Ekkehard Wolf - Morgenstern

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Nichts ist so lästig wie ein Computer, der in der S-Bahn vergessen wurde. Besonders lästig, wenn der ehrliche Finder für seine Ehrlichkeit auch noch mit dem Tode bestraft wird. Abgemurkst zu werden, nur weil du versucht hast, die Wahrheit aufzudecken ist auch nicht viel besser. Da könnte es schon sinnvoll sein, herauszufinden, wer dahinter steckt. Ob allerdings ausgerechnet Kriminaloberrat Günther Rogge der richtige Mann hierfür ist, musst du letztlich selbst entscheiden. Zuvor aber wirst du dich dazu durchringen müssen, dieses Büchlein zu kaufen. Damit es dir leichter fällt: 20 Cent von jedem verkauften Exemplar gehen an die Deutsche Stiftung für herzkranke Kinder. Ab 10000 verkaufter Exemplare erhöht sich der Betrag auf 30 Cent.

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Ekkehard Wolf

Morgenstern

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Inhaltsverzeichnis Titel Ekkehard Wolf Morgenstern Dieses ebook wurde erstellt - фото 1

Inhaltsverzeichnis

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Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Impressum neobooks

Kapitel 1

Morgenstern

von Ekkehard Wolf

Sie haben das Gerät in der Bahn gefunden?“ Der Beamte machte eine kleine Pause und warf seiner Kollegin einen vielsagenden Blick zu. Er hatte das Alter des Besuchers auf etwas über 70 geschätzt und war nach Vorlage des Personalausweises sehr mit sich zufrieden, weil er feststellen konnte sich nicht geirrt zu haben. „So ist es.“ Der ältere Herr zeigte wenig Bereitschaft, sich auf das Spielchen des Polizisten einzulassen. „Und Sie sind sicher, dass ...?“ Der junge Diensthabende schaffte es nicht, seine Frage zu Ende zu bringen. „Ich bin mir sicher.“ Der gereizte Zwischenruf des älteren Herren irritierte den jungen Beamten ein wenig; aber eben auch nur ein wenig. „Na gut, dann wollen wir das einmal zu Protokoll nehmen. Darf ich Sie zur Klärung des Sachverhalts bitten, sich für einen Moment hierher zu setzen?“ Die ebenfalls noch recht junge Kollegin des Wachhabenden hatte sich entschlossen, die Situation nicht eskalieren zu lassen. „Und haben Sie vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit – und für die Mühe, die Sie sich gemacht haben.“ „Warum überschlägt die sich so?“ Polizeioberwachtmeister Gerhard Zielkowski war eigentlich eher danach zumute, dem alten Mann hier einmal gehörig die Meinung zu sagen, anstatt der albernen Sache auch noch lange auf den Grund zu gehen. Der Abend war für die Beamten der Spätschicht auf dem Polizeirevier der kleinen Stadt im Süden von München bisher nicht gerade ereignisreich verlaufen. Bis zu dem Moment, als der alte Mann die Wache betreten hatte. Zielkowski kam die kleine Abwechslung daher anfangs durchaus nicht ungelegen. Der Grauhaarige in dem etwas altertümlichen Lammpelzmantel versprach immerhin ein wenig Ablenkung, erwies sich aber von Anfang an als schwierig. Er tischte dem Diensthabenden die Geschichte von dem in der S-Bahn gefundenen Laptop auf und bestand darauf, damit den Beweis für ein ungeheuerliches Kapitalverbrechen in Händen zu halten. Obwohl er zugeben musste, inhaltlich nicht ganz verstanden zu haben, worum genau es dabei gehen sollte und der dubiose Rechner sich zu allem Überfluss auch noch nicht einmal einschalten ließ, hatte er wichtigtuerisch auf seiner Verschwörungstheorie bestanden und verlangt, dass der Wachhabende den Fund „unverzüglich seinen Vorgesetzten zur Kenntnis zu bringen“ habe. Polizeioberwachtmeister Gerhard Zielkowski nervte diese geschraubte Ausdrucksweise und er hätte dem alten Herrn das zu gern auch klar gemacht. Doch in Gegenwart der zweiten diensthabenden Person verkniff er sich jede Unhöflichkeit. Die Kollegin war schließlich neu. Da konnte man nie wissen. „Wie geht das jetzt weiter?“ Nach Abfassen des Protokolls wandte sich der Alte mit noch immer herrischem Tonfall direkt an die Uniformierte. „Wir werden das Fundstück an die zuständigen Stellen weiterleiten. Wenn sich der Eigentümer dort nicht innerhalb der nächsten Monate meldet, wird der Apparat versteigert.