Elena Landauer - Eine ungeheure Wut
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„Kann man Selbstmorde verhindern“, wollte er wissen. Ich nannte ihm Anzeichen, die auf eine Selbstmordabsicht hindeuteten, die aber auch manchmal fehlten und manchmal keine größere Bedeutung hätten. Die meisten Selbstmordversuche scheitern übrigens zum Glück, fügte ich hinzu, weil sie scheitern sollen. Sie seien Hilferufe und als Vorwurf für die Angehörigen gedacht. Sie würden oft so durchgeführt, dass sie entdeckt und letztlich verhindert werden könnten, und wenn die eingeplante Entdeckung dann überraschenderweise doch nicht stattfinde, weil der Lebenspartner beispielsweise zu spät nach Hause komme, riefen die Selbstmordkandidaten selbst den Notdienst an. Aber es gebe natürlich auch andere, die keine Signale, zumindest keine erkennbaren, sendeten und sicher stellten, dass der Selbstmord auch erfolgreich sei.
Julian entschuldigte sich dafür, dass er mich mit seinen Nachfragen bedrängte. Ich fragte ihn, warum ihn das Thema denn so stark interessiere. Er sprach von einem Kollegen, dessen Tochter Selbstmord begangen habe. Dann fügte er hinzu, dass er zwar Ingenieur sei, aber viel lese. Und da gehe es ihm doch oft zu Herzen, warum so viele junge Menschen ihr Leben wegwürfen oder es durch Drogenkonsum ruinierten. Schuldgefühle, sagte ich, spielten oft eine Rolle. Er habe gerade mal wieder den „Faust“ gelesen, erklärte Julian. Gretchen sei ja ein Beispiel für Selbstbestrafung aus Schuldgefühl, obwohl sie doch eigentlich gar keine Schuld habe. Aber sie rechne es sich als Schuld an, dass sie ihre Mutter unwillentlich mit dem Schlafmittel, das ihr Faust gegeben hatte, getötet und ein uneheliches Kind bekommen habe und dass ihr Bruder von Faust getötet worden sei. Aber das sei doch lange her und spiele in einer Zeit mit strikten moralischen Normen und empfindsamen Seelen, meinte er, heutzutage sei das doch anders. Empfindsame Seelen gebe es immer noch, sagte ich, auch wenn es Gott sei Dank aus der Mode gekommen sei, bei jedem größeren Schreck und jeder größeren Freude in Ohnmacht zu fallen und auf das Riechfläschchen zu warten. Und selbst wenn die Moral heutzutage eine geringere Rolle spiele, Ehrverlust und Schuldgefühle seien für viele Menschen doch noch ein Problem.
Mir war natürlich klar, dass es weder Gretchen war noch die Tochter eines Kollegen, die Julians auffälliges Interesse an depressiven Mädchen erklärten. Ich wollte zwar unser gemeinsames Abendessen nicht zu einer therapeutischen Sitzung werden lassen, aber trotzdem rutschte mir die Frage heraus, ob er eine Tochter habe. Er zögerte einen Moment und sagte dann etwas zu heftig: Nein, nein, er habe keine Kinder, um dann noch heftiger hinzuzufügen, er habe auch keine Frau, er sei nämlich geschieden, und seine ehemalige Frau lebe jetzt wieder in Schwaben, wo sie früher gelebt hätten. Ich entschuldigte mich für meine indiskrete Frage, woraufhin Julian dann wieder versöhnlich meinte, die Sache wäre ausgeglichen, wenn ich auch etwas über meine persönlichen Verhältnisse verriete. Ich erzählte ihm also, dass ich verwitwet sei, weil mein Mann vor zwölf Jahren einen tödlichen Verkehrsunfall gehabt habe, und dass ich eine 17jährige Tochter hätte, die zur Zeit in Amerika ein Auslandsschuljahr mache. Nun war es an ihm, sich zu entschuldigen und mir sein Beileid wegen des Todes meines Mannes auszusprechen.
