Jürgen Ruszkowski
Deutsche Schicksale 1945 - Zeitzeugen erinnern
Wir zahlten für Hitlers Hybris
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Inhaltsverzeichnis
Titel Jürgen Ruszkowski Deutsche Schicksale 1945 - Zeitzeugen erinnern Wir zahlten für Hitlers Hybris Dieses eBook wurde erstellt bei
Vorwort
Prolog zum Thema Kriegsende 1945
Panzergrabenbau im Herbst 1944 in Ostpommern
Die letzten Wochen in der Heimat
Flucht auf Fahrrädern von Hinterpommern gen Westen
Ragnit bei Tilsit 1944/45
Mit Pferd und Wagen von Ostpreußen bis Lübeck
Als Kind in Stettin im Bombenkrieg und Flucht aus Pommern
Flucht per Treck aus Zoldekow / Hinterpommern
Flucht aus Köslin über Kolberg und die Ostsee
Flucht der Familie Guth aus Lüttmannshagen / Pommern
Flucht aus Hammer/Hinterpommern in letzter Minute
Flucht aus Dischenhagen / Hinterpommern im März 1945
Flucht aus Rörchen / Hinterpommern
Flucht aus Gnesen
Zwölf Jahre Zwangsarbeit unter Russen und Polen
In der Falle in Hinterpommern
Ich war erst zehn – Erlebnisse in Ostpommern ab März 1945
Kriegsende in Groß-Tuchen / Hinterpommern
Einmarsch der Roten Armee und Vertreibung
Fluchtversuch – Vertreibung Pommern 1945
Ich war kaum fünf! – Vertreibung aus Großtuchen
Flucht und Vertreibung aus Christinenberg (Pommern)
Nach Kriegsende zurück in Rörchen
Heimkehr nach Christinenberg/Pommern
Lübzin am Dammschen See (Pommern) Ab März 1945
Mit 16 Volkssturm und in die Gefangenschaft
Keinen Augenblick vor Gewalttaten sicher
Kriegsende 1945 in Bremen
Kriegsende 1945 in Schwerin (Mecklenburg)
Kriegsende 1945 in Graal-Müritz (Meckl)
Endstation Sedanplatz in Grevesmühlen
Flucht aus Elbing nach Mecklenburg:
Bombenangriff auf Dresden am 13./14.Februar 1945
Kindheitserinnerungen an das Kriegsende in Schlesien
Erinnerungen an die Vertreibung aus Schlesien
Vertreibung aus Weigelsdorf / Schlesien 1946
Amerikanische Kriegsgefangenschaft 1945
Kriegsende 1945 und Gefangenschaft
Kriegsende als Seemann an Bord
Zeittafel – Ende des 2. Weltkrieges – Ostfront
Weitere Informationen
Maritime gelbe Buchreihe „Zeitzeugen des Alltags“
Impressum
Vorwort
des Herausgebers zu diesem Buch
1945 – ein schicksalschweres Jahr in ganz Europa und weiten Teilen der übrigen Welt, das Millionen von Menschen über Jahre oder Jahrzehnte ihres weiteren Lebens stark beeinflusste, soweit sie es überhaupt überlebten, und das bei vielen Menschen traumatische Prägungen für ihr ganzes Leben hinterließ. Nur die über 75jährigen Menschen können sich noch persönlich an den 2. Weltkrieg, sein Ende und die unmittelbaren Nachkriegsmonate erinnern. Für die Nachfolgegenerationen sind jene Ereignisse bereits Geschichte.
Viele kluge Bücher sind über diese Zeit schon erschienen und füllen ganze Regale. Ein Standardwerk ist z. B. Jürgen Thorwalds „Die große Flucht / Es begann an der Weichsel“. Auch Peter Bamm hat uns auf den letzten Seiten seines Bestsellers „Die unsichtbare Flagge“ oder am Schluss seiner Autobiographie „Eines Menschen Zeit“ treffende Einblicke in jene Zeit hinterlassen. In der Reflexion seiner sowjetischen Kriegsgefangenschaft „...und führen, wohin du nicht willst“ hat Professor Helmut Gollwitzer die Schrecknisse der Niederlage Deutschlands für die deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion analysiert, von denen mindestens 1,3 Millionen nicht überlebten. Noch 1998 veröffentlichte Heinz Schön viele Zeitzeugenberichte in „Im Heimatland in Feindeshand“. Nun noch ein Buch?
