Ninni Martin - Vom Leben und Streben der Eissturmvögel

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Vom Leben und Streben der Eissturmvögel: краткое содержание, описание и аннотация

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Was geschieht, wenn gehobene und abgesicherte Lebensumstände unerträglich werden, die Übermacht der Institutionen erdrückend wird, Enge und Starrheit des bürgerlichen Daseins der freien Entfaltung entgegenstehen? Heinrich, Mahoud, Marlene und Tamara finden ihre eigene Antwort. Die Handlung begleitet die Protagonisten beim Streben nach Selbstverwirklichung und beleuchtet deren weggewischten Lebenslügen und Skrupel, ihre Zerrissenheit und Widersprüchlichkeit.
"Er liebte seine Arbeit, solange er am Schreibtisch saß, und fand nichts Schlimmes daran. Er hatte ein System erschaffen, bei dem niemand zu etwas gezwungen wurde. Dennoch wurden sie unglaublich reich damit. Immer hatte er sich danach gesehnt, aus der Mittelmäßigkeit eines ereignislosen Lebens herauszutreten und Außergewöhnliches zu erreichen."

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»Das wird Floh sein«, beschwichtigte Heinrich und drehte sich zur Seite. Sie hatten Florian den Priester begleiten lassen, der am späten Nachmittag, nachdem die Kaffeetafel aufgehoben worden war, nicht mehr geradeaus gehen konnte. Seitdem hatten sie ihren Sohn nicht wieder gesehen. Mitten in der Nacht war er noch immer nicht nach Hause gekommen.

»Nein, das sind andere Geräusche«, beharrte sie nach einer Pause des angestrengten Lauschens. Auch er hörte etwas. Ihm kam es vor wie ein raschelndes Tapsen und ein rasend schnelles Wuseln. Einen Grund zur Beunruhigung sah er darin nicht. Ein altes, morsches Landhaus musste von Natur aus eine völlig andere Geräuschkulisse bieten als ein nahezu vollkommen schallgedämmtes Apartment in der Stadt. Sie waren erst am Anfang, ihre neue Umwelt zu erleben und kennenzulernen.

»Lege Dich wieder hin!«, riet Heinrich unaufgeregt, »es sind wohl nur Mäuse, die im Gebälk um die Wette laufen.«

Marlene sprang auf und hastete zur Tür. Sie schaltete das Licht an und blickte sich mit Schrecken um. Sie war nahe daran, das Weite zu suchen, ohne zu wissen wohin. Erst in diesem Moment schien sie zu begreifen, dass sie tatsächlich in der Wildnis, mitten im Urwald lebten.

»Beruhige Dich, Mäuse tun Dir nichts!«, sagte Heinrich und überlegte, wie er sie ablenken konnte. Sie war nicht der Mensch, der vor Spinnen Angst bekam. Warum sollte sie sich vor Ratten oder Mäusen fürchten?

»In meinem Leuchtturm scheinen Marder sich eingenistet zu haben. Sieh mich an! Was kümmern mich die Mitbewohner? Die Viecher waren lange vor mir dort eingezogen.«

»Für Deine Kirchenfauna bist Du nur ein kurz verweilender Gast. Sie werden Dir hinterherwinken, wenn Du die Ruine wieder abgestoßen haben wirst«, lachte Marlene bitter auf. Er spürte, dass sie nahe daran war, in Tränen auszubrechen.

»Der Dorfpfarrer hat mir gestern im Dachstuhl jene Stellen gezeigt, wohin die Marder sich verkriechen. Er meinte, kein Kammerjäger würde sie jemals von dort vertreiben«, erzählte Heinrich von seinem Wochenendaufenthalt am Leuchtturm.

»Anstatt mit ihm die Baustelle zu besichtigen, hättest Du ihn verklagen sollen«, erwiderte Marlene mit Verbitterung, »er hat Dich betrogen! Das Preisausschreiben war eine Farce und Du warst der Dümmste, den er finden konnte.«

»Und wenn es so gewesen wäre, sehe ich das Gewinnspiel noch immer als glückliche Schicksalsfügung. Ich bin froh, dass ich zum Eigner eines Leuchtturms geworden bin.« Heinrich ahnte bereits, was er heraufbeschwor.

