Und die Attentate hatten ihren Ursprung auch nicht in meinem vorherigen Klosterleben!
Weder Gesicht noch Stimme zeigten einen Anflug von Freude gegenüber dem Abt und dem Templer …
Am Tag vor Weihnachten, früh morgens, öffnete sich mir das Tor der Komturei, das in den letzten Monaten den Weg in die Freiheit versperrt hatte.
Die entgegenkommenden Ritter grüßten knapp, aber freundlich. Aus Sicht dieser Männer war ich zu einem der ihren geworden, auch wenn die Aufnahme in den Orden noch fehlte. Sicherlich wussten die meisten, dass sie bald bevorstand, sonst hätte man mich schlichtweg ignoriert. Die Templer waren gelebter Standesdünkel, selbst der Obrigkeit gegenüber.
Wer Königen Geld lieh, brauchte sein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen ...
Es war unglaublich.
Bestes Winterwetter begrüßte mich. Ein leichter Wind wehte, Cirruswolken zogen langsam weiter, und der strahlend blaue Himmel vertrieb jeden Anflug von schlechter Laune. Milde Kälte erinnerte an die Jahreszeit, aber sie war nicht unangenehm. Die Sonne hatte nicht sonderlich viel Kraft, aber das war unwichtig.
Ich sog jeden Luftzug bewusst langsam ein. Die Momente wirkten wie Ewigkeiten - zu lange hatte man mich eingesperrt.
Alles schien wie gestern zu sein - fast das gleiche Wetter hatte es ein Jahr zuvor gegeben. Die Erinnerung war ungetrübt - ungefähr zur gleichen Zeit hatte mir der Koch der Abteiküche einen Knochen für den Hund gegeben. Anschließend saßen das Tier und ich bis in den Abend hinein an der Küste gegenüber dem Vogelfelsen. Damals war die Freude auf das anstehende Weihnachtsfest und über den Hund übergroß gewesen, der den Kopf auf mein Knie gelegt hatte. Jahrhunderte schienen seitdem vergangen zu sein. Ich versuchte jeden Moment zurückzuholen, als könne die Vergangenheit über die Gegenwart hinweghelfen.
Es gelang.
Die Leibwache folgte unmittelbar. Zwei Männer in voller Rüstung, dazu einer in der Kleidung eines Knechts und zwei weitere in Mönchskutten waren abgestellt worden. Sie würden jeden meiner Schritte bewachen, auch im Kloster während der Weihnachtsfeier mit den Mönchen.
Broderik war nach wie vor beunruhigt.
Die Nachforschungen wegen der damaligen Attentate waren endgültig erfolglos geblieben - man hatte weder die Auftraggeber noch den entflohenen Mörder aus der Bibliothek gefunden.
Der Tempel wie die Kirche waren an die Grenzen ihrer Möglichkeiten gestoßen. Auch die Märkte der Insel, sonst immer zuverlässige Informationsquellen, gaben nichts her. Der oder die Urheber der Anschläge hatten wahrlich bestens geplant oder waren längst geflüchtet. Also wusste bis jetzt niemand Genaueres, und so blieb die Unsicherheit eines weiteren Anschlages bestehen.
Vor diesem Hintergrund war die Überlegung, mich zum Kämpfer auszubilden, um den Schutz zusätzlich zu erhöhen, aus Broderiks Sicht nachvollziehbar und fruchtbar. Sie würde aber auch wegen der bestehenden Gefahr eine Aufnahme in den Orden noch beschleunigen, um mir dessen vollen Schutz zukommen lassen zu können. So würde der Wille des unbekannten Vaters weiter in Erfüllung gehen, und mich wiederum noch mehr von dem früheren, geliebten Leben abrücken!
Es war unglaublich, mit welcher Präzision die Mechanismen einander ergänzten, ohne dass ich Einfluss nehmen konnte!
Viele Gedanken bedrückten mich auf dem Weg zur Abtei, auch wenn jeder Schritt in Freiheit, insbesondere durch die Gassen Vallettas, ein unendlicher Genuss war. So groß die Freude auf die Mönche und die Zeit mit ihnen auch war - mit dem Ende der Feiertage standen die Beratungen über die Aufnahme in den Ritterorden bevor!
Sie rückten unerbittlich näher.
Das Templerhauptquartier lag am Rande der maltesischen Hauptstadt.
Trotzdem mussten wir zum nächstgelegenen Stadttor mitten durch die Stadt, um aus Valletta herauszukommen.
In diesen Tagen gab es überall Trubel und Menschenmassen innerhalb der Mauern, und so ließ sich nur langsam ein Weg bahnen.
Ich liebte Ruhe und Stille, aber nach der langen Zeit der Abgeschiedenheit sogen alle Sinne das quirlige Stadtleben förmlich auf. Bis zur Ankunft in der Abtei würde es länger dauern als geplant, da wir zu Fuß unterwegs waren und dem Andrang nicht entgehen konnten. Eine Reise zu Pferd wäre schneller vonstattengegangen. Allerdings gab es zu Fuß eine große Anzahl kleinster Wege und Trampelpfade, die wir nehmen konnten, um so weniger Möglichkeiten für einen Hinterhalt bieten.
Unwillkürlich achtete ich auf jede Nebensächlichkeit um uns herum, während unsere Gruppe zielstrebig, aber möglichst unauffällig durch die Straßen lief.
Noch war das Kloster nicht erreicht.
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