1 ...8 9 10 12 13 14 ...17 Irgendwie hatte ich damals schon das komische Gefühl, diese Frau kann es schon nicht mehr anders …
… so ist es mit „Murphys-Gesetz“ und für das fünfte Rad am Wagen war für die restlichen Tage ausreichend gesorgt.
Das was ich nicht leiden konnte, trat nun unverzüglich wieder ein, alle Tätigkeiten und Unternehmungen abzustimmen, ob man wollte oder nicht? Diese Ostsee-Tage gingen ohne größere Aufregungen vorbei und wir fuhren, getrennt von ihrer Freundin, nach Hause. Das Faxgerät und der Briefkasten quoll über mit Glückwünschen und gut gemeinten Ratschlägen, ein großes „Notfall-Paket“ meiner Lieblingsschwester erinnert mich Heute noch an deren Übermut.
Mein Handwerks-Betrieb versprach keine goldenen Eier, aber die Aufträge plätscherten so dahin und ich musste mir Gedanken machen, wo ich über die nahende, kalte Jahreszeit produzieren konnte. Unsere Doppelgarage war dazu nicht geeignet und das Haus wollten wir bekanntlich verkaufen. Bei der Bank waren wir auch schon mit unseren Raten im Rückstand und schon unangenehm aufgefallen, Mahnungen flatterten ins Haus.
Ich machte mich auf die Suche nach einer geeigneten Bleibe, mir schien ein geräumiger Bauernhof mit guter Substanz und ausbaufähigen Räumlichkeiten, als das Idealbild meiner Vorstellungen. Die Neuen Bundesländer verfügten zwar über diese Verkaufs-Objekte in Hülle und Fülle, aber die meisten Angebote waren schon sehr marode und zum Teil verfallende Ruinen, die schon zu „Honys-Zeiten“ von besseren Besitzern bewirtschaftet worden waren.
Meine Frau wollte „Ihr“ Haus auch nicht weiter behalten, sie hatte bereits den Gedanken gefasst, getrennt mit ihrer Busenfreundin, als allein erziehende Mädels-WG zu leben. Aber eine solch enge Beziehung oder Nähe wollte ihre Freundin auch wieder nicht, sie hatte wahrscheinlich von den an den Tag gelegten Launen, während ihrer Untermieterzeit bei uns, noch die „Schnauze“ voll.
Vorerst blieb alles beim Alten, Waffenstillstand und Abwarten, Veränderungen waren angesagt …
***
Im Herbst trat ein neues „Familien-Mitglied“ in unseren Dunstkreis, meine Frau brauchte wieder einmal einen neuen Kostenfaktor in unserem beengten, finanzschwachen Haushalt. Ohne Absprache und ohne Ankündigung, wie es bei ihr schon üblich gewesen war, kam „Peppels“ in unser Leben, es war ein süßer kleiner Hundewelpe, eine Mischung aus Colly und Schäferhund, rabenschwarz und ein „Mädchen“. Das „Hallo“ war richtig groß, Samantha war begeistert und in diesem Alter schon so richtig tierliebend und den Namen hatte sie unserem Hunde-Mädchen gegeben.
Ich hatte generell nichts gegen Hunde, den ich war immer mit einem Hund aufgewachsen. Bei meiner Familie durften Hunde stets in der Familie alt werden und hatten bis zu ihrem Ende auch ihr Gnadenbrot bekommen, bei der Sprunghaftigkeit meiner Ehefrau war ich mir jedoch nicht sicher, ob Peppels auch so ein glückliches Los gezogen hatte.
Die Hundedame wurde von meiner Frau erstanden, es war eine der letzten (schwer verkäuflichen) weiblichen Welpen, die ihre Großstadt-Freunde, Hände ringend los werden wollten und für so einen sozialen Abnehmer mit dem gleichnamigen Syndrom, musste meine Frau herhalten. Der Sonder-Preis von einhundertfünfzig Euro, für eine „Stiegengeländer-Rasse“ war sicherlich im freundschaftlichen Bereich?
Von nun an war Peppels unser Haus- und Hofhund, Papa machte sich daran eine wärmegedämmte Hundehütte in Luxus-Ausführung mit Teppichboden zu bauen, diese wurde Wind und Regen geschützt, in einer Ecke der Terrasse aufgestellt, denn Peppels Platz sollte zumindest außerhalb des Hauses sein?
Wir, besser gesagt Papa, war der Meinung, dass so ein großer Hund, wie Peppels zum Winter geworden war, nicht ins Haus gehörte. Aber wie so vieles in diesen turbulenten Zeiten, wurde auch diese Vereinbarung von meiner lieben Gattin revidiert.
