„Nur weil ich meinen Körper nicht an verzweifelte Politikergattinnen verkaufe, heißt das noch lange nicht, dass ich keine Konkurrenz bin. Das nennt sich ehrlicher Journalismus.“
Er lächelte süffisant.
Es gab ein paar Gerüchte, dass er sich mit seinem guten Aussehen und seinem Charme einige Storys von eben diesen verzweifelten Ehefrauen erschlichen hatte. Feline wollte gar nicht wissen wie weit er dafür gegangen war. Zumindest hatte er einige große Skandale aufgedeckt.
„Ms. March, ich hätte nicht geglaubt, dass gerade Sie sich auf Gerüchte verlassen.“
„Ich vermute nicht, dass es bloße Gerüchte sind. An den meisten ist immer ein Funken Wahrheit dran.“
Der Kellner kam an den Tisch und Jeremy bestellte sich ebenfalls ein Glas Wein.
„Oder vielleicht besser gleich eine ganze Flasche? Der Abend könnte noch lustig werden.“
„Nein danke. Ich bin versorgt und wollte sowieso gerade gehen.“
„Bitte eine Flasche von dem Wein den Ms. March trinkt.“
Sie klappte ihren Mund auf und wieder zu. Sie wusste nicht was sie auf diese Dreistigkeit erwidern sollte. Als würde sie eine Flasche Wein davon abhalten zu gehen. Etwas in Felines äußerem Blickfeld erregte ihre Aufmerksamkeit. An der Bar saß eine äußerst junge und stark geschminkte Blondine. Feline hätte ihr den Stempel „Billig“ aufgedrückt, aber sie hatte irgendwas Verzweifeltes an sich und sie tat Feline leid. Sie blickte immer wieder zu ihnen rüber und reckte den Kopf nach Jeremy. Verzweifelt war genau das richtige Wort, dachte Feline.
„Kennen Sie die junge Frau hinter Ihnen an der Bar?“
„Flüchtig, wir hatten uns gerade kurz unterhalten und ich habe ihr einen Drink spendiert.“
„Und dann lassen Sie sie einfach dort stehen?“
„Ich hatte eben etwas gesehen, dass meine Aufmerksamkeit mehr erregte. Außerdem ist sie ohnehin zu jung für meinen Geschmack.“ Er zwinkerte ihr zu.
„Als hätte Jeremy King ein Gewissen.“
„Grenzen, würde ich es eher nennen.“
„Kaum vorstellbar.“
„Aber doch vorhanden.“ Er grinste.
Verdammt er sah umwerfend aus, sofort ärgerte Feline sich über diesen Gedanken. Es gehörte mehr dazu als nur gut auszusehen. Er trug eine Jeans, ein weißes T-Shirt und ebenfalls eine Lederjacke. Er wusste definitiv was ihm stand.
„Jeder hat eine andere Definition für Grenzen. Ich zum Beispiel habe die Grenze, meine Seele nicht für eine gute Story an den Teufel zu verscherbeln.“
„Oh wie geistreich, ein Pakt mit dem Teufel.“ Er legte seinen Kopf schief und schaute sie herausfordernd an.
„Ich erwarte mehr von Ihnen Ms. March.“
„Sie brauchen von mir überhaupt nichts zu erwarten, denn damit es mich interessiert, müsste ich Ihre Erwartungen erfüllen wollen.“
„Und das wollen Sie natürlich nicht.“
„Nicht im Geringsten.“
Sie sah wie Jannes zu ihr rüber schaute und den Daumen hob. Er machte eine obszöne Geste mit der Hüfte. Feline schaute schnell weg bevor sie rot werden konnte.
Bei Jeremys Anblick dachte man ziemlich schnell an Sex. Sie würde lügen, wenn sie das abstreiten würde. Aber sie war auch niemand, der aus Spaß mit jemandem ins Bett stieg.
Sie exte ihr Weinglas, keine gute Idee, dachte sie im Nachhinein, es war noch fast voll und bereits ihr 4. Glas. Sie schnappte sich ihre Tasche und stand auf. Für einen Moment geriet sie ins Wanken.
„Mr. King, es war mir wie immer ein Vergnügen mit Ihnen zu, ich nenne es mal plaudern, aber leider muss ich jetzt gehen.“
Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und musterte sie wieder.
„Es tut mir sehr leid, aber Sie sind noch nicht entlassen.“
„Bitte was?“
„Sie können nicht gehen, ohne wenigstens einmal mit mir getanzt zu haben.“
„Einen Teufel werde ich tun.“
„Und ich dachte Sie hätten Manieren Ms. March. Wenn ein Gentleman Sie zum Tanzen auffordert, darf man doch nicht ablehnen?“
„Mich hat aber kein Gentleman aufgefordert.“
„Oh Sie sind so böse. Los, stellen Sie sich nicht so an, es ist nur ein Tanz.“
Er stand auf nahm ihr die Tasche aus der Hand und bugsierte sie am Arm auf die Tanzfläche.
