Ich höre nicht weiter zu und verabschiede mich von Vater und mache mich Herr der Ringe bereit. Streife die tägliche Depression ab und lächle mir zu und stecke die Gummi Elbenohren in die Tasche. Ich betrachte mich im Spiegel und denke an das Gute in meinem Leben.
»Theo du Herzensbrecher die Haare fallen aus aber wir haben einen Parkplatz.«
Ich habe es Tommy noch nicht erzählt, warum ich ohne Auto bin. Dass ich einen Parkplatz in der Nähe gefunden habe, keine zwei Straßen entfernt und ich nicht riskieren will den zu verlieren, weil ich mein Auto unvorsichtiger weise benutze. Er steht auf dem Aldi Parkplatz, und zwar auf einer Stelle, die nur zur Hälfte dem Supermarkt gehört und die noch keinen Weg gefunden haben halbe Autos abzuschleppen. Ich bekam das zufällig mit, als ich Pizzen und Bier kaufte. Ein Mann vom Bauamt stand mit dem Supermarktleiter dort draußen und verlangte das der Supermarkt sofort abgerissen wird. Der Parkplatz ist einfach zu groß. 70 Zentimeter öffentlichen Raumes wurden gestohlen. Ich fragte den Mann vom Bauamt, ob er sich sicher ist und er verwies auf die Akte mit den Bauplänen in seiner Hand und den Zollstock. Seitdem bin ich ein beneideter Mensch mit einem Parkplatz für seinen Passat bis Bauamt und Aldi Konzern sich über eine Lösung ihres Problems geeinigt haben. Der Supermarkt steht immer noch und verkauft weiter Hundefutter und E74 und Natriumglutamat ... Aber zuerst muss ich nach meinen Schuhen suchen. Ich lasse meine Turnschuhe, wegen ihres Gestanks, vor der Wohnungstür stehen aber jetzt sind sie weg. Ich hämmere an die Tür meines Nachbarn.
»Halli Hallo«, grüßt Witmann der Dealer fröhlich, als er die Tür aufzieht, doch als er sieht, dass ich es bin, sagt er enttäuscht: »Oh, was willst du?«
Aus dem Inneren seiner Wohnung zieht ein penetranter Marihuana Geruch und Patschuli Gestank in den Hausflur.
»Ich will meine verdammten Turnschuhe Witmann!«, schmettere ich ihm entgegen.
»Was!«, fragt er mich entsetzt.
Er glaubt, weil ich meine Vorsprechtexte laut lerne, ich bin ein Selbstgespräch führender paranoider Schizophrener.
»Ja, du hast richtig gehört Herr Pablo Escobar! Ich will meine verdammten Schuhe!«, brülle ich.
Meine Fäuste sind in die Hüften gestemmt und mein Speichel fliegt ihm ins kalkweiße Gesicht. Ich bin selbst von meiner Stimme beeindruckt, wie laut und klar sie durch das nach Urin und Gras und Patschuli stinkende Treppenhaus schallt. Meine Stimmfülle muss an den Lets Plays liegen die ich auf Youtube in meinen Gronkh Kanal stelle. Jeder Polizist in Berlin Neukölln der am Treppenaufgang vorbeigeht muss einfach wissen das dort verkauft wird wenn er mich nicht gehört hat muss er es riechen. Daran sieht man wieder Marihuana ist in Berlin nur im Prinzip illegal, durch den rasanten Anstieg anderer gefährlicherer Drogen, hat die Polizei es aufgegeben, sich um Kiffer zu kümmern. Heroin ist wieder in Mode und währen nicht die amerikanischen Gangsterfilme würden viel mehr Dealer am Bahnhof Zoo ganz offen Crack verkaufen. Am Bahnhof Zoo ist der schmierige Typ, der alle feindselig anstarrt, wie ein widerliches Kind bein Bonbon essen das nicht Teilen will, und immer von U-Bahn Eingang zum Bahnhofseingang geht, trotz der Kameras, zu 70 Prozent ein Dealer. Entgegen der landläufigen Meinung sind die Straßen Heroindealer überwiegend Deutsche, so wie Witmann das Arschloch. Jemand sollte auch mal wegen des Gestanks WC-Steine ans Treppengeländer binden.
»Warum verdammt klaust du immer meine alten stinkigen Turnschuhe? Bist du ein Schuhfetischist, hä?«
Witmann ist ziemlich Grün im Gesicht und bittet mich meine Stimme zu senken. Dann zeigt er auf die 30 Watt Glühbirne der Treppenbeleuchtung, von denen meine Turnschuhe hängen, und knallt die Tür zu.
»Besser ist!«, zische ich.
