Das war nur ein Gedanke von mir. Aber es geschah tatsächlich so.
„Duu, Chrishi,“ tönte es aus dem Wohnzimmer an mein Ohr, „ich bin noch gar nicht müde, was hälst du davon, wenn ich dich heute mal zu einem Gläschen Weißwein in unsere Loggia einlade? So ein schönes Klavier-Konzert aus dem Radio im Wohnzimmer, eine brennende Kerze, wäre das nichts auch für dich, mein Schatz?“
„Klingt wirklich gut, mach ich mit! Dann können wir noch bisschen über unseren Garten quatschen, was wir so ändern sollten, was dir gefällt und gefallen würde usw.“
Oh je, das wurde eine lange Konferenz. Zog sich noch in die Mondphase und endete erst, als die Weißweinflasche leer war. So passierte es bei uns in letzter Zeit immer öfter. Ich fand es sehr schön,
mit Christa über alles ausgiebig zu reden. Früher hatten wir sehr oft nicht die Zeit, für so anregende Gespräche zu Zweit.
Ergebnis unserer nächtlichen Loggia-Konferenz war, nächsten Tag sollte ich erst einmal alleine in unseren Schrebergarten fahren, so nach dem Frühstück, mit meinem Fahrrad.
Christa wollte in Geschäften bummeln gehen und etwas Deko für die Laube suchen. Abends wollten wir dann gemeinsam im Garten Abendbrot essen und später nach Hause fahren, aber gemeinsam. Das Fahrrad sollte im Garten bleiben.
Die Idee fand ich gut. So konnte ich in aller Ruhe mal meine Bestandsaufnahme in Sachen Schrebergarten machen , ohne von Christa oder jemand, wie Pauline und Paul, die wollten an diesem Tag einen Ausflug an die Ostsee machen, gestört zu werden.
Ich freute mich schon morgens, beim rasieren im Badezimmer. Das würde bestimmt ein toller Tag werden!
Nach dem Frühstück, gut gelaunt und herrlichem Sommerwetter, tobte ich mit auf meinem Fahrrad los. Unterwegs besorgte ich mir noch ein paar flüssige Leckereien, was so ein einsamer Mann in einem Schrebergarten eben so brauchte. Es war wirklich eine sportliche Leistung, hoffentlich wurde ich nicht mit einem Muskelkater belohnt und im Garten angekommen, tat mir mein Hintern fürchterlich weh, vom vielen hin und her rutschen auf dem Fahrradsattel. Ich war eben nicht mehr so recht in Form, aber das sollte sich bald gründlich ändern.
Zuerst, in unserer Parzelle angekommen, zog ich mir erst mal eine kurze Hose an und Oberhemd und Unterhemd, runter. Sie Sonne schien schon kräftig und warm und begrüßte mich unter freiem Himmel. Vor einem Sonnenbrand brauchte ich mich nicht zu fürchten, denn meine Haut war schon gut vorgebräunt, aus der Türkei. Wir waren in den letzten 10 Jahren, jedes Jahr, ein bis zweimal dort, für einige Wochen in unserem Ferienhaus. Als Rentner verweilte ich des öfteren sogar etliche male 3 Monate dort. So hatte ich gelernt mit der prallen Sonne umzugehen, was mir meine Hautärztin auch jedes Jahr bestätigte.
„Biste neu im Verein? Hab dich hier noch nie gesehn! Ich bin Peter!“ Ich bin Chrishi! Ja wir sind neu im Verein und haben diese Parzelle von Frau Meier übernommen.“
„Gott sei Dank, ist die auch weg. Die hatten immer einen großen Hund im Garten, da das groß
Loch in deiner Hecke. Der Kötter war schlecht erzogen. Kam er aus deren Garten raus, war er sofort an unserer Pforte, hob das Bein und, stinkt wir ein Hundeklo. Jedes mal bin ich am scheuern, aber er macht es immer wieder. Hab mir schon überlegt, so etwas wie einen kleinen Viehzaun zu basteln und von drinnen anzuheften, so bekommt er immer einen kleinen Stromschlag und sucht sich hoffentlich eine andere Gartenpforte, nicht immer unsere. Aber jetzt, nachdem die weg ist, hat sich alles erledigt. Oder hast womöglich auch einen Hund?“
„Ne, ein Haustier haben wir nicht. Man ist doch zu sehr gebunden. So ein Tier will ständig versorgt und betreut werden. Das ist nichts mehr für uns. Ich habe meine Frau und sie hat mich, das ist viel schöner!“
Na dann will ich mal wieder, einen schönen Tag noch!“ Verabschiedete sich Peter und stapfte in Richtung seiner Gartenlaube und verschwand darinnen.
