Friedrich Schiller - Gesammelte Dramen - Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve...

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Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve...: краткое содержание, описание и аннотация

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Friedrich Schiller – Gesammelte Dramen. Diese Edition beinhaltet die folgenden Werke:
• Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder
• Die Jungfrau von Orleans
• Die Räuber
• Die Verschwörung des Fiesco zu Genua
• Don Carlos, Infant von Spanien
• Kabale und Liebe
• Maria Stuart
• Wallenstein
• Wilhelm Tell

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Nur die Natur ist redlich! Sie allein

Liegt an dem ewgen Ankergrunde fest,

Wenn alles andre auf den sturmbewegten Wellen

Des Lebens unstet treibt – Die Neigung gibt

Den Freund, es gibt der Vorteil den Gefährten,

Wohl dem, dem die Geburt den Bruder gab,

Ihn kann das Glück nicht geben! Anerschaffen

Ist ihm der Freund, und gegen eine Welt

Voll Kriegs und Truges steht er zweifach da!

CHOR.

Ja, es ist etwas Großes, ich muß es verehren,

Um einer Herrscherin fürstlichen Sinn,

Über der Menschen Tun und Verkehren

Blickt sie mit ruhiger Klarheit hin.

Uns aber treibt das verworrene Streben

Blind und sinnlos durchs wüste Leben.

ISABELLA zu Don Cesar.

Du, der das Schwert auf seinen Bruder zückt,

Sieh dich umher in dieser ganzen Schar,

Wo ist ein edler Bild als deines Bruders?

Zu Don Manuel.

Wer unter diesen, die du Freunde nennst,

Darf deinem Bruder sich zur Seite stellen?

Ein jeder ist ein Muster seines Alters,

Und keiner gleicht und keiner weicht dem andern.

Wagt es, euch in das Angesicht zu sehn!

O Raserei der Eifersucht, des Neides!

Ihn würdest du aus Tausenden heraus

Zum Freunde dir gewählt, ihn an dein Herz

Geschlossen haben als den einzigen,

Und jetzt, da ihn die heilige Natur

Dir gab, dir in der Wiege schon ihn schenkte,

Trittst du, ein Frevler an dem eignen Blut,

Mit stolzer Willkür ihr Geschenk mit Füßen,

Dich wegzuwerfen an den schlechtern Mann,

Dich an den Feind und Fremdling anzuschließen!

DON MANUEL.

Höre mich, Mutter!

DON CESAR.

Mutter, höre mich!

ISABELLA.

Nicht Worte sinds, die diesen traurgen Streit

Erledigen – Hier ist das Mein und Dein,

Die Rache von der Schuld nicht mehr zu sondern.

– Wer möchte noch das alte Bette finden

Des Schwefelstroms, der glühend sich ergoß?

Des unterirdschen Feuers schreckliche

Geburt ist alles, eine Lavarinde

Liegt aufgeschichtet über dem Gesunden,

Und jeder Fußtritt wandelt auf Zerstörung.

– Nur dieses eine leg ich euch ans Herz.

Das Böse, das der Mann, der mündige,

Dem Manne zufügt, das, ich will es glauben,

Vergibt sich und versöhnt sich schwer. Der Mann

Will seinen Haß, und keine Zeit verändert

Den Ratschluß, den er wohlbesonnen faßt.

Doch eures Haders Ursprung steigt hinauf

In unverständger Kindheit frühe Zeit,

Sein Alter ists, was ihn entwaffnen sollte.

Fraget zurück, was euch zuerst entzweite,

Ihr wißt es nicht, ja, fändet ihrs auch aus,

Ihr würdet euch des kindschen Haders schämen.

Und dennoch ists der erste Kinderstreit,

Der fortgezeugt in unglückselger Kette,

Die neuste Unbill dieses Tags geboren.

Denn alle schweren Taten, die bis jetzt geschahn,

Sind nur des Argwohns und der Rache Kinder.

– Und jene Knabenfehde wolltet ihr

Noch jetzt fortkämpfen, da ihr Männer seid?

Beider Hände fassend.

O meine Söhne! Kommt, entschließet euch,

Die Rechnung gegenseitig zu vertilgen,

Denn gleich auf beiden Seiten ist das Unrecht.

Seid edel, und großherzig schenkt einander

Die unabtragbar ungeheure Schuld.

Der Siege göttlichster ist das Vergeben!

In eures Vaters Gruft werft ihn hinab

Den alten Haß der frühen Kinderzeit!

Der schönen Liebe sei das neue Leben,

Der Eintracht, der Versöhnung seis geweiht.

Sie tritt einen Schritt zwischen beiden zurück, als wollte sie ihnen Raum geben, sich einander zu nähern. Beide blicken zur Erde, ohne einander anzusehen.

CHOR.

