Was für Freysing wie ein Erholungsurlaub nach schwersten Verletzungen während eines vorangegangenen Einsatzes beginnt, entwickelt sich schnell zu einem extrem mörderischen Auftrag. Seine Mission, bei der er einmal mehr von seiner attraktiven französischen Kollegin und Geliebten Cathleen Conquêteunterstützt wird, ist gefährlicher als je zuvor, denn es geht fast nebenbei auch um Abermilliarden von Euro beim Kampf um die wertvollsten Ressourcen unserer Tage:
Information und Zeit.
Welche Rolle in der Angelegenheit haben alte Bekannte inne, die Sax bereits auf seinem frühen Lebensweg als Henry begegneten? Verfolgen abermals perfide verschwörerische Kräfte aus Politik, Wirtschaft und Industrie eigene Interessen?
Deutschland, Ungarn, Tschechien, die Ukraine, Frankreich, Französisch Guyana und andere mehr sind die Schauplätze dieses vielschichtigen Falles, in dem „Sax“ nicht nur mit seiner eigenen komplizierten Vergangenheit konfrontiert wird, sondern sich auch erneut zeigt, dass in der Welt der Spionage Vertrauen ein Luxus ist, den man sich nicht leisten kann.
Und, dass sich die totalen Überwachungspraktiken von heute gar nicht so sehr von denen damals unterscheiden…
Die Frage ist berechtigt:
Kann Sax auch diesmal seinem dienstlichen Auftrag gerecht werden?
Geheim-Auftrag für „Sax“*): Spectator – Teil 1.Ein Krimi-Action-Thriller im Spionagemilieu von H. Georgy.
Gewidmet den über 800 offiziell bestätigten deutschen Staatsbürgern, die an der Grenze unseres einstmals geteilten Landes gewaltsam den Tod fanden.
Und jenen, die verschwiegen wurden.
Auferstanden aus Ruinenund der Zukunft zugewandt,lass uns dir zum Guten dienen,Deutschland, einig Vaterland.Alte Not gilt es zu zwingen,und wir zwingen sie vereint,denn es muss uns doch gelingen,dass die Sonne schön wie nieüber Deutschland scheint.
(Johannes R. Becher; Text der Nationalhymne der DDR)
Schatten der Vergangenheit.
H. Georgy.
„Geheimauftrag für Sax: Spectator – Band I“
„ Mr. Gorbachev, tear down this wall!“ (der US-amerikanische Präsident Ronald Reagan, am 12. Juni 1987, in Berlin)
Infolge des verheerenden und mit aller Grausamkeit geführten Angriffskrieges des nationalsozialistischen Großdeutschlands (sogenanntes Drittes Reich ) gegen seine Nachbarstaaten seit 1939 erfolgte ab 1944 eine völlige alliierte Gegeninvasion. Der Zweite Weltkrieg endete für das Deutsche Reich unter weitestgehender Zerstörung vieler größerer seiner Städte nebst der Infrastruktur in bedingungsloser Kapitulation.
Die Geschichtsbücher lehren uns, dass die vorangegangenen Greueltaten des totalitären Hitler-Regimes (Holocaust) und die notwendige Befreiung weiter Teile Europas von der Naziherrschaft mit all seinen Übeln die Mittel rechtfertigte, durch welche diese herbeigeführt wurde, und dem ist nichts Grundsätzliches hinzuzufügen.
Während allerdings im Anschluss an die Befreiung des Westens Deutschlands und dessen vorübergehende Aufteilung in drei Besatzungszonen dort ein rascher Wieder-aufbau mittels des Marshall-Plans gelang und der American Sprit die nachfolgenden Jahrzehnte beflügelte, gab es in Mitteldeutschland (heutige Bundesländer Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg) umfangreiche Wirtschaftsdemontagen durch die stalinistische UdSSR, gefolgt von der Unterdrückung durch eine kommunistische Marionettendiktatur. Berlin wurde zur geteilten Stadt mit zahlreichen Sonderregelungen (Viermächtestatut) in vielen Bereichen, der Westteil dort zum Freiheitssymbol im kommunistischen Ostblock.
