Niels Rudolph
Die Weberin der Magie
Die Chroniken der Scherbenländer
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Inhaltsverzeichnis
Titel Niels Rudolph Die Weberin der Magie Die Chroniken der Scherbenländer Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog: zerbrechende Träume
Kapitel 1: Die Geschichte beginnt (bald).
Kapitel 2: Ein Held wird geboren ...
Kapitel 3: der Aufbruch in eine neue Welt
Kapitel 4: je später der Abend ...
Kapitel 5: Kuhhandel?
Kapitel 6: die nette Omi von nebenan
Kapitel 7: von Langfingern und anderen krummen Touren
Kapitel 8: in die Höhle des Löwen
Kapitel 9: Knochenklapper-Blues
Kapitel 10: böse Zauberinnen und gierige Pfaffen
Kapitel 11: alte und neue Bekannte
Kapitel 12: die große Sause
Kapitel 13: eine etwas andere Jagdgesellschaft
Kapitel 14: wer Hoch hinaus will ...
Kapitel 15: ... fällt meist auch tief.
Kapitel 16: Eine Legende stirbt.
Kapitel 17: ein seltsamer Ort
Kapitel 18: der Topf am Ende des Regenbogens
Kapitel 19: Nichts wie weg
Kapitel 20: Reisegesellschaften
Kapitel 21: böses Erwachen
Kapitel 22: die Entscheidung
Epilog: alles, was bleibt.
Impressum neobooks
Prolog: zerbrechende Träume
Es war Samstagabend in der Heimstatt der Götter. Bis vor Kurzem war dieser Ort noch erfüllt mit Lärm. Mit Hämmern und Sägen, dem Getöse von Bohr- und Fräsmaschinen, sowie vereinzelten Schmerzensschreien, wenn sich wieder ein Gott auf den Daumen geschlagen hatte. Doch nun war Ruhe eingekehrt, eine göttliche, fast greifbare Ruhe. Die Arbeit war getan, die Jury ging durch die Werkhallen und die Götter bereiteten sich auf ein ausgelassenes Wochenende vor.
Plötzlich zerschnitt ein Krachen und Klirren die himmlische Stille. Etwas Schreckliches war geschehen. Eine Tat, die aus Hochmut und Eifersucht geboren wurde. Eine Gräueltat von apokalyptischen Ausmaßen, doch lassen Sie mich zunächst erzählen, wie alles begann ...
Emoras, der Götterfürst, hatte endgültig die Schnauze voll gehabt, dass seine Göttinnen und Götter immerzu in der Bar herumlungerten und sich stritten und jammerten. »Sie brauchen eine Beschäftigung«, hatte er sich gedacht und ihnen aufgetragen, sich auf einen Wettstreit vorzubereiten. Jeder sollte eine Welt erschaffen und seiner Fantasie freien Lauf dabei lassen.
Die Götter waren zu Beginn überhaupt nicht davon angetan, dass sie arbeiten sollten, aber nachdem sie ein wenig lustlos herumgewurschtelt hatten (denn niemand wollte sich Emoras Zorn zuziehen), fanden sie schnell Spaß daran, sich handwerklich zu betätigen.
Die Ergebnisse ließen anfangs noch sehr zu wünschen übrig, wurden aber mit der Zeit und Übung immer besser. Die Götter planten und zeichneten, bastelten und schraubten, denn jeder wollte den Wettkampf gewinnen und dies in nur sechs Tagen. Das ist allerdings nur zum Teil richtig, denn die Götter bemessen die Zeit anders, als wir es tun. Der Grund für diese Umstellung ist eigentlich recht leicht zu verstehen. Keine Frau, selbst wenn sie eine Göttin ist, hört es gern, wenn man ihr sagt, dass sie schon 68.375.892 Jahre alt sei. Von den Kerzen auf dem Kuchen mal ganz abgesehen. Götter sind weise, aus diesem Grunde wichen die männlichen Vertreter der Götterschar dem Druck der weiblichen Front und mogelten sich eine neue Zeitrechnung zusammen. Eine göttliche Sekunde entspricht in etwa 50 Tagen unserer Zeit. Dies soll aber nur am Rande erwähnt werden.
Zum Wettkampf waren nur die wahren Götter zugelassen. Für Halbgötter, hilfreiche Geister und all das andere himmlische Gesocks, blieben die Heiligen Werkhallen verschlossen. Sehr zum Leidwesen von Tornak, dem Erdgiganten, der sich schon auf eine Abwechslung im täglichen Einerlei gefreut hatte. Tornak war gleich zu Emoras gelaufen, um sich ob dieser offensichtlichen Diskriminierung zu beschweren. Aber der Götterfürst hatte ihn nur mit fadenscheinigen Argumenten auf ein uraltes Regelwerk verwiesen und ihn mit den Worten abgewimmelt, er könne sich ja im Garten nützlich machen.
