1.3 Der erste Erfolgs-Check
Nicht von der Euphorie blenden lassen
Wenn angehende Existenzgründer eine möglicherweise interessante Geschäftsidee entdeckt haben, kennen sie meist kein Halten mehr. Verständlich, schließlich will man möglichst sofort in der Praxis testen, wie gut die Idee wirklich ist. Allerdings sollten Sie der Versuchung widerstehen, sich schon jetzt Gedanken um das Layout Ihres Online-Shops zu machen. Auf der Agenda steht vielmehr eine Wirtschaftlichkeitsprüfung ganz oben. Hat Ihre Geschäftsidee tatsächlich das Potenzial, Gewinn abzuwerfen? Und genügt dieser Gewinn, um Ihren Lebensunterhalt zu sichern? Lassen sich die Verkaufspreise, zu denen Sie anbieten wollen, am Markt durchsetzen? Und welche Kosten verursacht die Existenzgründung? Einmalig und fortlaufend? Diese Fragen müssen geklärt werden, bevor Sie sich in ein ansonsten unabsehbares Risiko stürzen.
Garantien, ob eine Geschäftsidee funktioniert oder nicht, gibt es nie. Durch die richtige Vorbereitung können Sie im Vorfeld aber zumindest schon einmal solche Ideen ausfiltern, die mit großer Sicherheit nicht funktionieren werden. Oder positiv ausgedrückt: Sie testen Ihre Geschäftsidee auf Herz und Nieren. Besteht sie diesen Test, sollten Sie Ihre Euphorie für die wichtigen kommenden Monate konservieren. Doch wie kann man denn nun realistisch einschätzen, ob das eigene Projekt nur eine Träumerei ist, oder tatsächlich das Zeug hat, für einen dauerhaften Erfolg zu sorgen? Ganz einfach: mit einem Business-Plan. Hierbei handelt es sich um eine nüchterne Vorstellung des Konzeptes, einer Analyse des Markts, eigenen Umsatzzielen, einer Kostenrechnung und einer Aufstellung des Finanzbedarfs. Die Erstellung eines Business-Plans ist der erste Zeitpunkt, an dem es hilfreich und empfehlenswert ist, sich von Profis zu beraten.
Wie ein Business-Plan auszusehen hat, wie dieser gegliedert sein sollte und was dort unbedingt mit herein gehört, zeigt ein PDF des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie sehr anschaulich. Sie finden die Übersicht auf der Seite www.existenzgruender.de/imperia/md/content/pdf/publikationen/uebersichten/businessplan/02_uebersicht.pdf. Bei der Erstellung des Plans sollten Sie sehr gewissenhaft vorgehen und auf keinen Fall Zahlen beschönigen. Der Leitfaden hilft Ihnen unter anderem dabei, keine Kosten zu vergessen, die man in der ersten Begeisterung viellicht ausgeklammert hat: Einrichtung des Shopsystems, Strom, Lagerung der Ware, Personal für das Bearbeiten von Bestellungen, den Versand, die Retourenkontrolle, das beantworten von Kundenanfragen. Diese Richtschnur hilft Ihnen dabei, zu ermitteln, welchen Umsatz Sie im laufenden Betrieb erwirtschaften müssen, um profitabel arbeiten zu können. Außerdem sehen Sie schwarz auf weiß, wie viel Startkapital Sie benötigen, um mit Ihrem Shop starten zu können.
Der erste Kontrolleur der Ergebnisse, die der Business-Plan zutage bringt, sind Sie selbst. Auch wenn das nüchterne Zahlenwerk sicherlich nicht zum Pioniergeist und der Aufbruchstimmung passt, die eine geplante Selbstständigkeit mitbringt, so hilft es doch, seinen eigenen Blick wieder für das Wesentliche zu schärfen: Es geht hier um Ihre berufliche und finanzielle Zukunft! Sind Sie immer noch davon überzeugt, dass Ihr Konzept tragfähig ist? Sollten Sie Zweifel bekommen, nehmen Sie diese unbedingt ernst, denn letztlich ist es ohne Frage besser, jetzt die Reißleine zu ziehen als anschließend in sein eigenes Verderben zu stürzen. Und wenn dieser Business-Plan aufdecken sollte, dass Ihr Projekt doch nicht funktioniert, bedeutet das noch lange nicht, dass auch Ihr Traum von der Selbstständigkeit gestorben ist – vielleicht liefert die nächste Idee schon ganz andere Unternehmenszahlen.
