In dieser Zeit der Anspannung, ließ die Busenfreundin meiner Frau und die Patentante von Samantha, von einem türkischen „Dönerdomteur“, ein Kind andrehen. Meine Frau hatte nun wieder eine Zusatzbeschäftigung und es herrschte reger Interessenausgleich und Bemutterung war angesagt. Die Fürsorge meiner Frau kannte keine Grenzen, erst war von einer geplanten Abtreibung die Rede, da diese Bettbeziehung sofort nach der Schwängerung beendet war und der Erzeuger wusste nichts von der Schwangerschaft, ahnte aber kurz vor der Geburt etwas, was dann zur extremen Geheimhaltung durch beide Frauen bestimmt wurde. Der gezeugte Junge wuchs später mit der Lebenslüge auf, „… dass sein Vater bei einem Unfall ums Leben gekommen war …“, im Geschichten erfinden waren diese beide Frauen unschlagbar, wie ich später noch feststellen sollte.
Die von meiner Frau so heiß geliebte Patentante von Samantha lebte nach ihrem Umzug von der Großstadt, in der für Ostdeutschland so typischen „Platte“. Ihr neues Zuhause war ab sofort in einer Plattenbau-Siedlung, das Haus sechs Stockwerke hoch, ringsum tristes Alltags grau, mit einigen bereits sanierten Häusern mit ansprechenden Fassadenfarben. Ihre Wohnung bestand aus einem Wohn-Schlafzimmer mit „Pfurzbalkon“, kleiner Küche, WC und Bad, dazu der „fantastische“ Ausblick in das Elend, vor dem Haus der berühmte Dönerstand, mit dem Helden des One Night Stand, hier war es schön, hier wollte sie bleiben?
In den folgenden Wochen hatte meine Frau viel Mühe, ihre Freundin davon zu überzeugen, dass man mit den Folgen einer „Liebesnacht“ nicht so oberflächlich umgehen sollte, der einfachste Weg der Abtreibung wurde verworfen. Meine Frau konnte sich bei ihrer Freundin durchsetzen und sie bekam die Bestätigung von ihr, dass die nun begonnene „Sache“ letztendlich auch zu Ende gebracht werden sollte. Der „Braten“ in der Röhre zeigte sich an der nun schon sichtbaren Wölbung und mit dem Nachwuchs sollte doch schon bald gerechnet werden. Die beiden Frauen beschlossen, eine größere Wohnung für die alleinerziehende Mutter zu suchen, zumindest taten Beide so, obwohl für mich ein anderer Weg bereits vorgezeichnet war und warum musste dies alles vor der Geburt sein, waren die Beiden „Hellseherisch“ unterwegs oder wollten sie mich nur hinter das Licht führen?
Tage und Wochen waren beide Frauen mit dieser Aufgabe überfordert und beschäftigt, ich bekam die neuesten „News“ stets am Wochenende aufs Tablett, nichts war so wichtig wie das Wohlergehen der Busenfreundin.
Viele Wohnung waren einfach nur Super, aber was hilft es, wenn das Portemonnaie dafür nicht ausreicht? Aber es sollte doch noch viel besser kommen, vielleicht in der Richtung, wo es gar nichts kostet …?
Eines Tages hatte mir meine sehr selbstbewusste Ehefrau dann klar gemacht, dass sie ihre Freundin nicht „so hängen lassen“ konnte und außerdem hatte sie ja niemanden, der ihr nachts zur Seite stand und wenn nachts was sein sollte, dann wäre niemand da, oh, oh wie schrecklich … , das waren doch „haarsträubende Argumente, schluchz …
Mir kamen die sprichwörtlichen Krokodils-Tränen … , um es kurz zu machen, meine Frau hatte mit ihrer Freundin beschlossen, dass die werdende Mutter am Monatsende in „unser“ Traumhaus mit einzieht, so geht im Osten eine „Ehe“ zu Dritt …
Ich war über diesen femininen Beschluss geplättet und brachte mein energisches Veto bei meiner Gattin vor, hier musste ich mir zum ersten Mal von „Pretty Woman“ sagen lassen, dass „unser“ Haus, „ihr“ Haus war und sie bestimme wer hier ein- bzw. auszieht! Ich bereute an diesem Tag, meine damalige Großzügigkeit und ahnte Schlimmes, denn es sollte noch „knüppeldicker“ von dieser Frau Kassandra kommen …
Jegliches Schamgefühl musste ich hier bei meiner Frau vermissen, ich hatte nichts gegen ihre Freundin, war ihr gegenüber hilfsbereit im Rahmen des Erlaubten, was jetzt hier ablief, dass schlug dem Fass den Boden heraus. Meine Frau besaß noch nie einen Cent an Gesparten, als ich sie kennen lernte. Sie hatte einen gut bezahlten Job, eine kleine angemietete Wohnung von ihrem Bruder, eine Katze, kein Verhältnis zu ihrem Vater, ein kleines Auto und eine schwere „Yamaha“ mit tausend Kubik, das war ihr kleiner Wohlstand.