Frustriert stapfte Tornak in sein Quartier und gründete einen Workshop für unterforderte Halbgötter. Er würde es diesen göttlichen Lumpen schon zeigen, er würde diesem Pack beweisen, dass auch Halbgötter dazu in der Lage waren, etwas Großartiges zu schaffen. Aber wie?
Erstmal würde er sich einen guten Schluck genehmigen, dachte er, und kramte seinen geliebten Whiskykrug hervor. Es war ein bauchiges, fast kugelrundes Gefäß mit einem schlanken Hals. Während er so da saß und von dem edelsten Whisky trank, den man sich nur vorstellen konnte, überlegte er, was er tun sollte. Er hatte nicht viel Material zur Hand: nur einen Eimer voller Erde und etwas Knetmasse, dass Standard-Handwerkszeug eines jeden Erdgiganten. Plötzlich kam ihm die Erleuchtung, sein Krug! Er würde seinen Whiskykrug verschönern. Und so machte er sich ans Werk.
Er schuf Gebirge und Ebenen, Wälder und Auen, Flüsse und Seen. Das sah doch schon nicht schlecht aus! Aber irgendetwas fehlte noch. Etwas, dass dem Ganzen mehr Würze verlieh. Der Krug war zwar schöner geworden, war aber immer noch ziemlich tot. Also schuf Tornak ein paar Lebewesen, die auf der Oberfläche herumlaufen konnten. Und als er aus seiner Knetmasse die ersten Tiere gebastelt und mit Leben erfüllt hatte, konnte er gar nicht mehr aufhören und dachte sich immer neue Kreaturen aus. So schuf er die Tiere, die Menschen, Elfen, Zwerge, Drachen und Trolle und noch viele andere Geschöpfe, bis er schließlich erschöpft war. Er war sehr zufrieden mit seiner Arbeit, wusste aber auch, dass es ihm nicht gestattet war, Welten zu erschaffen. Er musste seinen Krug irgendwie vor dem Zugriff der anderen Götter schützen, vielleicht fand er einen entsprechenden Zauber im Lager.
Da die Götter noch mit der Siegerehrung beschäftigt waren, schlich er sich aus seinem Zimmer, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. Dabei wurde er von Rina und Wala, den Göttinnen des Neides und der Zwietracht, beobachtet, die gerade eine Zigaretten-Pause eingelegt hatten. Wären die Zwillinge Menschen, dann hätte man sie vermutlich auf Anfang zwanzig geschätzt. Unter den, meist älteren, Göttern, waren sie die jungen Wilden. Unruhestifter, die ständig die Köpfe zusammensteckten, dabei kicherten und Streiche ausheckten.
»Der führt doch was im Schilde, sowie der sich an die Wände drückt«, meinte Rina zu ihrer Schwester und sie beschlossen der Sache auf den Grund zu gehen. Als sie sahen, wie Tornak im Lager die Regale durchwühlte, traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag. Es hatte sich schnell herumgesprochen, dass Tornak an dem Wettbewerb teilnehmen wollte, aber von Emoras abgewiesen wurde.
»Der wird doch wohl nicht ...«, eilig rannten die Zwillinge zu Tornaks Quartier und fanden den Whiskykrug, der auf einem Regal stand.
»Na so eine Frechheit!«, schimpfte Wala.
»Und so unvorsichtig, den Krug so nahe am Rand abzustellen. Wie leicht könnte er herunterfallen«, erwiderte Rina und ein kleiner Schubser tat sein Übriges.
»Hoppla, was für ein Missgeschick«, lamentierte Rina und unter hämischem Gelächter verließen die Zwillinge den Raum. Nun können Sie sich wahrscheinlich schon vorstellen, wo das Krachen und Klirren herrührte, das am Samstagabend durch die himmlische Ruhe in der Heimstatt der Götter hallte.
Als Tornak gut gelaunt mit einem Schutzzauber zurückkehrte, gesellte sich noch ein markerschütternder Schrei hinzu. Historiker streiten sich darüber, ob er mehr dem Krug, oder dem verschütteten Whisky galt, aber das ist auch unerheblich. Die Welt war zerbrochen und die Scherben waren umgeben von einem Meer aus feinstem Whisky, der sich jedoch schnell mit dem Staub und Dreck auf dem Fußboden in Tornaks Zimmer vermischte (die göttliche Putzfrau war vor einiger Zeit gefeuert worden, weil sie mit den Händen in der göttlichen Kaffeekasse erwischt worden war).
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