„Bereits mit 14 Jahren ging Luther zum Studium nach Erfurt, wo er sich in die Kunstfakultät einschrieb. Dort erhielt er eine gründliche musikalische Ausbildung als Sängerund Lautenspieler, die er 1505 mit dem Magister abschloss.“ ( Ursula Jürgens )
Auch seine anderen geistigen Fähigkeiten, wie z. B. seine sprachliche, dialektische und musikalische Begabung, wurden geweckt und entwickelt. Er hat daher gewiss an dem Unterricht schon in Mansfeld, insbesondere in den Singstunden, manchmal Freude gehabt.
Aber seinen Unterhalt musste sich Martin selber verdienen, indem er sich einem der kleinen Schülerchöre anschloss, die, milde Gaben heischend, singend von Tür zu Tür zogen. Das taten damals, ohne Anstoß zu erregen, auch angesehener und Wohlhabender Leute Kinder, wenn sie eine auswärtige Schule besuchten, denn das Betteln galt noch nicht für eine Schande und das Almosengeben auch dann für eine verdienstliche Leistung, wenn die Gabe einmal einem Unwürdigen zuteil wurde.
So war er allem Anschein nach mit seinem Lose ganz zufrieden, als ihm eines Tages eine „Matrone“, d. h. eine angesehene Frau, die in der Kirche durch sein herzliches Singenund Beten auf ihn aufmerksam geworden war, freien Tisch in ihrem Hause anbot.
Die stimmberechtigten Mönche erster Klasse, die Patres, waren dagegen samt und sonders gebildete Männer und Kleriker und, soweit sie nicht studierten oder dozierten und ein Ordens- oder Klosteramt bekleideten, lediglich mit Singenund Beten und anderen der Heiligung des eigenen Selbst dienenden asketischen Übungen beschäftigt.
Protestanten verwenden die Lutherbibel in ihren revidierten Neuauflagen bis heute. Sie ist eine wichtige Basis der Kirchenmusik: viele Kompositionen verwenden Luthers Textfassung für Choräle, Kantaten, Motetten und andere musikalische Formen.
Hans Holbein d. J. – 1533
„ Vorrede auf alle gute Gesangbücher“
Die „Vorrede auf alle gute Gesangbücher" unter dem Titel „Frau Musika" verfasste Martin Luther für Johann Walthers Büchlein „Lob und Preis der löblichen Kunst Musica", das 1538 in Wittenberg erschienen ist. Das Gedicht zeugt von Luthers Leidenschaft und Hochachtung für die Musik.
Frau Musika
Vor allen Freuden auf Erden
Kann niemand keine feiner werden,
Denn die ich geb’ mit meinem Singen
Und mit manchem süßen Klingen.
Hier kann nicht sein ein böser Mut,
Wo da singen Gesellen gut,
Hier bleibt kein Zorn, Zank, Hass noch Neid,
Weichen muss alles Herzeleid;
Geiz, Sorg und was sonst hart an Leid,
Fährt hin mit aller Traurigkeit.
Auch ist ein jeder des wohl frei,
Dass solche Freud kein Sünde sei,
Sondern auch Gott viel bass gefällt
Denn alle Freud der ganzen Welt.
Dem Teufel sie sein Werk zerstört
Und verhindert viel böser Mörd.
Das zeugt Davids, des Königs Tat,
Der dem Saul oft gewehret hat
Mit gutem, süßem Harfenspiel,
Dass er in großen Mord nicht fiel.
Zum göttlichen Wort und Wahrheit
Macht sie das Herz still und bereit.
Solch’s hat Elisäus bekannt,
Da er den Geist durchs Harfen fand.
Die beste Zeit im Jahr ist mein,
Da singen alle Vögelein,
Himmel und Erden ist der voll,
Viel gut Gesang da lautet wohl.
Voran die liebe Nachtigall
Macht alles fröhlich überall
Mit ihrem lieblichen Gesang,
Des muss sie haben immer Dank,
Viel mehr der liebe Herregott,
Der sie also geschaffen hat,
Zu sein die rechte Sängerin,
Der Musik eine Meisterin.
Dem singt und springt sie Tag und Nacht,
Seines Lobs sie nichts müde macht,
Den ehrt und lobt auch mein Gesang
Und sagt ihm einen ewigen Dank.
Luthers Choräle im Überblick
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kirchenlieder_Luthers
Die Liste der Kirchenliederenthält 35Lieder, zu denen Martin Luther den Textund teils auch die Musikverfasste.
Seine Liedertexte ließ Martin Luther oft nach volkstümlichen Melodien – man könnte auch sagen, nach überall bekannten Gassenhauern – singen, so dass es den Menschen sofort möglich war, in den Gesang einzustimmen.
Kirchenjahrslieder:
Advent:
Nun komm, der Heiden Heiland
Weihnachten:
Christum wir sollen loben schon
Gelobet seist du, Jesu Christ
Vom Himmel hoch, da komm ich her (für seine Kinder gedichtet; Lk 2,8–14 )
Vom Himmel kam der Engel Schar
Mit Fried und Freud ich fahr dahin (nach dem Lobgesang des Simeon, Lk 2,29–32 )
Epiphanias:
Was fürcht’st du, Feind Herodes, sehr?
Ostern:
Christ lag in Todes Banden
Jesus Christus, unser Heiland, der den Tod überwand
Pfingsten:
Komm, Gott Schöpfer, heiliger Geist
Komm, Heiliger Geist, Herre Gott
Nun bitten wir den Heiligen Geist
Trinitatis:
Gott der Vater wohn’ (steh) uns bei
Katechismuslieder:
Gebote:
Dies sind die heilgen zehn Gebot
Mensch, willst du leben seliglich (ewiglich)
Glaubensbekenntnis:
Wir glauben all an einen Gott
Vater Unser:
Vater unser im Himmelreich
Taufe:
Christ, unser Herr, zum Jordan kam
Beichte:
Aus tiefer Not schrei ich zu dir (nach Ps 130, 1523)
Abendmahl:
Jesus Christus, unser Heiland, der von uns den Gotteszorn wandt
Gott sei gelobet und gebenedeiet
Psalmlieder:
Ach Gott, vom Himmel sieh darein (nach Ps 12, 1523)
Es spricht der Unweisen Mund wohl
(nach Psalm 14, 1523)
Ein feste Burg ist unser Gott (teilweise nach Ps 46)
Es woll’ uns Gott genädig sein (Es wolle Gott uns gnädig sein) (nach Ps 67)
Wär Gott nicht mit uns diese Zeit (nach Ps 124)
Wohl dem, der in Gottesfurcht (Gotts Furchte) steht (nach Ps 128)
Weitere Lieder:
Der du bist drei in Einigkeit (Übertragung)
Die beste Zeit im Jahr ist mein
Ein neues Lied wir heben an (Luthers erstes Lied, 1523)
Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort
Herr Gott, dich loben wir (Übertragung des Te Deum laudamus, Deutsches Tedeum, 1529)
Jessia, dem Propheten, das geschah (zum Sanctus, Jesaja 6)
Litanei (Kyrie Eleison)
Mitten wir im Leben sind
Nun freut euch, lieben Christen g’mein (1523)
Sie ist mir lieb, die werte Magd
Verleih uns Frieden gnädiglich
Singet dem Herrn ein neues Lied!
Singet dem Herrn, alle Welt!
Denn Gott hat unser Herz und Mut
fröhlich gemacht
durch seinen lieben Sohn,
welchen er für uns gegeben hat
zur Erlösung
von Sünden, Tod und Teufel.
Wer solches mit Ernst gläubet,
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