Nicht schlecht, noch einen netten Nachbarn. War er alleine oder hatte er eine Frau, werden wir mal sehen. Jedenfalls quatschen konnte man mit ihm ganz gut!
So, der alte Schuppen an der Nordseite unserer Gartenlaube, noch von mir gebaut, inzwischen schon ziemlich schief aber noch stabil, drückte ich einmal gegen die Außenwand.
Vorhängeschloss auf und ein Blick hinein in das dämmerige Innere.
„Puh ha, igitt Spinngewebe, muffiger Geruch, Tür weit auf und erst mal eine halbe Stunden lüften lassen, damit alle Viehcher, die da nicht hineingehörten, sich erst einmal in Sicherheit bringen konnten, denn gleich kam ich ,der große Zampaloh und machte Ordnung. Nehmt euch in acht! Ich kenne kein Erbarmen und schlag wild zu!
„Ach du meine Güte, muss ich mir das antun! Soviel Mist. Allen Dreck, der bei denen im Keller lag und irgendwann mal zum Sperrmüll auf die Strasse sollte, schien in diesem, jetzt meinem schönem Schuppen, gelandet zu sein. Prost Mahlzeit!“
In den Schuppen konnte ich nicht einmal eintreten. War die Schuppentür weit genug geöffnet, schlug der lange Stiel einer Schaufel auf einen. Beim vorsichtigen raus friemeln der Schaufel, klappte eine Eisenharke aus einer Wandhalterung und klappte mit dem Holzstiel an meiner rechten Seite vorbei und schlug laut auf die Betonplatte neben mir auf den Boden.
„Verdammt, ein ziemlich riskanter Arbeitsplatz, den ich mir hier ausgesucht hatte. Scheiße, das ich keinen Fahrradhelm habe, jetzt könnte ich ihn gut gebrauchen, zum Schutz meines Oberstübchens.“Dachte ich wütend laut.
„Also, erst mal alles raus, was auf dem Schuppenboden steht, dann kann ich besser erkennen, was da noch war und wie es weitergeht!“ Dachte ich halblaut und mich selber etwas tröstend und Mut zusprechend. Das ging wirklich auf keine Kuhhaut. Die arme Freu Meier, die Vorpächterin. Bestimmt auch ein Grund, den Schrebergarten abzugeben, an zwei Verrückte, wie Christa und mich! Das war alles zuviel Müll. Wie sollte sie da Ordnung reinbringen, unmöglich! Ohne ein eigenes Auto und nur mit dem Auto ihrer Mutter. Die hätte bestimmt sehr viel dagegen, auch wenn das Auto eine kleine verbeulte Rostlaube war. Aber irgendwie, hörte der Spaß eben auf, auch bei Frau Meier und Familie.
„Oh je, wenn Chrsta das sieht! Die hatte bestimmt einen guten Einfall und Tipp parat. Vermutlich einen Müllcontainer von der Stadt bestellen und dann alles zusammentrommeln, in unserer Familie, was noch gut auf zwei Beinen war, zwei kräftige Arme besaß und alles in den Container schleppen. Aber ich hatte meinen manchmal etwas dummen Stolz und wollte alles, ohne zu viel fremde Hilfe schaffen. Mal sehen, was Christa sagte, wenn sie abends, wie besprochen, ebenfalls in unseren Schrebergarten kam. Ein kleines mulmiges Gefühl machte sich in meinem Bauch breit. Das gab bestimmt wieder mal Streitgespräche, die ich so über alles hasste. Es war nur verplemperte Zeit, ich war lieber ein Mensch der Tat, zupacken und etwas bewegen. Christa liebte es regelrecht, lange und hitzige Streitgespräche zu führen. Sie hätte eine Politikerin werden sollen.
In unserem alten Schuppen, dem etwas inzwischen windschiefen, aber doch noch stabilen, nur mit der Optik, stimmte es bei ihm nicht mehr so richtig, aber das kümmerte mich im Moment überhaupt nicht, waren Geräte, Werkzeuge und Kleineisen, Farbeimer, Farbdosen, neue und alte , eingetrocknete Pinsel, Lappen, rausgetrennt von allen möglichen, vermutlich alten Kleidungsstücken, die teilweise fest angetrocknet, oder von einem Schimmel schon überzogen waren, in einem fast leeren Farbeimer, aber den zuständige Deckel oben drauf, entdeckte ich eine qualvoll verstorbene und vertrocknete Maus, das war wahrlich kein Platz, in unserem Schuppen, eine Mausefamilie zu gründen, zuviel Gammel, Schimmel, Gifte und jede Menge Todesfallen, wie der Farbeimer mit der Leiche einer Maus. Sie musste elend und qualvoll gestorben sein., arme Kreatur!
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