Die Zeitzeugen sterben nach und nach aus. „Mutter, wenn du es nicht aufschreibst, wie es damals war, hat schon die nächste Generation unserer Familie keine Ahnung mehr von dem schrecklichen Geschehen!“ Marianne Pletzer nahm sich die Mahnung ihrer Tochter zu Herzen und schrieb sich die belastenden Erinnerungen von der Seele. Inzwischen lebt sie nicht mehr, aber ihre Aufzeichnungen können uns mahnen. Der Herausgeber dieses Bandes war damals gerade 10 Jahre alt. Heute, fast sieben Jahrzehnte später, tauchen die dramatischen Bilder aus jenen Kindheitstagen immer noch vor seinen Augen und denen anderer Zeitzeugen auf. Daher möchte er nach der durch die Deutschen selbst verschuldeten Katastrophe dieses schrecklichen Krieges einige bisher in Buchform noch nicht veröffentlichte Texte einreihen in die bereits vorhandenen Zeugnisse über diese noch unvergessene Zeit, die für unzählige Menschen im Herzen Europas von weichenstellender Bedeutung war.
Die Jahrzehnte sind inzwischen ins Land gegangen. Viele Wunden sind verheilt, mindestens vernarbt. Seit Willy Brandts Kniefall hat sich das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen langsam wieder normalisiert. Kein ernstzunehmender Deutscher will die Grenzen an Oder und Neiße heute ändern. Die Vertriebenen und ihre Nachkommen haben sich in der heutigen Bundesrepublik Deutschland in harter Arbeit eine neue Existenz aufgebaut und denken nicht daran, nach Ostpreußen, Schlesien oder Hinterpommern zurückzukehren – allenfalls als Touristen, um die Stätten ihrer Kindheit noch einmal wehmütig zu sehen.
Soll man alte, inzwischen vernarbte, Wunden heute wieder aufreißen? Sollten wir nicht lieber die Lippen zusammenpressen und schweigen, über das, was da Furchtbares geschah? Liefern die in diesem Buch vorgestellten Zeitzeugenberichte nicht den ewig Gestrigen und unbelehrbaren Kahlköpfen Argumentationsmaterial? 67 Jahre danach können die, die die Zeche bezahlen mussten, die Hitler ihnen eingebrockt hatte, die Erlebnisse nicht verdrängen. „...da ich’s wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein tägliches Heulen.“ (Psalm 32,3) Es hat keinen Zweck, das Geschehene unter den Teppich zu kehren. Nur nach einer ehrlichen Aufarbeitung ist ein gemeinsamer Weg in einem neuen Europa möglich.
Dieses Buch wird sicher überwiegend von älteren Menschen gelesen werden, erfreulich wäre es jedoch, wenn auch die Enkel sich für das Thema interessieren würden. Mögen diese Zeitzeugenberichte heutige und künftige Generationen immer wieder ermahnen, durch Umsicht und Vernunft Aggression und Krieg zu meiden und ein friedliches Miteinander im Umgang der Menschen und Völker zu fördern.
Allen, die an der Erstellung dieser Zeitzeugensammlung mitgewirkt haben, die von ihren Erlebnissen berichteten, die Texte ins Internet gestellt und somit zugänglich gemacht hatten, die sich mit der Veröffentlichung in diesem Buch einverstanden erklärten, sei herzlich gedankt, ebenso Herrn Jochen Esdohr (†) für das Korrekturlesen, das er trotz großer Bedenken zur Veröffentlichung einiger der Texte übernahm.
Hamburg, 2003 / 2014 Jürgen Ruszkowski
Prolog zum Thema Kriegsende 1945
von Jürgen Ruszkowski
Im Frühjahr 1945 kam der von Hitler angezettelte böse Krieg an sein bitteres Ende und brachte das Elend, das man vorher anderen Völkern bereitet hatte, mit aller Gewalt über die Deutschen. Die Rache der Sieger war schrecklich.
Nicht nur bei den Russen hatte die beim deutschen Rückzug betriebene Taktik „Verbrannte Erde“ Wut und Rache den Deutschen gegenüber ausgelöst. Die Deutschen hatten ab 1941 die russischen Kriegsgefangenen als „Untermenschen” zu Zehntausenden verrecken lassen. Von Stalingrad bis an den Bug waren die Rotarmisten über die Leichen ihrer russischen Brüder hinweggeschritten. – Auch die Polen rächten sich in den ihnen 1945 als Ersatz für die im Osten nach dem Hitler-Stalin-Pakt 1939 von der Sowjetunion einverleibten Landesteile nun zugeteilten deutschen Ostgebieten an den Deutschen, was ihnen die Deutschen seit 1939 angetan hatten. Himmler am 22. August 1939: „Polen wird von der Landkarte der Nationen verschwinden. Was im rückwärtigen Heeresgebiet passiert, wird vermutlich nicht die Zustimmung der Generalität finden. Deshalb soll die Armee nicht an der Liquidierung der polnischen Berufssoldaten und der Juden beteiligt werden. Dies wird Aufgabe der SS sein...” Die SS habe
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