Ulrike Jonack - Wöltu

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Katharina Brauer gilt als Heldin, deshalb durfte sie sich ihre Crew – die Besatzung des Out-of-Orbit-Ships «Emanuel» – selbst zusammenstellen. Und so hat sie die Besten im Team, als sie auf Wöltu die erste außerirdische Zivilisation entdecken. Diese entpuppt sich schnell als merkwürdig vertraut. Onio Aut, der Herrscher vor Ort, und seine Gegenspieler scheinen sogar bereits Pläne mit den Menschen zu haben. Während die Absichten der Geächteten rasch klar werden, wird Auts verhalten immer rästelhafter. Er schindet Zeit. Aber wofür?

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Ulrike Jonack

Wöltu

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Inhaltsverzeichnis

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WÖLTU WÖLTU Nach den Berichten der Raumfahrtbehörde über die Entdeckung der ersten außerirdischen Zivilisation. Nacherzählt von Ines Braun

Prolog

Erster Teil

Zweiter Teil

Dritter Teil

Epilog

NACHWORT

Impressum neobooks

WÖLTU

Nach den Berichten der Raumfahrtbehörde

über die Entdeckung der ersten außerirdischen Zivilisation.

Nacherzählt von Ines Braun

Prolog

Eine Frau eilt durch die Gänge des Raumschiffes. Sie könnte – jetzt befragt – selbst nicht sagen, was sie treibt. Die Weckphase verlief, wie sie es schon viele Male erlebt hat. Wie ein Einsammeln der Wirklichkeit. Die wenigen Kontrolllampen in der Anabiosekammer des Kommandanten hatten nichts Beunruhigendes gemeldet. Und auch der Raumsprung ist nichts Neues für sie.

Und trotzdem stockt ihr Schritt, als sie vor der Tür zur Steuerzentrale steht. Vielleicht ist es Angst. Möglicherweise hatten sie das Zielgebiet nicht erreicht, oder der Energieverbrauch war viel zu hoch gewesen, oder sie waren steuerunfähig geworden, oder …

Die Frau holt tief Luft und tritt energisch über die flache Schwelle. Ihr erster Blick gilt dem Raumprojektor. Das Pünktchen, das die Position des Out-of-Orbit-Ships 16-19 Emanuel anzeigt, hängt, wo es hingehört: in der Nähe von Simon, einem gelben Stern der Sol-Klasse.

Der zweite Blick zu den Anzeigen der Anabiosekammern: neunzehn Bildschirme mit dem ,normal‘ im linken unteren Eck. Nur ihr Schirm ist dunkel.

Der Energievorrat entspricht dem berechneten Wert.

Der Autopilot hat den Bremsvorgang eingeleitet.

Erst jetzt ordnet Katharina Brauer den Beginn der Weckphase für die anderen an. Sie wartet das Aufleuchten der Kontrolllampen ab, die die Ausführung des Befehls anzeigen, und setzt sich in den Sessel vor den großen Bildschirm.

Es bietet sich ihr ein vertrauter Anblick. Zu oft hatten sich die Crewmitglieder während der Vorbereitungen die Aufnahmen der Kundschaftersonde gesehen, als dass jetzt Fremdheit von diesem Bild ausgehen könnte. Und irgendwie ist die Frau darüber enttäuscht. Sie hatte sich von dem Augenblick Größeres versprochen. Immerhin ist sie die Erste, die diesen Sektor mit dem markanten Sternenband sozusagen hautnah erleben kann. Diese Einmaligkeit muss doch irgendwie zu spüren sein! Stattdessen kommen der Frau Simons Bahnparameter, Oberflächentemperaturen, Radien in den Sinn.

Sie wendet sich vom Bildschirm ab. Der Computer gibt auf ihre Anfrage Positions- und Kursdaten an. Seine weiche Tenorstimme verkündet, dass alles planmäßig verläuft und das Raumschiff in vierundzwanzig Stunden und achtunddreißig Minuten auf die äußere Annäherungsbahn einschwenken kann. Unwillkürlich nickt die Frau. Sie kennt die Zahlen.

„Hallo!“

Die Kommandantin blickt auf. William Base, ihr Erster Offizier, hat die Zentrale betreten. Sie nickt ihm zu.

„Gut aufgewacht?“, fragt der Mann.

„Wie immer.“

William Base baut sich vor dem Hauptbildschirm auf und lässt seine Augen über das Panorama gleiten. „Fantastisch!“

Da die Frau nichts erwidert, dreht er sich zu ihr um. „Ist was passiert?“

Sie lächelt müde. „Nein. Warum?“

„Warum? Du müsstest dich mal sehen! Also: Was ist los?“

„Es ist wirklich nichts. Ich bin nur ein bisschen enttäuscht. Ich hab mir die Ankunft irgendwie … großartiger vorgestellt.“ Sie reagiert auf sein Aufatmen mit einem Lächeln.

