JoAnn M.
Fluch der Vergangenheit
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Inhaltsverzeichnis
Titel JoAnn M. Fluch der Vergangenheit Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog Prolog Arzu sah auf die Uhr. Es war zehn vor fünf. Sie ärgerte sich, soviel Zeit mit dem schreiben des Briefes an ihre Eltern verplempert zu haben. Nachdem sie das Kuvert beschriftet hat, schrieb sie eine Botschaft an ihren Mann. Ursprünglich nahm sie sich vor, auch ihm einen Brief zu schreiben. Erneut sah sie auf ihre Uhr und schrieb nur „Ich liebe Dich“ auf dem vor ihr liegendem leeren Blatt Papier. Schnellen Schrittes ging sie ins Schlafzimmer und legte auf dem Bett das neue Kleid hin in dem sie beerdigt werden wollte. Im Bad zog sie dann ihren Lidstrich nach, atmete tief durch, nahm das Messer in die Hand und trennte, wie wenn sie es jeden Tag tun würde, ihre Pulsadern durch. Überzeugt davon, dass sie das einzig Richtige tat, setzte sie sich auf dem kalten Fußboden hin und schloss ihre Augen. Mit einer großen Genugtuung stellte sie sich das Gesicht ihrer Mutter vor, wenn diese von den Gründen ihres Ablebens erfahren wird. Sie dachte an Esin und Leyla und an ihre kleine Schwester, die sie noch vor kurzem retten wollte. Sie wollte ihr das Leben, das sie selber gelebt hat ersparen. Sie dachte daran wie sehr sie sich getäuscht hat. Wie sehr sie jeden Tag in der Vergangenheit und nicht in der Gegenwart lebte....
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Sieben Jahre später.
Impressum neobooks
Arzu sah auf die Uhr. Es war zehn vor fünf. Sie ärgerte sich, soviel Zeit mit dem schreiben des Briefes an ihre Eltern verplempert zu haben. Nachdem sie das Kuvert beschriftet hat, schrieb sie eine Botschaft an ihren Mann. Ursprünglich nahm sie sich vor, auch ihm einen Brief zu schreiben. Erneut sah sie auf ihre Uhr und schrieb nur „Ich liebe Dich“ auf dem vor ihr liegendem leeren Blatt Papier. Schnellen Schrittes ging sie ins Schlafzimmer und legte auf dem Bett das neue Kleid hin in dem sie beerdigt werden wollte. Im Bad zog sie dann ihren Lidstrich nach, atmete tief durch, nahm das Messer in die Hand und trennte, wie wenn sie es jeden Tag tun würde, ihre Pulsadern durch. Überzeugt davon, dass sie das einzig Richtige tat, setzte sie sich auf dem kalten Fußboden hin und schloss ihre Augen. Mit einer großen Genugtuung stellte sie sich das Gesicht ihrer Mutter vor, wenn diese von den Gründen ihres Ablebens erfahren wird. Sie dachte an Esin und Leyla und an ihre kleine Schwester, die sie noch vor kurzem retten wollte. Sie wollte ihr das Leben, das sie selber gelebt hat ersparen. Sie dachte daran wie sehr sie sich getäuscht hat. Wie sehr sie jeden Tag in der Vergangenheit und nicht in der Gegenwart lebte....
„Komm ins Bett. Es ist mitten in der Nacht.“, sagte Leyla mit verschlafener Stimme.
„Daniel?“, fragte sie nach. „Daniel!“, wurde Leyla lauter, was keineswegs zur einer Reaktion ihres Mannes führte, der wie angewurzelt am Fenster stand.
„Daniel, was ist mit dir?“, stieg sie aus dem Bett raus und stellte fest, dass Daniel am ganzen Körper zitterte. Im Lichte kam sein starrer Blick und die totale Abwesenheit zur Vorschein.
„Oh Gott Daniel, was ist den mit dir? Sag was, Daniel!!“ Panik stieg in ihr hoch. Daniel sah, wie ein Geist aus.
„Mami?“ Der fünfjährige Elias stand an der Tür.
„Komm mein Schatz, ich bringe dich wieder ins Bett.“, sagte Leyla.
„Ich will bei euch schlafen.“, jammerte der kleine Mann.
Die zierliche Leyla hob ihren Sohn hoch. „Bist du schwer.“, lächelte sie, obwohl ihr keineswegs nach Lachen war.
Sie deckte Elias zu und gab ihm einen Kuss, als sie einen lauten Knall aus dem Schlafzimmer vernahm. Wie von Sinnen lief sie rüber und sah Daniel krampfend auf dem Boden liegen.