Ich betrachte die Schuhe und bemerke deren Duft. Nun weiß ich auch wieder, warum ich dachte, dort oben sei ein guter Platz um die Latschen auszulüften. Ich brauche keine Schuhe denn Tommys Fahrer wartete unten im Auto. In Hauslatschen trottete ich hinunter. Der Fahrer der Agentur, er hat einen tollen Job und fährt die Stars durch die Gegend möchte sich mit mir nicht unterhalten. Er ist sauer, weil er anstatt, so ein dünnes Supermodel, das ihn nicht mal mit der Kneifzange anfassen würde, abzuholen, auf mich Trantüte wartet. Er ist ein junger Bursche mit Fitnessstudio Erfahrung und schmierigen Haaren. Dass mit der Fitnessstudio Erfahrung steht in seinen Bewerbungsunterlagen als Hobbys. Actionfilme sehen, und ins Fitnessstudio gehen. Steht dort. Er schweigt, was ich sehr angenehm finde und ich zische mein Bier.
Ich liebe Tommy, obwohl er reich ist und trotzdem nie Bargeld in seiner Tasche hat. Was macht der damit, ist er so waghalsig und legt alles auf die Bank, damit sein kokssüchtiger vorbestrafter Aktienmakler aus der Investmentabteilung der Kreissparkasse ein paar Milliarden Euro zum Spielen hat? Es ist nämlich, sodass dass Ansehen, die Reputation eines Bankhauses steigt, je mehr Geld von Kleinsparern von aufgedrehten Bankjünglingen aus dem Fenster geworfen wurde. Eine Bank, die nicht wenigstens ein paar Milliarden in Luftblasen gesteckt hat, wird heute schief angesehen. Ich frage mich wie bezahlt Tommy seine Sachen, die man nicht mit Kreditkarte bekommt? In was er investiert weiß ich. Nicht in Aktien oder in Gold wie jeder Idiot, er steckt sein Geld in japanische und koreanische Unterhaltungselektronik mit der Halbwertzeit von drei Monaten. Er steht nun verkleidet in der Küche und kocht Orkeingeweide (Spaghetti), ich hänge neben ihm und bediene mich am Bier. Der Blick aus dem Fenster geht auf den Garten, weiter zu der ruhigen Kopfstein gepflasterten Strasse. Eine Frau im Pelzmantel führt einen Mops an den parkenden Volvos und Kombis Gassi. Ihre Gold beringte Hand blitzt in der Dezembersonne. Im Aschenbecher auf dem Bistroküchentisch liegt ein halber Joint. Ich widme mich wieder seinem Kühlschrank, der größer als mein Appartment ist und der Eiswürfel auf Knopfdruck macht. Es offenbart mir eine andere Welt jedes mal, wenn ich ihn aufmache und in den Lebensmitteln schnüffle. Er hat Fetakäse, der abgepackt wurde am heutigen Mittag, ich eine Tütensuppe von Maggi, die sich drei Jahre lang hält. Ich frage mich was die hinein machen, Botox? Oder hat Maggi das Geheimnis der ewigen Jugend entdeckt und nutzt es jetzt ganz egoistisch um Tomatensuppen haltbar machen? Ich denke auch reiche Menschen kaufen nicht in Supermärkte. Irgendwo gibt es ein Depot mit den ganzen Kaviardosen dem Jack Daniels Whisky der 90 Jahre gelagert ist und dem Brie Käse, der nicht aus Sachsen Anhalt kommt. Oder es gibt einen geheimen Raum in jedem Supermarkt zu dem nicht Hinz und Kunz Zutritt hat. Tommys Wohnzimmer ist ein Glasbaustein, Glaswände, die sich je nach UV Einstrahlung tönen. Der Mann lebt in einer Sonnenbrille, schießt es mir durch den Kopf.
»Ich habe uns Karten besorgt!«, sagt Tommy und seine dicke Brille ist beschlagen.
Ich glaube Hobbits mit dicken Hornbrillen sind nicht der Hit und Hobbits mit Stirnglatze, die so aussehen wie ein Stasimajor um 1970, haben kein Erfolg bei den weiblichen Hobbits.
»Was für Karten?«
Ich schätze entweder ein Konzert von einer Mittelalterband oder es geht in die Comicmesse.
»Kinokarten Ende 2013 kommt der kleine Hobbit raus!«, sagt er.
»Haben die schon zu drehen begonnen?«
Tommy schüttelt den Kopf: »Nein!«
Damit ich das richtig verstehe, das man Kinokarten kaufen, kann für einen nichtexistenten Film, der noch nicht einmal begonnen wurde.
»Und du hast schon Karten?«
Tommy nickt und kippt gekonnt Ketchup in die blubbernde Spaghettisoße danach folgt in einem Kochaufwasch der Inhalt verschiedenster Dosen und wenn ich mich nicht irre etwas schwarzer Afghane.
»Selbstverständlich!«, sagt er, ohne aufzusehen.
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