Johann Most
Memoiren
Erlebtes, Erforschtes und Erdachtes
1. Band: Aus meiner Jugendzeit
2. Band: Der Wiener Hochverraths-Prozess
3. Band: In Sturm und Drang
4. Band: Die Pariser Commune vor den Berliner Gerichten und die Bastille am Plötzensee
1 Impressum
2
3 2021 Moorwolf Verlag, Husberger Moor
Kontakt: info@moorwolf.de
Titelfoto: Johann Most als Reichstagsabgeordneter (Autor unbekannt)
Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Made in Germany
ISBN 978-3-754142-83-7
Inhalt
Über Johann Most
Erster Band
Aus meiner Jugendzeit
Vorwort
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
XL
XII.
XIII.
XIV.
XV.
XVI.
XVII.
XVIII
XIX.
Zweites Bändchen
Der Wiener Hochverraths-Prozess
Vorwort zum II. Theil.
I Die Anklageschrift.
II Das Verhör.
III. Das Zeugenverhör.
IV Dokumenten-Verlesung.
V. Die Playdoyers.
VI Das Urtheil.
VII Die Konsequenz.
VIII Der Transport
IX Im Zuchthaus.
X Amnestie und Verbannung.
XI Vermischte Nachlese.
Poetischer Anhang
Drittes Bändchen
In Sturm und Drang.
Vorwort zum III. Theil.
Agitations-Reminiscenzen.
I. Agitation par Force.
II Eine Proletarier-Zeitung.
III Der „Rothe Thurm".
IV Eine gestorte Sedanfeier.
V Steckbrieflich verfolgt.
VI Im Landesgefängniss.
VII Kurse Flitterwochen.
Parlaments- Reminiscenzen.
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
Eine Erklärung als Vorwort.
Viertes Bändchen
Die Pariser Commune vor den Berliner Gerichten
Vorbemerkung
Die Untersuchungshaft
Die Anklage und der Staatsanwalt.
Anklage
Der Gerichtshof und meine Verhandlung.
Vortrag über die Pariser Commune.
Das Plaidoyer des Staatsanwalts.
Vertheidigung.
Des Urtheil.
Die Bastille am Plötzensee.
I Aufzeichnungen an Ort und Stelle.
II Die Aufsichts-Kommission.
III Die Beamten-Konferenz.
IV Der Sechsgroschen-Kuli.
V Auf dem Wege der „Besserung".
VI Dichtung und Wahrheit.
VII Vermischte Erlebnisse.
VIII Die lustige Station.
IX Rück- und Vorblicke.
1 Über Johann Most
Johann (John) Most wurde 1846 in Augsburg geboren. In seiner Kindheit litt er an Knochenfraß im Unterkiefer wodurch er nach einer erfolgreichen Operation im Gesicht entstellt war. Schon früh wehrte sich Most gegen Prügelpädagogik, die er zuhause und in der Schule erlebte, und wurde als 13-Jähriger von der Schule verwiesen, weil er einen Schülerstreik organisiert hatte. Daraufhin machte er eine Lehre als Buchbinder und zog nach dem Ende der Lehrzeit 1863 als Wandergeselle durch Deutschland, Ungarn und die Schweiz.
Ab 1868 war er in der österreichischen Arbeiterbewegung aktiv, wurde 1867 aber nach Deutschland ausgewiesen.
Nach einer aktiven Zeit in Bayern wurde er in Chemnitz Chefredakteur der Chemnitzer Freien Presse . Dort war er für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei SDAP aktiv und gründete die satirische Zeitung Nußknacker . Es bekam eine mehr-monatliche Haftstrafe wegen Majestätsbeleidigung.
1874 wurde er als sozialdemokratischer Abgeordneter in den Reichstag gewählt. Dort war er später ein Vertreter des radikal linken Flügels der Sozialistischen Arbeitspartei Deutschlands SAP. Wegen einer Rede zur Pariser Kommune wurde er erneut zu einer mehr monatlichen Haftstrafe verurteilt. Danach erfolgten weitere Verurteilungen u.a. wegen Gotteslästerung.
