Cord Frey - Der Glückliche

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"Der Tag an dem er verrückt wurde war ein Dienstag…"
Etwas stimmt nicht im Leben des knapp 30jährigen Felix. Er fühlt sich bedroht und gehetzt, sieht Dinge, hört Stimmen. Die Tage sind angefüllt von Kampfbereitschaft und Angst.
Was hielt sein Leben bisher für ihn bereit, bis zu dem Tag, an dem er zu diesem Punkt kam?
Ein schattierter Bilderbogen nüchterner Betrachtung eines verzweifelten Ringens um Anerkennung und Seelenfrieden erzählt seine Geschichte.

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Cord Frey

Der Glückliche

Eine Lebensgeschichte

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Inhaltsverzeichnis Titel Cord Frey Der Glückliche Eine Lebensgeschichte Dieses - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Cord Frey Der Glückliche Eine Lebensgeschichte Dieses ebook wurde erstellt bei

Widmung Widmung Für die, die mich lieben Die Handlung und Personen dieses Buches sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen ist nicht beabsichtigt und wäre rein zufällig.

I

II

III

IV

V

VI

VII

VIII

IX

X

XI

XII

XIII

XIV

XV

XVI

XVII

XVIII

XIX

XX

XXI

XXII

XXIII

XXIV

XXV

Epilog

Impressum neobooks

Widmung

Für die, die mich lieben

Die Handlung und Personen dieses Buches sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen ist nicht beabsichtigt und wäre rein zufällig.

I

Der Tag, an dem er verrückt wurde, war ein Dienstag.

Bereits als er aufwachte wurde ihm klar, dass mit dem heutigen Tage wohl eine bedeutende Änderung in seinem Leben eintreten würde - und das lag vor allen Dingen an dem grünen Teufel, der sein abgöttisch geliebtes James-Dean-Poster auf die Seite schob und ihn mit bösen, höllisch funkelnden Augen ansah. Hinter dem Teufel sah er so etwas wie einen Felsengang - das musste der Eingang zu irgendeiner Hölle sein - er konnte den Wiederschein von lodernden Flammen erahnen.

Sonderlich überrascht war er nicht; irgendwie hatte er in letzter Zeit gespürt dass ihn der Böse wohl irgendwann einmal heimsuchen könnte. Und außerdem hatte ihm James Dean vor wenigen Tagen erst erzählt, dass er wohl bald eine Strafe für sein sündiges Leben erwarten könne. Als Jimmy ihn an diesem Abend zum ersten Mal ansprach war er einige Sekunden lang zutiefst beglückt. Er hatte es sich schon so lange gewünscht, einmal ein paar Worte mit jemandem zu wechseln, der für ihn so etwas wie ein Idol darstellte. Später war er dann nur überrascht über die schrille Stimme, die sein Jimmy hatte, und auch darüber, dass dieser wohl alles über seine sündigen Gedanken wusste. Und überhaupt - James Dean. Eigentlich war er viel zu jung um diesen Fiftiesrebellen als Idol zu benutzen, in Kürze wohl gerade einmal dreißig Jahre alt, aber nach dem Umgang den er in den letzten vergangenen Lebensjahren so gepflegt hatte, erschien ihm so ein junger Unbezähmbarer, der Leuten wie seinen Eltern doch das Versprechen gab mit ihren revolutionären Gedanken nicht allein zu sein, doch etwas angenehmer als die langhaarigen, ledertragenden Typen mit denen er sich in seinem früheren Leben so gerne umgab.

Das Poster war toll. Er liebte schrille Farben; und auch das Glitzerzeug das um die fast lebensgroße Zeichnung angebracht war. Cool, mit einer Fluppe in der Fresse stand Jimmy vor ihm, das linke Bein auf einen unsichtbaren Gegenstand aufgestellt, den linken Unterarm auf den Oberschenkel gestützt, und blickte in die Ferne. Das heißt, seit einiger Zeit schien er öfters auch einmal die gegenüberliegende Wand anzustarren - böse und verächtlich.

Auf der gegenüberliegenden Wand hing das zweite Poster, dass das Zimmer schmückte; die Muttergottes in dunkelblauem Gewand; ein heller Hintergrund machte dem Betrachter beim ersten Blick die Göttlichkeit dieser Frau klar, ließ daran keinen Zweifel. Zwischen ihren vor der Brust erhobenen Händen schwebte so eine Art schwarzer Rhombus von dem ein goldener Glanz ausging - das musste der Hort der göttlichen Energie sein.

Es gefiel ihm nicht sonderlich, wie Jimmy dieses Poster neuerdings ansah. Die Muttergottes war ihm wichtig - er liebte sie, er musste sie lieben! Er wusste, wenn er es nicht tat würde sie ihn mit der Hölle bestrafen - oh Gott, wie sehr er sie eigentlich fürchtete! Sie wusste alles über ihn und seine Sünden!

Auch Jimmy wusste davon - aber woher? Es schien als würde er die Gottesmutter von ganzem Herzen hassen, wieso sonst sollte er so böse auf die andere Seite des Zimmers sehen? War er mit dem grünen Teufel im Bunde, entstammte er der selben Hölle die sich hinter seinem eigenen Poster abzeichnete, deren Eingang oder Guckloch oder was auch immer sich hinter dieser coolen, verlogenen Rebellenfassade zu verstecken schien?

