Wir baden in den Wellen, die hier, auf der seezugewandten Seite der Insel, deutlich größer als auf am anderen Ende sind. Später machen wir einen Spaziergang entlang der Bucht. Die beiden Neuseeländerinnen, die ohne uns wenig zu tun haben, schließen sich uns an. Auf dem völlig leeren Strand liegt der Rest eines gestrandeten Schiffes. Die Wellen haben es kahlgefressen bis auf Kiel, Bug und Motorblock. Das Gerippe wirkt wie ein memento mori für die Benutzer der landesüblichen Universalseetransporter, zu denen auch unser Boot aus Mersing gehörte.
Auch hier wird die Bucht geteilt durch schwarze Eruptivquader. Wir müssen sie überklettern, um den nächsten Strand zu erreichen. Dieser bildet eine weite Kurve von über einem Kilometer Länge. Außer uns ist kein Mensch hier. Die Kinder sammeln mit den Neuseeländerinnen Muscheln. Am Ende der Bucht mündet ein regelrechter Fluss in das Meer. Hinter dem Strand bildet er einen kleinen See, der sich in der Tiefe des Dschungels verliert. Man kann darüber spekulieren, in welche Welt man käme, wenn man ihm mit einem Kanu folgen könnte. Ein tiefes Tal ist zu erkennen, das ins steilaufsteigende Gebirge führt.
Wegen der Tiefe der Bucht kann man hier auch die hohen Berge im Zentrum der Insel ahnen, die immer von dunklen Wolken verhangen sind. Im Grunde ist die ganze Insel ein einziger großer Vulkan, der auf dem Meeresgrund steht und über die Wasseroberfläche herausragt. Die Quader an den Buchtenden scheinen die blankgewaschenen Ausläufer der Lavaströme zu sein, die von seiner Spitze ins Meer geflossenen sind.
Beachtliche Wellen donnern in diesem Teil der Bucht, der dem offenen Meer ausgesetzt ist, auf den Strand. Wir baden längere Zeit im Getöse und lassen uns von den Wellen lange Strecken tragen. Die Kinder müssen sich mit den Ausläufern der Wellen begnügen.
Den Rückweg nehmen wir durch das Hinterland, wo die Kampongs malerisch in den Wiesen stehen - Hühner darum und Hunde. Die Überquerung eines Flusses verlangt Balancierkünste. Die Brücke besteht aus dem umgelegten Stamm einer Kokospalme und die ist bekanntlich schlank. Auch ein veritabler Fußballplatz findet sich. Die Inseljugend tummelt sich hier und im angrenzenden Gasthaus.
Zum Abendessen wollen wir uns, die Gunst der Preise nutzend, etwas Besonderes leisten. Wir bestellen ein ganzes Huhn. Daraufhin fängt man vor unseren hungrigen Augen eines der Federtiere, die um das Gasthaus herum laufen, bricht ihm, das sich heftig sträubt, den Hals und serviert es eine halbe Stunde später - Naturnähe!
Der Abend, den wir im Restaurant verbringen, ist sehr still. In den luftigen A-Hütten, bei denen die Hitze des Tages aus dem Palmblattdach entweichen kann, schläft es sich angenehmer als in Nasri’s Luxuslanghaus. Es fehlt der nächtliche Wärmestoß, der durch den Ausfall des Ventilators verursacht wird. Ganz ungestört ist die Nachtruhe allerdings auch hier nicht. Ein Hahn, vermutlich der Herr des verspeisten Huhnes, kräht ausdauernd neben unserer Hütte. Er lässt sich erst durch eine massive Intervention mittels eines Schuhs von seinem Stammplatz vertreiben. Dadurch komme ich freilich in den Genuss einer einzigartigen Morgendämmerung - schwerste Tropenwolken vor tiefrotem Himmel.
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