1878 emigrierte er nach London und wurde vom Kommunistischen Arbeiterverein aufgenommen, wo er 1879 die Zeitung Freiheit herausgab, weil zu der Zeit alle sozialistischen Blätter in Deutschland verboten waren. Es erfolgte eine Entfremdung und später der Rauswurf aus der SAP und eine Hinwendung von Most zum Anarchismus.
1882 setzte sich Most vor der auch in England anwachsenden Repression in die USA ab.
Dort veröffentlichte er u.a. seine in mehrere Sprachen übersetzte Schrift Die Gottespest .
Er war Organisator der ersten großen Kirchenaustrittsbewegung und agierte für Streikbewegungen und musste wie schon vorher in Europa mehrere Gefängnisstrafen absitzen. Während einer Agitationsreise starb John Most 1906 in Cincinnati.
In seinen hier neu herausgebrachten Memoiren geht Most ausführlich auf seine Jugendzeit, seine Wanderjahre, seine Wandlung zum Sozialisten und Kommunisten, seine Agitationszeit, die Zeit als Reichstagsabgeordneter, sowie seinen Prozess und Haftstrafe in Berlin ein. Seine Zeit in England und den USA, sowie seine Wandlung zum Anarchisten finden keinen Einzug in seine Memoiren, von denen der letzte und 4. Band erst posthum veröffentlicht wurde.
Empfohlen sei allen an Johann Most interessierten Lesern auch seine gottes-leugnerischen Schriften Die Gottespest und Die Gottlosigkeit (ISBN 978-3-754142-78-3), welche der Moorwolf Verlag ebenfalls neu herausgebracht hat.
August 2021
Moorwolf Verlag
1 Erster Band
1 Aus meiner Jugendzeit
1
NEW YORK
Selbstverlag des Verfassers John Most, 3465 Dritte Ave.
1903
Oft und von vielen Seiten aus wurde schon an mich das Ansinnen gestellt, ich solle meine Memoiren schreiben und veröffentlichen, aber aus mancherlei Gründen vermochte ich mich bisher nicht dazu zu entschliessen.
Meiner bisherigen Ansicht nach kann es allerdings nicht schaden, wenn Leute, die mancherlei Interessantes erlebten, davon Aufzeichnungen machen, die Veröffentlichung derselben sollten sie — so dachte ich — aber Anderen nach ihrem Tode überlassen, welche auch bevollmächtigt werden sollten, etwa nothwendig erscheinende Randglossen daran zu knüpfen.
So weit ein Memoirenschreiber mit seiner eigenen Person in den zu schildernden Vorgängen verwickelt ist, wird es ihm schwer fallen, über die Klippen und Gefahren hinweg zu kommen, die sich einer durchweg objectiven, total realistischen Darstellung der einschlägigen Dinge in den Weg stellen. Ent-weder wird man leicht davor zurückschrecken, gelegentlich einer Selbstkritik neben den Licht- auch die Schatten-Seiten der eigenen Person hervor zu heben, was zu subjectiver Schönfärberei, wenn nicht gar zu prahlerischer Aufschneiderei ausarten kann. Oder man verfällt in das entgegen gesetzte Extrem und befleissigt sich einer über- resp.untertriebenen Beschei-
denheit. In beiden Fällen kann kein eigentliches Portrait, sondern nur eine mehr oder weniger verzerrte Karrikatur zum Vorschein kommen. Selbst ein Goethe hat durch seine Autobiographie nichts Anderes geliefert, weshalb er sich denn auch schliesslich bemüssigt fand, dieselbe mit „Wahrheit und Dichtung"- zu betiteln.
Ich für meinen Theil will es nun wenigstens versuchen, in den von mir erlebten und nun zu erzählenden Geschichten meine Person so auftreten zu lassen, wie sie im Spiegel meiner Selbsterkenntniss vor mir steht — ohne Abstrich und ohne Aufputz. In wie weit mir das gelingt — darüber mögen Mit- und Nachlebende urtheilen, die, sei es auf Grund persönlicher Erfahrungen, sei es durch Musterung des einschlägigen literarischen oder anderweitigen Materials, dazu berufen und im Stande sind.
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