1 ...7 8 9 11 12 13 ...17 Wir hatten Steine ins Wasser geworfen, auch kleine Stöckchen-Schiffe auf die Reise geschickt, Samantha hatten diese Ausflüge sichtlich Freude bereitet. Auf der Heimfahrt schlief mein kleiner Liebling stets vor Erschöpfung und von der frischen Luft in der freien Natur, ein. Bei einen unserer Ausflüge kamen wir zu einem privaten Kleintierzoo mit vielen gefräßigen Ziegen, diese Tiere bekamen von dem gekauften Tütenfutter überhaupt nicht genug, unsere Hände konnten wir gar nicht so hoch halten, denn diese Tiere schienen überall hin zu kommen und Samantha hatte ihre helle Freude an diesen Vielfraßen.
Etwas abgelegen waren in einem großen Gehege alle Sorten von Meerschweinchen untergebracht, hier herrschte genüssliche Stille zum Verweilen, gleich daneben waren die Kaninchen und einige hatten sich schon einen Tunnel zu den Meerschweinchen gebuddelt, um deren Futter zu stibitzen oder vielleicht auch etwas mehr „Unterhaltung“ zu haben?
Am Besten war jedoch „Fips“ der Affe, vor diesem Spaßmacher wurde schon am Eingang gewarnt, denn dieser „Bursche“ stahl mit Vorliebe Hüte, Brillen und die Hand-Taschen der weiblichen Besucher und stets schlich sich dieser Affe heimlich an, er kam aus dem Nichts! Auch wir wurden einmal von ihm überrascht, aber er konnte Papas Brille nicht abgreifen. Dieses Kapuziner-Äffchen war dem Zoobetreiber einst entwischt und „erfreute“ die Zoobesucher mit seinen Raub-Zügen.
Unser Zusammenleben im Haus war im Lauf des Jahres auch wieder ruhiger geworden, man gewöhnte sich an alles oder man nimmt es nicht mehr bewusst wahr. Samanthas Patentante hatte uns nach einigen Wochen verlassen und sich eine eigene Wohnung, hoch oben unter dem Dach, im Nachbarort angemietet, denn irgendwie klebten diese beiden Frauen zusammen wie Pech und Schwefel. Diese Frau mit Kind war von eher ein „Eigenbrötler“ und wollte sicherlich wieder Abstand von „so viel Familie“ haben.
Irgendwie sollte sie und ihr Baby mir doch auch fehlen, ich hatte mich sehr an diese ungewollte Zweckgemeinschaft gewöhnt. Die abendlichen Gespräche, das Babygeschrei, der morgendliche Kampf um das Bad, es war nun mit einem Schlag, wie ausgelöscht, nicht mehr vorhanden, es herrschte unsere triste Ruhe im Salon. Meine Frau brödelte still vor sich hin, war in sich gekehrt, redete wenig und ihre Laune war auch schon mal besser gewesen, dazu der viele Zigaretten-Konsum, kurz es stank im gesamten Haus und die ursprüngliche rauchfreie Zone war schon seit der Geburtstagsfeier abhanden gekommen. Raucher und Hundebesitzer sind die größten Egoisten, die ich in meinem Leben kennen gelernt hatte.
Der tief graue Alltag hatte seine Schatten über uns herab gesenkt …
Das Ladengeschäft meiner Frau erlebte den dritten Umzug, dieses Mal jedoch zurück in die erste Reihe der gut frequentierten Hauptstraße, aber die Zeiten für den Einkauf von „unnützen“ Accessoires standen schlecht, es änderte sich nicht viel an der Kassen- und Lebens-Aufheiterung bei meiner Frau, ihr Seelenleben war an einem Tiefpunkt angekommen. Ich hatte die kompletten Regaleinbauten und Ausbaukosten von meinen Einnahmen bestritten, in der Hoffnung auch wieder privat ein Stück Nähe zu gewinnen. Ein Hoffnungsschimmer waren die Zusatz-Geschäfte zu Ostern und zu Weihnachten, aber dies war leider nicht genug, wir waren ja im Armenhaus der Nation, wo die Menschen nicht vom Handwerk, sondern von Dienstleistungen lebten und zwanzig Prozent von der staatlichen Stütze.
Im Laufe des Jahres beschloss meine Frau das Ladenlokal zu schließen, der Ausverkauf wurde abgewickelt und der Rest verramscht, die bereits aufgelaufenen Mietschulden konnten mit dem Vermieter in beiderseitigem Einvernehmen, außergerichtlich aus der Welt geschaffen werden.
Nun waren wir dieses Verlustgeschäft endlich wieder los und konnten wieder nach vorne schauen … , wohin wussten wir zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht?
