»Darüber bin ich total glücklich. Das einzige Problem besteht darin, die vielen Sachen von hier wegzubekommen. Es wäre toll, wenn du mir helfen würdest. Wir nehmen ein Taxi und von meiner Wohnung ist es ja nicht weit bis zu dir nach Hause.«
»Natürlich kannst du auf mich zählen. Das mache ich doch gerne«, antwortet Lisa.
Für alle überraschend ruft Maximilian leicht betrunken aus: »Der Abend ist viel zu schön, als das wir ihn so einfach schon jetzt beenden. Wir gehen alle noch zu uns nach Hause und feiern weiter bis zum Sonnenaufgang. Nun, mein liebes Geburtstagskind, was sagst du zu meinem Vorschlag?«
Patricia überlegt kurz und resümiert: Bisher hat sich Marco entgegen meinen Befürchtungen sehr zurückhaltend benommen. Vielleicht bilde ich mir nur ein, dass er aufdringlich ist. Nicht ein einziges Mal starrte er auf meinen Busen. Was steht dem Vorschlag von Maximilian eigentlich im Wege?
Lachend äußert sie mit einem Blick auf die Uhr: »Ihr seid alle eingeladen. Zum Frühstück wird geräucherten Lachs mit Avocado auf Toastscheiben serviert. Dazu gebe ich noch Knoblauch, Meerrettich und Limettensaft bei. Als es von mir erstmals zubereitet wurde, waren alle hellauf begeistert. Nach dem Frühstück ist allerdings wegen dem Verzehren von Knoblauchzehen das Küssen verboten.«
Aufgeräumt und scherzend verlassen sie die Nachtbar. Die Männer bemächtigen sich der Blumensträuße und für die beiden Freundinnen bleiben lediglich zwei Tragetaschen mit den Geschenken übrig. Somit können sie auf die Heimfahrt mit dem Taxi verzichten. Patricia hakt sich bei Lisa ein und unterhält sich angeregt mit ihr. So bemerkt sie nicht die lüsternen und begehrlichen Blicke, mit denen Marco Kollberg ihre Figur mustert.
Dann kommt die fröhliche Runde in der Wohnung von Patricia und Maximilian an. Während der Hausherr das Radio bedient und die Kognakgläser füllt verabschiedet sich Patricia mit den Worten: »Ich begebe mich jetzt in die Küche, um das versprochene Frühstück vorzubereiten. Trinkt nicht so viel, sonst geht euch noch der Geschmack für meine Spezialität verloren.«
Tobias und Maximilian überhören die mahnenden Worte. Entgegen Patricias Warnung sind die Gläser in kurzer Zeit zum dritten Mal gefüllt. So bleibt es nicht aus, dass sich bei Maximilian in den frühen Morgenstunden die Augenlider schließen und er mit zurückgelegtem Kopf einschläft. Lisa verabschiedet sich kurz auf die Toilette und Tobias beschäftigt sich interessiert mit der umfangreichen Sammlung aus dem CD und DVD Regal. Jetzt sieht Marco seine Zeit gekommen. Schnell begibt er sich in die Küche und umfasst hinter Patricia stehend ihre Brüste. Völlig überrumpelt von dem unerwarteten Geschehen dreht sie sich um und gibt ihm eine kräftige Ohrfeige.
»Du abscheuliches Ungeheuer. Verlasse sofort die Wohnung und komme mir nie wieder unter die Augen. Unsere Freundschaft ist ein und für allemal beendet. Tamara kann einem richtig leid tun, mit einem solchen Wüstling verheiratet zu sein.«
Bei der Rangelei ist der herzförmige Ausschnitt ihres Kleides ein wenig verrutscht und gibt unfreiwillig mehr von ihrem Busen frei. Mit ihren funkelnden Augen und dem wütenden Blicken wird Patricia immer begehrlicher für ihn. Statt ihre Worte zu befolgen, stürzt er sich förmlich auf sie und presst sie fest an sich. Plötzlich hat Patricia ein Messer in der Hand und äußert zornig: »Wenn du nicht sofort von mir lässt, dann stoße ich zu.«
Wutentbrannt über die Zurückweisung entreißt Marco ihr das Messer. Wie von Sinnen über die Demütigung rammt er ihr die Klinge mit voller Wucht in den Hals. Es folgt ein kurzer Aufschrei und Patricia gleitet bewusstlos zu Boden. Es dauert nur wenige Augenblicke und ihr Herz hört auf zu schlagen.
»Bist du wahnsinnig! Was hast du nur gemacht?«, sind die ersten Worte, die Marco nach seiner grausigen Tat vernimmt.
Lisa Morani steht in der Tür und schaut erschrocken auf ihre in einer Blutlache liegende Freundin.
»Es war Notwehr. Ich wollte es nicht. Du musst mir helfen«, stammelt Marco noch immer wie betäubt von dem, was soeben geschehen ist.
