wie Stufe 1 + schwach wirksame Opiode (z.B. Tilidin, Tramadol)
Stufe 3
„stärker bis (sehr) stark wirksame Opiate“
SG 8-10
ggfls. in Kombination mit Präparaten der Stufe 1 u.a. Fentanyl, Morphin, Cannabis-Derivate
Einheitlich in allen 3 Stufen noch dazu variabel, selektiv und befund- und mobilitäts-angepasst:
1. Verbale Interventionen
2. Nicht-arzneiliche (z.B. apparative) Therapien
Was die Dosierung von „Morphinen/Opiaten“ angeht, so empfehle ich folgendes Procedere:
Individuell benötigte Morphindosis
a.Die zur Schmerz-Behandlung erforderliche Dosis ist individuell
unterschiedlich.
b.Ziel ist es, soviel Morphin zu verabreichen, dass es dem „körpereigenen“ wieder möglich ist/wird, die Schmerz-Wahrnehmung zu regulieren.
c. D.h.: nehmen die Schmerzen (Schmerzgrad) zu, dann wird mehr Morphin
benötigt; nehmen die Schmerzen ab, dann wird die Dosis verringert.
d. Morphine dürfen nicht plötzlich/abrupt abgesetzt werden; sondern sie
müssen/sollten langsam „ausgeschlichen“ werden, da sonst ein akutes „Entzugs-Syndrom“ (ähnlich dem beim Alkohol-Entzug) droht.
Ein erhellendes Wort zu den Opinoiden:
Opinoide hemmen die Schmerzreize (übrigens, ähnlich wirkt auch Cannabinol, s.u.) auf dreifache Weise bzw. mit 3 unterschiedlichen Ansatz-Punkten:
1. periphere Nozizeptoren():
anti-proliferative und anti-phlogistische und analgetische Wirkung
2. Hinterhorn des Rückenmarks (Hinterwurzel-Ganglion):
deszendierende Schmerz-Modulation und simultan
3. Vorderhorn des Rückenmarks (Tractus spino-thalamicus):
Schmerzleitung (aszendierende Bahnen); insbes. C-Fasern des 2. dumpfen Schmerzes und
4. ZNS (Mittelhirn/Mesencephalon, Hirnstamm, Limbisches System):
Hemmung der Schmerzreize und Schmerzverarbeitung.
Eine knappe Information zum „Schmerzgrad (SG)“:
Auf einer sogen. Visuellen Analog Skala [VAS] (entweder in einer Einteilung von 0 bis 10 oder von 0 bis 100) kann der jeweils aktuelle Schmerzgrad (SG = Schmerzintensität/-Stärke) vom Patienten selbst bestimmt werden.
Die mehrmals am Tag zu ermittelnden Werte sollten dann in einem „Schmerztagebuch“ dokumentiert werden.
Neben der Schmerz-Intensität sind weitere (subjektive) Angaben zum „Schmerzcharakter“ wichtig, so:
Dauer des Schmerzes (nur wenige Minuten bis … Stunden – fast ständig – rund-um-die-Uhr), Vorkommen (bes. oft nachts, früh-morgens, tagsüber, abends), Verlauf (gleichbleibend, wellenartig, einschießend, kontinuierlich zunehmend) und besonders Art der Schmerzen (stechend, schneidend, brennend, bohrend, drückend, dumpf, spitz, oberflächlich, in der Tiefe usw.).
So kann der Therapeut vielerlei für den Kranken erreichen:
1. eine bestmögliche analgetische Therapie
2. Vermeidung von Schmerzspitzen
3. Vermeidung von Übertherapien
4. Minderung der Nebenwirkungen der Schmerzmittel
Ziel ist und soll es sein:
Für den „MS-Schmerzpatienten“ zu erreichen und solange als nur möglich zu (er-)halten: Lebensqualität & Lebensfreude!
Ganz bewusst am Ende dieses Kapitels und auch, weil es sich dabei um ein „Krankheitsbild im MS-Krankheitsbild“ handelt, nunmehr noch zu
XII. MS-Fatigue
Dieses MS-Symptom kommt bei sehr vielen MS-Kranken vor, ist aber wenig bekannt und wird oft auch verkannt und nicht als solches diagnostiziert und somit auch vielmals nicht adäquat therapiert.
MS-Fatigue heißt:
„Mehr als nur müde sein!“
Fakt ist:
Ca. 75-80% aller MS-Kranken klagen über „abnorme bleierne (Tages-) Müdigkeit“ und trotz ausreichendem Schlaf sind sie nach dem Aufwachen müde. Dieses Müdesein bezieht sich nicht nur auf die körperliche Erschöpfung; vielmehr stellt MS-Fatigue ein komplexes Krankheitsbild dar.