»Du bist doch krank!«, schrie sie ihn wütend an, »das Gebäude ist nichts als Schutt und Schrott!«

Sie waren wieder bei dem leidigen Thema angekommen und für den Augenblick verdrängte sie offensichtlich die Beunruhigung wegen des Ungeziefers in ihrem Haus. Sie ließ das Licht brennen, als sie wieder zu ihrem Lager wankte und sich neben Heinrich legte. Ihr Alkoholspiegel lag noch immer hoch. Eine zweite Flasche Wodka war am späteren Nachmittag allein zwischen ihr und dem Priester die Runde gegangen. Marlenes Mutter hatte vergeblich versucht, ihre Tochter zu bremsen. Weil sie wusste, wie es enden musste, hatten sie und ihre Schwester Hals über Kopf die Heimreise angetreten.

»Wie ist er denn so?«, fragte Marlene, als sie nach einer Weile etwas zur Ruhe fand.

»Wen meinst Du?« Heinrich befand sich bereits im Halbschlaf.

»Der Dorfpfarrer!« Marlene klang neugierig. Er hatte ihr bislang nicht viel von ihm erzählt. Vor der Begegnung am Wochenende traf er nur einmal auf ihn, als sie sich zusammen mit einem Justitiar vom Kirchenamt auf dem Notariat eingefunden hatten. Die Überschreibung der verlosten Immobilie auf ihn als Neueigentümer hatte wenige Minuten in Anspruch genommen und ohne Unterhaltung waren sie danach auseinandergegangen.

»Umgänglich«, antwortete Heinrich und drehte sich seiner Frau zu, um von seinen Erlebnissen vom Wochenende zu berichten. »Er hat auf den ersten Blick so gar nichts Geistliches an sich. Der Mann ist ein Riese, hat einen zotteligen Bart und ist am Hals und an beiden Armen tätowiert. Wer ihn nicht kennt, würde vor ihm davon laufen.«

»Sicher hast Du Dich geirrt und er war nicht der Pfarrer, sondern ein Obdachloser, der sich in Deinem Gemäuer einquartiert hat.«

»Gestern Morgen kam er auf einem Motorrad zum Friedhof. Er hat einfach über Jeans und Lederjacke den Talar geworfen und dann recht anständig eine Beerdigung vorgenommen. Ein normaler Pfarrer hätte die Bestattung nicht würdevoller gestaltet, soweit ich eine solche Zeremonie überhaupt beurteilen kann. Allerdings bestand die Trauergemeinde nur aus eine paar Totengräbern und Sargträgern.«

»Ein richtiger Pfarrer lebt seine Berufung und streift sie sich nicht einfach über, wann immer er sie gerade braucht. Dein Küstenpfarrer scheint nicht nur ein ausgekochtes Schlitzohr zu sein, sondern auch ziemlich oberflächlich. Die Menschen in dem Küstendorf hätten sich nach einem überzeugteren Geistlichen umsehen sollen.«

