISABELLA.
Des Vaters eignen Sinn und Geist erkenn ich
In meinem erstgebornen Sohn! Der liebte
Von jeher, sich verborgen in sich selbst
Zu spinnen und den Ratschluß zu bewahren
Im unzugangbar fest verschlossenen Gemüt!
Gern mag ich dir die kurze Frist vergönnen,
Doch mein Sohn Cesar, des bin ich gewiß,
Wird jetzt mir eine Königstochter nennen.
DON CESAR.
Nicht meine Weise ists, geheimnisvoll
Mich zu verhüllen, Mutter. Frei und offen
Wie meine Stirne trag ich mein Gemüt;
Doch, was du jetzt von mir begehrst zu wissen
Das, Mutter – laß michs redlich dir gestehn,
Hab ich mich selbst noch nicht gefragt. Fragt man,
Woher der Sonne Himmelsfeuer flamme?
Die alle Welt verklärt, erklärt sich selbst,
Ihr Licht bezeugt, daß sie vom Lichte stamme.
Ins klare Auge sah ich meiner Braut,
Ins Herz des Herzens hab ich ihr geschaut,
Am reinen Glanz will ich die Perle kennen,
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