„Katja, du bist hoffnungslos romantisch.“

„Wahrscheinlich.“

Katharina Brauer blickt zur Tür und dann zu den Bildschirmen der Anabiosekammern. Gerade erlischt der fünfte Schirm. Er gehört zur Kammer der Ärztin, fällt ihr ein. Sie atmet hörbar ein und aus. „Sie müssten längst hier sein.“

William Base sieht auf die Uhr seines Armbandes. „Sie können die Kammern gerade erst verlassen haben.“ Er schaut die Frau an. „Warum bist du so nervös?“

„Ich weiß auch nicht. Aber ehe nicht alle gesund und munter in der Zentrale stehen, habe ich keine Ruhe.“

Erster Teil

Katharina Brauer saß auf dem Platz des Kommandanten und schaute auf den Hauptmonitor. Simon, der gelbe Stern der Sol-Klasse, dessen System sie vor knapp einer Woche erreicht hatten, funkelte als heller Stern im linken unteren Eck. Im Zentrum des Bildschirms prangte Simon drei.

„Die Sonde ist raus“, meldete William Base vom Pilotenpult, das sich links neben Brauers Platz befand.

„Wann kommen die ersten Bilder?“

Von links antwortete Tomasz McMay: „Ab sofort, wenn du willst. Die Messungen laufen.“

„Nicht unbedingt. Die Standard-Prozedur reicht mir.“

McMay nickte und tippte etwas in das Copilotenpult. Brauer sah ihm dabei zu. Wenn Tomasz so konzentriert arbeitete, wurden seine Augen ein wenig schmaler und der harte Zug um seine Lippen vertiefte sich. Katja mochte diesen Ausdruck, für sie sah es nach Kraft aus. Andere fanden Tom in solchen Momenten noch unzugänglicher, als er ohnehin wirkte. Er bemerkte Katharinas Blick, wandte sich um und lächelte ihr kaum sichtbar zu.

Als wäre das ein Signal, drehte sie sich zum Sensorterminal zu Frank Brown um. „Kommt alles?“

Er nickte.

„Gut.“ Brauer lehnte sich zurück. Alles lief nach Plan, so, wie sie es liebte.

Hinter ihr kam Bewegung in die bisher stille Zentrale. Chris Yali war die Erste, die sich einfand. Das war eher ungewöhnlich, denn normalerweise war die Schwester der Kommandantin dafür bekannt, immer erst im letzten Moment aufzutauchen. Außer Brauer regte sich niemand darüber auf. Jetzt sah sie ihre Schwester fragend an.

Die schaute nicht weniger fragend zurück. „Ich dachte, es geht jetzt los.“

„Ja. Die Sonde ist grad raus, wenn du das meinst.“

„Eigentlich nicht. Ich dachte, die Bilder kommen jetzt an.“

„In zehn Minuten“, antwortete McMay an Brauers Stelle.

„Kann ich warten?“, fragte Yali.

„Dir wird nichts anderes übrig bleiben. Die Bilder kommen nicht eher“, antwortete Brauer und grinste breit.

Das Auftauchen von Jon Donald und Ricardo Thomas unterbrach die Antwort, zu der Yali angesetzt hatte.

Nach und nach traf die gesamte Besatzung ein. Brauer lächelte. Niemand wollte die ersten Bilder verpassen, falls sich der Planet als Leben tragend erweisen sollte. Obwohl es nicht der erste belebte Planet wäre, den die Menschen fanden, ging von der Aussicht, außerirdisches Leben zu finden, noch immer eine offenbar unwiderstehliche Faszination aus.

„Wir haben jetzt das Bild“, sagte Base. „Ich leg es auf den Hauptschirm.“

„Tu das!“

Ein Schalter klickte und auf dem Bildschirm wechselte die Außenaufnahme der Emanuel mit der der Sonde. Eine gelbliche Kugel schob sich langsam ins Bild. Simon drei. Die Sonde ging schnell näher, so dass der ein wenig dunstig wirkende, lehmgelbe Farbton des Planeten schon bald nahezu den gesamten Schirm ausfüllte.

„Sonde im Orbit“, meldete Base.

Der Horizont von Simon drei verschwand am oberen Bildrand. Trübe Wolkenfetzen hingen über dem goldockerfarbenen Grund. Die Planetenoberfläche schien, von hier aus betrachtet, ohne ausgeprägtes Profil, ohne Gliederung zu sein. Selbst an der Tag-Nacht-Grenze, die die Sonde eben passierte, waren kaum Schatten von Erhebungen zu sehen.

„Erste Umrundung beendet.“

Brauer hörte jemanden enttäuscht schniefen. Sie drehte sich nicht danach um. „Bremsen und Bild vergrößern!“, befahl sie, noch bevor die Sonde wieder die Tagseite erreichte.

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