Maike Braun - Die Leiden des Henri Debras

Здесь есть возможность читать онлайн «Maike Braun - Die Leiden des Henri Debras» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Die Leiden des Henri Debras: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Die Leiden des Henri Debras»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

"Die Hysterie", sagte er, «aus dem Griechischen hystéra für Gebärmutter abgeleitet, ist eine Frauenkrankheit.»
Das ist die gängige Lehrmeinung im Bordeaux des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Doch der angehende Arzt Eugène Tisson ist überzeugt, dass auch Männer an Hysterie erkranken können. So diagnostiziert er bei dem Bauklempner Henris Debras nicht nur diese Krankheit, sondern eine bis dato völlig unbekannte Variante: die hysterische Wandersucht oder Fugue.
Der Fall des seltsamen Fugueur aus Bordeaux spricht sich bald im medizinischen Establishment Europas herum. Tissons Professor und Doktorvater erkennt die Chance, sich und Bordeaux zu profilieren, und drängt Tisson zu immer neuen Experimenten an seinem Patienten. Schließlich verlangt er, dass Tisson die ungewöhnliche Wandersucht Henris auf einem Kongress präsentiert.
Tisson befürchtet, dass Henri einer öffentlichen Zurschaustellung nicht gewachsen ist und gerät zunehmend in dem damals aufflammenden Streit über die Ursachen der Hysterie und die geeignete Heilmethoden zwischen die Fronten. Er steht vor der Wahl, seine wissenschaftliche Ruf oder seinen Patienten zu retten.

Die Leiden des Henri Debras — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Die Leiden des Henri Debras», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Hinzu kam, dass er die Messblätter selbst anfertigen musste, da Aupy die wenigen Vordrucke für sich behielt. Tisson verbrachte mehrere Tage damit, konzentrische Kreise auf ein Blatt Papier zu zeichnen und die Gradzahlen von null bis hundertachtzig in Zwanzigerschritten darauf abzutragen.

Wenn ihm vom langen Sitzen der Rücken schmerzte, ging er durch die Männerstation, wechselte einen Verband, horchte eine Brust ab, genoss das Brabbeln der Männer. Es war nicht an ihn gerichtet. Niemand erwartete eine Antwort. Es war mehr ein Zwiegespräch mit sich selbst. Ein erstauntes Aufmurren, wenn der Auswurf rot gefärbt war oder wenn die Glieder sich nicht mehr so biegen ließen wie gewohnt.

In der Zwischenzeit kannte Tisson die meisten Patienten beim Namen. Albert, der Tabes-Patient, lächelte ihm dankbar zu, wenn Tisson die Stationsschwester an ihre Versprechen erinnerte, auch diesen Patienten im Garten spazieren zu führen. Anfangs hatte sie den Mann gemieden, weil er sich, wie sie meinte, sein Leiden aufgrund seines liederlichen Lebenswandels selbst zuzuschreiben habe. Sie hatte im Laufe der Zeit einiges von Aupy und den Studenten aufgeschnappt und wusste, dass Tabes dorsalis auf ausschweifenden Geschlechtsverkehr zurückzuführen war.

Tisson hatte an das Motto ihres Ordens, die Barmherzigkeit, appelliert, woraufhin sie bis an die weißen Ränder ihrer Haube errötete und sich beschämt entfernte. Seitdem behandelte sie Albert wie alle anderen Gebrechlichen auf der Station. Zwei Pfleger trugen ihn die Treppe hinunter, wo er in einen Stuhl mit Rädern gesetzt und spazieren gefahren wurde.

Manchmal übernahm Tisson selbst diese Aufgabe. Die Neuen fragte er dann immer, ob sie einen Henri Debra, Bauklempner, kannten. Doch keiner konnte ihm Auskunft geben. In der Krankenakte war keine Adresse vermerkt. Er würde wohl mit seinem uneingelösten Versprechen leben müssen.

Tisson durchquerte den Innenhof, passierte das Badehaus der Männer und ging zu den Stallungen, um sein Véloziped zu holen.

Wie jeden Mittwoch half er heute seinem Freund, Dr. Laçao, im Portugiesenviertel aus. Er sammelte praktische Erfahrung und Laçao hatte Unterstützung. Anschließend aßen sie dann gemeinsam zu Mittag. Allerdings hatte er die letzten zwei Wochen abgesagt, um schneller mit den Messungen voranzukommen.

Er schob das Véloziped auf die Rue de Berry hinaus. Es war noch eines der alten Modelle. Ein Hochrad konnte er sich nicht leisten. Aber immerhin verfügte es über Pedale und, dank des Apothekers, von dem er das Fahrrad nach dessen Sturz günstig erworben hatte, über einen gepolsterten Sattel. So schlug ihm selbst eine Fahrt über Kopfsteinpflaster nicht zu sehr auf die Knochen. Tisson schwang sich auf sein Gefährt und radelte in Richtung Stadtgrenze.

Laçao lehnte an einem Laternenpfahl vor dem Wirtshaus, ihrem Treffpunkt. Seine Zähne, genauso weiß wie seine Hemdkragen, blitzten in dem dunklen Gesicht auf, als sich Tisson auf dem Véloziped näherte.

„Mein Freund“, sagte Laçao und der schmale Bartstreifen, der von seinem Oberlippenbart ausgehend rechts und links der Mundwinkel auf das Kinn zulief, krümmte sich zu einem sanften Bogen. „Kann dich die Wissenschaft für einen Morgen entbehren?“

„Wenn man es Wissenschaft nennen kann, was ich da betreibe“, antwortete Tisson und stieg von seinem Véloziped.