Ein Business-Plan wird unter anderem von Banken verlangt, wenn Sie für Ihr geschäftliches Vorhaben Fremdkapital benötigen. Doch selbst falls dies nicht der Fall sein sollte, empfiehlt es sich, seinen Plan einmal von Experten gegenchecken zu lassen. Eine Anlaufstelle dafür ist die örtliche IHK-Niederlassung. Die dortigen Mitarbeiter können nach einer Prüfung einschätzen, ob Sie möglicherweise wichtige Angaben vergessen haben und ob Ihre Zahlen realistisch und umsetzbar erscheinen. Sie können sich von IHK-Experten auch bei der Erstellung Ihres Plans helfen lassen, Existenzgründer-Schulungen und ähnliches besuchen. Die Gebühren hierfür sind auf jeden Fall gut investiert, denn auch wenn ein geprüfter Business-Plan keine Erfolgsgarantie ist, so können Sie doch sicher gehen, dass Ihre Chancen nicht ganz so schlecht stehen! Außerdem profitieren Sie von jedem Expertentipp, jeder Schulung und jedem Hinweis darauf, worauf Existenzgründer achten sollten.
Kapitel 2: Vorbereitungen und erste Schritte
Die Geschäftsidee ist gefunden, die Zahlen des Business-Plans sind verheißungsvoll. Jetzt kann es bald endlich losgehen. Doch bevor Sie Ihren neuen Shop anlegen und die ersten Produkte einpflegen, ist noch etwas Vorarbeit nötig. Wir zeigen Ihnen, welche!
2.1 Die Domain-Wahl
Top-Level-Domains
Eine der wichtigsten Entscheidungen bei der Gründung Ihres neuen Shops ist die Domainwahl – also die Internetadresse Ihres Shops. Ebenso wie im klassischen Einzelhandel macht es einen erheblichen Unterschied, ob Sie in einer 1A-Lage mit hoher Besucherfrequenz verkaufen, oder in einer ruhigen Seitenstraße, auf die sich kaum einer verirrt, der Sie nicht gezielt sucht. Bei Ihrer Suche nach einer passenden Adresse müssen Sie zunächst eine Grundsatzentscheidung treffen. Wollen Sie unbedingt eine „DE-Domain“? Hier sind inzwischen kaum noch attraktive, leicht zu merkende Adressen zu finden. Wollen Sie eine DE-Domain, werden Sie entweder einen Fantasienamen für Ihren Shop kreieren, sich kreativ in Namensschöpfungen zeigen, oder aber mit einem vergleichsweise langen Shopnamen leben müssen. Nehmen wir als Beispiel, dass Sie einen Shop für ausgefallene Geschenkideen gründen möchten. www.geschenke.deist natürlich genauso belegt wie www.originelle-geschenke.de, www.geschenkeladen.deund viele andere potenzielle Namen.
Warum .com & Co. nicht empfehlenswert sind
Bei so viel Getümmel im DE-Internet könnte man natürlich schnell auf die Idee kommen, zu einer anderen Top-Level-Domain auszuweichen. Schließlich sind Endungen wie .com oder .net bei den meisten Internetnutzern alles andere als unbekannt und ebenso vertrauenswürdig wie das gewohnte .de. Schaut man sich die erfolgreichsten deutschen Webseller an, findet man jedoch keinen einzigen, der keine .de – Shopseite führt. Und das ist kein Zufall. In Deutschland denken sich viele Internetnutzer das .de bei Internetadressen, die Sie genannt bekommen, oder von denen Sie einmal gehört haben, automatisch dazu. „Kennst du schon diesen neuen Geschenke-Shop im Internet? Der heißt irgendetwas mit Geschenkeladen.“ Eine Vielzahl der Nutzer würde daraufhin im Internet automatisch die Adresse mit einem .de am Schluss eingeben.
Marketing, das zum falschen Ziel führt
Könnte man als Shopbetreiber diese Probleme bei der Mundpropaganda vielleicht noch verschmerzen, würden sich weitaus gravierende Folgen erst im Laufe der Zeit zeigen. Nehmen wir einmal an, Sie haben sich für den Shopnamen www.tolle-geschenke.netentschieden. Früher oder später werden Sie versuchen, durch Marketing-Aktionen neue Kunden zu Ihnen zu locken – beispielsweise durch Bannerwerbung, Texte in PR-Portalen oder ähnlichem. Doch selbst wenn es Ihnen gelingt, Ihren Shopnamen dadurch bekannter zu machen, werden Sie immer einen Streuverlust einplanen müssen: nämlich diejenigen, die sich nur www.tolle-geschenkegemerkt haben und diese Endung automatisch ansetzen. Gibt es unter dieser Adresse dann tatsächlich auch einen Shop, freut sich dieser über permanente kostenlose Werbung – die von Ihnen bezahlt wird!
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