Orientieren Sie sich an der Ernährungspyramide ( http://www.dge.de/modules.php?name=Content&pa=showpage&pid=40). Für die meisten Menschen bedeutet das, weniger Zucker, tierische Fette und gesättigte Fettsäuren zu essen und dafür mehr ungesättigte Fette, Faser-/Ballaststoffe, Obst und Gemüse (Pyramide wird wahrscheinlich bald geändert. In der Diskussion ist, die verschiedenen Arten von Fetten und Kohlenhydraten genauer zu unterscheiden und einzuordnen).
Neben diesen einfachen Regeln darf sich jeder auch einmal fragen, ob wir beim Thema Ernährung und speziell Gewicht wirklich alle gleich sind. Zunehmend wird nämlich diskutiert, ob eine Lehre für alle wirklich sinnvoll ist oder ob wir nicht für eine gesunde Ernährung unterschiedliche Bedürfnisse haben. Demnach braucht der eine vielleicht mehr Fleisch und Fett und der andere eher viele kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt statt nur 2-3. Ähnliches könnte beim Gewicht gelten. Statt allen nach Alter und Geschlecht eine Norm zu verpassen, kann unterschiedliches Gewicht (beim einen höher und beim anderen niedriger) durchaus natürlich und gesund sein, oder ?
Deshalb halte ich es für wesentlich, durch den eigenen Blick nach Innen seinen Körper wieder deutlicher spüren zu lernen und dann auf ihn zu hören. Er besitzt meiner Einschätzung nach die Fähigkeit, uns zu melden, was er benötigt, wenn wir nur in der Lage wären ihn zu hören und richtig zu verstehen. Verantwortlich dafür ist sicher unsere starke Orientierung nach Außen. So heißt es auch, wir kennen den Weltraum besser als unser Gehirn. Forschung findet eben meist nur dann statt, wenn die Mittel bereitgestellt werden und das wiederum führt uns wie so oft wieder zur Ökonomie. Letztendlich entscheiden wieder Sie, wie Sie mit Ihrer Zeit umgehen. Folgen Sie der Entwicklung über die letzten Jahrhunderte und Jahrzehnte, sich immer weniger Zeit für das Thema Ernährung und Essen zu nehmen oder folgen Sie dem scheinbar neuen Trend, sich wieder mehr Zeit zu gönnen? Der Blick in andere kulturelle Welten kann außerdem viele neue interessante Anregungen liefern. Mit Stäbchen essen führt z. B. bei vielen Menschen zu einem langsameren, bewussteren und damit gesünderen Essverhalten (besser vorgekaut und kleinere Mengen) neben einem mehr an Genuss. Asiaten sollen Stäbchen in erster Linie deshalb benutzen, weil sie sich keine Zeit für das aufwendige Zerlegen von Fleisch nehmen wollten. Sie betrachten sich in diesem Zusammenhang sogar als faul, was sie jedoch bei der Zubereitung nicht hindert, zunächst mehr Aufwand zu betreiben, indem alle Nahrungsmittel möglichst schon stäbchengerecht klein geschnitten werden. Diese Vorgehensweise sparte ihnen auf der anderen Seite dann gerade in der Vergangenheit viel Energie, weil die Nahrung in kleinen Stücken schneller zubereitet ist. Diesen Abwägungsprozessen weiter folgend, komme ich von weniger Aufwand beim Essen, einer schnelleren Zubereitung im Topf über weniger Energieaufwand und Ressourcen schonen bis zu einem leereren Besteckkasten und weniger Spülaufwand. Eine Alternative für uns? Das Sahnehäubchen solcher Abwägungsprozesse kann sein, dass mit Stäbchen essen, Spaß mit Kindern verspricht, ein Gehirnjogging darstellen kann und vielleicht sogar ein Gesundheitstraining, wenn beim Essen mit Stäbchen mehr oder zumindest andere Muskeln beansprucht werden als sonst.
Weitere und noch weniger populäre Themengebiete rund um unsere Ernährung bietet die Beschäftigung mit der psycholgischen Seite unserer Ernährungsweisen, der Epigenetik und Nutrignomik. Aus psychologischer Sicht wird unsere Nahrung zusammen mit unseren Emotionen betrachtet. So hat z. B. Muttermilch einen süßlichen Geschmack, der schon beim Stillen schnell mit Gefühlen der Sicherheit und Geborgenheit verbunden wird (verstärkt durch die Ausschüttung von Oxytozin, unserem Bindungsverstärker im Körper). In Strafanstalten hat man z. B. durch einen Vitamincocktail die Verstöße um ein Drittel reduziert oder an Schulen die Lernleistung gesteigert. Berühmt ist außerdem die Twinkie-Verteidigung in den USA, weil der Snack als mildernder Faktor für das Urteil zu einer Tötungstat berücksichtigt wurde.