„Dann haben wir also jetzt keine Geheimnisse mehr voreinander“, spöttelte ich, woraufhin wir uns zuprosteten.
„Und wie geht es Ihrer Tochter in Amerika?“, wollte Julian dann wissen.
„Soviel ich weiß, geht es ihr sehr gut da.“
„Und wo ist sie da genau?“.
„In Columbus, Ohio.“
„Das ist ja eine sichere Gegend“.
„Ich mache mir da auch keine Sorgen“, bestätigte ich ihn, „Columbus ist ja nicht New York.“
Das nächste Mal traf ich Julian beim Joggen. Es war ein sonniger Sonntag im März. Meist schaffe ich es ja nicht, mich rechtzeitig zum Joggen aufzuraffen, und dann wird es elf oder zwölf, bis ich aus dem Haus komme, manchmal schaffe ich es aber auch erst am Nachmittag. Aber an diesem ersten Frühlingstag hatte ich eine Verabredung mit meiner Freundin Lea. Außerdem war zu erwarten, dass die Wege, auf denen ich lief, ab zehn oder elf voll waren mit Spaziergängern und Radfahrern, einschließlich der mitlaufenden Hunde, die es nicht unterlassen können, alle Jogger anzukläffen und aus dem Rhythmus zu bringen. Also zwang ich mich an diesem Tag, schon um neun Uhr loszulaufen. Ich war kaum zehn Minuten unterwegs, als mir Julian entgegenkam. Er war schon auf dem Rückweg und ordentlich verschwitzt. Wir blieben stehen und gaben uns die Hand.
„Sie sind ja ein Frühaufsteher“, sagte ich. „Dabei war ich schon stolz, dass ich es heute geschafft habe, um neun auf den Beinen zu sein.“
„Nachher wird es hier Gedränge geben“, meinte er.
„Osterspaziergang“, sagte ich.
„Ich höre schon des Volks Getümmel/ Hier ist des Volkes wahrer Himmel/ Zufrieden jauchzet groß und klein/ Hier bin ich Mensch, hier darf ich´s sein“, zitierte er.
„Wenn Sie noch lange hier herumstehen, werden Sie aber bald nicht jauchzen, sondern schluchzen, weil Sie sich eine ordentliche Erkältung zugezogen haben, so verschwitzt wie Sie sind.“
„Ich könnte Sie ja noch ein Stück begleiten, wenn Sie nichts dagegen haben“, schlug er vor.
Ich hatte nichts dagegen. Man soll ja auch locker auslaufen und allmählich abkühlen, schlagen alle Trainer vor. Und für ihn war das natürlich nur ein Auslaufen, als er neben mir her joggte. Ich hatte ja gesehen, in welchem Tempo er gelaufen war. Wir liefen so langsam, dass wir uns dabei unterhalten konnten. Ich erzählte ihm, dass ich mich unter anderem deshalb so früh auf den Weg gemacht hatte, weil ich für zwei Uhr mit einer Freundin zu einem Orgelkonzert im Michel verabredet war.“
„Ich habe auch eine Karte“, sagte er.
„Dann könnten wir ja auch zusammen fahren“, schlug ich vor.
„Gerne“, sagte er.
Kaum war ich nach dem Konzert wieder zu Hause, rief Lea an:
„Ich glaube, ich sollte auch mal mit meinem Auto auf die Jagd gehen“, sagte sie, „vielleicht erledige ich dann auch so einen kapitalen Hirsch.“
Wir waren nach dem Konzert noch für eine Stunde in ein Cafe´ gegangen, Leas Neugier auf meinen Begleiter wollte befriedigt werden.
„Ich kann nicht dafür garantieren, dass du dann nicht einen Hornochsen abschießt“, sagte ich.
