Friedrich Schiller - Gesammelte Dramen - Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve...

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Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve...: краткое содержание, описание и аннотация

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Friedrich Schiller – Gesammelte Dramen. Diese Edition beinhaltet die folgenden Werke:
• Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder
• Die Jungfrau von Orleans
• Die Räuber
• Die Verschwörung des Fiesco zu Genua
• Don Carlos, Infant von Spanien
• Kabale und Liebe
• Maria Stuart
• Wallenstein
• Wilhelm Tell

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Gleich unter sie verteil ich Lieb und Sorge

Und beide weiß ich kindlich mir geneigt.

In diesem einzgen Triebe sind sie eins,

In allem andern trennt sie blutger Streit.

Zwar weil der Vater noch gefürchtet herrschte,

Hielt er durch gleicher Strenge furchtbare

Gerechtigkeit die Heftigbrausenden im Zügel,

Und unter eines Joches Eisenschwere

Bog er vereinend ihren starren Sinn.

Nicht waffentragend durften sie sich nahn,

Nicht in denselben Mauren übernachten;

So hemmt' er zwar mit strengem Machtgebot

Den rohen Ausbruch ihres wilden Triebs,

Doch ungebessert in der tiefen Brust

Ließ er den Haß – Der Starke achtet es

Gering, die leise Quelle zu verstopfen,

Weil er dem Strome mächtig wehren kann.

Was kommen mußte, kam. Als er die Augen

Im Tode schloß, und seine starke Hand

Sie nicht mehr bändigt, bricht der alte Groll

Gleichwie des Feuers eingepreßte Glut,

Zur offnen Flamme sich entzündend los.

Ich sag euch, was ihr alle selbst bezeugt,

Messina teilte sich, die Bruderfehde

Löst' alle heilgen Bande der Natur,

Dem allgemeinen Streit die Losung gebend,

Schwert traf auf Schwert, zum Schlachtfeld ward die Stadt,

Ja diese Hallen selbst besprützte Blut.

Des Staates Bande sahet ihr zerreißen,

Doch mir zerriß im Innersten das Herz –

Ihr fühltet nur das öffentliche Leiden,

Und fragtet wenig nach der Mutter Schmerz.

Ihr kamt zu mir und spracht dies harte Wort:

»Du siehst, daß deiner Söhne Bruderzwist

Die Stadt empört in bürgerlichem Streit,

Die, von dem bösem Nachbar rings umgarnt,

Durch Eintracht nur dem Feinde widersteht.

– Du bist die Mutter! Wohl, so siehe zu,

Wie du der Söhne blutgen Hader stillst.

Was kümmert uns, die Friedlichen, der Zank

Der Herrscher? Sollen wir zugrunde gehn,

Weil deine Söhne wütend sich befehden?

Wir wollen uns selbst raten ohne sie,

Und einem andern Herrn uns übergeben,

Der unser Bestes will und schaffen kann!«

So spracht ihr rauhen Männer, mitleidlos

Für euch nur sorgend und für eure Stadt,

Und wälztet noch die öffentliche Not

Auf dieses Herz, das von der Mutter Angst

Und Sorgen schwer genug belastet war.

Ich unternahm das nicht zu Hoffende,

Ich warf mit dem zerrißnen Mutterherzen

Mich zwischen die Ergrimmten, Friede rufend –

Unabgeschreckt, geschäftig, unermüdlich

Beschickt ich sie, den einen um den andern,

Bis ich erhielt durch mütterliches Flehn,

Daß sies zufrieden sind, in dieser Stadt

Messina, in dem väterlichen Schloß,

Unfeindlich sich von Angesicht zu sehn,

Was nie geschah, seitdem der Fürst verschieden.

Dies ist der Tag! Des Boten harr ich stündlich,

Der mir die Kunde bringt von ihrem Anzug.

– Seid denn bereit, die Herrscher zu empfangen

Mit Ehrfurcht, wies dem Untertanen ziemt.

Nur eure Pflicht zu leisten seid bedacht,

Fürs andre laßt uns andere gewähren.

Verderblich diesem Land, und ihnen selbst

Verderbenbringend war der Söhne Streit;

Versöhnt, vereinigt, sind sie mächtig gnug,

Euch zu beschützen gegen eine Welt,

Und Recht sich zu verschaffen – gegen euch!

Die Ältesten entfernen sich schweigend, die Hand auf der Brust. Sie winkt einem alten Diener, der zurückbleibt.

Isabella. Diego.

ISABELLA.

Diego!

DIEGO.

Was gebietet meine Fürstin?

ISABELLA.

Bewährter Diener! Redlich Herz! Tritt näher!

Mein Leiden hast du, meinen Schmerz geteilt,

So teil auch jetzt das Glück der Glücklichen.

