„Und nun tretet wie besprochen in zwei Gruppen an mich her-an, und zwar sieben zu meiner Rechten und sieben zu meiner Linken, und legt eure Finger in meine Handfläche.“
Hastig umringten die Jungen Tommy, jeder darauf bedacht, seinen Finger als erster in dessen Hand legen zu können. Tommys Hand war zu klein, um jedem der Finger zu ermöglichen, direkt mit seiner Handfläche in Berührung zu kommen. So lagen die Finger teilweise übereinander. Alle hatten aber begriffen, dass diese Geste symbolischen Charakter hatte, und so beschwerte sich niemand ob der schlechten Lage, die sein Finger nur zu ergattern vermocht hatte.
„Sprecht mir jetzt nach“, forderte Tommy seine Kameraden auf:
„Ich will in Treue und Liebe...“
Die Jungen zusammen: „Ich will in Treue und Liebe...“
„...zu meiner Heimat und meinem Vaterland...“
„…zu meiner Heimat und meinem Vaterland...“„...jetzt und in Zukunft Sorge dafür tragen...“
„...jetzt und in Zukunft Sorge dafür tragen...“
„...dass die Reinheit des deutschen Blutes...“
„...dass die Reinheit des deutschen Blutes...“...die Reinheit der deu...verflixt Stefan, was ist mit dir?“
„N—na d—du weißt d—doch Tommy, ich k—ka—kann doch n—nicht...“
„Ach so, ja, also brauchst du nicht mitsprechen, aber mit— denken, klar?“
„Lo—lo—logisch T—Tommy!“
„Also weiter: Dass die Reinheit der deutschen Sprache...“
„Dass die Reinheit der deutschen Sprache“, echoten die Jungenwieder,
„...die Reinheit der deutschen Kultur...“
„...die Reinheit der deutschen Kultur...“
„...und die Reinheit des deutschen Geistes gewahrt bleiben!“
„...und die Reinheit des deutschen Geistes gewahrt bleiben!“
Tommy war noch nicht zu Ende: „Ich will in Treue und unbedingtem Gehorsam zu meinem Führer stehen, ihn achten und jeden Befehl, auch wenn er mir unnütz erscheint, ausführen!“
Die Jungen sprachen den langen Satz ohne hängen zu bleiben nach.
Tommy brachte seinen letzten Satz an: „Das alles schwöre ich bei meiner Liebe zu meiner Heimat und meinem Vaterland, so wahr mir Gott helfe!“
„So wahr mir Gott helfe“, echoten die Jungen simultan.
„So Freunde, jetzt wollen wir unsere geschworene Gesellschaft kräftig begießen.“
Tommy nahm die bereits geöffnete Flasche, setzte sie an und nahm einen gehörigen Schluck. Dann reichte er die Flasche weiter. Die 15 Jungen hatten die erste Flasche in kurzer Zeit leer. Zwischenzeitlich hatte Tommy die Zigarettenschachteln geöffnet und verteilte auch deren Inhalt. Er selbst steckte sich eine Zigarre an und bot seinem „Adjutanten“ auch eine an.
„Du bist ab sofort mein Adjutant! Du musst dich immer in meiner Nähe aufhalten, damit ich dich immer sofort zur Verfügung habe für besondere Aufträge, denn ein Führer muss einen engsten Vertrauten haben.“ Zu den anderen Jungen gewandt sagte er: „Das ist euch doch recht, oder? Ihr wisst ja, dass Stefan schon immer mein engster Vertrauter war.“
Niemand hatte etwas einzuwenden, obwohl der eine oder andere sich ganz gern als engsten Vertrauten an Tommys Seite gesehen hätte. Aber alle wussten, dass Tommy von seiner Wahl keinesfalls ablassen würde, sosehr man auch dagegen hätte protestieren mögen. Stefan war zweifellos der glücklichste Junge in diesem Moment. Ziemlich aufgeregt sagte er:
„I-ich w-werde d-dich nicht en-enttäuschen T-Tommy!“
„Das weiß ich, Stefan, darum habe ich dich ja auch gewählt“, sagte Tommy, indem er Stefan gönnerisch auf die Schultern klopfte. Mittlerweile war man bei der dritten Flasche Schnaps angelangt, und die Stimmung war dementsprechend. Die Kapelle hatte die Atmosphäre eines Rauchsalons angenommen und überall lagen Zigarettenkippen herum. Der dicke Bernd hatte wohl allzu große Züge aus der Flasche gemacht, denn er konnte kaum noch richtig sprechen. Aber auch die anderen Jungen waren nicht mehr als nüchtern zu bezeichnen. Nur Erwin Brinkmannn, der große Junge, mit dem sich Tommy am Vormittag auf dem Spielplatz geschlagen hatte, war so gut wie nüchtern, Das fiel aber niemandem auf. Selbst Tommy merkte nicht, dass Erwin ihn die ganze Zeit über ansah. Sein Gesicht drückte eine Mischung aus Bewunderung und Hass aus. Die allgemeine Stimmung war nun aufgewühlt und euphorisch. Immer wieder ließen sie ihren Führer hochleben und jauchzend und grölend gaben sie immer wieder zu verstehen, dass sie es den Türken jetzt zeigen wollten. Bernd rief mehr lallend als sprechend:
„Wie wäre es mit einem Lied? In einem Verein muss man doch auch ein Lied singen können!“
Tommy nahm die Idee auf. „Kennt ihr das Horst-Wessel-Lied?“ Niemand rührte sich.
„Ich dachte es mir“, gab Tommy zu verstehen, „woher sollt ihr es auch kennen. Es ist ein schönes Lied, ich habe es mal mit meinem Großvater einstudiert. Passt auf, ich werde es euch vorsingen. Wir werden dieses Lied einstudieren.“
Damit hob er an zu singen, und es dauerte nicht lange, da begannen die Jungen mit zu summen und ihre Stimmung wurde immer euphorischer und wilder. Der Alkohol tat seine Wirkung und nach und nach hatten die Jungen sich durch gegenseitige Aufstachelungen soweit gebracht, dass ihr Tatendrang übermächtig wurde. Tommy sah, dass die Jungen jetzt in der Stimmung waren, zu einem Unternehmen zu starten, zu dem man schon etwas Mut brauchte.
„Leute seid mal ruhig“, rief er, „ich habe euch etwas mitzuteilen. Es ist an der Zeit, dass wir unsere erste Aktion starten. Aber dazu müsst ihr schon etwas Mumm in den Knochen haben!“ Ganz plötzlich war kein Mucks mehr zu hören. Alle sahen gespannt auf Tommy.
„Also passt mal gut auf“, forderte dieser und machte ein wichtiges Gesicht.
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