Iris Bulling
Liebe ist kein Honigbrot
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Inhaltsverzeichnis
Titel Iris Bulling Liebe ist kein Honigbrot Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Impressum neobooks
- November 1996 -
Henno Berber warf einen raschen Blick auf seine Rolex: sechs Uhr.
Eilig fuhr er sich noch einmal durch die blonden, immer noch fülligen Haare und verließ nach einem zufriedenen Blick auf die elegante und attraktive Erscheinung im Spiegel das Badezimmer. Bemüht, möglichst wenig Geräusche zu machen schlich er die Treppe hinunter. Auf gar keinen Fall wollte er an diesem Morgen mit seiner Frau zusammentreffen. Der Streit vom Abend davor reichte ihm erst mal! Die Tasche mit den Unterlagen stand noch neben der Haustür, wo er sie gestern abgestellt hatte. Er schnappte sie und öffnete leise die Tür. Kälte und feuchte Nebelluft strömten herein. Tatsächlich konnte man draußen kaum fünf Meter weit sehen. Vorsichtig zog er die Tür hinter sich ins Schloss und betätigte die Fernbedienung seines Mercedes.
Das Auto stand vor der Garage, er hatte gestern keine Lust mehr gehabt, es noch hineinzufahren. Nun war es rundum beschlagen. Aber er wollte jetzt keine Zeit mehr verlieren. Mit Scheibenwischer und Klimaanlage würden die Scheiben bald frei sein, und den Weg aus dem Lerchenweg fand der Wagen fast von allein.
Berber ließ sich berieseln von der Musik und dem Geplapper der Radiomoderatoren. Aber in Gedanken war er schon bei der wichtigen Besprechung, die auf ihn wartete. Bei der Ausschreibung des geplanten Kindergarten-Objekts des Ortes Rotesheim war sein Architekturbüro, das er zusammen mit einem ehemaligen Studienkollegen betrieb, in die engere Auswahl gekommen. Nun galt es die Jury zu überzeugen. Für das Büro stand eine Menge auf dem Spiel, doch war er überzeugt, die wirklich guten Entwürfe, die vorwiegend auf den Ideen seines Partners Olaf Mellers basierten, mit seiner außergewöhnlichen Redegewandtheit an den Mann bzw. an die Stadt zu bringen.
Inzwischen waren die Scheiben frei, die Sicht aber kaum besser. Angestrengt hielt Berber nach der Auffahrt zur Schnellstraße Ausschau. Schließlich konnte er links einbiegen und sich problemlos einfädeln. Noch war das Verkehrsaufkommen gering. Er trat auf das Gaspedal und scherte gleich auf die linke Spur. Trotz der schlechten Sicht riskierte er eine ziemliche Geschwindigkeit und rauschte an mehreren Lkws und Pkws vorbei.
Plötzlich begann das Lenkrad zu vibrieren.
„Verdammt!“ fluchte Berber. „Was ist denn jetzt los?“
Er nahm die Geschwindigkeit etwas herunter und wechselte auf die rechte Fahrbahn. Dabei glaubte er zu spüren, wie der rechte Vorderreifen eierte. Durch Gegenlenken versuchte er auszugleichen, doch plötzlich geriet er so ins Schlingern, dass er die Kontrolle über das Fahrzeug verlor und gegen die Absperrung prallte, dann aber noch einige Meter daran weiterschrammte, ehe es zum Stehen kam.
Fast unverletzt, aber total benommen löste Berber den Sicherheitsgurt. Er stieß die Wagentür auf, kletterte aus seinem Sitz und taumelte aus dem Auto. Doch durch den Nebel näherte sich ein Pkw. Berber verspürte einen heftigen Schlag und fühlte sich durch die Luft geschleudert. Dann war alles dunkel…
Gegen 8.30 Uhr bog langsam ein Streifenwagen in den Lerchenweg ein. Vor der Doppelhaushälfte Nr. 33 hielt er an. Zwei Beamten stiegen aus, wobei sie sich die Dienstmützen aufsetzten und dann zur Haustür gingen. Auf ihr Klingeln öffnete nach geraumer Zeit eine schmale blasse Frau, die etwas übernächtigt wirkte. Beim Anblick der Polizei zuckte sie etwas zusammen, fasste sich aber schnell wieder und fragte:
„Ja, bitte?“
Der Ältere der beiden tippte an seine Mütze: „Guten Morgen. Sind Sie Frau Berber?“
„Ja. Kann ich Ihnen helfen?“
„Leider müssen wir Ihnen eine traurige Nachricht überbringen. Können wir kurz hereinkommen?“
Zögernd öffnete sie die Tür etwas weiter.
„Was ist los? Ist etwas passiert?“
Die Polizisten traten ein und folgten ihr ins Wohnzimmer, in dem ein ziemliches Durcheinander herrschte. Sie registrierten, dass auf dem Sofa offensichtlich jemand genächtigt hatte. Auf dem Fußboden waren Papiere, Zeitungen und Spielzeug verstreut. Der ältere Polizist wandte sich erneut an die Frau.
„Ihr Mann hatte heute Morgen einen Unfall. Es tut uns sehr leid, Ihnen die Nachricht von seinem Tod überbringen zu müssen.“
Steffi Berber schaute ihn entsetzt an.
„Das…das kann nicht sein!“
„Wir bedauern das Geschehene sehr. Er hat die Kontrolle über das Fahrzeug verloren und die Absperrung gestreift. Danach wollte er wohl aussteigen. Dabei ist er von einem Auto erfasst worden. Der Notarzt konnte nichts mehr tun.“
„Und – und der Fahrer des Autos?“
„Der hat die Polizei verständigt. Doch wie es aussieht konnte er beim besten Willen nicht mehr ausweichen. Er steht total unter Schock.“
Steffi schlug die Hände vors Gesicht und ließ sich in einen Sessel sinken. Da ertönte von oben ein dünnes Stimmchen:
„Mami! Mami!“
Gehetzt sprang sie wieder auf.
„Mein Kind ist krank. Entschuldigung, ich muss mich um das Kind kümmern!“
„Wir benötigen Ihre Hilfe, um den Leichnam zu identifizieren“, schaltete sich jetzt der jüngere der beiden ein.
Sie starrte ihn an.
„Bitte gehen Sie! Ich muss mich um das Kind kümmern.“
Der Beamte reichte ihr eine Karte.
„Es tut uns wirklich sehr leid. Bitte melden Sie sich sobald als möglich unter dieser Nummer wegen der Identifizierung. Können wir noch irgendetwas für Sie tun?“
„Bitte gehen Sie“, wiederholte sie tonlos.
Die beiden warfen sich einen raschen Blick zu und wandten sich der Tür zu.
„Wenn wir Ihnen behilflich sein können…“, versuchte der Ältere noch einmal.
Steffi schüttelte heftig den Kopf und blickte zur Treppe hoch, wo wieder die weinerliche Stimme zu hören war.
„Dann – auf Wiedersehen, Frau Berber. Wir hoffen bald von Ihnen zu hören.“
Sie verließen das Haus und schauten sich müde an.
„Scheiß-Job!“ brummte der ältere Mann, als sie zurück zum Streifenwagen gingen.
Steffi lief mechanisch die Treppe hoch in das Kinderzimmer, wo die dreijährige Tina fiebernd im Bettchen lag. Sie strich ihr über die heiße Stirn und gab ihr etwas zu trinken. Erschöpft
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