Sie schienen darüber nicht traurig zu sein. Schnell kamen sie mit ihren Taschen zurück. Sie verabschiedeten sich und Kristian brachte sie samt den Pferden zurück.
»Ich verziehe mich«, sagte Jeanette.«
»Halt, bevor ich dich nach Hause bringe, morgen Nachmittag sollten wir alle zusammenkommen, die Anderen wollen sicher auch wissen, was los war. Jessika rufst du inzwischen alle an, ich bringe Jeanette jetzt nach Hause.«
Wieder zurück, saßen alle vor dem Fernseher. Kristian sah sofort, worum es ging. Es war die Frau aus der Wand. Sie erzählte, was er schon kannte. Jessika schaute ihn fragend an.
»Was sollte ich machen, ich war zufällig in der Gegend.«
»Ich sag ja nichts«, meinte Jessika, »ich finde es gut, dass du da warst.«
»Kommen morgen alle?«
»Ja, sie sind alle gespannt.«
»Ich hab vor, kurz bei den Römern vorbeizuschauen, wie wäre es, wenn wir uns da mal wieder sehen lassen«? fragte er. »Morgen?«
»Nein, übermorgen.«
»Kristian, ich muss unter die Dusche.«
»Warte ich komme mit.« Großvater grinste.
»Großvater, schäme dich, woran du schon wieder denkst.« Noch nicht ganz unter der Dusche, machte sich der Entzug bemerkbar. »Hey«, lästerte Jessika, habe ich dir gefehlt?« Es war einfach schön, ihren Körper zu fühlen. Nachdem sie sich gegenseitig abgeseift hatten, war der Weg zum Bett nicht mehr weit.
Am nächsten Morgen, Großvater und Maria saßen noch am Frühstückstisch. »Ihr kommt spät«, stellte Großvater fest.
»Ja, Kristian hatte noch keine Lust aufzustehen.«
»Kristian, wen willst du morgen zu den Römern mitnehmen?« fragte Jessika.
»Wir drei, Lena will sicher auch mit.« Kristian dachte dabei an die Bilder, die sie machen würde und die dann wieder zum Verkauf standen. Nachmittags trudelten ihre Freunde einzeln ein. Kristian hatte Kuchen vom Bäcker geholt. Bald saßen sie alle um den Küchentisch.
»Die Gefahr ist zunächst vorbei, das kann aber jederzeit wieder passieren. Wie sich gezeigt hat, muss ein Detektiv nur die richtigen Schlüsse ziehen, um auf uns aufmerksam zu werden. Ihr wollt sicher hören, was passiert ist?«
Sie hörten aufmerksam zu und waren letztlich froh, dass die Sache so gut ausgegangen war.
»Lena, für dich fällt dabei noch nichts ab, das muss zunächst geheim bleiben.«
»Kristian lerne ich Klara einmal kennen«? fragte sie.
»Ja, wenn es ihr besser geht.«
»Liegt sonst noch was vor«? fragte Lena.
»Nein, eigentlich nicht.«
»Und was heißt eigentlich«? hakte Lena nach.
»Wir wollen morgen die Römer besuchen.«
»Und mich wollt ihr nicht dabei haben?«
»Nein, das ist es nicht, wir haben nur drei Pferde.«
»Dann gehe ich eben zu Fuß, vom Waldrand aus ist es nicht weit.«
»Und was ist mit euch?« richtete er die Frage an Silke und Kristel. »Ich vertraue den Römern nicht«, sagte Silke, »ich gehe nicht mit.« »Ich würde gerne mitkommen,« sagte Kristel, »aber ich habe morgen Dienst.« Bis auf Jeanette und Lena waren dann alle gegangen. »Ich würde euch vorschlagen, ein paar Denare einzustecken, falls ihr was kaufen wollt.«
Die Frauen hatten durch den Verkauf von Waren an die Römer beim letzten Besuch, einige Denare eingenommen.
»Lena bringe bitte deine Sofortbildkamera mit, und ihr braucht euch nicht als Römerinnen verkleiden.
Am Morgen waren sie bereit. Lena saß auf Kristians Pferd, er hielt die Zügel. Sie kamen am Waldrand an. Vor ihnen Zelte, dahinter das Kastell. Sie mussten sich sehr sicher fühlen, weil sie keinen Schutz um ihr Zeltlager gebaut hatten. Kristian dachte an den letzten Angriff der Germanen, den sie hautnah miterlebt hatten. Lediglich ein paar Legionäre hielten Wache. Sie hatten sie entdeckt. Lena machte ihre Fotos. Langsam gingen sie auf die Zelte zu. Es war still. Abwartend beobachteten die Wachen sie.
