Meine erste Begegnung mit Fides war im Fasching.
Sie sprang die Treppe vor dem Haus der Kunst in München hinunter. Ich stand mit einer Klassenkameradin von ihr vor der Treppe.
Sie hatte eine Strumpfhose an und drüber ein dunkel blaues sehr elegantes kurzes Nachthemd.
Ihre Beine waren von einer, mir damals unvorstellbaren Vollkommenheit.
Meine Mutter hat Säbelbeine, meine Schwester kräftige Oberschenkel. In meiner Nachbarschaft gabt es drei Schwestern mit hübschen Gesichtern, aber alle drei haben die kurzen dicken Beine der Mutter geerbt. In meiner alten Klasse in meiner Kleinstadt gab es die hübsche Renate, in die ich damals verliebt war, bei ihr stimmten die Proportionen zwischen Oberschenkel und Unterschenkel nicht.
Als die Besitzerin der schönen Beine bei uns ankommt, sehe ich in ein Gesicht mit sehr klaren Linien. Eine kleine gerade Nase, ein kleiner schön geschwungener Mund mit einer leicht gewölbten Unterlippe. Eine makellose blasse Haut.
Ihr Gesicht wirkt ein wenig kühl. Es ist zu makellos in seinen Proportionen. Die dichten dunkelblonden Haare sind zu einem Krönchen hochgesteckt. Unter dem leicht durchsichtigem Nachthemd zeichneten sich schmale Hüften und ein wohlgestalteter Busen ab.
Sie wird mir als Fides vorgestellt, ich drücke kurz ihre Hand.
An diesem Abend weiche ich nicht mehr von der Seite dieses Mädchens. Wir küssen uns an der Bar. Es ist ein feuchter etwas ungelenker Kuss.
Später durfte ich sie nach Hause bringen. Unser Weg führt uns über den Viktualienmarkt. Dort ziehe ich sie in den Schatten eines verlassenen Standes und küsse sie wieder und wieder, bis sie sich mir entwindet.
Wir verabredeten uns für den nächsten Nachmittag im Café Rischart.
Lange vor der verabredeten Zeit sitze ich im Café. Ich bin sehr aufgeregt und sehr ungeduldig.
Die verabredete Zeit ist längst verstrichen. Sie kommt nicht.
Ich denke schon daran zu gehen.
Da kommt sie.
Sie ist angezogen wie eine Internatsschülerin. Dunkelblauer Rock graue Strickjacke, weiße Bluse. Die dichten Haare sind leicht gewellt. Sie trägt sie offen. Sie ist nicht geschminkt.
Ich bin hingerissen von ihrer Schönheit.
Sie erklärt mir, sie wollte eigentlich gar nicht kommen. Erst nachdem die verabredete Zeit eine halbe Stunde überschritten war, habe sie sich entschieden doch noch zu kommen. Sie ist ein wenig schnippisch und sie schaut mich nicht direkt an.
Ihre beiden Eltern sind Ärzte. Sie wohnt nur ein paar Schritte entfernt vom Viktualienmarkt bei Ihren Eltern. Sie hat drei Schwestern. Sie macht nächstes Jahr Abitur und will französische Sprache studieren. Sie spricht keinen Dialekt.
Ich bin eine Klasse tiefer als sie, weil ich einmal sitzengeblieben bin. Ich lebe in einer Kleinstadt nahe München und fahre tägliche nach München in die Schule. Meine Mutter hat weder eine Bildung noch einen Beruf. Mein Vater war Anwalt und ist vor 3 Jahren beim Bergsteigen ums Leben gekommen. Ich war bei dem Unfall dabei und habe den Schmerz über den Tod meines Vaters nur unvollständig verarbeitet. Ich kann nur mit einem Stipendium studieren. Mein Hochdeutsch ist mangelhaft. Meine Schulnoten sind kläglich.
Ich bekomme Angst, dass es mir nicht gelingen wird die Liebe dieses Mädchens zu gewinnen.
Ich darf sie noch ein Stück begleiten. Ich wage es nicht ein neues Treffen vorzuschlagen. Beim Verabschieden lädt sie mich zu einer Faschingsparty am Aschermittwoch ein.
Ihre Eltern verreisen erst am Aschermittwoch, deshalb kann die Party erst stattfinden, nachdem der Fasching vorbei ist.
Der Aschermittwoch begann gut. Ich wurde bei unserem jährlichen Skirennen am Wallberg Schulmeister. Alle 9 und 8-kässler von einem 7-klässler geschlagen. Mein stärkster Rivale war ein 6-klässler.
Auf der Party war ich der einzige nicht maskierte.
Die männlichen Besucher waren Studenten. Die weiblichen kamen überwiegend aus der Abiturklasse von Eva der Schwester von Fides.
