1890 holte man ihn nach Frankfurt a. M., wo er sechs Jahre als Vereinsgeistlicher im Dienste der Inneren Mission wirkte. In diesen Jahren wurde er Führer der von Stöcker ausgehenden Bewegung der „Jüngeren christlich Sozialen“. Von hier aus konnte er alle Schichten des Volkes ereichen. Er versucht sogar, die Sozialdemokratie in die christliche Verantwortung mit hineinzuziehen. Die von Naumann angestrebte „Erneuerung des Liberalismus“ hatte aber nicht nur inhaltliche, sondern auch strategische Gründe, weil damit über die Einigung des Liberalismus eine Annäherung zwischen Liberalen und Sozialdemokratie angebahnt und als koalitionäres Gegengewicht zu den konservativ-agrarischen Kräften aufgebaut werden sollte: „Einigung der Liberalen und Zusammenhang zwischen Liberalismus und Sozialdemokratie sind gedacht als ein inhaltvolles langes Programm für weite Fristen hinaus und zwar so gedacht, dass der Liberalismus einig sein muss, damit er im Stande ist, der deutschen Arbeiterbewegung, die heute sozialdemokratisch ist, einen Rückhalt zu geben.“ Ein weiterer wichtiger Schritt war die Gründung des „Evangelisch sozialen Kongresses.“ Hier sollen Nationalökonomen und Theologen zueinander kommen und voneinander lernen. Er regt an, dass Pastoren auch die Sozialwissenschaft studieren sollten.
Naumann hatte erwartet, dass jetzt eine Arbeiterbewegung mit christlicher Zielsetzung aufbrechen würde, aber es fehlten die Männer, die diesen Aufgaben gewachsen waren. Er wollte Volksmänner voll des Heiligen Geistes. Um den Arbeitern Bildungsmaterial in die Hände zu geben, richtete er die „Göttinger Arbeiterbibliothek“ ein. Der erste Band erschien unter dem Titel „Jesus als Volksmann“. Naumann steht nun vor der Frage, wer Träger seiner christlich-sozialer Bewegung sein soll. Es kamen für ihn nur Arbeiter in Frage, die noch nicht in einem Verband zusammengeschlossen waren. Seit 1894 wandte sich Naumann immer mehr der Politik zu, indem er seine „Sozialen Briefe an reiche Leute“ schrieb. 1896 gründete er die Nationalsoziale Partei. In ihrem Mittepunkt des sittlichen Lebens soll der Glaube an Jesus Christus stehen. 1897 gab Naumann sein Pfarramt auf und widmete sich der Zusammenarbeit der Gewerkschaften. 1907 wurde er für fünf Jahre Reichstagsabgeordneter. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Friedrich Naumann der erste Vorsitzende der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und Mitglied der Weimarer Nationalversammlung. Er starb am 24. August 1919 in Travemünde. Nach ihm wurde die der FDP nahestehende Friedrich-Naumann-Stiftung benannt.
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