Zur psychischen Ebene des Weihrauchs nur soviel:
Sein männlicher Charakter stärkt das Selbstbewusstsein, die Willensstärke und das physische wie seelische und geistige Leistungsvermögen!
Zur physischen Ebene:
Weihrauch (be-)reinigt und entspannt und stärkt!
Bevor nun über die Wirkungen der einzelnen Inhalts- bzw. Wirkstoffe und in toto und somit zu den An- & Verwendungen des Weihrauchs näher eingegangen werden soll, sollten Sie sich etwas „verschnaufen“ …
Götter, Götzen & Gelehrte …
W
eihrauch zählte schon in grauer Urzeit zu den
„Tempel-Schätzen“
, so nachzulesen im Buch
Nehemia
(Altes Testament; 13,5), wo es heißt:
… „
er war verwandt mit Tobija und hatte darum für dieses eine große Kammer einrichten lassen. Dort bewahrte man früher das Opfermahl und den
Weihrauch
auf sowie die Behälter und den Zehnten von Getreide, Wein und Öl, der den Leviten, Sängern und Torwächtern gesetzlich zukam; außerdem die Abgaben für die Priester“ …
Doch war Weihrauch schon viel früher nicht nur bekannt, sondern hoch geschätzt und die „Kulturgeschichte“ des Weihrauchs reicht weit zurück.
Schon im 4. oder sogar im 5. Jahrtausend vor Christus wurde Weihrauch - und damals auch schon in etlichen Mischungen - zu Ehren orientalischer Götter geopfert; Weihrauch war - mit Myrrhe -unverzichtbares Ingredienz für „kultische Räucherungen“.
So schreibt der große und berühmte griechische Historiker
Herodot
(484-424 v.Chr.) - er ist Verfasser der
„Historien“,
die als maßgebende Quellen für die Epoche der Perser-Kriege (d.s. die Kriege zwischen Griechen und Persern zwischen 500-479 v.Chr., die zur Gründung des Attischen See-Bundes führten und letztlich die Unabhängigkeit Griechenlands sicherten) -, dass die Babylonier zu Ehren des von ihnen verehrten Gottes
„Baal“
(der Name ist Hebräisch und bedeutet eigentlich „Gott“) jährlich für 1000 Talente (Talent = altgriech. Geld- und Gewichts-Einheit) Weihrauch verbrannt haben.
Schon im 4. Jahrtausend v.Chr. verbrannten die alten Ägypter Weihrauch in ihren Tempeln. Der schwere und zugleich warme und harmonisierende Duft des aufsteigenden Weihrauchs stand - nicht nur bei den Ägyptern - für „göttlichen Wohlgeruch“ und auch für „göttliche Nähe“.
Bei den alten Ägyptern war der Weihrauch neben der Bedeutung als Räuchergabe viel angewendet als Heilmittel und besonders auch zum Einbalsamieren der Toten. Ihnen war bereits damals die konservierende und antiseptische Wirkung des Weihrauchs bestens bekannt. Außerdem: der für die Götter angenehme Duft des Weihrauchharzes sollte den damit einbalsamierten Leichnam insbesondere auch auf seine Wiedergeburt vorbereiten.
Der griechische Schriftsteller
Plutarch
(46-120 n.Chr.), berühmt ob seiner populär-philosophischen Abhandlungen
„Moralia“
und vergleichender Biographien u.a. zu Caesar und Alexander dem Großen, berichtet, dass der Sonne morgens, mittags und abends ein Weihrauch-Opfer dargebracht wurde.
Verschiedene Weihraucharten bildeten einen wesentlichen Bestandteil des
„Kyphi“
(oder Kyphy): es war ein im alten Ägypten gebräuchliches Räuchermittel aus 16 verschiedenen Ingredienzien.
Plutarch
schrieb dazu, dass dieses Kyphy bei Sonnenuntergang verbrannt wurde. Die
Sphinxen von Heliopolis
hielten in ihren Vordertatzen Rauchgefäße, in denen das kostbare Kyphi verbrannt wurde. Im berühmten
Papyrus Ebers
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und auch beim 1. Militärarzt in der Geschichte,
Pedianos Diskurides
(er lebte in der Zeit der Herrschaft des römischen Kaisers Nero, also in der Mitte des 1. Jahrhunderts n.Chr.), sind präzise Anweisungen zur Herstellung von Kyphi nachzulesen. Er vertrat allerdings die Ansicht, dass die arabischen Weihrauch-Harze die besseren wären (Nebenbei: diese Ansicht hat sich scheinbar bis in unsere Tage gehalten; obwohl Qualität; Inhaltsstoffe, Geruch der indischen Weihrauch-Harze den Handelsprodukten „Aden“ und „Somalia“ ebenbürtig ist, wie Dr.
