Simone Bruchsal
Mobbing-Opfer sind nicht schuld
Die Wahrheit über Mobbing
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Simone Bruchsal Mobbing-Opfer sind nicht schuld Die Wahrheit über Mobbing Dieses ebook wurde erstellt bei
Vorwort
Vorneweg: Was ist Mobbing?
Wissenschaftlich bewiesen: Mobbing ist gesundheitsschädlich
Mobbing-Mythos 1: Mobbing-Opfer sind einfach zu empfindlich.
Mobbing-Mythos 2: Mobbing-Opfer sind anders als die anderen
Mobbing-Mythos 3: Mobbing-Opfer haben zu wenig Selbstbewusstsein
Mobbing-Mythos 4: Wer den anderen einen Grund fürs Mobbing liefert, ist selber schuld
Mobbing-Mythos 5 und 6: Das Opfer soll sich wehren, dann hört das Mobbing auf und Das Opfer soll es ignorieren, dann hört das Mobbing auf
Mobbing-Mythos 7: Zum Mobben gehören immer zwei: Einer, der mobbt, und einer, der sich mobben lässt
Mobbing-Mythos 8: Nur Opfertypen werden gemobbt
Mobbing-Mythos 9: Wäre das Opfer engagierter, würde man es nicht mehr mobben
Mobbing-Mythos 10: Konflikte gehören eben zum Leben dazu
Mobbing-Mythos 11: Das Opfer muss sich verändern, dann hört das Mobbing auf
Mobbing-Mythos 12: Das Opfer hat sich sein Schicksal durch seine Gedanken selber angezogen
Mobbing-Mythos 13: Das Opfer wird nie wieder eine andere Arbeitsstelle finden
Mobbing-Mythos 14: Du bildest dir alles nur ein!
Mobbing-Mythos 15: Wenn das Opfer psychologische Hilfe braucht, ist bewiesen, dass es schon immer nicht richtig im Kopf war
Mobbing-Mythos 16: Das ist alles nicht so schlimm
Mobbing-Mythos 17: Mobbing-Opfer sind wertlos
Warum erfahren Mobbing-Opfer so selten Verständnis?
Warum beschuldigt niemand die Täter?
Warum die Guten besonders gefährdet sind
Was Mobbing-Opfer wirklich brauchen
Die Auswirkungen des Mobbings
Der 13-Schritte-Plan, mit dem ich mich von den Folgen des Mobbings befreite
Schritt 1: Die Akzeptanz der Empörung
Schritt 2: Die Folgen des Mobbings sind nicht deine Schuld
Schritt 3: Finde andere Mobbing-Opfer
Schritt 4: Schau die Welt mit den Augen eines Mobbers an
Schritt 5: Du wirkst nicht wie ein Opfer
Schritt 6: Bereite Gegenstrategien vor
Schritt 7: Pflege deine Stärken
Schritt 8: Deine Erfahrungen sind wichtig
Schritt 9: Lege deine emotionalen Anker fest
Schritt 10: Lerne Verdrängung
Schritt 11: Versöhne dich mit dem Schicksal, aber nicht mit der Ungerechtigkeit
Schritt 12: Reise
Schritt 13: Gib deinen Erfahrungen einen Sinn
Durchschaue die Strategien der dominanten Menschen
Die Wartestrategie
Schmollen
Witze
Sie lassen sich bedienen
Kritik als Waffe
Widerspruch
Mächtige Menschen lächeln nicht
Schweigen
Informationen zurückhalten
Das Gespräch mit dem Vorgesetzten
Wenn der Vorgesetzte mobbt
Warum die Mobber sich unschuldig fühlen und Vermittlungsversuche so schwierig sind
Die Mobbing-Fabel
Nachwort
Anmerkungen
Danksagung
Impressum neobooks
Es gibt zwei Arten von Menschen: Die einen waren schon einmal Opfer von Mobbing, den anderen blieb es bisher erspart. Die Letzteren haben für Mobbing-Opfer meist kein Verständnis. Sie meinen, Mobbing sei nur harmlose Hänselei, und die Opfer von Mobbing seien Sensibelchen mit einem großen Hang zum Selbstmitleid. Mobbing, das ist für alle die, die davon verschont blieben, nur ein putziges Wort mit kindlichem Beiklang, es klingt nach Sandkastenstreitereien und Belanglosigkeit.
Wer Mobbing selbst erlebt hat, weiß, dass Mobbing einen Menschen zerstören kann. Es zerstört das Selbstwertgefühl, die Psyche, das ganze Leben. Mobbing macht krank, manchmal bis zur Arbeitsunfähigkeit. Manche Mobbing-Opfer begehen sogar Suizid, um dieser irdischen Hölle zu entkommen.
