Nach drei weiteren Sonnenreisen trafen sie im Dorf ein, von dick vermummten Wachsoldaten begrüßt. Das Dorf machte einen menschenleeren Eindruck, alle Bewohner waren in ihren festen, warmen Häusern.
Auch Darkahr und Sirgith genossen die Ruhe, draußen arbeiten war nicht mehr möglich, so studierte Darkahr die alten Schriften und Sirgith beschäftigte sich mit Hausarbeiten. Wothar klopfte kräftig an die Tür. Sirgith öffnete und begrüßte die beiden jungen Leute herzlich.
Still fiel der Schnee und deckte das Tal mit einer dicken Decke zu, das Tal erstarrte in der Kälte und eine fühlbare Stille breitete sich aus.
Kapitel 4 Unruhige Zeiten
Viele Mondzyklen vergingen, bis der Krieg mit den Kleinwüchsigen von dem Alltagsleben überholt wurde. Neue Dörfer wurden gebaut, die Bevölkerung nahm ständig zu, jetzt waren es schon neun Dörfer in der mittleren Ebene und sechs Dörfer in der östlichen Ebene. Die westliche Ebene erhielt ihr drittes Dorf, ziemlich tief im Süden, aufgereiht wie auf einer Perlenschnur, jedoch mit gebührendem Abstand zum südlichen Fluss.
Die Häuser in der westlichen Ebene waren zum ersten Mal komplett aus den gebrannten Ziegeln gebaut worden, dadurch hatte sich ein ganz neuer Baustil entwickelt, der den Bewohnern der anderen Ebenen so gut gefiel, dass sie ihre Häuser jetzt auch nur noch aus den gebrannten Ziegeln bauten.
Die Einwohner bauten ihre Dörfer, nach den Kämpfen mit den Kleinwüchsigen vorsichtig geworden, bedeutend wehrhafter, die Palisaden wurden durch dicke Mauern ersetzt, mit Wachtürmen in sehr geringen Abständen.
Jeden Abend wurden die Tore in den Mauern fest verschlossen und auf den Zinnen der Mauern patrouillierten Soldaten.
Die Menschen, die außerhalb des Dorfes arbeiteten, wurden von Soldaten beschützt. Denn es passierte immer wieder, dass Fremde in die weite Ebene kamen. Bis jetzt hatten sie Glück mit den Fremden, meistens waren diese Neuankömmlinge am Ende ihrer Kräfte und heilfroh, dass sie hier freundlich aufgenommen wurden.
Die Menschen der weiten Ebene profitierten von den neuen Nachbarn, sie brachten oft, sehr oft neue Kenntnisse im Ackerbau mit, auch die Schmiedekunst konnte durch die neuen Kenntnisse viele Waffen verbessern.
Eine riesige Verbesserung war der erste metallene Pflug in der weiten Ebene. Die Töpferei lernte neue Brenntechniken und die Lagerhäuser wurden durch einfache Dinge viel besser genutzt, die Nahrung verdarb nicht mehr so schnell.
Die Reitersoldaten bewachten immer noch die Grenzen in allen Himmelsrichtungen und die Reihe der Wachtürme an der südlichen Grenze reichten jetzt von Osten bis Westen.
Die Bogenschützen bestanden jetzt schon aus zwölf Gruppen, jede Gruppe bestand aus vierzig Schützinnen und Schützen, die Reitersoldaten waren gut trainierte Schwertkämpfer.
Der Kampfplatz in der Nähe des zweiten Dorfes der mittleren Ebene, auf dem der entscheidende Kampf gegen die Kleinwüchsigen stattgefunden hatte, war immer noch leicht zu erkennen.
Es wuchs kaum Gras, kaum Büsche, geschweige denn Bäume auf dem Schlachtfeld, die paar kümmerlichen Grasbüschel sahen traurig aus. Das Gift der Kleinwüchsigen war immer noch in dem Boden, die Menschen machten weite Bogen um diesen Platz.
Die Weisen vom Muldendorf und die Weisen vom zweiten Dorf einigten sich darauf, endlich eine Kultstätte für ihre Götter zu errichten. Sie sollte zwischen ihren beiden Dörfern entstehen und für alle zugänglich sein. Die Weisen wandten sich an die Männer und Frauen, die sich besonders beim Bau von Gebäuden hervorgetan hatten und baten sie um Vorschläge für die Kultstätte.
Es dauerte nicht lange, bis die ersten Vorschläge eingereicht wurden, es wurden im Laufe der Sonnenreisen so viele, dass die Weisen alle Vorschläge in dem Versammlungssaal des Dorfzentrums für alle zugänglich machten. Heiße Debatten entbrannten und es dauerte viele Sonnenreisen, bis sich die Einwohner der beiden Dörfer für einen Vorschlag entscheiden konnten.