Ich hatte meine „große Liebe“ bei unseren Kennenlernen noch aus den Schulden bei ihrem Exfreund auslösen müssen, so schnell kann man sich zum Reichtum „hochdienen“ oder wie man immer dazu sagen möchte …
Der Einzug in unser Wohnzimmer im ersten Stock war nur noch Formsache und doch sehr schnell vollzogen, die junge Frau im spät gebärenden Alter brachte nicht viel mit und der Rest kam von uns, denn in „kleinen“ Dingen waren wir immer sehr großzügig, auch wenn uns das Wasser selbst bis zum Halse stand. Die Baby-Grundausstattung war noch von Samantha vorhanden, dazu der Wickeltisch und die Babywanne, hatte ja alles nichts gekostet und was sollte der Geiz? Die werdende Mama hatte zum ersten Mal in ihrem Leben eine Familie mit Badbenutzung und was hatten wir, ich den geschwollenen Hals und kein zweites Wohnzimmer mit Kaminofen mehr, man kann doch nicht alles haben, nun war Teilen und Rücksichtnahme angesagt. Hatte ich mich für diese „Ost-Verhältnisse“ so ins Zeug gelegt, waren das meine Träume nach der ersten Scheidung oder war dies alles nur ein schlechter Film?
Unsere Ehe hatte sich in dieser Zeit zu einem „Beisammensein zu Dritt“ entwickelt, meine Frau zog sich immer mehr zurück und mit der Freundin war der Umgang ganz okay, wenn ich zu Hause war. Beide Frauen waren jedoch noch sehr mit den Vorbereitungen der nahenden Geburt beschäftigt und ich kam mir wie das fünfte Rad am Wagen vor. Aber auch bei den Frauen lief nicht alles nach Plan, die große Gemeinsamkeit der Anfangs-Tage, die Rücksichtnahme bei vielen Dingen, wie der Badbenutzung, Eigenheiten und die eigene Lebensweise, hatte bei den Frauen auch des Öfteren für Zoff gesorgt.
Ich wurde bei diesen sich häufenden Disputen, oft zum Ansprechpartner und zum Seelentröster. Meine Frau wurde verschlossenener und bereute wahrscheinlich ihre Handlungsweise wie den Ritt auf einer Rasierklinge, ich war mir sicher, sie plante damals schon ihren Ausbruch aus der Ehe und ihr neues Leben.
In dieser Zeit entdeckte ich meine Leidenschaft zum Kochen, irgend etwas braucht doch auch der Mensch, es bereitete mir viel Spaß und Freude „meine“ zwei Frauen zu bekochen. Meistens hatte ich deren seltsamen Geschmack getroffen und sogar hin und wieder auch ein Lob bekommen. Die Freundin war ein sogenannter „Kaltesser“, das spart Energie und Kochtöpfe, aber sie konnte sich doch an meinen Mahlzeiten erwärmen, ging doch ganz gut.
Der Tag der Geburt kam näher, meine Frau stand ihrer Freundin Händchen haltend zur Seite als es ins Krankenhaus ging, den Part des „verstorbenen“ Mannes übernahm meine Frau und sie stand auch im Kreißsaal ihr zur Seite. Nach einigen Tagen im Krankenhaus kam „das sorglos Rundumpaket“ zu uns ins Haus zurück. Wir hatten nun ein zweites Baby unter unserem Dach, dies führte auch im Ort zu Spekulationen, ob ich auch hier der stolze Vater war? Sacul war unser fünfter Bewohner, ein schmächtiges Bürschlein mit Kohlraben schwarzen Haaren, die türkische Herkunft, nähe Anatoliens konnte man nicht leugnen und unsere Wohngemeinschaft sollte noch einige Monate Bestand haben …
***
Samantha war nun schon zwanzig Monate alt und wir hatten einen wunderschönen Hochsommer zu verzeichnen, die schönste und wärmste Zeit des Jahres. Wir verbrachten unsere Freizeit in „unserem“ Traumhaus am Golfplatz, zum Teil im Garten, beim Grillen an unserer imposanten Grill-Anlage, selbstgebaut aus Uralt-Klinkersteinen, mit Freunden oder auch alleine, Abwechslung brachte unser solarbeheiztes Hallenbad. An den Wochenenden kamen, manchmal auch zu oft, meine Schwiegereltern zu Besuch, irgendwie war ich darüber froh, dass meine Frau wieder mit ihrem Vater klar kam. Ich legte auf Harmonie schon einen verstärkten Wert. Bis zu unserer Hochzeit war das Verhältnis zwischen Vater und Tochter doch sehr abgekühlt, um nicht zu sagen eingefroren. Über die Familienbande bin ich nie so richtig klar gekommen. Mit dem Schwiegervater war es scheinbar nie ganz einfach auszukommen, aber hier schaffte ich an einen seiner Geburtstage den familiären Durchbruch, wo wir unverhofft in die Feierlichkeiten, ohne Einladung hinein platzten. Wir waren zu dieser Zeit noch nicht verheiratet und es sollte mein Antrittsbesuch bei den Schwiegereltern in Spe werden.
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