Als er nun so in seinem Bett lag, sein kleines Zimmer, die Hausverwaltung nannte das ein Appartement , von fahlem Grau eines heraufdämmernden, offensichtlich regnerischen Spätsommertages nur schwach erhellt, sah er sich den Teufel etwas genauer an. Es konnte auch eine Art Eidechse sein, groß wie ein Mensch, die Augen nun nicht mehr funkelnd, eher tiefschwarze Verdammnis. Tatsächlich schien sich die Gestalt andauernd zu verändern; jetzt rotbraun wie sterbende Algen in einem stinkenden Tümpel.

Das Grauen kam - der Teufel war da, es gab keinen Zweifel! Schnell die Augen schließen, ein kurzes Gebet - als er die Augen öffnete war die Erscheinung verschwunden; hatte er nicht das Rascheln gehört wie das Poster zurückgezogen wurde? Kein Feuerschein, kein Teufel - alles war wie immer; und vielleicht, hoffentlich, nur eine Einbildung, der Rest eines Traumes!?

Es war 5 Uhr 30. Er musste zur Arbeit.

Nach dem Blick aus dem Fenster ein kurzes Morgengebet; Bitte um Schutz vor der Sünde - das war unbedingt nötig und sollte den Herrgott für diesen Tag gnädig stimmen. Dann der Gang ins Badezimmer. Als er dieses betrat gefror ihm das Blut: in seinem fensterlosen Bad hatte er einen Strauß aus fürchterlich rosafarbenen Plastikrosen stehen, jedes Mal wenn er das Badezimmer betrat sangen ihm diese eine wunderschöne Melodie - eine Melodie die nur für ihn bestimmt war, die keine fremden Ohren jemals hören sollten, ein göttliches Geschenk das er erst vor Kurzem bekommen hatte. Heute waren die Rosen stumm; es schien, als ob ihre Plastikblüten zu welken begonnen hätten.

Er wusste dass etwas Schreckliches seinen Lauf begann.

Später einmal würden ihm die Leute erzählen, dass seine Schwierigkeiten nicht erst mit diesem Tag begannen, aber davon wusste er jetzt noch nichts.

II

Vom Leben, dass er führte in der Zeit bevor er verrückt wurde gab es nach seiner Auffassung nicht sehr viel Interessantes zu berichten – auf jeden Fall sprach er nicht sonderlich gerne darüber und versuchte oft jede Erinnerung zu vermeiden.

Geboren wurde er in einer Stadt, die seit ihrem Bestehen als ein Beispiel für Provinzialität und unterschwelliges Spießbürgertum galt. Seine Eltern, beide hatten bei seiner Geburt die Zeit der Jugendblüte schon länger hinter sich gelassen, ließen ihn, in den jungen Erwachsenenjahren war er aus unerfindlichen Gründen auf die Tatsache ein ‘Protestant’ zu sein besonders stolz, in einer evangelischen Kirche auf den Namen Felix taufen, und hatten fortan jedes Gefühl der Zuneigung zu ihm abgestellt.

Sein Vater, Roland, ein gestandenes Mannsbild und von Beruf Verwaltungsangestellter im örtlichen Krankenhaus, tat sich nach außen hin dadurch hervor, dass er seinen bis dato halbwegs erwachsenen Sohn, später auch dessen wenige Bekannte, bei teilweise vernichtenden Sauftouren finanziell unterstützte; sich mit diesen, wenn man sich dann in einer der Kneipen und anderen eher als Alkoholikertreff benennbaren Örtlichkeiten traf, ein wahres Bacchanal lieferte.

Nach innen, seiner Familie zugewandt, war er einfach nur da; die Vaterfigur am ehesten mit der Hilfe eines zumindest halbwegs gepflegten ‘Arschlochbartes’ darstellend - so nannte einmal jemand diese Art von Bart, die sich aus einer Kombination aus Schnauzer und Kinnbart lediglich um die Mundöffnung anordnet. Ein Arschloch war dieser Roland sicherlich nicht, eher ein amorphes Gebilde mit der Ausstrahlung eines schwarzen Lochs; scheinbar gleichmütig und über den Dingen stehend, in Wahrheit aber auf das Einfachste desinteressiert an allem was in der Welt geschah, auch nahezu vollkommen lethargisch eingestellt dem, was seinen Lieben - seinen Lieben, der sich mit Heavy-Metal zudröhnende Bub und die von frigiden Phasen gebeutelte, ihn schon seit dem Beginn ihrer Bekanntschaft sexuell vollkommen unterversorgt zurücklassende Ehefrau - und ebenso ihm selbst den Tag über so begegnete. Vielleicht war er auch nur ein frustrierter, perspektivenloser und viel zu früh gealterter, spießiger deutscher Kleinstadtehemann, gequält durch das Bewusstsein seiner eigenen Unzulänglichkeit, dem Fehlen der Vollkommenheit weswegen ein Mensch wie er ja eigentlich auf diese Welt kam, ein Mann der allzu zeitig seine Freiheit, seine Wildheit, sein sachte revolutionäres Inneres aufgeben musste. Felix interessierte sich hierfür nicht sonderlich, es war ihm letztendlich egal. Er hatte einen Vater, das reichte.

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