Tommy meint Billy Gates von Microsoft.
»Woher weißt du solche Sachen?«, frage ich.
»Vom Golfplatz, der Mensch der die Schlägertasche trägt und dir das Bier aus dem Kiosk holt ...«
»Der Caddy?«
»Keine Ahnung wie der heißt aber Caddy schnappt hier und da was auf. Wenn du ein paar Millionen übrig hast, kauf Anteile von Nestle.«
Ich sehe ihn an.
»Millionen was? Bleib doch ernst. Und warum Nestle?«
Tommy erklärt es mir.
»Weil der Senat, vor drei Jahren die Berliner Wasserbetriebe verkaufte. Nestle hat nun alles in der kurzen Zeit geschrottet und nun muss der Senat die Wasserwerke wieder kaufen. Damit seine Bewohner nicht verseuchtes Leitungswasser bekommen, so weit ich Caddy verstanden habe. Das ist das Wasser Geschäftsmodell von Nestle und Coca Cola und Co ein echt zukunftsorientiertes Modell.«
Moralisch verwerflich, denke ich.
»Wasserwerke für 500 Millionen kaufen. B die Leute entlassen und das Wasser vergiften und dann C zurück verkaufen?«, fasse ich zusammen.
»Atalar Randir mit hohem Profit verkaufen! Außer in Mexiko mach das niemals in Mexiko«, ermahnt mich Tommy.
»Warum?«
»Weil die Bevölkerung von Mexiko City das nicht mit sich machen lässt, gab einen riesigen Boykott von Nestle Produkten. So und nun sei still jetzt kommt die beste Szene.«
Tommy meinte die restlichen elf Stunden vom Film.
Ich habe die Spätschicht im Apollos nur wenige Gäste hocken über griechischer Nationalkost.
»Hast verstanden Ali? Köfte Schibwabschischi und Geschnetzeltes, noch heute!«
Der Koch steht seit Minuten mit zusammengezogenen buschigen Augenbrauen vor dem kleinen Fernseher und betrachtet ein seltsames Spiel im Euro Sport TV. Er kommt aus einer Ecke der Dritten Welt, in der A ein Idiot die Scharia einführen will, ohne die Bevölkerung zu fragen und B Cricket und Selbstmordanschläge, die Nationalsports sind. Er klatscht in seine beharrten Hände, die er lieber abhackt, als einem ungläubigen Hund zu schütteln und nickt mir zu. Ich nehme mir ein Bier aus dem Kühlschrank und beobachte die Nachtschicht des Apollo. Ali ist neu und sein Job ist es die Mikrowelle zu öffnen, und einen Teller mit Fleisch und verbrutzeltem Convenience-Food zusammenzupappen. Der Lieferwagen von Maggi fix und Frisch kommt immer morgens und entlädt die 10 Kilo Plastiktüten im Kühlraum und tut so verstohlen, dass ich manchmal denke ich arbeitet für ein Kokain Kartell. Ich schiebe das Essen mit der Gabel in eine optisch schönere Form und bediene einen Bengel mit seiner Freundin. Er bestellt noch den Hauswein. Apollus kauft den bei Aldi, Billigwein aus der 2 Liter Tetrapackung und würzt ihn mit etwas Muskatnuss und eine Prise Vanillearoma und serviert ihn in der Karaffe. Ich bin höflich, weil ich in meiner langjährigen Karriere als Teilzeit Servicekraft gelernt habe, dass Leute mit ihren neuen Freundinnen oder Frauen, die sie ins Bett kriegen wollen, immer gutes Trinkgeld geben. So ein netter Abend klingt einsam aus, wenn man anfängt, das Trinkgeld penibel in Centstücken zu einem Münzstapel auszurichten, oder den Endbetrag mit entsetztem Gesicht laut wiederholt. In zwei Stunden ist die Schicht zu Ende und es kommt mir vor, als ob die Minuten endlos zäh sind. An der Bar sitzt Stammgast Anton und trinkt sein Bier und wirft Münzen in den Geldspielautomaten, als sei er hypnotisiert oder ein Autist. Kein cooler Hund wie in dem Kinofilm Rain Man . Nur ein Autist, der Münzen in den Schlitz des Spielautomaten wirft und Bier trinkt und dessen Finger gelb vom Nikotin ist. Das Päckchen H&B Zigaretten guckt aus der Tasche seines karierten Hemdes hervor. Am Schaufenster, das Apollos ist nicht das romantischste Restaurant, sitzt ein Mann, der nicht aus der Gegend kommt, er trägt einen schwarzen Anzug telefoniert alle naselang und bestellt Ouzo und Bier. Sein schwarzer Anzug ist von guter Qualität und er trägt ein beigefarbenes Hemd und rote Krawatte, die Krawattennadel ist goldfarben und ich könnte wetten, es ist nicht Messing. An seiner Hand mit den sauberen Fingernägeln schimmert ein Ehering.
»Noch einen Kumpel«, sagt er.
Ich bringe ihm die halbe Flasche und stelle sie ab.»Alles in Ordnung?«, frage ich.