D.h.: schnelle(re) neuro-mentale (geistig-kognitive) Erschöpfung, Konzentrationsschwäche, Vergesslichkeit, Antriebsarmut bis hin zur regelrechten ‚Denkhemmung/Denksperre‘ - aber ohne jedweden Einfluss auf die Intelligenz! – wie aber auch seelische Belastungsschwäche und zwar neben der körperlichen Erschöpfung .
Fatigue ist eines der am häufigsten ge- und beklagten Symptome der MS; Fatigue ist „diese plötzlich auftretende und nur äußerst schwer beeinflussbare tiefe Müdigkeit“ , die immer wieder zu Pausen zwingt und auch zur Verstärkung der bestehenden sonstigen MS-Beschwerden führen kann. Viele Dinge, die der Patient bisher selbstverständlich erledigen konnte, sind plötzlich nicht mehr möglich.
Dies führt oft zu völligem Unverständnis seitens der Arbeitskollegen und auch in der Familie kann es zu Problemen führen. Der Ratschlag, „sich doch zusammenzunehmen, es wäre ja gerade noch gegangen!" ist nicht nur ungerechtfertigt, sondern obendrein noch völlig sinnlos. Es bleibt dem Patienten wirklich nichts anderes übrig, als öfter Pausen einzulegen und vor allem selbst zu akzeptieren, dass er schneller ermüdet. Dies sollte natürlich auch am Arbeitsplatz berücksichtigt werden.
Ohnehin neigt der MS-Patient dazu, sich die gleichen Leistungen abzufordern, wie ein Gesunder sie erbringt.
Doch diese Einstellung ist schädlich, denn die ständige Überforderung führt nur zu einer zusätzlichen Verschlechterung des Gesundheitszustandes und aktiviert erst recht den Entzündungs-Prozess.
Also immer wieder die notwendgen Pausen einlegen!!
Es gilt:
Das Krankheitsbild „Fatigue bei Multipler Sklerose“ …
… ist gekennzeichnet durch ausgeprägte, außergewöhnliche somatische (körperliche) wie neuro-mentale (geistige/kognitive) und psychische (seelische) Müdigkeit und Erschöpfung und zwar fortdauernd über mindestens 6 Monate mit einer signifikannten Aktivitätsminderung und Antriebslosigkeit von mindestens 50% gegenüber früher!
Zur besseren Einschätzung und auch Selbstbewertung nachstehend die
„FSS – Fatigue Severity Scale“
Frage um Frage mit der aktuell zutreffenden Bewertung (s.u.) beantworten und den zutreffenden ‚Punktwert‘ eintragen.
1. Ich habe weniger Motivation, wenn ich erschöpft bin __ P
2. Körperliche Betätigung führt zu vermehrter/vergrößerter Erschöpfung
__ P
3. Ich bin schnell müde und erschöpft __ P
4. Die Erschöpfung beeinflusst negativ meine körperliche Belastbarkeit
__ P
5. Die Erschöpfung stellt zunehmend Probleme für mich dar __ P
6. Meine Erschöpfung behindert meine körperliche Aktivitäten __ P
7. Die Erschöpfung (be)hindert an der Ausübung von Pflichten und
Aufgaben __ P
8. Die Erschöpfung gehört zu den am meisten und einschneidenst
behindernden Beschwerden __ P
9. Die Erschöpfung hat Einfluss auf Arbeit, Familie bzw. mein gesamtes soziales Leben __ P
Gesamtpunktzahl (1-9) = __ P
Score FSS (Punktzahl : 9) = __,__
Auswertung:
Diese subjektive Bewertung erfolgt nach folgendem Bewertungs-Schema:
Auf einer gedachten Skala von 1 (= trifft absolut nicht zu) bis 7 (= trifft uneingeschränkt und völlig zu) wird eine Selbstbewertung für jede der 9 Fragen vorgenommen. Das Ergebnis aller 9 Aussagen wird addiert und dann durch 9 dividiert. So erhält man den Gesamt-Score.
Alle Scores mit einem Wert größer/gleich 4 sind Beleg für „MS-Fatigue“.
[Quelle: Fatigue Energie Manager der DMSG]
Eine weite Möglichkeit zur Schweregrad-Bewertung von MS-Fatigue besteht mit der „FIS“, der Fatigue-Impact-Scale.
Dieser Selbsttest enthält insgesamt 40 Fragen zu den drei Untergruppen (physisch, sozial, kognitiv). Aus jeder Untergruppe werden die Punkte (Bewertung von 1-4: 1 = kleines Problem, 2 = mittelmäßiges Problem, 3 = großes Problem, 4 = extrem großes Problem) addiert. Außerdem werden alle Punkte aller Fragen zusammengezählt. Für die Untergruppe „kognitiv“ und „physisch“ (jeweils 10 Fragen) können maximal 40 Punkte erreicht werden; für die Untergruppe „sozial“ (20 Fragen) beträgt die Höchstpunktzahl 80.
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