1 ...8 9 10 12 13 14 ...31 Meine Arme sind immer noch trotzig verschränkt. Es scheint ihm zu gefallen, dass ich mich ein bisschen auflehne, aber weil ich dieses Thema jetzt endgültig abschließen will, nehme ich seine Entschuldigung mit einem Lächeln an. Er liegt damit dass er mich nicht beeindruckt hätte ja sowas von daneben, wundert mich außerdem, dass ihn das beschäftigt. Wir bleiben vor der Galerie stehen. Er steigt aus und öffnet mir selbst die Autotür, dabei reicht er mir seine Hand die ich höflich annehme. Ich versuche möglichst elegant aus dem Auto zu steigen, seine Blicke bestätigen mir, dass ich für heute das richtige Outfit gewählt habe.
„Du siehst bezaubernd aus Luisa.“
Er schließt die Autotür, während ich mein Kleid zurechtzupfe und wir zum Eingang gehen. Ich beuge mich etwas zu ihm.
„Ich wäre vorhin nicht ausgestiegen, so einfach mache ich es dir nicht“, hauche ich in sein Ohr. Er lächelt, und reicht mir seinen Arm in den ich mich einhänge.
„Doch, du wärst ausgestiegen meine Liebe, da bin ich mir ziemlich sicher, aber jetzt bist du da, und ich werde dafür sorgen dass es so bleibt.“
Er zwinkert mir zu, und mir fällt darauf ausnahmsweise nichts ein. So schnell wirst du mich nicht durschauen, dafür werde ich sorgen, denke ich mir. Das Gebäude ist modern, fast futuristisch und besticht mit seinen großen Glas- und Stahlfronten. Drinnen tummeln sich schon viele Gäste. Er öffnet mir die Tür und wir betreten die Galerie. Der Boden ist aus hellem Beton, alles sieht ganz klar aus. Mir fallen sofort die unglaublichen Fotos auf, die in dieser kargen Umgebung wunderbar zur Geltung kommen. Landschaftsbilder und Portraits in unglaublicher Farbintensität und ausdrucksstarken Gesichtern. Eine hübsche schwarzhaarige Frau steuert schnurstracks auf uns zu und lacht Max freudig an.
„Hallo Max, wie schön, dass du gekommen bist!“
Sie spricht mit mexikanischem Accent und umarmt ihn. Das muss also die Künstlerin sein.
„Selma, darf ich dir Luisa vorstellen, Luisa, das ist Selma, die außergewöhnliche Künstlerin des Abends.“
„Max du Schmeichler. Luisa, schön Sie kennen zu lernen.“
Sie schüttelt mir freundlich die Hand, „Bitte sehen Sie sich um, ich hoffe Ihnen gefallen meine Bilder.“
Sie winkt einen Kellner herbei, der verschiedene Cocktails serviert. Max sieht mich an, und zeigt wortlos auf einen Martini, ich nicke ihm zustimmend zu, er nimmt zwei Gläser vom Tablett. Ich bin wirklich überwältigt von den Fotos. Eines besticht mich ganz besonders. Eine unbekleidete Frau sitzt mit dem Rücken zum Betrachter am weißen Strand und blickt auf das blaue Meer, im Hintergrund der rot gefärbte Himmel vom Sonnenuntergang. Ihre salznassen schwarzen Haare bedecken ihren Rücken fast zur Gänze.
„Gefällt Ihnen das Bild?“, höre ich hinter uns eine Stimme.
Ich drehe mich um, um zu sehen wer uns anspricht.
„Richard, ich hab schon gedacht du schwänzt die Eröffnung…“, witzelt Max.
„Luisa, das ist Richard, mein Geschäftspartner und Selmas Ehemann. Obwohl er sie gar nicht verdient hat.“
Richard boxt Max freundschaftlich in die Seite.
„Ja, da hast du vermutlich recht. Selma ist mein größter Glücksfall, aber jetzt zu dir mein Freund, diese reizende junge Dame wird wohl nicht zu dir gehören, oder?“
„Doch Richard, auch ich habe hin und wieder Glück, darf ich dir Luisa vorstellen.“
Richard schüttelt mir euphorisch die Hand.
„Ja mein Lieber, da hast du wohl wirklich Glück…“, dann zeigt er wieder auf das Foto.
„Das Modell auf dem Foto ist Selma. Ich habe das Bild bei unserem letzten Urlaub in ihrer Heimat gemacht. Sozusagen bin ich hier der Künstler.“
Ich spreche ihm meine Bewunderung aus, und muss sagen, er ist ein netter Typ. Wir unterhalten uns, als ob er mich schon ewig kennt. Dann kommt auch noch Selma dazu, und führt mich durch ihre Ausstellung. Sie hat alles, was man sich von einer Mexikanerin vorstellt. Wunderschöne dunkle Haare und Augen, und einen bestechenden Teint, samt beneidenswerter Figur, und ihr Temperament lässt sich kaum verbergen. Nach drei Martins fühle ich mich ganz leicht und beschwingt, langsam leeren sich die Räumlichkeiten.
