Die dicke Frau am Tisch zuckte mit den Schultern. »Ist krank!« Es schien sie nicht besonders zu interessieren.
La’lyn hatte recht, dachte Velon. Sie ist auf dem geistigen Stand eines Kindes stehen geblieben. Er spürte das starke Verlangen, diesen stinkenden, trostlosen Ort zu verlassen. Er ging zur Tür und bedeutete Ach’tun, dass sie aufbrechen konnten. Kurz bevor er hinter ihm die Hütte verließ, drehte Velon sich noch einmal um und sah die alte Gärtnerin eine Weile an.
»Falls es Sie interessiert: Die Pflanzen auf der Terrasse blühen prächtig. La’lyn kümmert sich um sie.«
Die alte Frau starrte zur Decke, als hätte sie seine Worte nicht gehört. Velon wartete ein wenig und trat dann an die frische Luft hinaus.
Schweigend ging Velon neben Ach’tun her. Der Hass Co’netas war von so einer Intensität, dass er sich fragte, ob er mit ihrem Tod enden oder ob er noch jahrelang über dem Anwesen liegen würde, bis auch Celo’ton Rach’tel gestorben war. Jede Pore des Gartens schien ihren Zorn zu atmen. Die Geschwister würden also die alte Frau überleben, die sie so lange mit ihrem Hass verfolgt hatte. Aber was für ein Sieg war das?
»Celot’on Harris!«
La’lyn wartete am Gleiter auf sie. In ihren Händen hielt sie drei Ko’wen-Früchte und einige der langstieligen Blumen mit den dunkelroten Blütenkelchen. Nach der Trostlosigkeit der Gärtnerinnenhütte freute Velon sich, sie zu sehen.
»Ein Abschiedsgeschenk«, sagte sie und reichte ihm die Früchte und die Blumen, während Ach’tun sich am Gleiter zu schaffen machte. »Damit Sie ein wenig von Cela 14 mit sich nehmen können.«
Velon nahm die Sachen dankend entgegen. Der Duft der Blüten ließ ihn an samtweiche Haut denken, über die der seidige Stoff eines Kleides nach unten rutschte. »Ihr seid es, nicht wahr?«
La’lyn sah ihn fragend an.
»Ihr beeinflusst die Pflanzen mit euren Emotionen, und die Männer …«
»… reagieren auf den Duft der Pflanzen«, ergänzte La’lyn. »So ist es immer schon gewesen.«
»Dann war es sicherlich kein Zufall, dass sich meine Verandatür nicht öffnen ließ.«
»Nehmt uns das bitte nicht übel, Celot’on Harris. Die Blüten vor Ihrem Zimmer waren vollgesogen mit dem Hass von Cela’ta Co’neta. Es begann, auch bei Ihnen zu wirken.«
Velon legte die Hände zum Abschiedsgruß zusammen. »Nein«, sagte er leise. »Im Gegenteil!«
La’lyn neigte lächelnd den Kopf.
Als der Gleiter über den schmalen Pfad zum Eingangstor schwebte, drehte Velon sich noch einmal um und sah zu dem alten Haus mit seiner Terrasse zurück, auf der die schönsten Blüten sich der Sonne entgegenstreckten, die er je gesehen hatte. Ach’tun steuerte das Fahrzeug geschickt und sie glitten zügig zwischen den mächtigen Baumstämmen des angrenzenden Waldes entlang.
»Die Ko’wen-Früchte halten sich ungeöffnet sehr lange«, sagte Ach’tun. »Sie werden Ihnen auch noch auf der Erde schmecken, Celot’on Harris!«
Velon antwortete nicht. Er fühlte sich merkwürdig indifferent. Die Trostlosigkeit der Gärterinnenhütte brannte in seinen Eingeweiden. Gleichzeitig stiegen die farbigen Eindrücke seines Aufenthalts in ihm hoch. Das grünblaue Meer mit den vielen Inseln. Der Geschmack frischer Ko’wen-Milch. Ein glänzender Fischschwarm im Sonnenlicht, der sich wie ein Wesen bewegte. Die Kühle seines schlichten Zimmers. Eine Hummel, die schwankend von Blüte zu Blüte flog. Die nackte Gestalt La’lyns.
Sie erreichten die ersten weitläufigen Gartenanlagen und Velon erkannte die alten Villen von seinen Streifzügen über die Insel wieder. Die Grünflächen lagen still da, es war kein Urlauber zu sehen. Erst als sie einige Minuten geflogen waren, sah Velon Menschen in einem großen Garten, die um einen Tisch saßen und ihr Frühstück einnahmen. Als sie am Raumhafen ankamen, konnte Velon schon von weitem seine Sternennadel ausmachen. Silbrig funkelnd stand sie unter dem blauen Himmel. Ach’tun hielt den Gleiter direkt neben ihr und wollte Velons Gepäck heraushieven, aber dieser kam ihm zuvor.
»Ich hoffe, Sie hatten einen schönen Aufenthalt bei uns«, sagte Ach’tun. »Vielleicht können wir Celot’on Harris ja mal wieder auf Cela 14 begrüßen! Eine gute Reise!«
Velon nickte ihm freundlich zu und aktivierte mental seinen RID-Chip, der die Tür auf der glatten Außenhülle des Schiffes öffnete. Während Velon eintrat, trafen schon die ersten Statusmeldungen ein und diverse Informationen wurden in sein Gesichtsfeld projiziert. Die dicke Tür schloss sich hinter ihm mit einem leisen Zischen und schnitt die Geräusche des Planeten mit einem Schlag ab. In der Stille der Sternennadel verstaute er sein Gepäck und ließ sich in den breiten Sessel fallen. Eine Weile betrachtete er die Blumen von La’lyn, dann legte er sie neben die Ko’wen-Früchte.
»Zurück zur Erde«, sagte er und der Bordcomputer begann, die Flugbahn zu berechnen. Als sich das Schiff in den Himmel erhob, erblickte er Ach’tun, der bei seinem Gleiter stand und winkte, während er allmählich kleiner wurde. Immer mehr der verstreuten, zerklüfteten Inseln tauchten in seinem Sichtfeld auf, grüne Flecken im blauen Meer, die langsam unter ihm zurückblieben. Vor seinen Augen wurde die Information eingeblendet, dass er 240 wichtige Nachrichten erhalten hatte, weitere 950 waren als Standard gewichtet worden.
»Nun denn …!«, sagte Velon und begann damit, die erste Nachricht aufzurufen.
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