Dana Krösche
Mein Freund der Junkie
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Inhaltsverzeichnis
Titel Dana Krösche Mein Freund der Junkie Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Impressum neobooks
Vorwort
Er war mein Freund gewesen. Er ist für immer mein Freund. Für alle anderen war er nicht mehr als ein Mensch, der sein Leben nicht verdient hatte. Nicht mehr als jemand, den es nicht hätte geben sollen. Nicht mehr als jemand, wegen dem ich zu oft geweint hatte. Nicht mehr, als ein weiterer, unleserlich geschriebener Name auf der Liste der Drogentoten. Man hört öfters Dinge wie Junkies haben keine Freunde, nur Connections. Oder Man kann nicht mit einem Junkie befreundet sein, ohne selbst Drogen zu nehmen. Und doch, es geht. Das hier ist eigentlich bloß eine weitere zerbrochene Liebesgeschichte. Es gibt schon so viele davon. Das kommt daher, dass die, die glücklich sind, sich nicht die Zeit nehmen, ihr Glück aufzuschreiben. Warum auch? Man muss nicht versuchen, glückliche Momente im Schreiben zu verarbeiten. Wer glücklich ist, ist froh, sich an jedes schöne Detail erinnern zu können. Wer glücklich ist, muss nichts verdrängen oder es in einem Buch verarbeiten, es später ins Regal stellen und verstauben lassen.
Wie gesagt, es ist bloß ein Versuch, irgendwie damit fertig zu werden.
Alles begann vor circa zwei Jahren an meinem ersten Abend in der Disco. Ich hatte meine Eltern schon ziemlich lange vorher überreden müssen, um hingehen zu dürfen. Ich war gerade sechzehn geworden.
Mein Geburtstag war für sie wie jeder andere gewesen. Unnötige Geschenke, nachmittags Kaffee und Kuchen mit Oma und Opa und das Wochenende darauf eine Übernachtungsfeier mit einigen Freunden, bei der ich meine ersten offiziellen Biere trank. Ich bin nicht der Typ, der sich betrinken muss, um Spaß zu haben. Vielleicht hatte ich bei dieser Party ein bisschen mehr getrunken, um meinen Eltern eins auszuwischen, da es nun gesetzlich erlaubt war.
Jimmy, den ich zu meiner Party eingeladen hatte, feierte seinen Siebzehnten in einem Club und lud mich nun ein, wahrscheinlich mehr als eine Art Gegenleistung. Er konnte gut Gitarre spielen, deswegen war er bei mir dabei gewesen. Wirklich viel hatte ich mit ihm ansonsten nicht zu tun. Aber letztendlich war es für mich mal die Gelegenheit, kostenlos und mit fester Begründung in einen Club zu kommen.
Ich kannte keinen der Leute, die noch mit ihm zusammen da waren. Ich unterhielt mich gelegentlich mal hier und dort, doch die meiste Zeit saß ich an der Theke und schaute den anderen beim Tanzen zu. Ich bin nicht so, dass ich mich besonders toll fühle, wie viele Mädchen in meinem Alter, wenn ihnen beim Tanzen ihr Shirt bis zum Hals hochrutscht und kein Junge mehr den Blick abwenden kann. Ich sehe gut aus, bin aber eher unauffällig. Die anwesenden Jungs waren also mit anderen Dingen beschäftigt, als auf mich aufmerksam zu werden.
Die Musik gefiel mir, und die Leute steckten mich mit ihrer Partylaune an. Ich war gut drauf. Jedoch kann mich niemand so leicht zu irgendwelchen Sachen überreden. Bevor ich bei etwas mitmache, gucke ich es mir erst einmal ganz genau an. Und meinen Eltern hatte ich sowieso versprochen, um elf oder bis halb zwölf spätestens zuhause zu sein. Würde ich dies nicht, würden sie innerhalb kürzester Zeit alle umliegenden Polizeistationen mit der Suche nach mir beauftragen.
Im Laufe des Abends ergab es sich, dass ich meinen festen Platz an der Bar verließ: Ich musste ich auf die Toilette.
Dort sah ich ihn zum ersten Mal. Er lehnte lässig am Türrahmen. Seine Haare waren blond und halblang. Er hob den Kopf, als ich auf ihn zukam. Unsere Blicke kreuzten sich.
Ich weiß nicht, ob es Liebe auf den ersten Blick war.
Ich weiß nicht, ob sich meine Liebe auf den ersten Blick entwickelte.
