Und dann endlich, eines Tages kam Peter mit dem Fahrrad und einer Baskenmütze auf dem Kopf ins Dorf. Da er neben seinem Polnisch auch Französisch sprach, hatte er die Idee sich als Franzose auszugeben, waren diese doch „Verbündete der sowjetischen Armee“.
Sie fielen sich selig in die Arme und wollten sich nie wieder loslassen. Endlich konnte Cordula eine richtige Ehe haben mit Mann und Kind, so wie sie sich das immer vorgestellt hatte. Peter war mager und hohlwangig und hatte sich nur unter enormen Mühen aus den Kämpfen um das zerbombte und zerstörte Berlin retten können. Aber er war unverletzt geblieben an Leib, wenn wohl auch nicht an Seele, denn die letzten Tage in der gequälten Hauptstadt waren grauenhaft gewesen, und er konnte vorerst gar nicht davon sprechen.
Auch der Mann der anderen Berlinerin, Marianne, kam unversehrt zu ihr und den beiden Töchtern zurück. Aber das Glück sollte nicht lange dauern, denn die Russen stellten einen Transport mit deutschen Männern zusammen, die zu irgendeiner Aktion irgendwohin kommandiert wurden. Die beiden Frauen konnten es nicht fassen und mussten nun weiterhin alleine zurechtkommen, unter den unerträglichen Verhältnissen. Der kleine Sohn von Cordula weinte und schrie viel. Cordulas Vorrat an Windeln war verbraucht und da es nichts zu kaufen gab, musste sie manchmal Zeitungspapier nehmen, was das Kind wund machte. So vergingen wieder einige Wochen und plötzlich war Peter wieder da. Mit seinen polnischen Sprachkenntnissen hatte er sich nützlich machen können und sich dann „abgesetzt“, wie er sagte. Aber am besten man fragte gar nicht genau danach.
Inzwischen waren die russischen Soldaten abgezogen aus dem Dorf und nur ein „Kommandant“ blieb im Bürgermeister-Haus, um die Deutschen unter Kontrolle zu behalten. Von ihm holte sich Peter die Erlaubnis hier im Dorf bei Frau und Kind bleiben zu dürfen. Er hatte den Krieg und auch diese letzten Schwierigkeiten unversehrt überstanden, und war nun überglücklich bei seiner kleinen Familie zu sein. Aber lange hielt er es nicht aus. Er besprach mit Cordula ob sie nicht nach Berlin gehen können, um sich da wieder eine Existenz aufzubauen. Aber wie sollte man nach dem 90 Kilometer entfernten Berlin kommen? Es gab keine Bus-oder Bahnverbindung, Berlin lag in Schutt und Asche, wie mag es den Eltern und Geschwistern ergangen sein?
Man hörte immer wieder schlimme Nachrichten aus dem zerstörten Berlin, es gab nichts zu essen, nach dem Wenigen, das es auf die Lebensmittelkarten gab, musste endlos angestanden werden, frisches Wasser wurde mit Eimern von der Pumpe in der Straße geholt. Es gab kein Gas zum Kochen und selten genug ein paar Stunden Strom. Das Verbrauchen von Strom oder Gas zum Kochen stand unter Todesstrafe. Die Menschen lebten in notdürftigen Unterkünften, es gab kaum Heizungsmaterial, deswegen wurden überall die Bäume gefällt und zu Brennholz zersägt. Die Berliner hungerten und froren und viele Menschen, besonders ältere kamen dabei zu Tode.
Cordula weinte viel, sie hatte Angst um die Eltern und war ratlos. Da machte Peter ihr nach vielen schlaflosen Nächten den Vorschlag, dass man doch vielleicht mit Hilfe des Fahrrads den Weg nach Berlin schaffen könnte. Aber sie war entsetzt, mit dem einjährigen Baby konnte sie doch nicht aufs Rad, es gab nichts zu essen, keine Unterkunft unterwegs, keine Milch für das Kind, nein, unmöglich.
So verblieben sie dann, dass Peter alleine mit dem Rad nach Berlin fahren und Frau und Kind später nachholen würde. Als Peter am nächsten Morgen mit dem Rad losfuhr, stand sie da mit dem Baby auf dem Arm, alleine, entsetzt und verzweifelt.
Sie sollte ihn niemals wiedersehen.
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