Er spürte, dass ihr durchaus bewusst war, wie sie auf ihn wirkte. Leicht amüsiert hatten ihre Augen ihn voller Liebe angelächelt und ihm so vermittelt, wie willkommen er war. Eine Erfahrung, die er noch niemals zuvor in seinem Leben gemacht hatte.
Schleichend setzte sich die Vermutung in ihm durch, dass gerade das ein Teil dessen sein konnte, weshalb die Dorfbewohner anscheinend nicht mit Landana klarkamen ... Es war ja auch etwas ganz Besonderes – sie sah einen an mit einer Eindringlichkeit, die erkannte, aber nicht verletzte. Ja, so könnte man es bezeichnen, dachte Maron. Verbunden mit einer Weisheit, die zweifelsohne in ihr ruhte. Die Anmut, mit der sie sich bewegte, war etwas durchaus Seltenes, ohne Frage. Aber selbst wenn sie einfach nur dasaß, hatte sie jenen Glanz um sich.
Längst war der Abend angebrochen. Landana erhob sich und begann das Essen vorzubereiten.. Maron war ebenfalls aufgestanden und half dabei. Es bedarf nicht vieler Worte. Er war zu sehr mit sich und seinen Gefühlen beschäftigt und musste feststellen, dass ihm das völlig neu war.
„Warum nur ist es hier so anders?“ fragte er dann, als sie längst bei Tisch saßen.
„Was ist denn anders, Ernest?“
„Alles irgendwie ... so etwas habe ich noch nie erlebt. Es ist – ja, als wäre man in einer anderen Welt, glaube ich“, sagte er langsam.
„Das kann schon sein“, erwiderte sie schmunzelnd, „zumindest wenn Sie bisher keinen Ort hatten, an dem Sie wirklich zu sich selbst finden konnten ...“
Nachdenklich sah er sie an und nickte schließlich. Was hatte er schon in seinem Leben bisher an Nähe gehabt? Im Grunde war er ein aus tiefstem Inneren trauriger Mann, einsam - und voller Sehnsucht nach menschlicher Wärme ...
Vielleicht hatte er Nähe nicht annehmen können, ganz einfach, weil er es nie gelernt hatte? Woran erkannte man, dass es sich für einen anderen Menschen lohnte und dass dieser einen nicht umgehend verletzen würde? Überrascht hob er den Kopf. Da war so ein Geräusch, es schallte von draußen zu ihnen rein. So ein tiefer Glockenschlag. An Landana ließ sich nichts ablesen, als er sie fragend anschaute. Ob sie das ebenfalls gehört hatte oder irritierend fand, konnte er nicht erkennen, weshalb er wieder seinen Gedanken nachhing.
Er hatte seinen Glauben verloren und das schon vor langer Zeit. Bisher hatte nichts ihn dazu veranlassen können, von dieser fest stehenden, und sich andauernd ungebeten bestätigenden Überzeugung, dass es so etwas wie wahrhaftige Herzenswärme unter den Menschen nicht gab, abzulassen. Schon früh hatte er begreifen müssen, dass es wenig Sinn machte, sich an andere zu klammern. Wenn er an die Anfänge zurückdachte, dann steckte ihm noch immer jener Kloß im Hals, den er wohl niemals vergessen würde.
Ohne dass er es bemerkt hatte, war Celia eingetreten. Leise trat sie an den Tisch und Landana erhob sich, um sie inniglich in den Arm zu nehmen. Die Köpfe dicht beieinander verharrten sie wie am gestrigen Abend auch schon einen Moment lang, bevor sie sich ihm lächelnd zuwandten. Celia reichte ihm die Hand und er erwiderte den Gruß ein wenig benommen. Sonderbar, man hörte ihre Schritte gar nicht ... Nur andeutungsweise dachte er darüber nach, als sie zusammen wieder zum Kamin gingen und er sich ganz selbstverständlich auf den Teppich davor setzte, während die beiden alten Frauen sich aneinander kuschelnd auf dem Ottomanen niederließen.
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