Nadja Christin - Samuel, der Tod

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Paris, die Stadt der Liebe …
… und der Gewalt, in der Anderswesen ihren tödlichen Geschäften nachgehen.
Samuel, ein gottesfürchtiger Sensenmann, beginnt die Menschheit zu verschonen, dafür wird von höchster Stelle ein Killer auf ihn angesetzt.
Die schöne Alice, was soll sie darstellen? Und warum wird auch sie gejagt? Welches Geheimnis verbirgt sie? Wird es der nächste Vollmond offenbaren?
Samuel sieht sich mit seiner Vergangenheit konfrontiert.
Er muss sich den obersten Sensenmännern, jedoch vor allem Gerome, seinem Killer, stellen.
Aber, wie zum Teufel, tötet man den Tod?

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Nadja Christin

Samuel, der Tod

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Inhaltsverzeichnis Titel Nadja Christin Samuel der Tod Dieses ebook wurde - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Nadja Christin Samuel, der Tod Dieses ebook wurde erstellt bei

Kapitel Eins

Kapitel Zwei

Kapitel Drei

Kapitel Vier

Kapitel Fünf

Kapitel Sechs

Kapitel Sieben

Kapitel Acht

Kapitel Neun

Kapitel Zehn

Kapitel Elf

Kapitel Zwölf

Kapitel Dreizehn

Kapitel Vierzehn

Kapitel Fünfzehn

Kapitel Sechzehn

Impressum neobooks

Kapitel Eins

An einem grauen Novembermorgen eilt Maurice DuMont zu seiner Arbeitsstelle, völlig in Gedanken versunken und nicht ahnend, dass er sein Ziel niemals erreichen wird.

Monsieur DuMont ist ein stattlicher Mittvierziger, dessen bisheriges Leben wie ein schlechter Traum an ihm vorüber zog. Seine Frau, eine ewig nörgelnde, falsche Blondine, die mit den Jahren immer griesgrämiger wurde, sitzt zuhause ihren breiten Hintern auf geerbten Esszimmerstühlen platt. Nur Maurices Kinder sind sein ganzer Lebensinhalt. Die Zwillingsmädchen Anne und Marie geben ihm einen Grund, wieso er sich jeden Morgen aus dem Bett schält und zur Arbeit geht.

Die großen Hallen des Elektronikkonzerns NEC Corporation sind nur einige Gehminuten von seinem schmucken Häuschen entfernt, somit brauchen die DuMonts nur ein Auto, was wiederum dem Haushaltsbudget zugutekommt. Nicht, dass Maurice wenig Geld verdienen würde, immerhin ist er im Vorstand von NEC , wenn auch auf einer der untersten Stufen. Aber Florence, seine Frau, kann nicht genug Euros zwischen ihren gierigen Wurstfingern spüren, auch, wenn sie es sofort wieder für irgendeinen Schnickschnack ausgibt.

In Gedanken ganz mit seinen kleinen Mädchen beschäftigt, blickt Maurice nicht links noch rechts, eilt nur den feuchten Gehweg entlang, die heiligen Hallen der NEC in einiger Entfernung vor sich.

Plötzlich hinter ihm ein Rascheln, Maurice hebt den Kopf, ohne seinen schnellen Schritt zu verlangsamen, sieht er sich um. Doch er kann nichts entdecken.

»Maurice DuMont?«, erklingt es mit einem Mal laut hinter ihm.

Erschrocken dreht er sich um, gerät beinahe ins Straucheln, hält an. Aber vor ihm liegt nur die graue Straße, ein wenig Dunstschleier, sonst ist nichts zu sehen.

»Ich hätte schwören können …«, murmelt er und sieht genauer hin.

Der dunstige Nebel scheint sich zu verdichten, beginnt Formen anzunehmen. Zuerst ist es nicht ganz klar, was sich daraus ergeben könnte, aber mit der Zeit ist sich Maurice sicher, dass es eine menschliche Gestalt darstellen könnte.

»H-Hallo? Wer ist da? «, fragt er leise in den milchigen Schleier hinein.

Der Nebel verschwindet genauso rasch, wie er gekommen ist. Einen Moment stiert Monsieur DuMont nach vorne, dann schnauft er entrüstet. Ich bin wohl noch nicht ganz wach, denkt er und will sich gerade umdrehen, als jemand in sein Ohr flüstert:

»Ich bin der Tod, Maurice. Deine Zeit neigt sich dem Ende zu.«

Entsetzt wirbelt DuMont herum. Dicht vor ihm steht jemand. Ein schwarzer Umhang verhüllt die gesamte Gestalt, sodass Maurice nicht einmal genau bestimmen könnte, ob es eine Frau oder ein Mann ist. Eine große Kapuze verhüllt den Kopf und das Gesicht liegt im Schatten. Nur zwei rote, glühende Punkte leuchten ihn aus dem Dunklen heraus an. Wie hypnotisiert starrt er auf diese feurigen Kohlenstücke.

»W-Wer sind Sie?«, fragt Monsieur DuMont, er verspürt kaum Furcht, nur eine eigenartige Mischung aus Faszination und Schrecken.