Es schienen fremde Römer zu sein, nicht die aus dem Kastell. Sicher hatten diese hier schon von ihnen gehört. In den Augen der Männer glomm Verlangen auf, als sie die Frauen erblickten. Aus den Zelten kamen mehr Männer hervor. Bald bildete sich ein Spalier, durch das sie schritten. Vorne am Tor hatten sich Offiziere eingefunden. Rufus der Rote, ein Centurio, kam ihnen entgegen. Eurone das Mischwesen hatte ihnen, das heißt Lena, Jessika und ihm auf ihrem Planeten mittels einer Apparatur die römische Sprache beigebracht. Deswegen gab es keine Sprachschwierigkeiten. Jeanette, die später zu ihnen stieß, musste sehen, wie sie mit ihrem Schullatein zurechtkam.
»Es ist uns eine Freude, euch zu sehen«, empfing sie Rufus, der Rote. »Du meinst bestimmt meine Frauen?«
»Du bist natürlich auch willkommen.« Es entstand ein Tumult,
als Gallus, ein einfacher Legionär, sich zu ihnen durcharbeitete. Zögernd blieb er vor ihnen stehen, als wäre er sich nicht sicher, ob sie sich seiner erinnern wollten.
»Gallus alter Freund, viel Betrieb hier.«
»Ja, es ist eng geworden.«
»Kristian komm«, drängte Rufus, »der Tribun wird euch sehen wollen.« Der rote Rufus gab einen Befehl und man kümmerte sich um ihre Pferde.
Lena drehte sich im Kreis und machte Fotos von den schmachtenden Legionärsgesichtern. Rufus ging voraus, eine Gasse öffnete sich. Das Zimmer des Tribuns Quintus füllte sich. Viele der Gesichter kannte Kristian nicht.
»Kristian, schön, dass ihr kommt, der Anblick deiner Frauen lässt uns unser eintöniges Leben hier ein wenig vergessen.« Er geleitete die Frauen zu Sitzgelegenheiten, die von den Männern schnell frei gegeben wurden. Ein Sklave kam mit einem Tablett, auf dem mit Wein gefüllte Gläser standen. Sie bedienten sich. »Lasst uns das Glas erheben auf unsere Freunde«, sagte der Tribun. »Viele von uns kennen euch noch nicht, haben aber sicher inzwischen von euch gehört.
Die Schönheit unserer weiblichen Gäste wird an den Lagerfeuern sicher bald genug Gesprächsstoff liefern.« »Tribun, genug des Lobes, sagt mir, ob ihr Verstärkung erhalten habt?«
»Nein, darf ich euch den Centurio Gaius Octavius vorstellen.« Der Tribun schaute einen Mann an. Dieser war Kristian schon aufgefallen. Er war von kräftiger Gestalt mit ausgeprägten Muskeln. Ihm möchte man als Gegner nicht gegenüberstehen. Sie reichten sich die Hand.
Octavius ließ sie nicht los und zog Kristian zum Ende des Raumes. »Ich habe schon viel über euch gehört.«
»Und was zum Beispiel?«
»Ihr sollt ein guter Kämpfer sein.«
»Ihr meint sicher die Geschichte mit Bibulus, er ist ein falscher Hund, der seine Macht an Schwächere austobt. Ich kann mit einem Schwert nicht umgehen.«
»Trotzdem habt ihr Bibulus besiegt.«
»Ja, mit einem Stock, er hat mir dieses noch nicht verziehen. Sein Schwert habe ich als Trophäe behalten.
Wie soll ich dich nennen?«
»Sag Octavius zu mir.«
»Octavius, was machst du hier?«
»Ich habe einen Konsul in Colonia abgeliefert, wir sind jetzt auf dem Rückweg.
»Da seid ihr aber noch eine Weile unterwegs.«
»Du sagst es. Wir könnten unser Ziel schneller erreichen, unsere Begleitfahrzeuge lassen das aber nicht zu. Diese waren Kristian schon aufgefallen, denn sie nahmen einen Großteil des Platzes vor dem Kastell in Anspruch. Nicht nur die Verpflegung für die Menschen, auch die Pferde brauchten ihr Futter. Dazu kamen die Zelte. Auch Händler nutzten den Schutz der Soldaten.
»Hast du Familie«? fragte Kristian.
»Ja, unser Gut liegt in Florenz. Unser Rückweg führt daran vorbei, wir machen dort Rast.«
»Ich würde dich gerne begleiten, aber so viel Zeit habe ich nicht.« Er gab Lena ein Zeichen.
»Lena würdest du ein Foto von Octavius und mir mit der Sofortbildkamera machen?« Lena nickte. Das Blitzlicht ließ alle erschreckt in ihre Richtung blicken. Staunend blickte Octavius auf das Foto, das aus der Kamera kam und zu einem Bild wurde. »Der Tribun hat mir von euren magischen Kräften erzählt, ich wollte es nicht glauben.« Dann nahm er das Foto von Lena entgegen. »Sehe ich so aus«? fragte er zweifelnd.
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