„Oh Gott, oh Gott.“, sagte sie während sie sich über ihn beugte und seinen Körper hielt.
Sie betete, dass dieser Anblick dem kleinen Elias erspart bleiben würde, doch dieser stand nur Sekunden später weinend neben ihr und fragte: „Was hat Papa?“.
„Ich weiß es nicht Schatz, geh und hole das Telefon.“
Bereitwillig lief der Kleine in den Flur.
„Setz dich auf das Bett hin.“, ermahnte Leyla ihren Sohn, nachdem sie die Notrufnummer gewählt hat und stotternd die Situation geschildert hat.
Inzwischen krampfte Daniel zwar nicht mehr, dennoch war er nicht ansprechbar.
„Komm, wir machen dem Arzt die Tür auf.“ Leyla versuchte Ruhe zu bewahren, obwohl sie selber am ganzen Körper zitterte.
„Schaffen sie das Kind hier raus.“, sagte der Arzt und gab den Sanitätern irgendwelche Anweisungen.
Leyla brachte den weinenden Elias ins Wohnzimmer und setzte ihn vor dem Fernseher hin.
„Ich komme gleich, alles wird gut mein Schatz.“, versuchte sie vergebens ihren Sohn zu beruhigen.
„Was ist mit Papa?“
„Er ist nur gestürzt, die Ärzte kümmern sich jetzt um ihn und ich muss auch nach ihm sehen. Alles wird gut. Willst du Caillou gucken?“, lenkte sie ab, worauf Elias nickte.
Leyla war froh zu sehen, dass ihr Mann anscheinend wieder ansprechbar war, als sie ins Schlafzimmer kam.
„Daniel?“, sagte sie leise, worauf er nicht reagierte.
„Ihr Mann ist noch benommen. Er hatte einen epileptischen Anfall.“, teilte ihr der Arzt, nach einer gefühlten Ewigkeit mit.
„Haben sie die Versichertenkarte?“, fragte er nebenbei, so als ob es im Moment das Wichtigste wäre.
„Er ist Privatpatient.“, sagte Leyla, worauf der Gesichtsausdruck des Arztes wesentlich freundlicher wurde.
„Wir nehmen ihren Mann mit, morgen früh können sie ihn besuchen.“
Sie musste trotz allem daran denken, dass sie morgen Früh im Laden stehen musste. Es war kurz vor Weihnachten und sie hatten alle Hände voll zu tun.
Nachdem Leyla den Krankenwagen wegfahren sah, überkam sie eine Art Ohnmacht. Sie kehrte ins Wohnzimmer zurück und deckte ihren Sohn zu, der zu schlafen schien. Im Schlafzimmer stieg sie in eine Pfütze. Sie konnte sich nicht erklären woher das Wasser kam. Erst als sie den Geruch des Urins wahrnahm wurde ihr klar, dass sich Daniel in die Hose gemacht hat. Angewidert wischte sie den Boden und räumte die Überbleibsel von irgendwelchen Spritzen weg die Daniel verabreicht wurden.
Trotz der späten Stunde war sie hellwach und setzte sich an ihren PC hin. Sie las über Epilepsie und konnte sich immer noch nicht erklären, weshalb ihr Mann einen Anfall erlitten hat. Sie fand jedoch die Erklärung dafür, wieso er sich angepinkelt hat und musste in dem Moment daran denken, dass sie ihm nicht mal frische Unterhosen mitgegeben hat.
Es war fast halb vier in der Früh, als sie sich neben ihrem Sohn auf dem Wohnzimmersofa hingelegt hat. Als sie um halb sieben den Wecker hörte, fühlte sich ihr Kopf wie ein Kürbis an.
Leise schlich sie sich aus dem Wohnzimmer raus und stieg in die Dusche. Das unbequeme Sofa machte sich in ihrem Nacken bemerkbar genauso wie der fehlender Schlaf. Auch ein starker Kaffee half ihr nur halbwegs einen klaren Gedanken zu fassen. Normalerweise war es Elias, der sowohl unter der Woche wie auch am Wochenende seine Eltern zum Aufstehen drängte. Nicht so am heutigen Morgen. Ihr Sohn schlief wie Stein und sie hatte sogar Mühe ihn wach zu bekommen. Während sie die Brotzeitbox füllte, rief sie Monika an.
„Hi, kannst du heute aufsperren? Daniel ist im Krankenhaus.“
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