»Ich sagte es bereits.« Die Stimme des Fremden klingt dunkel und scheint in Maurices Kopf einen seltsamen Nachhall zu erzeugen.

»Ich bin der Tod und deine Zeit ist abgelaufen, Maurice DuMont.«

»Nein …«, haucht er und alles an ihm scheint zu zittern.

Auch wenn Maurice bisher mit beiden Beinen fest im Leben stand, und weder an Gott noch an die andere Seite glaubte, so weiß er doch mit einem Mal, dass der leibhaftige Sensenmann vor ihm steht und seine Seele will. Er erkennt es mit der gleichen Klarheit, wie er auch weiß, dass ihm graue Haare aus den Ohren wachsen, oder er drei Muttermale an der rechten Schulter hat, die zusammen ein beinahe perfektes Dreieck bilden.

Die Erkenntnis schießt auf ihn zu, wie ein tosender Hurrikan: Ich muss jetzt sterben.

Er kann nicht ausweichen, oder Schutz suchen, die Worte treffen ihn wie ein Schlag mit dem Hammer. Immer wieder schwirrt der Satz durch seinen Kopf, so lange, bis sich die einzelnen Worte vereinen und nur noch einen völligen Blödsinn ergeben.

»Nein!«, ruft er erneut, nun schon lauter. Er versucht nach hinten auszuweichen, aber kaum hat dieser Plan in seinem Kopf Gestalt angenommen, schon schießt ein Arm unter dem dunklen Umhang hervor und packt ihn am Handgelenk. Mit weit aufgerissenen Augen starrt Maurice auf die Hand des Fremden.

Er sieht seine eigene, rot und rau vor Kälte, seine Manschettenknöpfe und die Ärmel seines grauen Anzuges. Aber all das ist es nicht, das ihm einen solchen Schrecken versetzt.

Es ist die Hand des Fremden. Keine Haut umspannt sie, kein Fleisch, keine Muskeln sind zu sehen. Nur die blanken Knochen und weiße Sehnen, die den skelettierten Arm zusammen halten. Ein grausamer Schauer läuft über Maurices Rücken, alle Nackenhaare stellen sich auf. Er will flüchten, am liebsten so weit weg, wie es nur geht. Aber auch diesmal ist der Tod schneller.

Der seltsame Fremde packt Maurices zweiten Arm und zieht ihn unbarmherzig zu sich heran.

»Du wirst jetzt einen Blick in meine Augen werfen«, sagt der Tod. »Hab keine Furcht, es ist schnell vorbei.«

Monsieur DuMont hebt vom Boden ab, der Fremde zieht ihn zu sich hoch, sodass sie auf Augenhöhe sind. Seine Füße baumeln beinahe einen halben Meter über dem Asphalt. Maurice startet einen letzten, verzweifelten Versuch, sich aus dieser ausweglosen Situation zu befreien.

»Bitte … Bitte. Ich will noch nicht sterben … Ich bin verheiratet, habe zwei süße kleine Kinder … die … die brauchen mich doch … BITTE …«

In seiner Verzweiflung fängt der dicke Monsieur zu weinen an. Er heult so sehr, dass ihm ein wahrer Wasserfall die Wangen hinunter rinnt.

»Bitte … nicht …«

Er schluchzt und zieht die Nase hoch.

»Ich soll dich verschonen, weil du … kleine Kinder hast?«, ertönt es spöttisch aus der Kapuze heraus.

Hektisch nickt Maurice mit dem Kopf, Tränen und Rotz fliegen um ihn herum.

»Ja, ja. Genau … bitte … ich bin noch zu jung zum sterben. Meine Mädchen sind erst zehn Jahre, sie brauchen mich doch noch.«

Hart stellt der Tod den Menschen auf den Gehweg zurück. Beinahe wäre Maurice hingefallen, da seine Beine einfach nachgeben wollten, mit letzter Kraft hält er sich aufrecht.

»Zehn Jahre«, sagt der Tod düster und beugt sich näher zu Maurice. »Zehn lausige Jahre gebe ich dir. Mach das Beste daraus. Sonst …«

Monsieur DuMont faltet die Hände, als wollte er beten, in seinem Kopf erklingt nur der eine Satz: zehn Jahre. Er hat einen Aufschub bekommen. Innerlich jubelt er bereits.

Da zieht der Fremde seine Kapuze zurück. Was zum Vorschein kommt, lässt Maurices Herz beinahe stillstehen. Den Mund zu einem stummen ›O‹ geformt, starrt er sein Gegenüber an.

Der blanke Knochenschädel glänzt hell im trüben Morgenlicht. Aus den Augenhöhlen starren unerbittlich zwei glühenden Kohlestücke auf ihn herab. Als der Totenschädel spricht, hat Maurice das Gefühl, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen. Der knochige Kiefer bewegt sich nur ein wenig, im Inneren ist keine Zunge zu sehen. Also, überlegt Maurice flüchtig, womit spricht dieser Kerl denn eigentlich.

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