Vermutlich lag es an dem Wein, aber sie leistete keinen Widerstand. Sie war auch ein wenig darauf gespannt wie er wohl tanzte.
Es war gerammelt voll und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als sehr dicht aneinander zu rücken. Er roch gut und sie wusste, dass sie beschwipst war, aber sein Körper fühlte sich gut an ihrem an. Noch besser, als sie es sich vorgestellt hatte.
Die Musik war so laut, dass er mit den Lippen fast ihr Ohr berührte um etwas sagen zu können. Sein Atem kitzelte auf ihrer Haut.
„Ist es denn so schlimm?“, wieder dieses überhebliche Grinsen. Sie entschloss sich den Mund zu halten, bevor sie noch was Falsches sagte.
Es war nämlich überhaupt nicht schlimm. Im Gegenteil. Sie bewegten sich langsam im Takt, und er hatte sie an der Hüfte fest im Griff. Seine andere Hand wanderte ihren Rücken hoch zu ihrem Nacken. Er griff unter ihre Locken und hielt sie fest. Verdammt, dachte Feline, er wusste genau was er tat. Jeremy war ziemlich groß und überragte sie um mehr als einen Kopf, aber dabei war er äußerst muskulös. Er erinnerte sie mehr an einen Sportler, als an einen Journalisten. Sein Kopf näherte sich ihrem Hals. Bevor er sie berührte, hob er den Kopf und sah ihr in die Augen. Sie hielt seinem Blick stand. Es war so intensiv, man hätte die Luft zwischen ihnen schneiden können. Er drückte sie an sich und diese Nähe ließ sie am ganzen Körper zittern.
Es war schon eine Weile her, dass sie einem Mann so nahe gekommen war. Das ging an keiner Frau spurlos vorbei.
Würde denn etwas gegen eine gemeinsame Nacht sprechen? Sofort schob sie diesen Gedanken beiseite. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, wie unangenehm die nächste Begegnung mit ihm sein würde. Darauf konnte sie gut verzichten. Selbst mit dem Wein, der ihr zu Kopf stieg, war ihr das klar.
Das Lied ging ins Nächste über und er machte keine Anstalten sie los zu lassen.
Ein Lied noch sagte sie zu sich. Dann musste sie die Reißleine ziehen, sonst würde sie ihm heute nicht entkommen. So willensstark war sie dann doch nicht. Er hielt sie weiterhin fest, aber nicht so fest, als das es unangenehm wäre. Seine Hände waren zwar fordernd, aber in dem richtigen Maß. Es war einfach sexy. Er war sexy.
Er beugte sie nach hinten und seine Lippen glitten an ihrem Hals entlang. Sie spürte dass auch sie ihn nicht ungerührt ließ. Dazu presste er seinen Körper zu dicht an ihren.
Verdammt, es würde die Aufgabe ihres Lebens werden sich von ihm loszureißen. Und vor allem von dem Verlangen das sie seit einigen Minuten durchfuhr. Er war ein Meister seiner Kunst. Er wusste offensichtlich, dass Aggressionen und Sex manchmal dicht beieinander lagen und das nutzte er äußerst geschickt.
Das Lied endete und sie bekam kaum noch Luft.
Sie versuchte sich zu straffen und rief „Ich muss los.“ Ohne auf eine Reaktion zu warten entschwand sie durch die Menge. Sie vertraute ihrem Körper nicht mehr, noch eine Minute länger mit ihm und sie wäre willenlos unter seinen Händen gewesen. Sie rettete sich an die Bar und suchte Jannes. Er stand nur 2 Meter von ihr entfernt und war dem Dandy gefährlich nah.
Sie tippte ihn an und nuschelte: „Ich hau jetzt ab.“
Sie hielt dem Dandy an Jannes vorbei ihre Hand entgegen. Sie wollte schließlich nicht unhöflich sein.
„Feline March. Freut mich.“
Er ergriff ihre Hand. „Leo Thompson. Ebenso erfreut.“ Er lächelte ein strahlend weißes Lächeln. Wow, er war bildhübsch. Jannes war sicherlich total aus dem Häuschen. Sie versuchte ihre Haare zu bändigen, aber Jannes grinste sie schon an.
„Na bist du auf der Flucht? Ich habe euch auf der Tanzfläche gesehen. Es sah ganz schön heiß aus du Luder.“
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