Erbengemeinschaften sind nichts für Weicheier
1. Auflage, erschienen 5-2021
Umschlaggestaltung: Romeon Verlag
Text: Anne Schröder
Layout: Romeon Verlag
ISBN (E-Book): 978-3-96229-808-1
www.romeon-verlag.de
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Anne Schröder
Erbengemeinschaften sind nichts für Weicheier
Inhalt
Prolog
Cousins- und Cousinen-Treffen
Besichtigung des Anwesens
Besprechung, Vorgehensweise
Kontakte zu unbekannten Verwandten und Behörden
Wiederhören nach 40 Jahren
Akteneinsicht
Beschwerdebrief und Besuch bei Kerstin
Notar Erbscheinvorbereitung
Sterbefall mit Folgen
Blockierer
Erbscheinantrag und Makler
Ortstermin Teppach
Zwangsvollstreckung
Einsprüche
Rücknahme mit neuen Auflagen
Nachlassverzeichnis und Verkauf
Notar und Traktoren
Anfechtung
Einsprüche der Anfechtung
Rücknahme der Anfechtung
Grundbuchamt und Pacht
Prolog
An jenem Tag kehrten wir entspannt aus einem sehr schönen Urlaub zurück. Als wir die Koffer geleert, die Kleidung zum Waschen in die Waschküche getragen und die Post durchgesehen hatten, setzte ich mich an meinem PC, prüfte und las meine Mails.
Eine Cousine aus Baden-Württemberg fragte, was ich zu dem Schreiben des Amtsgerichts Bayreuth sagen würde. Schreiben? Amtsgericht? Hatte ich in der Post etwas übersehen? Nochmal ging ich die Post durch. Kein Schreiben. Da Annette keine Details des Schreibens genannt hatte, fragte ich sie per Mail, worum es gehe. Sie antwortete nicht gleich.
Am Abend rief mich eine andere Cousine aus Bayreuth an und fragte ebenfalls, was ich von dem Schreiben des Amtsgerichts hielte. Hallo? Ich hatte kein Schreiben bekommen. Charlotte las mir vor.
Unser Cousin in Teppach, der Sohn unserer Tante Trudel, war mit fast 70 Jahren im September 2014 verstorben. Es waren einige Verwandte aufgeführt, die als mögliche Erben in Frage kamen. Ich ließ mir die Namen vorlesen und stellte fest, dass ich unter meinem vorherigen Namen und uralter Adresse in Bayreuth aufgeführt wurde. Wir waren beide verwundert über dieses Schreiben. Ich war besonders erstaunt, dass ich immer noch so geführt wurde, obwohl ich mich immer ordnungsgemäß an- und umgemeldet hatte. Wir verblieben im Telefonat so, dass ich beim Amtsgericht anrufen würde, um meine Daten zu berichtigen, damit auch ich dieses gerichtliche Schreiben bekäme. Nach einer Woche kam der Bescheid.
Mein Mann Gerd wollte natürlich wissen, wer der Verstorbene und wie das Verwandtschaftsverhältnis sei. Ich erklärte ihm, dass die Mutter meines verstorbenen Cousins die älteste Schwester meines Vaters gewesen sei, die im Jahr 2008 verstorben sei. Sie hatte Alois allein großgezogen, denn ihr Mann war im Krieg gefallen. Als Kind war ich des Öfteren mit meinen Eltern bei ihnen gewesen. Obwohl es nicht sonderlich sauber und ordentlich im und um das Haus herum gewesen war, hatte mir das bäuerliche Anwesen mit Kuhstall und Natur gefallen. Doch dazu später mehr im Rückblick.
Im Schreiben des Amtsgerichts wurde darauf hingewiesen, dass man sechs Wochen Zeit habe, das Erbe entweder auszuschlagen oder anzunehmen.
Die Kontakte zu den aufgeführten Verwandten waren in den letzten Jahren kaum gepflegt worden. Daher musste ich mir über weitere Verwandte Telefonnummern oder Adressen erfragen.