»Ja, ich feiere!«, erklärt er.
Ich sehe ihn an und stelle mir vor, dass ich morgen früh sein Bild in der Zeitung sehe, Selbstmörder in ... Man kommt auf komische Gedanken, wenn man seit Jahren in diesem kleinen Imbiss Restaurant in der Nähe vom Bahnhof arbeitet.
Der Besitzer, hatte mir mal gesagt, dass ich immer da arbeiten werde, weil ich diese Aura der gestorbenen Hoffnungen habe. Ich dachte neidischer Arsch jetzt denke ich du Realist nenn mir die Lottozahlen. Ich habe ihm gesagt : „Mach dich doch nicht lächerlich, ich werde in ein paar Monaten meine ersten Kinofilm im Kasten haben.“ Er hat nicht einmal gelacht wurde nur sehr traurig. So traurig wie der Mann im schwarzen Anzug. Ich hoffe er schießt sich nicht ausgerechnet hier in den Kopf, die Polizei kommt befragt die Leute und ich bin müde. Der Bahnhof ist in der Nähe mit seiner riesigen Auswahl von Bahngleisen, von denen er sich stürzen könnte. Vielleicht wartet er auf einen bestimmten Zug und die Bahn hat wieder einmal ihre Winterverspätung. Am Schaufenster marschiert eine Clique junger Männer vorbei, die Hosen rutschen herunter und hängen in den Knien und die Mützen sind verkehrt aufgesetzt. Ich denke, dass es mich wundert, dass die Jugendkriminalität steigt. Ich meine, wie will man so gekleidet einen Rentner berauben? Man kann ja nicht verduften, ohne tausendmal aufs Maul zu fallen. Die Abteilung Jugendkriminalität der Polizei muss ein Haufen bestehend, aus Luschen sein, wenn die Aufklärungsquote immer bei 70 Prozent liegt. Ich meine sehr viel intelligenter als Schimpansen sehen die Bengels auch nicht aus. Zurück in der Küche setze ich mich vor den Fernseher und sehe mir Cricket an, dass englische Geschenk an seine Kolonien, ein Sport, den niemand versteht. Ich radle nach der Schicht nach Hause schleppe mein Fahrrad in den dritten Stock und schalte den Computer ein. Ich habe eine Email von meiner CDU. Sollten die sich nicht darum kümmern, dass es den Leuten besser geht, anstatt ihre Praktikanten Werbe- E-Mails tippen zu lassen. Die Prämissen in der CDU sind seit Adenauer ganz schön heruntergekommen. Wie soll ich denen denn vertrauen, wenn ihr einziges Bestreben zu sein scheint, alle Jobs in Minijobs zu verwandeln. Tatsache ist, dass diese 600 Euro Jobs einen verheerenden Einfluss auf die eh schon niedrige Hemmschwelle unserer Unternehmer haben. Ich schreibe zurück lasst mich in Ruhe. Dann suche ich den Live Stream von RTL sucht den Superstar und auf einer chinesischen Internetseite werde ich fündig. Ich trage den Monitor aufs Bett nehme mir ein paar Tüten Chips und eine Flasche Cola. »Du siehst aus wie ein Tanzbär auf Drogen!« Dieter Bohlen sagt das zu einem jungen Mädchen von fünfzehn Jahren, dem er damit das Leben so richtig versaut, Minderwertigkeitskomplexe, Drogen Endstation Drogenstrich. Das Kind starrt Dieter Bohlen an und jeder kann hören, wie alles in ihr zerbricht als wäre ihre Seele aus Glas. Das Telefon klingelt, ich sehe das Nokia an und melde mich.
»Ich hoffe ich störe Sie nicht, Herr Tomscheck!«
Schöne Stimme zart und rauchig. »Nenn mich Theo, Süße und leider besitze ich nichts außer meiner guten Seele und mein makelloses Aussehen. Ich bin so eine Art Adonis Typ wissen Sie.« Ich dachte nicht viel nach, denn wer ruft schon samstags bei mir an, entweder meine Eltern oder Tommy oder Leute die glauben, es ist eine gute Idee mir über Telefon was verkaufen zu wollen. Sie hat eine wirklich tolle Stimme.»Ich rufe wegen des Jobs an!« Mein Nackenhaar sträubt sich. Ich bin versucht aufzuspringen und zu tanzen. Endlich, endlich mein Durchbruch, die Hundefutterwerbung ist nur der Anfang, von jetzt ab geht es steil nach oben.»Sie wurden bereits über alles informiert Herr Tomscheck?« Oh Gott ich danke dir, danke danke danke. Der Engel am Telefon ist sehr förmlich, also keine semiprofessionelle Produktion, Oh Gott danke danke danke - das ist was Internationales bald wird mein Gesicht in Hongkong und Amerika bekannt sein. Sind Sie nicht der Mann aus der Werbung, wird es überall heißen. Ich muss immer einen Edding dabei haben, damit ich die Dosen Champion de luxe unterschreiben kann. »Wir sollten nicht am Telefon darüber reden, wir sollten uns treffen. Kennen Sie das Marios?«, fragt sie.
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