Im ersten Moment überlegt Lisa, die Polizei zu verständigen. Doch blitzartig kommt ihr eine andere Idee. Umgehend erkennt sie, dass sich eine unverhoffte Gelegenheit bietet, für die verschmähte Liebe Vergeltung zu üben. Dass Patricia ihr den so heiß geliebten Maximilian vor acht Jahren wegnahm und wenig später heiratete, hat sie nie vollständig verwunden. Ebenso nicht die Wut darüber, dass er sich damals nicht für sie, sondern ihre Freundin entschied. All die Gedanken schwirren ihr durch den Kopf und bestimmen Lisas weitere Handlungen. Kurz entschlossen sagt sie: »Wir müssen schnellstens hier weg. Gib mir das Messer. Ich wische den Griff ab. Maximilian ist auf der Couch eingeschlafen. Bevor er wach wird, sollten wir verschwunden sein.«Tobias erscheint und bleibt an der Tür stehen. Benebelt vom Alkohol äußert er: »Wann gibt es denn nun endlich den Lachs. Immer die leeren Versprechungen. Inzwischen habe ich regelrecht Hunger bekommen.«
Erst nach diesen Worten sieht er Patricia am Boden liegen und fragt besorgt: »Was ist denn mit unserem Geburtstagskind geschehen? Geht es ihr nicht gut?«
Marco drängt ihn vehement aus der Küche und bemerkt: »Für lange Erklärungen ist jetzt keine Zeit. Wir müssen umgehend die Wohnung verlassen.«
Lisa wendet sich an Marco und Tobias: »Ihr kommt am besten mit zu mir. Tamara sollte von dem Geschehnis nichts erfahren. Es ist besser, wenn es das Geheimnis zwischen uns dreien bleibt.«
»Was soll die ganze Heimlichtuerei? Ich verstehe euch im Moment überhaupt nicht. Und was ist mit den Blutspuren auf deinem Hemd?«, versucht Tobias, von dem bisherigen Geschehen etwas in Erfahrung zu bringen.
Lisa sagt in einem Ton, der keinen Widerspruch duldet: »Du gehst erst einmal nach Hause und holst für Marco ein frisches Hemd. Inzwischen werde ich mit ihm in meine Wohnung gehen. Dort besprechen wir alles Weitere.«
Nur widerwillig fügt sich Tobias der Anweisung. Er versteht immer noch nicht, um was es sich handelt. Der energische Ton Lisas hält ihm davon ab, dagegen Protest einzulegen. Tobias und Marco stehen auf und begeben sich zur Korridortür. Bevor sie diese erreichen, ertönt Lisa Stimme erneut: »Halt! Vor Verlassen der Wohnung sucht einer von euch nach dem Wohnungsschlüssel.«
»Was soll denn diese blöde Bemerkung. Die Tür hat kein Mensch von Innen verriegelt«, murmeln beide fast gleichzeitig.
»Stelle dich doch bitte nicht so begriffsstutzig an. Wenn wir die Tür von Außen verschließen, wird es für die Kripo keinerlei Zweifel geben, dass nur derjenige die Tat begehen konnte, der sich zu diesem Zeitpunkt in der Wohnung aufhielt. Wer sonst, als Maximilian, sollte die Tür verschlossen haben. Also kann auch nur er der Täter sein.«
Nach wenigen Augenblicken ruft Tobias: »Am Schlüsselbrett ist kein passender Schlüssel zu finden.«
»Dann suche in der Handtasche von Patricia. Beeile dich! Wir müssen schnellstens hier weg.«
Tobias findet den Wohnungsschlüssel und übergibt ihn Lisa. In einem belehrenden Ton sagt sie: »Hört genau zu und vergesst keines meiner Worte. Wir verlassen jetzt gemeinsam die Wohnung. Als Gäste der Geburtstagsparty wird uns Tobias, schaut sie verständnislos an und fragt: »Ich verstehe nicht, was daran so kompliziert sein soll? Wir haben ganz einfach in den frühen Morgenstunden gemeinsam die Wohnung verlassen. Nun mache bitte keine Wissenschaft aus einer solch banalen Angelegenheit.«
Der tadelnde Blick von Lisa lässt ihn umgehend verstummen. Sogleich fährt sie mit ihren Ausführungen fort: »Die Kriminalpolizei wird uns zu einem späteren Zeitpunkt mit Sicherheit vernehmen. Bei der Schilderung des Geschehens darf es keine Abweichung geben. Die Kommissare werden sich den Verlauf des Abends bis ins kleinste Detail schildern lassen. Es kommt dabei vor allem auf die Aussagen für den Zeitpunkt des Verlassens der Wohnung an. Es ist äußerst wichtig, dass wir übereinstimmend erklären, dass sich Patricia mit den Vorbereitungen für das Frühstück in der Küche beschäftigte und Maximilian im Wohnzimmer eingeschlafen war. Davon darf keinen Millimeter abgewichen werden. Unsere Darlegungen, dass Patricia zu dieser Zeit noch am Leben war, werden auf die Kriminalbeamten glaubhaft wirken. Mehr gibt es nicht zu besprechen. Jetzt sollten wir schleunigst die Wohnung verlassen.«
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