Höret der Mutter vermahnende Rede,

Wahrlich, sie spricht ein gewichtiges Wort!

Laßt es genug sein und endet die Fehde,

Oder gefällts euch, so setzet sie fort.

Was euch genehm ist, das ist mir gerecht,

Ihr seid die Herrscher und ich bin der Knecht.

ISABELLA nachdem sie einige Zeit innegehalten und vergebens eine Äußerung der Brüder erwartet, mit unterdrücktem Schmerz.

Jetzt weiß ich nichts mehr. Ausgeleert hab ich

Der Worte Köcher und erschöpft der Bitten Kraft.

Im Grabe ruht, der euch gewaltsam bändigte,

Und machtlos steht die Mutter zwischen euch.

– Vollendet! Ihr habt freie Macht! Gehorcht

Dem Dämon, der euch sinnlos wütend treibt,

Ehrt nicht des Hausgotts heiligen Altar,

Laßt diese Halle selbst, die euch geboren,

Den Schauplatz werden eures Wechselmords.

Vor eurer Mutter Aug zerstöret euch

Mit euren eignen, nicht durch fremde Hände.

Leib gegen Leib, wie das thebanische Paar,

Rückt aufeinander an und wutvoll ringend

Umfanget euch mit eherner Umarmung,

Leben um Leben tauschend siege jeder

Den Dolch einbohrend in des andern Brust,

Daß selbst der Tod nicht eure Zwietracht heile,

Die Flamme selbst, des Feuers rote Säule,

Die sich von eurem Scheiterhaufen hebt,

Sich zweigespalten voneinander teile,

Ein schaudernd Bild, wie ihr gestorben und gelebt.

Sie geht ab. Die Brüder bleiben noch in der vorigen Entfernung voneinander stehen.

Beide Brüder. Beide Chöre.

CHOR.

Es sind nur Worte, die sie gesprochen,

Aber sie haben den fröhlichen Mut

In der felsigten Brust mir gebrochen!

Ich nicht vergoß das verwandte Blut.

Rein zum Himmel erheb ich die Hände,

Ihr seid Brüder! Bedenket das Ende!

DON CESAR ohne Don Manuel anzusehen.

Du bist der ältre Bruder, rede du!

Dem Erstgebornen weich ich ohne Schande.

DON MANUEL in derselben Stellung.

Sag etwas Gutes und ich folge gern

Dem edeln Beispiel, das der jüngre gibt.

DON CESAR.

Nicht weil ich für den Schuldigeren mich

Erkenne, oder schwächer gar mich fühle –

DON MANUEL.

Nicht Kleinmuts zeiht Don Cesarn, wer ihn kennt,

Fühlt' er sich schwächer, würd er stolzer reden.

DON CESAR.

Denkst du von deinem Bruder nicht geringer?

DON MANUEL.

Du bist zu stolz zur Demut, ich zur Lüge.

DON CESAR.

Verachtung nicht erträgt mein edles Herz.

Doch in des Kampfes heftigster Erbittrung

Gedachtest du mit Würde deines Bruders.

DON MANUEL.

Du willst nicht meinen Tod, ich habe Proben.

Ein Mönch erbot sich dir, mich meuchlerisch

Zu morden, du bestraftest den Verräter.

DON CESAR tritt etwas näher.

Hätt ich dich früher so gerecht erkannt,

Es wäre vieles ungeschehn geblieben.

DON MANUEL.

Und hätt ich dir ein so versöhnlich Herz

Gewußt, viel Mühe spart ich dann der Mutter.

DON CESAR.

Du wurdest mir viel stolzer abgeschildert.

DON MANUEL.

Es ist der Fluch der Hohen, daß die Niedern

Sich ihres offnen Ohrs bemächtigen.

DON CESAR lebhaft.

So ist, die Diener tragen alle Schuld!

DON MANUEL.

Die unser Herz in bitterm Haß entfremdet.

DON CESAR.

Die böse Worte hin und wider trugen.

DON MANUEL.

Mit falscher Deutung jede Tat vergiftet.

DON CESAR.

Die Wunde nährten, die sie heilen sollten.

DON MANUEL.

Die Flamme schürten, die sie löschen konnten.

DON CESAR.

Wir waren die Verführten, die Betrognen!

DON MANUEL.

Das blinde Werkzeug fremder Leidenschaft!

DON CESAR.

Ists wahr, daß alles andre treulos ist –

DON MANUEL.

Und falsch! Die Mutter sagts, du darfst es glauben!

DON CESAR.

So will ich diese Bruderhand ergreifen –

Er reicht ihm die Hand hin.

DON MANUEL ergreift sie lebhaft.

Die mir die nächste ist auf dieser Welt.

Beide stehen Hand in Hand und betrachten einander eine Zeitlang schweigend.

DON CESAR.

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