Carolin Frohmader
Die Zeitlinie
Petrichor
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Carolin Frohmader Die Zeitlinie Petrichor Dieses ebook wurde erstellt bei
Petrichor Petrichor To T. L. J. Who taught me what really matters in life. Thank you, my brave adventurer! Der Geruch von Regen auf trockenem Boden. Petros bedeutet Stein, Ichor soll aus der griechischen Mythologie stammen und die Flüssigkeit sein, die durch die Adern der Götter floss. V 4.0
Prolog Prolog Hört nicht auf zu hoffen! Hört nicht auf zu bangen! Hört niemals auf daran zu glauben, dass es ein Morgen für euch gibt. Ganz gleich in welche Richtung euch das Universum schickt.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Epilog
Impressum neobooks
To T. L. J.
Who taught me
what really matters
in life.
Thank you,
my brave adventurer!
Der Geruch von Regen auf trockenem Boden.
Petros bedeutet Stein, Ichor soll aus der griechischen Mythologie stammen und die Flüssigkeit sein, die durch die Adern der Götter floss.
V 4.0
Hört nicht auf zu hoffen!
Hört nicht auf zu bangen!
Hört niemals auf daran zu glauben, dass es ein Morgen für euch gibt.
Ganz gleich in welche Richtung euch das Universum schickt.
Alles hat ein Ende
Keuchend lag der kleine Junge im Staub. Der aufgewirbelte Dreck rieselte noch immer herunter und bedeckte ihn mit einer dünnen Schicht. Er rührte sich kaum, zitterte nur vor Angst.
Mein Blickfenster war schmal und nur in der Mitte scharf, die Ränder waren verschwommen, weshalb ich den Oberkörper der Frau nicht sehen konnte, die das Kind plötzlich hoch riss und auf die Füße stellte. Sie zog ihn fort und ich konnte nur zusehen. Ihr Rock schleifte auf dem Boden, der Junge stolperte, sah sich um direkt in meine Richtung um direkt durch mich durch zu sehen. Ich stand einfach bloß da, wie ins Bild hineinmontiert, aber nicht wirklich zugehörig. Ich gehörte dort nicht hin. Sie verschwanden aus meiner Sicht und ich blieb zurück.
Eine der ersten Erinnerungen die mir als sechsjähriges Ich geblieben war, aus der Perspektive eines Außenstehenden. Nur, dass ich nie außen gestanden habe. Damals nicht und niemals mehr.
Mein Smartphone vibrierte bereits und drehte seine Runden auf dem Boden im Schlafraum. Der Traum der mich eben noch völlig eingenommen hatte, war im selben Moment weg, als Oberschwester Martha die Tür aufriss und sie an die Wand klatschen ließ. Im nächsten Moment war ich wach und saß senkrecht auf der Pritsche. Martha tippte nur einmal auf ihre nicht vorhandene Armbanduhr und drehte sich wortlos wieder um.
Sie kannte keine Gnade, dass wusste ich bereits, aber noch schlimmer wäre es, die Visite zu verpassen, obwohl ich nicht mal wusste, wer heutiger Stationsarzt war.
Hektisch griff ich nach dem Telefon, steckte es in die Tasche und versuchte vergebens mein Shirt glatt zu streichen. Ich warf den Kittel über als ich im Treppenhaus hinunter rannte. Nach einem halben Jahr als PJ-ler, also Medizinstudent im praktischen Jahr, in der Uniklinik in Köln, war mein Schlafdefizit bereits so enorm, dass mir allmählich hören und sehen verging.