Marlene hielt ihren Spott nicht zurück. Von sich selbst und ihrer Berufung war sie sehr eingenommen. Niemand könnte ihr das Wasser reichen. Zu lange hatte sie auf eine Pfarrstelle warten müssen. Sie sehnte sich danach, endlich ihre Berufung leben zu dürfen. Enthoben durch den Alkohol und im Überschwang eines Moments der Fröhlichkeit sah Marlene sich am Ziel ihrer Träume. Allmählich wirkte sie versöhnlicher. Die Spannung fiel von ihnen beiden ab. Heinrich erzählte seiner Frau Weiteres vom Vortag. Wie er in dem Gasthaus gut genächtigt hatte und nach einem wirklich gehaltvollen Frühstück im Dorf die Runde gegangen war. Bei einem Friseur war er gewesen. Am späteren Vormittag hatte er die Fortschritte auf seiner Baustelle genau in Augenschein genommen und war mit dem Dorfpfarrer ins Gespräch gekommen. Gemeinsam waren sie in den Turm gestiegen, und zusammen hatten sie in dem Gasthaus zu Mittag gegessen. Dann sei er, so ließ er Marlene glauben, ein Stück die Küste entlang gefahren und am Strand einiger einsamer Buchten spazieren gegangen. Es habe ihm gefallen und gutgetan. Heinrich erzählte jedoch nicht die Wahrheit. Er erwähnte nichts von Tamara Balkov und wie er sich mit ihr in einem Hotel der nächstgrößeren Kreisstadt am späten Samstagnachmittag getroffen hatte. Er verschwieg Marlene, dass er dort stundenlang mit ihr als Vertreterin der Mobilfunkfirma die Klauseln des Nutzungs- und Pachtvertrags durchgegangen war. Zu seinem Vorteil hatte er einige Änderungen am Schriftsatz durchsetzen können. Er erzählte Marlene auch nicht, dass er am Vorabend den Vertrag unterschrieben hatte. Damit war die Finanzierung der Renovierungsarbeiten und des Umbaus seines Leuchtturms für viele Jahre gesichert. In Heinrichs Unterton mischte sich immer deutlicher ein Hochgefühl. Er bekam Angst, sich zu verraten. Bald würde er nicht länger der Versuchung widerstehen, alles hinter sich zu lassen und ein neues Leben an diesem fernen Ort zu beginnen. In seinem Traum erschien ihm diese andere Frau als Liebhaberin. Er war niemals zuvor fremd gegangen. Ebenso schloss er aus, dass Marlene sich hinter seinem Rücken jemals nach einem andern Liebhaber umgesehen hatte. Dennoch hatten Tamara Balkov und er sich für die Nacht ein Zimmer genommen, das Bett geteilt und miteinander geschlafen. Ihn plagten keine Schuldgefühle. Im Gegenteil, er war noch immer ergriffen vom Rausch der letzten Nacht, bewegt von Zufriedenheit, Glück und Erfüllung. Wie lange würde er alles das vor Marlene verbergen und seine Ehe noch bewahren können?

5.