***
Wenn Polen verloren ist, dann hilft den überlieferten Weisheiten nach, nur noch das Beten, aber bei uns Atheisten war der Glaube schon lange verpufft, die Moral quasi im Eimer, die Stimmung im Keller, wir redeten kaum noch mit einander, lebten wie Bruder und Schwester. Ich nahm eines Tages all meine Gefühle zusammen und schrieb meiner Frau einen langen emotionalen Brief. Ich wollte mir nicht das Ende unserer Ehe eingestehen, unser Kind sollte weiterhin bei ihren Eltern glücklich aufwachsen …
Ich wusste nicht wie meine Frau auf meinen Hilfeschrei reagieren würde, denn es herrschte schon sehr lange ein Stillstand unserer Gefühle und das bedeutete nichts Gutes.
Eines Abends fand ich einen Brief von meiner Frau auf dem Kopfkissen in meinem Bett, sie wählte den selben Weg, ihre Gefühle und ihre Emotionen mir darzulegen …
Nach diesem Briefwechsel, der wahrscheinlich doch ein guter Weg war, so durften wir Beide wieder etwas Mut und vielleicht auch Hoffnung schöpfen, das Kind war zwar in den Brunnen gefallen, aber es konnte noch gerettet werden. Was uns am Meisten belastete waren die hohen Rückzahlungsraten von unserem Traumhaus, das langsam zum „Albtraum-Haus“ wurde. Nun mussten wir wesentlich kleinere Brötchen backen, auch wenn es uns schwer fiel. Wir beschlossen einen Hausverkauf in Erwägung zu ziehen, unsere beiden Golfplatz-Aktien mit lebenslangen Spielrecht hatten wir bereits verhökert um die letzte Grundstücksrate damit zu tilgen. Die Schulden waren nun getilgt, aber die Spielberechtigung war auch ausgelaufen, ich sah diesen Umstand nicht so verbissen, denn unter diesen Umständen, hatte ich sowieso keinen Spaß am Golfspiel …
Unsere Wohnadresse war immer noch ganz exklusiv der Golfplatz, aber dies war das Einzige was uns davon übrig blieb. Das einst so geliebte Golfspiel hatte seinen Reiz verloren, Golf ist eine mentale Kopfsache und diesen Kopf hatten wir schon sehr lange mit anderen wichtigen Existenzfragen überbelegt. Außerdem fehlte uns nun das nötige Kleingeld, aber eines Tages, und da war ich mir damals schon ganz sicher, würde ich wieder Golf spielen, mit einer Leidenschaft, die keine Leiden schafft …
Die Jahreszeiten kamen und gingen wie seit Millionen von Jahren, das begonnene Frühjahr ging Hand in Hand in den Sommer über und ehe wir uns versahen, es war September geworden.
Ende des Monats stand mein fünfzigster Geburtstag an. In meinen früheren Planungen hatte ich mir diesen Ehrentag schon als etwas Besonderes vorgestellt, es war nun alles Makulatur, denn es war Ebbe in unserer Kasse und ich sah auch keinen Grund, auch nur eine kleine Feier zu begehen. Ursprünglich hatte ich eine Feier mit meinen Bekannten, Freunden und Geschwistern geplant, dazu ein kleines Golfturnier veranstalten, aber es kam leider ganz anders. Die Kasse war leer und ich konnte zwar Sprünge wie ein Känguru unternehmen, aber nur mit leeren Beutel?
Es wurde nichts mit meinem Traum zum Fünfzigsten …
Eine meiner Schwestern bekam davon Wind, dass ich nicht feiern konnte oder wollte, denn Beides traf zu und diese Schwester lud uns Drei, zu sich nach Rügen an der Ostsee ein, wo sie mit ihrem Partner ein Hotel, recht erfolgreich führte. Wir erhielten einen günstigen Preis und zur Überraschung ein kostenloses Galadiner. Wir verbrachten ein paar sorglose Tage in teils stürmischer, aber auch sonniger Ostseeluft. Es war ein gelungenes Geburtstagsfest in einem ganz kleinen, feinen Rahmen und in Gedanken dachte ich bereits an eine verschobene Feier zu meinen Sechzigsten, aber das war dann schon wieder „der Schnee von Gestern …“
Die größte Überraschung, wieder einmal im negativen Sinne, kam von meiner „sozial angehauchten“ Ehefrau, sie hatte ohne mein Wissen, naja sonst wäre es keine Überraschung gewesen, ihre schmarotzerische Busenfreundin samt Kind eingeladen, natürlich auf unsere Kosten und in das von uns bewohnte Appartement im Hotel, „Super mein Freund, was willst Du mehr …?“
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