Dieter Martinetz
, Leipzig, in seinem Buch
„Weihrauch & Myrrhe“
herausstellt).
Ein detailliert beschriebenes Rezept aus der
Ptolemäer-Zeit
(Anmerkung: die Ptolemäer oder Lagiden waren eine makedonische Dynastie, welche nach dem Tode
Alexander d. Großen
- also in der Zeit 323-30 v.Chr. - in Ägypten herrschte) ist aufgetragen auf die Wände des Tempels in Edfu.
Ein dem Kyphi ähnliches Räuchermittel wird im
Alten Testament
(im 2. Buch Mose „Exodus“ - 30,34-35 -) beschrieben, wo es heißt:
… „
Weiter spricht der Herr zu Mose: Nimm dir Duftstoffe, Stakte-Tropfen, Räucherklaue, Galbanum, Gewürzkräuter und
reinen Weihrauch
, von jedem gleich viel, und mach Räucherwerk daraus, ein Würzgemisch, wie es der Salbenmischer herstellt, gesalzen, rein und heilig!“ …
Die steigende Nachfrage nach Weihrauch - und auch anderen „aromatischen Harzen - führte die Ägypter bereits sehr früh in fremde Länder zu regelrechten „Einkauf-Expeditionen“: Echten Weihrauch bezogen die Ägypter sowohl auf dem Land- wie auch auf dem Seeweg aus dem sagen-umwobenen
„Punt“
.
Punt - wahrscheinlich handelte es sich dabei um das heutige
„Eritrea“
- findet sich auf vielen ägyptischen Inschriften als ein Land an der afrikanischen Somali-Küste. In dieses Land hatten die alten Ägypter schon im 3. Jahrtausend v.Chr. und besonders unter
Mentuhotep II
Handelsfahrten unternommen, um Weihrauch, Harze und Edelhölzer zu holen. So ließ Königin
Hatschepsut
(1504-1482 v.Chr.) ihre Expedition im Tempel von Deir-el-Bahari an der Wand der Pfeilerhalle, der
„Punt-Halle“
, aufzeichnen.
Von ebensolchen Weihrauch-Handelsfahrten unter König
Ramses III.
berichtet der
Große Papyrus Harris
. Auch König
Salomon
betrieb Handel mit Punt. Die oben schon genannte Königin
Hatschepsut
ließ sogar aus Punt bzw. der umliegenden Region
„31 ausgesuchte Weihrauch-Bäume“
für die oberste Terrasse ihres Grabtempels in
Deir-al-Bahari
kommen; es war dies die erste und belegte Handelsreise, bei der „grünende Weihrauchbäume“ und nicht nur wie bislang das Harz mitgebracht wurden. Im Grabtempel der Pharaonin
Hatschepsut
selbst sind Weihrauchbäume am Eingang zur Grabstätte an den Wänden eingemeißelt.
Wenn wir schon im alten Ägypten sind und waren, hier noch eine Ergänzung: Es waren die Harze des Weihrauchs, die im Altertum eine herausragende Rolle bei der Götter- & GötzenVerehrung gespielt haben und daneben aber immer - dies muss hier bereits deutlich betont sein - auch eine wichtige Bedeutung hatten in der Kosmetik und der Heilkunde und die den ägyptischen König
Sahure
(ca. 2455-2443 v.Chr. * 5. Dynastie) zu Schiffsexpeditionen in dieses sagenhafte Land „Punt“ veranlasst hatten.
Weihrauch bildete den Reichtum der in Süd-Arabien ansäs-sigen
Sabäer
und
Minäer
.
Die Tempelinschriften zu
Edfu
(oder Idfu; das war ein angesehenes Zentrum im alten Ägypten und zwar in Ober-Ägypten) nennen ausdrücklich 14 verschiedene Weihrauch-Arten.
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