Wolken schoben sich vor das Guckloch am Himmel, durch das eine magere Sonne blinzelte. Es begann zu nieseln. Laçao spannte einen Regenschirm auf, Tisson klappte seinen Mantelkragen hoch.

Sie gingen die Straße entlang. Die Häuser, drei Stockwerke hoch, reihten sich Schulter an Schulter. Über die Straße hinweg schienen sie einander Drohungen zuzurufen, während sie im Erdgeschoss um die Menschen wetteiferten. Sie lockten sie in Torbögen, Treppenaufgängen und Geschäftsräume, um sie wenig später ernüchtert, manchmal auch geläutert, selten zufrieden, wieder auszuspucken. Die Wohnungen im ersten Stock waren die schlimmsten. Immer dunkel, immer feucht, beherbergten sie die, die das Streben nach Licht bereits aufgegeben hatten.

Auf eine dieser Wohnungen deutete jetzt Laçao und tänzelte behände um die rosafarbene Pfütze aus dem Abwasser einer nahe gelegenen Färberei herum.

„Nun erzähl schon“, sagte er. „Wie ist Aupy? Ist er so genial, wie man sagt?“

Wortlos schob Tisson sein Véloziped durch die Lache, betrachtete sein bespritzten Hosenbeine, schob weiter.

„Er ist zwei Jahre jünger als ich. Und er will Bordeaux zur besten Klinik Frankreichs machen.“

„Dann bist du ja genau richtig bei ihm.“

„Ich nehme an“, fuhr Tisson fort, „wenn ich stets seine Anweisungen befolge, dann widmet er mir in seinen Memoiren eine Fußnote.“

„Wie immer: die Ungeduld in Person“, sagte Laçao.

„Was ist daran ungeduldig, wenn ich nicht jedes Mal quer durch die Hospitalanlage marschieren möchte, um meinen Professor zu sehen, ganz zu schweigen von den Patientinnen?“

Sie betraten einen Hinterhof. Tisson lehnte sein Fahrrad gegen eine Hauswand und nahm den Arztkoffer von der Lenkstange.

„Hier kannst du jedenfalls zupacken“, sagte Laçao und stieg die Treppe hinauf. „Es handelt sich vermutlich um Diphtherie.“

Von allen Krankheiten hasste Tisson die Diphtherie am meisten. Es machte ihm nichts aus, eine Wunde zu versorgen, auch nicht, ein Geschwür zu untersuchen. Würmer, Maden, anderes Ungeziefer unter der Haut, im Auge, im Darm: All das ließ ihn unberührt. Aber wenn Laçao das Skalpell an eine Kehle setzte, um einen Luftröhrenschnitt durchzuführen, kam Tisson das jedes Mal wie Mord vor. Und oft endete es auch mit dem Tod. Der Patient starb Laçao unter den Händen weg oder ein paar Tage später an Wundfieber. So viele Jahre hatte sein Freund gelernt, so viele Jahre er. So viele Jahre waren vergangen, seit ihn seine Schwester um Hilfe angefleht und er so kläglich versagt hatte. Seit er seine Mutter kalt im Bett vorgefunden hatte, als er mit dem Landarzt zurückkam. Und noch immer verlor die Medizin die Hälfte der Zeit den Kampf gegen den Tod.

„Die solltest dein Talent der Erforschung der Diphtherie widmen“, sagte Tisson, „statt noch mehr Patienten durch einen Luftröhrenschnitt zu verlieren.“

„Wer redet denn von verlieren?“, sagte Laçao und klopfte an die Tür.

Ein großer, ausgemergelter Mann öffnete. Der Familienvater und wohl der Einzige, der sich noch auf den Beinen halten konnte, vermutete Tisson.

Während Laçao sich von dem Mann die Lage schildern ließ, sah Tisson sich in der Wohnung um. Sie war typisch für das gesamte Viertel. Der Korridor verlief rechts über die gesamte Länge der Wohnung hinweg. Drei Zimmer waren vom Gang aus zugänglich: die Küche, die zum Hof lag, die zur Straße gehende Stube und das Zimmer dazwischen, das fensterlos war und als Schlafzimmer diente. In diesem Fall war das Bettgestell in die Stube geschoben worden. Die Frau sei die Sonne Portugals gewöhnt, erklärte der Mann Tisson in gebrochenem Französisch, als ob er sich von ihm, dem Franzosen, Abhilfe verspreche.

Sie lag, ein Kleinkind im Arm, nur mit einem dünnen Tuch zugedeckt, auf dem Bett und strich dem Kind übers Haar. Ein ständiges Pfeifen begleitete dessen Atmung. Tisson zupfte Laçao am Ärmel.

„Das Kind“, flüsterte er ihm zu.

Laçao nickte und zog einen Spatel aus seinem Arztkoffer. Er bedeutete der Mutter sich auf einen Stuhl am Fenster zu setzen. Sie wartete, bis der Vater das Kind nahm. Dann stieg sie aus dem Bett. Laçao rückte sie ins Licht, das selbst um diese Tageszeit nur ein müdes Grau war und beugte sich über die Frau. Das Kind keuchte. Die Mutter zuckte zusammen.

„Joaquin, der Kleine hat nicht mehr viel Zeit“, ermahnte Tisson seinen Freund und hielt eine Hand vor den Mund des Jungen. Gerade noch spürte er den Hauch von Wärme, die den Jungen bei jedem Atemzug verließ.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Die Leiden des Henri Debras»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Die Leiden des Henri Debras» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Die Leiden des Henri Debras»

Обсуждение, отзывы о книге «Die Leiden des Henri Debras» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x