Epigenetik steht für eine Wissenschaft, die neue Dimensionen hinter unseren Genen erforscht. Die Informationen, die sich dort befinden sollen, stehen im Verdacht unsere Chromosomen aktivieren und deaktivieren zu können. Damit wären sie bedeutsamer als unser Gene, weil sie diese wiederum beeinflussen oder sogar steuern. Welchen Einfluss nun Vererbung, Umwelt oder auch Ernährung auf diese Ebenen hinter unseren Genen hat, fangen wir gerade erst an zu entdecken. Ähnlich jung ist die Erforschung des Zusammenhangs von Pflanzen/Nahrungsmitteln, Genen/Genomen und ihre medizinische Bedeutsamkeit. Die Nutrigenomik oder Nutrigenomforschung widmet sich diesen Fragen. Ob Nanotechnologie (z. B. als Rieselhilfe) in unseren Lebensmittel oder Gentechnik dazu beiträgt aus Lebensmitteln Mittel zum Leben zu machen oder eher unserem Leben zu schaden, wissen wir wahrscheinlich erst oder sind wir bereit zu erkennen, wenn es mal wieder zu spät ist.
Zum Schluss noch zwei Gedanken zum Gehirn, dass häufig zu wenig im Zusammenhang mit dem Thema Ernährung beachtet wird. Zunächst ist einmal wichtig zu berücksichtigen, dass Verdauung und Gehirn nicht gut parallel arbeiten. Anders gesagt, die beiden Systeme oder unser Körper ist in dieser Hinsicht bisher wenig multitaskingfähig entwickelt. Sowohl Gehirn als auch Verdauung benötigen Energie, die über die Durchblutung gesichert wird. Diese wird aber nur einem System voll zur Verfügung gestellt. Daher sprechen wir umgangssprachlich vom „Suppenkoma“ nach dem Mittagsessen. Natürlich in Abhängigkeit von der Schwere der Kost und vom Tempo beim Essen. Es ist gut investierte Zeit, wenn Sie langsamer essen und länger kauen. Sowohl der körperliche wie auch der geistige Leistungssportler wird sich die beschriebene Last der Verdauung nie so auferlegen wie es die meisten Menschen täglich praktizieren, denn er benötigt seine Energie in den Muskeln und im Kopf. Darüber hinaus hat unser Gehirn sicher auch spezielle Wünsche für seine Hochleistungen, nicht nur unsere Muskeln. Außerdem sollten wir nicht erst darüber nachdenken, wenn wir ein hohes Lebensalter erreicht haben und Gedächtniseinschränkungen erleben. Wer die oben genannten Empfehlungen berücksichtigt, wird seinem Gehirn automatisch liefern, was es braucht. Schlagwörter wie Brainfood („Kopfnahrung“) helfen bei einer weiterführenden Recherche.
Nun kommen wir schon zum dritten und letzten Baustein für mehr Energie, um ein hohes Tempo vorlegen zu können. Ohne die Ruhephase Schlaf entziehen wir uns wesentlich schneller unsere körperliche und geistige Leistungsfähigkeit als ohne Essen und Trinken. Es dauert lediglich ein paar Tage statt Wochen. Für unseren Körper soll Ruhe schon ausreichend sein, unser Gehirn dagegen benötigt dringend Schlaf. Wer über einen längeren Zeitraum zu wenig schläft, bekommt die Auswirkungen leider nicht so klar zu spüren wie bei einem kompletten Schlafentzug. Ich sage „leider“, weil ich immer wieder Menschen wetteifern höhere, wer weniger benötigt. Sie sollten sich davon nicht beeinflussen lassen. Schon über berühmte Persönlichkeiten längst vergangener Zeiten wird berichtet, wie wenig Schlaf sie angeblich benötigt haben. Wie oft und viel sie tagsüber schliefen, wurde dann aber nicht öffentlich verbreitet (z. B. Napoleon). Welche Gesamtdauer nun notwendig ist, will ich hier nicht beantworten und ich halte es auch nicht für besonders hilfreich, weil neben der Tagesgestaltung wahrscheinlich noch viele andere Faktoren eine Rolle spielen (z. B. Belastungen, Jahreszeit, Alter, Anlagen). In der Ernährung gibt es inzwischen einen ähnlichen Denkansatz, der in die Richtung geht, dass wir alle nicht die gleiche Ernährung brauchen – wir können das auch im Tierreich beobachten (Fleischfresser, Vegetarier und Allesfresser). Beim Thema Schlaf halte ich es ebenfalls nicht für sinnvoll und erwiesen, dass jeder menschliche Körper zu jeder Zeit ein gleiches Schlafpensum benötigt. Dafür wissen wir inzwischen, dass es eine Verbindung von Körpergröße und Schlafdauer gibt. Allerdings werden dabei Elefanten (3h), Menschen (8h), Katzen (12,5h) und Opossum (18h) miteinander verglichen (vgl. J.M. Siegel 2004, Warum wir schlafen?, S. 34/35). Ob mehr bzw. länger zu schlafen aus wissenschaftlicher Sicht Vorteile bietet, ist meinen Informationen nach noch nicht deutlich geklärt. Dafür höre ich oft von Menschen, dass sie sich nach mehr als 10-12 Std. Schlaf oft sehr gerädert fühlen. Im Krankheitsfall scheint es sich dafür klar auszuzahlen, viel und lange zu schlafen, weil der Körper sich so selber gut bei der Regeneration unterstützen kann.
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