Star des Abends war Udo, der Freund von Eva.
Udo hatte Medizin studiert und studierte jetzt Physik. Er hatte eine Assistenten Stelle an der Uni und fuhr einen MG. Er liebte es seinen Intellekt glänzen zu lassen und war gegenüber seinen Gesprächspartnern gnadenlos. Er versuchte sie regelrecht zu vernichten. Mit mir ist ihm das sehr gut gelungen.
Er hielt Hof am Familientisch. Es wurde über Literatur diskutiert. Als ich mich der Gruppe näherte verstand ich den Namen Musil. Ich hatte erst vor kurzer Zeit von Musil den Roman “Törless“ gelesen und ich setzte mich dazu und ergriff auch bald das Wort und brachte meiner Begeisterung für den “Törless“ zum Ausdruck.
Udo winkte ab, der Törless sei ganz nett aber uninteressant. Der „Mann ohne Eigenschaften“ sei das packende an Musil.
Ich hatte noch nie vom “Mann ohne Eigenschaften“ gehört und fragte lernbegierig, was das für ein Buch sei. Meine Frage wurde überhört und Udo erörterte weiter die Dreiecksbeziehung Agathe, Ulrich und Diotima im “Mann ohne Eigenschaften“.
Fides war eine sehr gefragte Tänzerin. Haupt Tänzer von Fides war ein gewisser Fabian. Spross einer persischen Intellektuellen Familie, die vor dem Schah fliehen musste.
Fides trug das gleiche Kostüm wie an dem Faschingsball an dem ich sie kennenlernte, aber keine Strumpfhose, sondern eine kurze und sehr enge Short.
Ihre Beine waren weiß und ohne Strumpfhose noch schöner und erotischer als ich sie in Erinnerung hatte. Die einzige Beleuchtung in dem Raum in dem getanzt wurde, waren glimmende Zigaretten. Es wurde sehr eng getanzt. Ich konnte nicht sehen, ob Fabian Fides küsste.
Als ich einmal als Tänzer an die Reihe kam drückte ich Fides in ein Eck und küsste sie. Sie ließ sich den Kuss gefallen, blieb aber passiv. Mir schien ihr Kuss schmeckte nach einem anderen Mund. Ich konnte unter dem Nachthemd deutlich ihren weichen Busen spüren.
Mittwoch war immer der Tag, an dem ich in München im Büro eines Freundes meiner Mutter übernachtete, da meine Schule am Mittwoch um 18:00 endete und am Donnerstag um 8:00 begann.
Die Adam Oberrealschule war im Krieg abgebrannt und wir teilten uns die Schulräume mit dem Maria Theresia Gymnasium.
Ich blieb nicht lange. Udo hatte meine mangelhaften literarischen Kenntnisse entlarvt. Fides lag in den Armen von Fabian. Ich schlich wie ein geprügelter Hund davon.
Auf dem Weg von der Innenstadt zu meinem Zimmer in Bogenhausen wurde mir klar, dass ich Fides liebe und dass ohne sie mein Leben verpfuscht war.
Ich rief sie also am nächsten Tag an und wir verabredeten uns für das Wochenende.
In den folgenden Wochen treffen wir uns an den Mittwochabenden, wenn ich in München übernachte. Wir essen zusammen eine Polnische mit viel Brot im Donisl und trinken manchmal einen Espresso im Café Cherie, das nur 100m von ihrer Wohnung entfernt ist.
Auf dem Rückweg schmusen wir meist im Schatten der leeren Stände am Viktualienmarkt.
Fides lässt meine leidenschaftlichen Küsse über sich ergehen, bleibt aber passiv.
Es wird Frühling und wir treffen uns jetzt auch an den Wochenenden zu langen Spaziergängen.
Auf einer Bank im Hofgarten zu vorgerückter Stunde, erlaubt sie mir, Ihren Busen zu berühren. Sie hat einen Walkjanker an. Ich schiebe meine Hand unter Ihren Janker und lege meine Hand auf die Stelle, an der sich unter der Bluse ihr Busen befindet. Ihr Busen fühlt sich großartig an. Er ist weich aber fest.
Wir besuchen zusammen mit meiner Schwester und meinem Schwager ein Konzert der Jazzsängerin Ella Fitzgerald. Fides ist sehr scheu und kommt zu spät und geht, ohne meine Schwester und meinen Schwager zu begrüßen. Ich bin von dem Konzert hingerissen. Fides bleibt kühl.
Ich konnte nicht verstehen, dass Fides dieses Konzert nicht berührt hat. Immer wieder brachte ich bei unseren Treffen das Gespräch auf dieses Konzert. Es blieb dabei. Fides mochte Ella nicht.
Читать дальше