Natürlich diskutierten Gerd und ich über Annehmen oder Ausschlagen. Meine Cousine Charlotte und ich wollten uns erkundigen, ob dieses Anwesen verschuldet war, wobei wir nicht wussten, ob man uns Auskunft geben würde. In diversen Telefonaten erfuhren wir immer wieder, wie heruntergewirtschaftet das Anwesen sein musste.
Dieses Anfangsschreiben löste einige Telefonate mit Cousins und Cousinen aus. Manche von ihnen hatte ich vor 40 Jahren zum letzten Mal gesehen oder gesprochen.
Hans-Jürgen schlug, gleich nach Erhalt des Amtsschreibens, das Erbe aus. Auf meine Frage warum, meinte er, er habe sich genug mit Alois geärgert und mit diesem verkommenen Anwesen wolle er nichts zu tun haben. Vor circa zehn Jahren habe er sich bei Alois 5000 Euro geliehen, dass jedoch bereits nach einem Jahr zurückgefordert wurde, da Alois einen Engpass gehabt habe.
Einige der aufgeführten Erbkandidaten erkundigten sich ebenfalls beim Grundbuchamt und bei der Bank, wie es um die Liquidität der Landwirtschaft stehe und hatten sich diverse Unterlagen zukommen lassen. Behörde und Bank gaben nur sehr oberflächliche Auskünfte – nur so weit, dass wir Gewissheit hatten, dass keinerlei Verschuldung oder Hypotheken auf der Erblassung lagen.
Um eine eventuelle Ausschlagung nicht zu verpassen, hingen wir dieses Anschreiben gut sichtbar an die Pinnwand.
Wochen vergingen, Diskussionen, Überlegungen und diverse Telefonate brachten unseren Alltag etwas aus dem Konzept.
Kapitel 1
Cousins- und Cousinen-Treffen
Die Namen der bisher ermittelten Erbkandidaten waren mir zwar – was unsere Seite betraf – natürlich bekannt, jedoch hatte ich die meisten seit über 50 Jahren nicht gesehen, geschweige denn gesprochen. Nur meine Mutter, Gott hab‘ sie selig, hatte mich durch Erzählungen über Verwandte auf dem Laufenden gehalten.
Rückblende 2004
Wie jedes Jahr an Allerheiligen fuhren meine Mutter und ich zum Grab meiner Großeltern väterlicherseits. Da ich in Erlangen wohnte und erst zu meiner Mutter nach Bayreuth fahren musste, um zu dem weitere 20 Kilometer entfernten Friedhof zu fahren, war der Tag ausgefüllt. Diese Zeremonie wurde nach der Kirche und dem Friedhofsgang mit einer Einladung eines Verwandten zu Kaffee und Kuchen abgeschlossen. Das tat uns natürlich sehr gut, denn es war zumeist sehr kalt und wir waren dankbar für äußere und innere Wärmequellen.
Von Jahr zu Jahr wurde die Anzahl der lebenden Verwandten am Friedhof immer kleiner – entweder verstorben oder weggezogen. Die Begegnung mit meiner Tante Trudel hat mich immer besonders berührt. Sie war die älteste Schwester meines Vaters und die Mutter des später verstorbenen Erblassers.
Ihre streng nach hinten gekämmten Haaren, rückwärtig zu einem Knoten gebunden, ihre traurige Mimik und ihre abgearbeiteten Hände lösten bei mir Mitleid und ein schlechtes Gewissen aus.
Ihren Kopf hielt sie etwas schief, wie ihr Vater, mein Großvater. Die Ähnlichkeit mit ihm drückte sich nicht nur in der Kopfhaltung aus. Nachdem der Pfarrer seine Predigt beendet hatte, kam meine Tante auf mich zu, drückte mir fünf D-Mark in die Hand und sagte im oberpfälzer Dialekt: „Ach Anne, scheei, dos i di mol wieda siach.“
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