Mahoud fragte sich, warum er mitten in der Nacht an der Pforte des Asylantenheims zu warten hatte. Es goss in Strömen und der Wachmann ließ ihn im Regen stehen. Gerne wäre er einfach über die Straße gegangen und hätte sich an der überdachten Bushaltestelle untergestellt. Doch der Wächter dachte nicht daran, das Tor zu öffnen. Fast schien es ihm, als würde sein Bewacher Spaß daran finden, ihn durchweichen zu sehen. Mahoud klopfte an die Scheibe und bat um ein weiteres Mal, hinausgelassen zu werden. Wieder winkte er mit dem Umschlag. Der Pförtner lächelte nur, während er sich kopfschüttelnd eine Tasse Kaffee eingoss. Es kam nicht oft vor, dass nachts an der Pforte etwas stattfand und aus Langeweile und Boshaftigkeit schlürfte er provozierend sein heißes Getränk. Für den Wachmann wäre nichts dabei gewesen, einen Pappbecher mit Kaffee durch die Luke zu reichen. Mahoud gab es auf, zu betteln, drehte der Pforte den Rücken und ging vor dem Tor auf und ab. Wieder einmal verfluchte er seinen Cousin, der vorgeben hatte, alles über dieses Land zu wissen. Von dem Regen hier, von den Menschen und der allgegenwärtigen Kälte hatte er nichts erwähnt. Der Umschlag mit dem Ausgangsschein und dem psychologischen Attest konnte der Nässe selbst in der Innentasche seines Parkas nicht länger standhalten. Wenn Mahoud die Papiere erneut dem Pförtner oder demjenigen, der ihn abholte, vorzuhalten hatte, hielte er nichts anderes als einen triefenden Papierklumpen in Händen. Würde er jemals diesen unsäglichen Ort als freier Mensch verlassen dürfen? Mahoud lachte bitter auf. Sein Leben hing an dem noch ausstehenden Ergebnis eines psychologischen Gutachtens. Die Untersuchung seines Seelenlebens war bislang die Abfolge einiger Sitzungen mit einem Psychologen gewesen, der selbst auf psychologische Hilfe angewiesen zu sein schien. Ein älterer Herr, schlecht gekleidet und übelriechend, hatte ihn zunächst in dem Besprechungszimmer des Heims besucht. Die stickige und überhitzte Luft in dem engen Raum war ihm bald unerträglich geworden. Eine Kreislaufschwäche des Psychologen, dem Anschein nach eher ein Nervenzusammenbruch, führte zur Verlegung der Sitzungen nach außerhalb in dessen Praxis. Mahoud erhielt die nötigen Ausgangsscheine. Ein Taxiunternehmen wurde beauftragt, ihn ausschließlich dorthin zu bringen und ihn von dort wieder abzuholen. Die Praxis des Dr. Jonathan Gutwein befand sich am Stadtrand in einem Plattenbau. Im 15. Stockwerk und in einer heruntergekommenen und renovierungsbedürftigen Vierzimmerwohnung hauste und heilte der Psychologe gleichermaßen. Mahoud war jedes Mal von einem Taxifahrer auftragsgemäß bis unmittelbar vor die Wohnungstür gebracht und in Dr. Gutweins Obhut übergeben worden. Nach etwa einer Stunde war er von demselben oder einem anderen Taxikollegen dann an gleicher Stelle in Empfang genommen worden. Dr. Gutwein musste sich nicht um den Zeitplan kümmern, denn nicht er bestimmte das Ende der Sitzungen, sondern der Termin- und Einsatzplan des Beförderungsunternehmens. Der Inhaber berechnete für die Eskortierungs- und Bewachungsaufgabe eine Zusatzgebühr. Er achtete darauf, den Sonderauftrag von den Angestellten tadellos ausführen zu lassen, wohl in der Hoffnung, so einen einträglichen Geschäftszweig auf Dauer hinzuzugewinnen. Wie Mahoud vermutete, wurden die Fahrer nicht nur eigens zu seiner Bewachung mit Elektroschockgeräten ausgerüstet. Beim ersten Auswärtstermin hatte er noch die Gelegenheit gesehen, zu flüchten und hatte sich vor der Wohnungstür des Psychologen von seinem Bewacher losgerissen. Er war das Treppenhaus hinuntergestürmt und hinaus und über die Straße gelaufen. Weiter war er nicht gekommen. Zwei Taxis waren unvermittelt herangeschossen und hatten ihn in eine Hecke abgedrängt und eingekeilt. Mahoud war von den Fahrern am Kragen gepackt und in eines der beiden Fahrzeuge gezerrt worden. Einer der Männer hatte ihm das Hemd aufgerissen. Dann war Mahoud so lange rücklings auf die Sitzbank niedergedrückt worden, bis der dritte Taxifahrer, von dem er sich losgerissen hatte, herbeigeeilt