In der Gesellschaft gelten Mobbing-Opfer als schwach. Damit werden sie noch weiter abgewertet. Indirekt wird ihnen die Schuld an ihrer Lage zugeschoben, und die Täter werden damit entlastet. Für Unternehmen, für die Mobber und für den Rest der Gesellschaft ist das eine bequeme Lösung, wenn man das Opfer zum Schuldigen erklärt. „Du wirst gemobbt? – Na, kein Wunder, du bist ja auch so schüchtern/extravertiert/erfolgreich/neu hier/jung/alt/wehrlos/ ... Wärest du ein anderer Mensch, würde dich niemand mobben. Aber so zwingst du die anderen geradezu, dich zu mobben!“ Das heißt mit anderen Worten: „Selber schuld, warum beklagst du dich überhaupt?“
Auch ich war Opfer von Mobbing, zwei Jahre lang, und diese Erfahrung wünsche ich niemandem. Während dieser zwei Jahre musste ich erleben, wie sich erst eine fremdartige Traurigkeit in mein Leben schlich, wie ich das Lächeln verlernte, wie die Freude an meinen Hobbys schwand, und wie ich dann schließlich immer näher taumelte in Richtung einer Lösung, die nur für mich alle Probleme gelöst hätte. Meiner Familie und meinen Freunden hätte ich damit nur noch weiteren Kummer gemacht.
Das Schicksal oder der Zufall, wer auch immer, entschieden anders, und nach der heftigsten Mobbing-Attacke meines Lebens entschied ich mich, zu kündigen. Ich brauchte Monate, bis ich mich vom Alptraum „Mobbing“ erholt hatte. Die Erinnerungen daran werden mich immer begleiten. Dankbar bin ich für diese schrecklichen zwei Jahre nicht, auf keinen Fall, aber ich habe in diesen zwei Jahren viel gelernt über den Charakter des Menschen, die Stärke subtiler Machtspielchen und das Funktionieren von Gruppen. Für mein Hobby, das Schreiben von Romanen, sind diese Kenntnisse von hohem Wert, denn all die menschlichen Abgründe kenne ich nun: die stumme Grausamkeit von Ausgrenzung oder das hasenscheue Schweigen von Duckmäusern; die Zweifel des Opfers an sich selbst; die Sorgen, die die Freude zernagen in allen Lebensbereichen, so unbarmherzig wie Rost; der Hass der anderen auf das Opfer, der das Opfer in ihren Augen zu einem Dämon wachsen lässt – all das sind spannende Elemente in Büchern. Davon zu lesen ist interessant. Es zu erfahren ist schrecklich.
Die Zeit als Mobbing-Opfer demoliert das Selbstwertgefühl, und zwar bei jedem. Wer vorgibt, ihm könne Mobbing nichts anhaben, der ist in der glücklichen Situation, dass er noch niemals Mobbing-Opfer war.
Mobbing wirkt wie Gift. Es hört nicht auf, wenn man in den Feierabend startet – die Ereignisse des Tages spielen sich immer neu im Gehirn ab, die Stimmen der Mobber hallen weiter im Kopf. Während die, die uns all den Kummer verursachen, längst keinen Gedanken mehr an uns verschwenden und ihren (nicht unbedingt wohlverdienten) Feierabend genießen, wirken ihre Worte und Aktionen noch weiter, vergiften unsere Psyche, zersetzen unser Leben. Meist werden die Mobbing-Opfer sogar selber noch zu Verbündeten der Mobber, denn sie suchen die Schuld fürs Mobbing nur bei sich und sprechen damit die Täter von der Verantwortung frei. Mobbing-Opfer halten sich für zu empfindlich, für humorlos, für „nicht ganz richtig im Kopf“, für anders, für wertlos. Sie sind schon völlig durchsetzt mit Mobbing-Gift.
Auch unbeteiligte Personen, Freunde, Familie, Berater, oder auch Vorgesetzte, sprechen immer dem Opfer die Schuld zu. Ihre Argumente sind oftmals absurd, intolerant und hämisch: Das Opfer ist schuld, weil es sich nicht wehrt, oder es ist schuld, weil es die Attacken nicht ignoriert; es ist schuld, weil es kein Klon der anderen ist, sondern eine eigenständige Persönlichkeit (ist nicht jeder Mensch „anders“ als alle anderen?); das Opfer ist schuld, weil es unter Mobbing leidet , anstatt es schulterzuckend zu ertragen; es ist schuld, weil es sich gekränkt fühlt, und so weiter. Am Ende fühlt sich das Opfer nur noch schlechter, und glaubt, es sei kein richtiger Mensch, da es so viele Makel und Fehler hat! Statt Unterstützung erfährt das Opfer nur neue Ablehnung.
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