Peppel, unser Hundemädchen bekam von einer Nachbarin ein ausgedientes Hunde-Körbchen und hatte von sofort an seinen Stammplatz im Vorraum des Erdgeschosses, zumindest war das Obergeschoss, nach dem Auszug unseres „Schmarotzers“, Hunde frei.
Die Macht-Durchsetzung meiner Oberbefehlshaberin wurde hiermit unangefochten weiter in die Tat umgesetzt. So wurde doch sehr schnell klar, dass nur „Einer“ im Haus das Regiment übernehmen konnte, denn bekanntlich verderben zu viele Köche den Brei?
Für meine Belange war schon seit Monaten kein Verständnis mehr vorhanden, wir hatten durch die Pleite in Bayern und dem unverschuldeten Wasserschaden im Büro- und Ladengeschäft so ziemlich alles gegen die Wand gefahren. Nun begann ich mit meinem neu gegründeten Handwerks-Betrieb wieder auf die Beine zu kommen und nun war mein Arbeitseinsatz von täglich achtzehn Stunden, der „Gran Madame“ ein Dorn im Auge, verstehe die Welt wer es wollte …!
Ich hatte zu diesem Zeitpunkt und nach all den Querelen, mich auch innerlich von diesem „netten Familienleben“ verabschiedet, hatte aber im Bezug auf Samantha noch keine Zukunftslösung gefunden. Mein Gedanke beruhte darauf, dass wir einen Bauernhof mit viel Ausbaufläche von dem Erlös, des Wohnhauses am Golfplatz, kauften. Hier sollte eine Art Wohngemeinschaft, jeder für sich ein Zuhause finden und Samantha hätte beide Eltern in Reichweite. Diese Idee durchkreuzte meine Gattin mit ihrer Vorstellung, dass ihre Busenfreundin auch noch einen Teil unseres Bauernhofes mit bewohnen sollte.
Na Super, scheinbar ging ohne diesen stillen Schmarotzer gar nichts mehr? Ich suchte nach diesem Reinfall, allein ein Objekt, denn mir war, mit großer Verzögerung, klar geworden, dass ich meine weitere Zukunft ohne dieser weiblichen Dominanz verbringen musste. Das Thema „Pretty Woman“ war somit traurige Vergangenheit …
Nicht weit von unserem Golfplatz entfernt, bekam ich von einem Makler einen Vierseitenhof mit guter Bausubstanz angeboten, dieses Objekt war circa vierzig Kilometer vom Golfplatz entfernt und über einen Autobahn-Anschluss zu erreichen. Hier wollte ich all meine noch verbliebenen Träume verwirklichen, Arbeit hatte ich noch nie gescheut und von diesem Bedarf, war bei diesem Objekt jede Menge gefordert.
Der Bauernhof lag an der Hauptstraße eines kleinen Dorfes mit ungefähr vierhundert Einwohner, der Dornröschen-Schlaf hatte auch hier nach der Wende Einzug gehalten oder dieser Ort war noch gar nicht daraus erwacht gewesen? Vor zehn Jahren war in dem Wohnhaus noch der örtliche Konsum untergebracht und hatte die Dorfbewohner mit den Lebensmitteln des täglichen Bedarfs versorgt. Die einzige Gastwirtschaft im Dorf hatte auch zum Ende des Jahres geschlossen, kurz um, es war eine tote Hose draußen am Land. Aber dies alles konnte mich nicht davon abschrecken, meine Kaufzusage an diese Verkäufer, eine Erbengemeinschaft aus dem Westen, abzugeben.
Das Haus und auch die ehemaligen Stallungen hatten keine Grundnässe und keinen Schimmelbefall, aber es war viel Mut und genauso viel Arbeitsgeist erforderlich aus diesen alten Hof ein neues Zuhause zu zimmern. Hinter den Gemäuern verbarg sich viel Spielraum für all meine Vorstellungen und davon gab es doch einige bei mir. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, für wem ich all diese erforderliche Arbeit aufbringen wollte, war es mein eigenes Ego oder war es für Samantha oder wahr es für jemanden, der noch gar nicht am Horizont erschienen war? Aber vielleicht war es auch nur ein Verdrängen der letzten Wochen und Monate, mit all seinen Verletzungen und den Herabwürdigungen meiner noch angetrauten Frau. Ich hatte nach den steten Bemühungen, unsere Ehe noch retten zu können, einfach nur das Bedürfnis diese chaotische Frau hinter mir zu lassen, koste was es wolle!
Dies war der Grund der mich nach Vorne trieb, es sollte hier kein Zurück mehr geben, einzig leidtragend war hier, ganz unverschuldet, unser Töchterlein Samantha.
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