“ Die Beamtin lächelte den älteren Mann gewinnend an. „Hören Sie, ich habe den Eindruck, dass Sie nicht verstehen, was ich Ihnen gerade gesagt habe. Das hier ist kein Fundstück. Das ist das Dokument eines Verbrechens!“ Die Stimme des älteren Herren drohte sich zu überschlagen. Der zuvor schon anmaßende Tonfall hatte sich urplötzlich in ein scharfes Bellen verwandelt. Dem diensthabenden Beamten waren solche wichtigtuerischen Choleriker trotz der geringen Zahl von Dienstjahren nicht fremd. Es verging kaum eine Schicht, ohne dass er mit einem solchen „Kunden“ in irgendeiner Weise zu tun hatte. Mit diesen ‚Typen’ wurde man am besten fertig, wenn man ihnen klar machte, dass jedes weitere Wort schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen würde. Mit einem Ruck hatte sich der Polizist erhoben. „Wir lassen das untersuchen.“ Seine Kollegin war ihm erneut zuvor gekommen. Sie lächelte noch immer ihr gewinnendes Lächeln. Zur Überraschung des Oberwachtmeisters gab sich der ältere Herr dann doch mit dieser Auskunft zufrieden. „Na gut, Sie werden schon einen Weg finden, um diesen Apparat wieder zu reaktivieren. Dann sehen Sie ja selbst, was ich meine.“ Er setzte seinen Namen unter das Protokoll, zögerte noch einen kurzen Moment, wandte sich dann aber zur Tür und verließ ohne einen Gruß des Abschieds die Wache. „Was war jetzt das?“ Polizeioberwachtmeister Gerhard Zielkowski gab sich belustigt, nahm wieder Platz und lehnte sich zurück. „Keine Ahnung; wird sich ja zeigen.“ Auch seine Kollegin gab sich genervt, und der Beamte hatte nicht den Eindruck, als ob sie vorhatte, dem Vorfall größere Aufmerksamkeit zu schenken. Zielkowski aber wollte sicher gehen und vergewisserte sich daher. „Du glaubst diesem alten Spinner doch wohl nicht, oder?“ Angelika Schwarz zögerte mit einer Antwort, blickte ihm direkt in die Augen und versuchte es dann mit ein wenig Ironie, die ihr Kollege jedoch nicht verstand und auf die er deshalb gereizt reagierte: „Na klar, der alte Trottel findet rein zufällig ein Notebook in der Bahn auf dem rein zufällig der Plan einer miesen Verschwörung aufgezeichnet ist. Er schaut sich das ausführlich an, versteht nicht, worum es da eigentlich genau geht, bringt uns die Kiste her und rein zufällig ist der Scheißapparat kaputt, als er ihn einschalten will. Sehr, sehr witzig.“ Gerhard Zielkowski war offenkundig nicht in der Laune, die gesamte Angelegenheit mit Ruhe anzugehen. Angelika Schwarz zog es vor, die Stimmung nicht noch weiter aufzuheizen. „Kann ich mir auch nicht vorstellen,“ gab sie beschwichtigend zu verstehen. Sie hatte nicht die Absicht, hier wegen so etwas anzuecken. Schließlich wollte sie weiterkommen. Trotzdem fügte sie abermals mit leicht ironischem Unterton hinzu: „Ich räum’ das jetzt mal weg. Wenn Du das schon so witzig findest, dann sollen die Kollegen schließlich auch noch ihren Spaß damit haben. Wir haben den Vorgang jedenfalls ordnungsgemäß erfasst.“ Absichtliche eine Nuance zu theatralisch klappte sie den Deckel des Corpus Delicti zu und entschwand damit in die „Asservatenkammer“, wie der Aufbewahrungsraum für abgegebene Fundstücke intern gerne genannt wurde. In diesem Augenblick klingelte zum Glück das Telephon. „Polizeiinspektion Wolfratshausen“, meldete sich der junge Diensthabende, erfreut darüber, sich nach dem Vorfall von eben wieder mit einer anderen Sache beschäftigen zu können. Doch das nachfolgende Gespräch nahm einen anderen Verlauf, als von dem jungen Beamten erhofft.

Kollege Zielkowski, kannst Du gerade mal ebenzum Chef ins Büro kommen?“ Die Frage des Diensthabenden erreichte den Oberwachtmeister genau in dem Moment, als er den Kaffeebecher zum Mund führte. Erstaunt blickte er auf und sah seinen Schichtleiter fragend an. Polizeihauptmeister Volker Ritter hatte sich direkt vor ihm aufgebaut und sah seinerseits ihm forschend ins Gesicht. Zielkowski setzte den Kaffee ab. Beinahe hätte er sich verschluckt. „Äh klar, natürlich, jetzt gleich?“ Es gelang ihm nicht, seine Irritation zu verbergen.

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