Durch mein Studium gelangte ich immerhin ziemlich ordentlich. Zwar machte ich mich keiner außergewöhnlichen Leistung schuldig, aber ich erbrachte durchschnittlich mehr als mein Soll und meine Vorbereitung war stets tadellos. Wenn auch nicht an jenem Morgen. Die Nachtschicht saß mir noch in den Knochen, und selbst wenn es nur noch acht Stunden bis zum Wochenende waren, schien die Zeit still zu stehen. Etliche Kommilitonen hatte ich angebettelt mit mir den Dienst für den morgigen Samstag zu tauschen. In mir hatte sich der sehnliche Wunsch festgefressen einfach nach Hause zu fahren, meine Eltern und meinen besten Freund Pit zu besuchen und das Großstadtleben mit der Uni einfach zurück zu lassen. Seitdem ich mein Elternhaus mit 18 verlassen und nach Köln gezogen war, schlug ich mich mehr schlecht als recht durch und teile mir die Wohnung mit zwei weiteren Studenten. Um mir das kostspielige Leben eines Medizinstudenten leisten zu können, trat ich bei den meisten Freizeitaktivitäten auf die Bremse. Die Zuschüsse meiner Eltern waren mir selten recht. Sie hatten damals aber darauf bestanden mir zur Volljährigkeit wenigstens ein Auto schenken zu dürfen und der Scirocco erfüllte mehr als nur seinen Zweck.
Beinahe raste ich den Korridor hinunter, Richtung Innere Medizin.
Visite. Station B.
Wahrscheinlich sah er mich, bevor ich ihn gesehen hatte, oder er hatte meinen Schweiß gewittert. Obwohl ich ihm keine übernatürlichen Fähigkeiten zuschreiben wollte, besaß er eine verdammt gute Beobachtungsgabe um die ich ihn bereits beneidete: Professor Rieck und er sah nicht erfreut aus. Ich war zu spät - natürlich. Er stand bereits in einer Traube von Assistenzärzten und Studenten. Die Visite mit Professor Rieck war begehrt. Allerdings nur die Teilnahme. Wenn man in die Verlegenheit kam einen Patienten vorstellen zu müssen, wurde man ausgequetscht wie eine Zitrone. Er stellte unzählige Fragen und schweifte gern ab. Der Umgang mit dem Patienten lag ihm zwar nicht all zu sehr am Herzen, jedoch mussten auch Patientenfragen ausführlichst beantwortet werden. Wobei ich jedoch berechtigten Zweifel hegte, dass jeder Patient es so genau hatte wissen wollen.
«Welch eine Ehre Mister Harris», sagte der Professor trocken, ohne mich auch nur anzusehen. Eh ich zu einer lächerlichen Entschuldigung ansetzen konnte, erstickte er sie im Keim.
«Wenn Sie also so freundlich wären und uns die nächste Patientin vorzustellen», sagte er und Thomas, ein Kommilitone, streckte mir dankbar die Patientenakte entgegen. Sein Gesichtsausdruck und der Schweiß, der auf seiner Stirn glänzte, ließ keinen Zweifel an seiner Erleichterung.
Die Vorstellung der Patienten, Anamnese und das Schreiben eines Therapieplanes gehörten zu den Hauptaufgaben eines PJ-lers. Nebst den Dingen wie Zugänge und Drainagen zu legen oder zu entfernen. Höhere Schwesternarbeit nennen das einige. Allerdings konnte ich dem nicht ganz zustimmen. Das waren immerhin die Grundlagen auf welchen man stetig aufbaute.
Wahrscheinlich musste ich das auch so sehen. Immerhin hatte ich an diesem Morgen keine andere Wahl und setzte zu meinem gequälten Monolog an.
***
Im Bereitschaftsraum stapelten sich Patientenakten links von mir und ein paar meiner Bücher für die Uni rechts auf dem Tisch. Keiner der beiden Stapel hatte irgendeine anziehende Wirkung auf mich. Ausharrend nippte ich an meinem Kaffee, rutschte auf meinem Stuhl hin und her als hätte ich den Tag einfach aussitzen können.
«Selbststudium macht einen großen Teil des Ganzen aus!», ermahnte mich eine bekannte Stimme vom Flur her. Oberschwester Martha stand mit verschränkten Armen in der Tür zum Bereitschaftsraum, doch ihr Gesichtsausdruck verriet mir nichts über ihren Gemütszustand. Für gewöhnlich war sie stets professionell und um keinen Rat für Studenten oder auch Assistenzärzte verlegen. Mit Privatem hielt sie eher hinter dem Berg. Dies konnte ich ihr aber nicht verübeln. Ein Krankenhaus ist ein Hexenkessel, wo täglich an der gärenden Gerüchtesuppe gekocht wurde und nicht selten gab jemand mehr Zutaten hinein, als nötig gewesen wäre.
Читать дальше