Verpfändet hab ich deiner treuen Brust

Mein schmerzlich süßes, heiliges Geheimnis.

Der Augenblick ist da, wo es ans Licht

Des Tages soll hervorgezogen werden.

Zu lange schon erstickt ich der Natur

Gewaltge Regung, weil noch über mich

Ein fremder Wille herrisch waltete,

Jetzt darf sich ihre Stimme frei erheben,

Noch heute soll dies Herz befriedigt sein,

Und dieses Haus, das lang verödet war,

Versammle alles, was mir teuer ist.

So lenke denn die alterschweren Tritte

Nach jenem wohlbekannten Kloster hin,

Das einen teuren Schatz mir aufbewahrt.

Du warst es, treue Seele, der ihn mir

Dorthin geflüchtet hat auf beßre Tage,

Den traurgen Dienst der Traurigen erzeigend.

Du bringe fröhlich jetzt der Glücklichen

Das teure Pfand zurück.

Man hört in der Ferne blasen.

O eile, eile,

Und laß die Freude deinen Schritt verjüngen!

Ich höre kriegerischer Hörner Schall,

Der meiner Söhne Einzug mir verkündigt.

Diego geht ab. Die Musik läßt sich noch von einer entgegengesetzten Seite immer näher und näher hören.

ISABELLA.

Erregt ist ganz Messina – Horch! ein Strom

Verworrner Stimmen wälzt sich brausend her –

Sie sinds! Das Herz der Mutter, mächtig schlagend,

Empfindet ihrer Nähe Kraft und Zug.

Sie sinds! O meine Kinder, meine Kinder!

Sie eilt hinaus.

Chor tritt auf.

Er besteht aus zwei Halbchören, welche zu gleicher Zeit, von zwei entgegengesetzten Seiten, der eine aus der Tiefe, der andere aus dem Vordergrund eintreten, rund um die Bühne gehen und sich alsdann auf derselben Seite, wo jeder eingetreten, in eine Reihe stellen. Den einen Halbchor bilden die ältern, den andern die jüngern Ritter, beide sind durch Farbe und Abzeichen verschieden. Wenn

beide Chöre einander gegenüberstehen, schweigt der Marsch und die beiden Chorführer reden.

ERSTER CHOR.

Dich begrüß ich in Ehrfurcht,

Prangende Halle,

Dich meiner Herrscher

Fürstliche Wiege,

Säulengetragenes herrliches Dach.

Tief in der Scheide

Ruhe das Schwert,

Vor den Toren gefesselt

Liege des Streits schlangenhaarigtes Scheusal.

Denn des gastlichen Hauses

Unverletzliche Schwelle

Hütet der Eid, der Erinnyen Sohn,

Der furchtbarste unter den Göttern der Hölle!

ZWEITER CHOR.

Zürnend ergrimmt mir das Herz im Busen,

Zu dem Kampf ist die Faust geballt,

Denn ich sehe das Haupt der Medusen,

Meines Feindes verhaßte Gestalt.

Kaum gebiet ich dem kochendem Blute.

Gönn ich ihm die Ehre des Worts?

Oder gehorch ich dem zürnenden Mute?

Aber mich schreckt die Eumenide,

Die Beschirmerin dieses Orts,

Und der waltende Gottesfriede.

ERSTER CHOR.

Weisere Fassung

Ziemet dem Alter,

Ich, der Vernünftige, grüße zuerst.

Zu dem zweiten Chor.

Sei mir willkommen,

Der du mit mir

Gleiche Gefühle

Brüderlich teilend,

Dieses Palastes

Schützende Götter

Fürchtend verehrst!

Weil sich die Fürsten gütlich besprechen,

Wollen auch wir jetzt Worte des Friedens

Harmlos wechseln mit ruhigem Blut,

Denn auch das Wort ist, das heilende, gut.

Aber treff ich dich draußen im Freien,

Da mag der blutige Kampf sich erneuen,

Da erprobe das Eisen den Mut.

DER GANZE CHOR.

Aber treff ich dich draußen im Freien,

Da mag der blutige Kampf sich erneuen,

Da erprobe das Eisen den Mut.

ERSTER CHOR.

Dich nicht haß ich! Nicht du bist mein Feind!

Eine Stadt ja hat uns geboren,

Jene sind ein fremdes Geschlecht.

Aber wenn sich die Fürsten befehden,

Müssen die Diener sich morden und töten,

Das ist die Ordnung, so will es das Recht.

ZWEITER CHOR.

Mögen sies wissen,

Warum sie sich blutig

Hassend bekämpfen! Mich ficht es nicht an.

Aber wir fechten ihre Schlachten,

Der ist kein Tapfrer, kein Ehrenmann,

Der den Gebieter läßt verachten.

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