Angenommen wurde ein Vorschlag von einem Sohn eines Weisen. Der Vorschlag zeigte einen großen, kreisrunden Säulengang, in dessen Mitte ein rundes Gebäude zu sehen war.
Der Eingang wurde von zwei Säulen flankiert und das Dach des Gebäudes von einer kleinen Kuppel gekrönt. Die Seiten des Gebäudes wurden durch hohe Fenster und angedeutete Säulen aufgelockert.
Das Innere des Gebäudes bestand aus einem großen Saal und mehreren kleineren Räumen.
Die Töpferei versuchte die halbrunden Steine zu brennen, die für den Bau der Kultstätte benötigt wurden, aber das klappte nicht, daher machten sich mehrere Männer auf ins Gebirge, um nach passenden Felsen für die Säulen zu suchen.
Der Bau zog sich hin, weil die Größe und die Art der Kultstätte für alle neu war, ständig tauchten neue Schwierigkeiten auf, die Wände des Rundbaues mussten viel dicker gebaut werden, als vorher angenommen wurde.
In dem Bau selbst mussten zusätzliche Säulen hochgezogen werden, um der großen Fläche der Decke Halt zu geben. Die Bauleute hatten genug zu tun!
Seit dem letzten Mondzyklus mehrten sich die Meldungen über Angriffe an der Südgrenze, immer wieder versuchten kleinere Trupps von Eindringlingen den Wachturmwall zu durchbrechen, um ins Landesinnere zu gelangen.
Die Angriffe konnten bis jetzt immer noch früh genug abgewehrt werden.
Selbst die Ältesten kannten die Angreifer nicht, eine völlig fremde Rasse, kaum menschenähnlich, sehr groß und kräftig, aber nur mit einer primitiven Rüstung und mit primitiven und ungeschlachten Waffen ausgestattet.
Wie die Soldaten immer wieder berichteten, griffen diese Krieger mit einer wilden Wut, bar jeder Angst an, ihnen schien ihr Tod völlig egal zu sein. Ihr Blut war schwarz und stank fürchterlich und es verursachte bei den eigenen Soldaten schlimme Ätzungen und Entzündungen.
Diese Entzündungen konnten von den Heilerinnen nur mit großer Mühe und nur mit der Hilfe der Waldwesen geheilt werden. Deswegen waren die Soldaten äußerst vorsichtig bei den Kämpfen und vermieden jeglichen Kontakt zu den Eindringlingen.
In den meisten Fällen konnten die Bogenschützen aus weiter Entfernung die Angreifer erledigen, zumal sie das Schema der wilden Krieger erkannten, in dem diese ihre Angriffe durchführten.
Sie begannen im Osten mit ihren überfallartigen Angriffen und wanderten dann mit ihren Attacken bis zu dem Gebirge im Westen. Sie versuchten ihre Angriffe immer über den Fluss, die Bogenschützen schafften es bei den meisten Angriffen zu verhindern, dass die wilde Horde über den Fluss kommen konnte.
Die Bewohner der weiten Ebene mehrten sich und das junge Volk gründete ein neues Dorf nach dem anderen, die jungen Dorfgründer versuchten sich wie in einem sportlichen Wettbewerb gegenseitig zu übertrumpfen, die Häuser wurden immer prächtiger, genau wie das Dorfzentrum.
Aber sie blieben immer gute Nachbarn, so wie Alkaan mit seiner hübschen Frau Seilathe und ihren mittlerweile drei Kindern. Alkaan war mit seiner Familie in ein größeres Haus umgezogen, die Eltern seiner Frau wohnten mit bei ihnen im Haus. Ihr ältester Sohn Suleithan und seine Schwester Kurdah besuchten die Schule, ihr jüngster Sohn Skafir tobte noch ungebremst durch die Straßen des Dorfes, das Alkaan ein wenig mit aufgebaut hatte.
Einen Namen hatten sie für ihr Dorf noch immer nicht gefunden, es hieß immer noch das zweite Dorf. Die Einwohner des zweiten Dorfes waren ein bisschen stolz auf ihre Schule, sie hatte einen so guten Ruf, dass Eltern aus dem Muldendorf ihre Kinder in ihre Schule brachten. Einen ebenso guten Ruf hatten ihre Weisen, sie pflegten ihre Schriften und legten sorgfältig die neuen Schriften an.
Zwei Familien hatten eine Bienenzucht angelegt und ihr Honig war schnell heiß begehrt. Die Schmiede hatte damit begonnen, Gitter für Fenster und Türen herzustellen und fortan zierten die hübschen Gitter Fenster und Türen der Häuser im zweiten Dorf.
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