„Der redet nicht so viel wie Thomas“, stellte Lea fest, „er wird dich nicht dauernd analysieren.“
Ich hatte mich vor einem halben Jahr von Thomas, einem Kollegen, mit dem ich fünf Jahre zusammen war, nach einigen heftigen Streitereien getrennt. Thomas hatte die üble Angewohnheit, mir immer wieder zu sagen, warum ich etwas tat oder sagte. So etwas ist der Tod jeder Beziehung. Das permanente Analysieren des Partners ist widerlich, besonders widerlich ist es, wenn es von einem Therapeuten mit dem entsprechenden Fachvokabular kommt. Unter Therapeuten sollte das tabu sein, aber Thomas tat das mit Leidenschaft. Man möchte doch eigentlich nicht verstanden werden, jedenfalls nicht total. Irgendetwas Geheimnisvolles möchte man doch noch an sich haben. Da war Julian ganz anders. Julian lieferte keine Analysen, er fragte mir nur Löcher in den Bauch, was entschieden angenehmer ist als seziert zu werden.
Wir trafen uns nun öfter. Wir gingen zusammen ins Kino, ins Theater, in Konzerte, joggten am Sonntagmorgen zusammen und spielten auch gelegentlich Tennis miteinander, nachdem wir entdeckt hatten, dass wir im selben Tennisklub waren. Beim Tennis war es allerdings wie beim Joggen. Julian war um Klassen besser, aber er spielte mir den Ball so nett zu, dass dabei längere Ballwechsel zustande kamen und ich ganz gut aussah.
Ella, mit der ich meist spielte, hatte von irgendwo her Informationen über Julian und wusste, dass er einige Jahre in Peru gearbeitet hatte. Für mich war das neu, weil er so gut wie nie etwas über sich preisgab. Als ich Julian auf seine frühere Tätigkeit ansprach, erzählte er, dass er fünf Jahre in Lima für eine süddeutsche Firma tätig gewesen war. Die Firma hatte dort ein Werk für Lastkraftwagen aufgebaut, kleine, robuste Lastkraftwagen, die auf den meist sehr schlechten Straßen zurechtkamen und den Bauern dazu dienten, ihre Waren in die Stadt zu bringen, aber auch als Transportmittel für Arbeitskräfte dienten. Zehn bis zwanzig Leute saßen dann oft auf der Ladefläche eng zusammengedrängt und ließen sich mit gleichmütigem Gesicht über die holprigen Straßen kutschieren. Das war so ungefähr alles, was Julian von sich aus erzählte. Ich wollte aber mehr wissen, über die Lebensweise der Menschen dort, das Klima und die touristischen Sehenswürdigkeiten. Ich musste aber nach allem fragen, um ihn zum Erzählen zu bringen. Ja, sagte er, er sei in Machu pichu gewesen, ja, er sei beeindruckt gewesen, und die Temperaturen in Lima seien trotz der Nähe zum Äquator eigentlich gut auszuhalten. „Prima Klima in Lima“, scherzte er. Der kalte Humboldtstrom vor der Küste sorge dafür, dass die Temperaturen meist zwischen zwanzig und dreißig Grad schwankten. Im Winter liege zwar oft ein dichter Nebel über der Stadt, aber im Sommer sei es sehr sonnig. Ein wenig erzählte Julian auch von der Schönheit der Stadt, ihren Bauten aus der Zeit der spanischen Besatzung, und von den unterschiedlichen Volksgruppen, denen man dort begegne, den indogenen Völkern, den Nachkommen der Spanier, den asiatischen Zuwanderern und den Geschäftsleuten aus aller Herren Ländern, die dort ihre Spuren hinterließen. Die sehr unterschiedlichen Lebensweisen und Einkommensverhältnisse ergäben zwar ein pittoreskes Bild, die soziale Ungleichheit sei aber eigentlich unerträglich. Ein Großteil der Bevölkerung könne kaum überleben. Am Rande der Stadt entstünden immer neue Elendsviertel ohne Strom und fließendes Wasser. Er selbst habe natürlich in einem neu errichteten Viertel gewohnt, das die internationalen Firmen für ihre Mitarbeiter requiriert hätten und das durch Zäune und Wachpersonal vor den Armen geschützt gewesen sei. Julians Antworten fehlte alles Persönliche. Es war, als würde ich einem Referat über Lateinamerika zuhören.
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