Bereits 1949 konstituierten sich zwei neue deutsche Staaten: Die westliche freiheitlich-demokratische Bundesrepublik Deutschland (BRD) , und die flächenmäßig kleinere, sozialistische Deutsche Demokratische Republik (DDR) . Die Deutsche Teilung war damit ein Fakt, obwohl die Regierenden in der neuen westdeutschen provisorischen Hauptstadt Bonn sich weigerten, den Oststaat formal anzuerkennen.
Der historische Osten Deutschlands (die Hälfte der Mark Brandenburg, Pommern, Schlesien und Ostpreußen) ging unter endgültiger Zerschlagung des alten Staates Preußen und Vertreibung vieler seiner deutschstämmigen Bewohner gänzlich verloren und ist heute völkerrechtlich anerkanntes überwiegend polnisches Staatsgebiet. Das unter Adolf Hitler annektierte Sudetenland fiel zurück an die neue Tschechoslowakei, während das angeschlossene Österreich wieder eigenständig wurde und im folgenden ideologischen Konflikt zwischen den Supermächten USA und UdSSR seine ihm auferlegte Neutralität lange Zeit bewahrte.
Ein Volksaufstand 1953 in der DDR wurde blutig niedergeschlagen. Mit dem Bau der Berliner Mauer 1961 entstand der Eiserne Vorhang , und Dunkelheit senkte sich über weite schöne Teile der Deutschen Nation. Wer dieser zu entfliehen suchte, musste damit rechnen, bei einem „illegalen Grenzübertritt“ als „Republikflüchtling“ von geschulten Volksarmisten mit allzu lockerem Zeigefinger erschossen zu werden – ein perfider Todesstreifen aus Stacheldraht und Selbstschussanlagen zog alsbald eine Blutspur von der Lübecker Bucht her längs der Elbe und des Harzes bis nach Oberfranken.
In vier Jahrzehnten wuchsen in den beiden deutschen Staaten nebeneinander, aber getrennt voneinander, neue Generationen heran, wie sie verschiedener kaum sein konnten. Dabei entwickelte sich nicht nur Unverständnis gegenüber der jeweils die anderen prägende Ideologie, sondern auch eine besondere Art gegenseitiger Geheimdiplomatie und Spionage mit all deren Eigentümlichkeiten. Wenn man als Jugendlicher in der BRD in wachen Nächten die Quarze seines CB-Funkgerätes verbotenerweise umordnete, konnte man sie hören, die endlosen Ketten geheimnis-voller Nachrichten, die durch den Äther nach drüben geschickt wurden:
„ Neugen-Zwo, Neugen-Neugen-Vier, Fünnef-Drei, Fünnef-Neugen-Sieben, Acht-Drei, Zwo-Fünnef-Vier, Eins-Vier-Neugen, Acht-Acht-Zwo…“
Der Westen erlebte Freiheit, das Wirtschaftswunder, den Überfluss, den Aufstieg zur führenden Exportnation in einem sich mehr und mehr vereinigenden Westeuropa, freilich auch die bleierne Zeit des Linksterrorismus - der Osten hingegen Plan- und Mangelwirtschaft, Indoktrinierung, Beschränkungen und sukzessiven Niedergang.
Die BRD war machtlos gegenüber dieser politisch motivierten Blockabschottung. Erst in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre keimte neue Hoffnung auf, als ein mutiger Reformer in Moskau das Heft in die Hand nahm, Offenheit (Glasnost) und Umstrukturierung (Perestroika) propagierte und damit eine Abkehr von der bisherigen Doktrin herbeiführte: Michail Sergejewitsch Gorbatschow , der neue Generalsekretär der KPdSU und Staatsführer der UdSSR.
Der Eiserne Vorhang, welcher im kalten Krieg der Supermächte nach der großen Zerstörung lange Zeit die Menschen Europas voneinander getrennt hatte, begann durchlässig zu werden. In Ungarn, Rumänien, der Tschechoslowakei, Jugoslawien und Polen führten Demokratiebewegungen zu einem Prozess der Veränderung.
Plötzlich schien auch in der DDR, im Osten Deutschlands, alles in Frage gestellt, woran die Nachkriegsgenerationen dort ihr Leben lang glaubten. Zaghafte erste Versuche, dort so etwas wie eine freie, legitime Opposition zu etablieren wurden gestartet, doch noch verweigerten sich die alternden Funktionäre der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Unruhen kamen auf!
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