Aber ich weiß mit Sicherheit: Er war für mich von Anfang an nicht nur irgendein Junge. Er war mehr als das.
„Hey!“, sagte er in einem Ton, der mir so vertraut erschien, dass ich dachte, ich würde ihn bereits von früher kennen, hätte ihn nur schon ewig lange nicht mehr gesehen.. „H-Hallo.“, meinte ich total erstaunt über seine Begrüßung. „Du möchtest auf die Toilette?“ Ich grinste: „Ja.“ „Okay dann geh, ich warte auf dich.“ Er lächelte.
In diesem Moment wollte ich alles andere als den Blick von ihm abwenden, doch wie paralysiert und in Zeitlupe schritt ich weiter zur Damentoilette. Natürlich checkte ich mein Aussehen, bevor ich diese wieder verließ. Alles passte. Alles saß. Perfekt.
Als ich wieder herauskam, stand er tatsächlich noch da und lächelte mich wieder an. „Ich bin Sam.“ Er reichte mir die Hand. „Ich bin Marleen.“ „Wollen wir uns ein bisschen unterhalten?“, fragte er einladend. „Okay gerne, aber bitte nicht hier.“ Sam lachte. Es war ein schönes Lachen. Ein leichtes, befreites Lachen. „Dann gehen wir dahin, wo du hin möchtest.“ Ich holte tief Luft, ich hatte das Bedürfnis, vor die Tür zu gehen. Sam folgte mir. Die Frische einer lauen Hochsommernacht umhüllte uns. Es war Mitte August und sternenklar. „Stört es dich, wenn ich Eine rauche?“, erkundigte er sich vorsichtig. „Nein“, erwiderte ich. Er zündete sich eine Zigarette an. „Du bist alleine hier?“ „Nein, aber ich kenne die Leute, mit denen ich hier bin, nicht so gut.“ „Aha.“ Er blies den Rauch aus. „Und du?“, fragte ich, meinerseits interessiert. „Ich bin hier, um dich kennenzulernen.“
Es sollte bestimmt nur ein Flirt sein, doch es klang so, als sei das genau der Grund. „Oh gut. Lernen wir uns kennen!“, flirtete ich zurück. „Hey! Ich bin Sam.“ Er reichte mir erneut die Hand. „Ich bin Marleen!“ „Ich weiß.“ Sam schmunzelte. „Wahnsinn! Woher nur?“, ich grinste frech. Er lachte wieder wie zuvor. „Wie alt bist du?“, fragte er. „Rate mal.“ Er musterte mich. „Hm. Siebzehn oder achtzehn." „Nein.“ Zu alt. „Neunzehn?!", schätzte er ungläubig. „Sechzehn, gerade geworden", gestand ich. „Echt?" Er klang erstaunt. „Ja", antwortete ich stolz. „Du bist hübsch." Zum Glück war es relativ dunkel, so konnte ich ohne Bedenken rot werden. „Danke", entgegnete ich. „Jetzt du", forderte Sam. „Einundzwanzig“, rutschte es mir heraus. „Richtig!" „Oh wow! Das war ohne Überlegung!", ein bisschen verwunderte mich das. „Gut, gut aber einen Preis kann ich dir gerade leider nicht geben", meinte Sam, während er seine Zigarette am Boden austrat. Wir blieben noch eine Weile vor dem Club stehen. Er lehnte sich an die Wand neben der Eingangstür und sah mich einfach nur an.
Er war mir fremd, ich kannte nicht einmal seinen ganzen Namen. Dennoch war etwas an ihm, was mich völlig faszinierte. Innerlich verspürte ich den Wunsch, mich von ihm in den Arm nehmen zu lassen und mit geschlossenen Augen diesen Moment einfach zu genießen.
Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu verscheuchen, so etwas Naives! Wir standen lange einfach nur da und sahen uns gegenseitig an. Nach einer Weile brach er das Schweigen: „Wann musst du zuhause sein?" „Gegen elf." Er warf einen Blick auf seine Uhr. „Wohnst du weit weg von hier?" „Halbe Stunde zu Fuß." Ich antwortete fast ohne nachzudenken. „Dann solltest du dich langsam bereit machen, wir haben viertel nach zehn." Ich war überrascht. Wo war die Zeit? Wie lange hatten wir schweigend dagestanden?
„Okay, ich verabschiede mich dann mal von Jimmy", sagte ich. „Ich warte hier auf dich“, versprach Sam.
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