„Wir werden auch aufbrechen“, flüstert mir Max ganz sanft ins Ohr.
Wir verabschieden uns, und verlassen die Galerie in Richtung Auto, wo Toni mir bereits die Autotür aufhält.
„Ich glaub ich hatte einen Martini zu viel“, lächle ich Max an.
Er erwidert mein Lächeln. „Soll ich dich schon nach Hause bringen? Ich dachte wir könnten uns noch etwas unterhalten, nur wir zwei.“
„Nur wir zwei… das klingt sehr gut“, erwidere ich.
„Toni, bitte bringen Sie uns in die Skyrise Bar.“
„Sehr gerne Sir.“
Die Skyrise Bar kenne ich nur von außen, ich war noch nie zuvor in dem Lokal, schien mir bisher immer zu nobel und versnobt, aber vielleicht kann ich heute meine Meinung ändern. Es sieht alles sehr elegant aus. Eine lang gezogene indirekt blau beleuchte Bar erstreckt sich durch den sonst eher dunklen Raum. Im hinteren Bereich spielt ein Piano und einige Paare tanzen. Rundherum stehen Glastische mit gemütlichen Polstersesseln. Wir setzen uns an einen Tisch, direkt neben dem langen Glasfenster, von dem aus man einen guten Blick nach draußen hat. Die Lichter der Bar spiegeln sich in der nebelnassen Straße. Max bestellt sich einen Whisky, und ich nehme ein Glas Champagner. Zugegeben, meine Füße sind keine High Heels gewohnt, und so lehne ich mich gemütlich im Sessel zurück, um meinen Beinen etwas Erholung zu gönnen. Max sitzt seitlich neben mir, gerade so, dass er mich berühren könnte, wenn er das wollte.
„Ich hätte dich im Auto nicht so anfahren dürfen. Es tut mir leid, aber ich möchte keine Missverständnisse.“
Ich wundere mich, dass er noch einmal davon anfängt, vor allem, weil ich nach drei Martins befürchte nicht mehr so gefasst wie vorhin zu sein. Deshalb sprudelt es auch gleich unkontrolliert aus mir heraus.
„Die will ich auch nicht. Max bitte versteh mich nicht falsch, aber ich bin vor ein paar Wochen dreißig geworden, und an einem Punkt in meinem Leben angekommen, an dem ich gewisse Dinge einfach nicht mehr erleben möchte. Ich bin doch ganz normal und du…du bist…“ Ich stocke kurz, kann mich aber nicht mehr zurückhalten. „Ich bin doch keine Frau für dich, ich passe gar nicht in deine Welt, keine Ahnung was du suchst, aber ich will und kann keine Geliebte sein, und unsere Konfrontation vorhin bestätigt eigentlich nur, was mir mein Kopf seit unserer ersten Begegnung sagt.“
Hab ich das wirklich gesagt? Ich merke wie mein Gesicht heiß wird. Er schaut mich überrascht an, mein Ausbruch dürfe unerwartet gekommen sein. Er wartet kurz bis ich mich beruhigt habe.
„Was sagt dir denn dein Kopf Luisa?“, fragt er ganz ruhig, er lehnt sich erwartungsvoll ob meiner Antwort auf seinem Sessel zurück, und schlägt die Beine übereinander.
„Was mir mein Kopf sagt? Ein Mann wie du kann alle Frauen haben. Du siehst gut aus, du bist erfolgreich und gebildet, und vermögend noch dazu, ich kann mir nicht vorstellen dass du gerade auf mich gewartet hast. Also entweder bist du verheiratet, oder du suchst keine fixe Beziehung, keine Ahnung.“
Er nimmt seine Krawatte ab, und öffnet den ersten Knopf vom weißen Hemd, fast so als bräuchte er mehr Luft zum Atmen.
„Also das sagt dir dein Kopf. Verstehe, du hast dir also schon ein konkretes Bild von mir gemacht?“
Er nippt an seinem Drink. Ich zucke mit den Schultern, darauf will ich wirklich nicht antworten, aber er fährt fort, ohne auf eine Antwort von mir zu warten.
„Glaub mir, die meisten Frauen nehmen liebend gern die Rolle einer Geliebten ein, träumen von Geld und Reichtum, und den Annehmlichkeiten die dieser Umstand mit sich bringt.“
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