war. Er erinnerte sich an die kalten Elektroden, die ihm auf die Brust genau über dem Herzen aufgesetzt wurden und an den unvorstellbaren Schmerz kurz darauf. Das Nächste, das er wahrnahm, waren die leuchtenden, surrenden Geräte um ihn herum, als er in einem Notarztwagen wieder zur Besinnung fand. In ein Krankenhaus war er nicht gebracht worden. Die Bewacher hatten ihn in ein Taxi umgeladen und zurück in das Asylantenheim gefahren, so als wäre nichts geschehen. Natürlich hatte Mahoud seiner Anwältin davon am folgenden Tag berichtet. Er solle doch den Ball flach halten und den Vorfall nicht an die große Glocke hängen, hatte sie ihm geantwortet. Auf die für ihn als Fremden sonderbare Wortwahl der alten Dame konnte er sich im Nachhinein keinen Reim bilden. Zumindest hatte er es danach aufgegeben, Fluchtversuche zu unternehmen. Seitdem sah er die Besuche bei dem Psychologen und die Gespräche mit ihm als willkommene Abwechslung, auch wenn er nicht daran dachte, sich ihm zu öffnen. Verdacht auf Schizophrenie und Verfolgungswahn waren die Argumente Renate Wuttkes gewesen, seine Abschiebung im ersten Verfahrensschritt aussetzen zu lassen. Sie hatte im Vergleich mit der Widerspruchsbehörde Zeit zumindest für die Dauer der psychologischen Untersuchung gewonnen. Dr. Gutwein, als vom Gericht bestellter Gutachter, erwies sich für Mahoud und seine Anwältin als Glücksfall. Renate Wuttke hätte den Psychologen auch aus eigener Überlegung vorgeschlagen. Sie waren schon seit Langem miteinander bekannt und in einem vertraulichen Gespräch vor Beginn der Untersuchung hatte sie ihn schließlich für sich und Mahoud gewonnen. Daher verdienten die Sitzungen ihren Namen nicht. Für Dr. Gutwein gab es nichts zu untersuchen, sondern nur zu bestätigen, das im Sinne Renate Wuttkes lag. Er hätte sich dafür lange Zeit zu nehmen und möglichst viele Sitzungen anzusetzen. Im Gegenzug versprach sie, ihn in anderen Verfahren als Gutachter der ersten Wahl vorzuschlagen. Abgesehen davon bot sie an, ihn Schritt für Schritt wieder in die Gesellschaft einzuführen. Dr. Gutwein hatte die Trennung und Scheidung von seiner Frau nicht überwunden und als Freiberufler ziemlich schnell den Halt verloren. Er galt inzwischen als Alkoholiker und Tablettenabhängiger, der Termine regelmäßig platzen ließ und Gutachten schuldig blieb. Beruflich wurde er gemieden und auch sein privates Umfeld hatte sich inzwischen aufgelöst. Der Richter in Mahouds Verfahren schien Mitleid mit Jonathan Gutwein empfunden zu haben. Er wollte ihm wohl eine letzte Chance geben. Davon zumindest ging die Anwältin aus, als sie von dem Vorsitzenden der Kammer im Fahrstuhl des Gerichtsgebäudes einen dezenten Hinweis bekommen hatte. Sie hätte sich etwas um den Psychologen zu kümmern. Die erfahrene Juristin kannte natürlich das Gerücht, dem zufolge der Richter der Auslöser der Ehekrise bei den Gutweins gewesen wäre. Inzwischen wäre dieser der neue Lebensgefährte von Dr. Gutweins Ex-Frau. Zum Wohl Mahouds und, um das schlechte Gewissen des Richters austreiben zu helfen, kümmerte Renate Wuttke sich rührend um den Psychologen. Sie hatte ihn gebeten, sie zur kommenden Jagdgesellschaft derer von Mannwitz zu begleiten. Dort sollte er sich unter die Leute mischen und einen guten Eindruck von sich geben. Auftraggeber von Gutachten und mögliche Patienten begegneten ihm dort zuhauf und würden wieder auf ihn aufmerksam werden. Von all diesen sonderbaren Zusammenhängen hatte die Anwältin Mahoud erzählt und ihm zugesprochen, dass er sich als Hans im Glück fühlen dürfe. Mahoud wusste auch mit dieser Redewendung nichts anzufangen und hatte im Wörterbuch nachgeschlagen. Niemand hatte ihm geraten, dass ein Märchenbuch die bessere Wahl gewesen wäre. Weil er sich danach noch immer nicht vom Glück verfolgt sah, gab er es auf, weiterhin auf die für ihn unverständlichen Wortbilder zu hören. Er kannte bislang niemanden, der ihn einwies, wann er in dieser seltsam sonderbaren Sprache etwas wörtlich zu nehmen hätte und wann nicht.

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